Snapshots Blog - von Sascha Josuweit

Casual Food

Von Sascha Josuweit
24.03.2014. Aleatorisch Bildmaterial, Netznews und Gossip verarbeitend erkundet unser Autor die Möglichkeiten eines Parallelfeuilletons
Einst war Sushi eine Konservierungsmethode für Rohfisch. Heute werden jährlich 55.000 Tonnen Blauflossen-Thunfisch zu Reishäppchen verarbeitet, Nachfrage steigend. Seit den 50er Jahren schrumpfte der Bestand um 90 Prozent. 2012 brachte ein einziger Fisch 700.000 Dollar.

Im Januar eröffneten neue Dependancen der japanischen Restaurantkette Watami in Schanghai, Hongkong, Shenzhen, Singapur und auf den Philippinen. Ihrem Ziel, die meisten Dankesbezeugungen auf dem Planeten einzuheimsen, kommt die 1984 von Miki Watanabe gegründete Watami Group mit ihrer aggressiven Expansionspolitik wieder ein gutes Stück näher. Möglicherweise aber auch nicht. Ein anderer Claim des Unternehmens lautet: »Arbeiten bis zum Umfallen«. 60 Wochenarbeitsstunden zuzüglich 140 Überstunden im Monat waren der 26-jährigen Servicemitarbeiterin Mina Mori zu viel. Ihr Selbstmord gilt als »Karoshi«, Tod durch Überarbeiten, seit Ende der 80er Jahre in Japan ein bekanntes Phänomen. Jährlich veröffentlicht das dortige Arbeitsministerium Karoshi-Statistiken. Der Buchmarkt reagierte mit Wataru Tsurumis »The Complete Manual of Suicide«. Das Buch beschreibt und analysiert verschiedene Selbstmordarten, von der Vergiftung bis zur Selbstverbrennung. Bedenkenswerte Faktoren, Vorbereitung, Schmerz oder Zustand der Leiche (wichtig für Angehörige), werden mit einem Punktesystem von 1-5 Totenköpfen bewertet. Mit philosophischen Überlegungen hält sich der Autor nicht auf. Seine Frage »Wozu leben?« ist eher rhetorisch gemeint. Das Buch verkaufte sich über eine Million Mal und inspirierte eine Reihe weiterer Titel, etwa »The Peaceful Pill Handbook«. Häufig fand man es gleich neben der Leiche.