David Brooks

Die Bobos

Der Lebensstil der neuen Elite
Cover: Die Bobos
Ullstein Verlag, München 2001
ISBN 9783550071508
Gebunden, 295 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Martin Baltes. "Bobos", das ist der Name, den David Brooks der neuen Elite des Informationszeitalters gegeben hat. Der Lebensstil der Bobos führt zusammen, was bisher als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg und eine nonkonformistische Haltung, das Denken der Hippies und der unternehmerische Geist der Yuppies. Der "bourgeoise Bohemien" ist ein neuer Typus, der idealistisch lebt, einen sanften Materialismus pflegt, korrekt und kreativ zugleich ist und unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben zunehmend prägt. Brooks zeichnet ein Bild von der Macht und den Marotten der neuen Oberschicht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2001

Sieglinde Geisel setzt sich kritisch mit der letztjährigen Ullstein-Neuerscheinung aus dem Amerikanischen über den neuesten Identity-Trend der USA auseinander. Die Bobos und ihr Lebensstil - was ist das? Ein Bobo ist ein "Bourgeois Bohemian" und bezeichnet diejenigen, die in den rebellischen Sechzigern aufwuchsen und in den Neunzigern zu Geld und Macht kamen. Anders als ihre Vorfahren beziehen sie sich gerne auf europäische Kultur, und alles, was sie tun, ist vernünftig und zielorientiert, sogar in den Ferien, in der Sexualität und auf Parties, informiert Geisel. Ihrer Ansicht nach sei deren Vorbild in der westdeutschen Toskana-Fraktion zu suchen. Die Lektüre sei "kein reines Vergnügen", der Autor übe lediglich eine "Zweitverwertung diverser Essays und Reportagen" anstatt sie zu bearbeiten, und die "Übersetzung von Martin Baltes trübt den Lesegenuss der Rezensentin zusätzlich durch Kraftmeiereien, denn hier habe wieder einmal jemand versucht, den amerikanischen Sprachwitz im Deutschen nachzuahmen." Immerhin habe das Buch "infantilen Charme".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.06.2001

Das Bild, das David Brooks, leitender Redakteur beim "Weekly Standard" in Washington, von der neuen Elite in den USA, den Bobos, zeichnet, erscheint Morten Kansteiner reichlich "rosig". Der Autor hat gut reden, denn auch er gehört zu jenen Neuaufsteigern, die ein Jahreseinkommen jenseits der hundertausend Dollar auf ihrem Bankkonto verzeichnen können, berichtet der Rezensent. Der hält sich zwar mit einem eindeutigen Verriss der Abhandlung zurück, doch seinem durchweg ironischen Grundton ist deutlich anzumerken, dass er Brooks Selbstdarstellung nicht allzuviel abgewinnen kann. Und mehr werde dem Leser hier nicht geboten. Glaubt man Brooks, dann sind die Bobos schon eine echt tolle Truppe, die sich reflektiert mit politischer und sozialer Ungleichheit, Umweltschutz und Rassismus auseinandersetzt, dabei schön harmlos und stets sympathisch bleibt und Chancengleichheit für alle propagiert. Das kann man nur so sehen, denkt der Rezensent, wenn man es so sehen will. Denn die Realität hat für Kansteiner mit diesem "Lifestyle-Report" wenig gemein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2001

Was heute so alles als Generation durchgeht, wundert sich die Rezensentin Wiebke Hüster anfangs. Die von David Brooks nun entdeckten oder erfundenen "Bobos" (bourgeoise Bohemiens) reichen nämlich von der Altersgruppe der Fünfundzwanzigjährigen bis zu den Fünfundfünfzigjährigen. Sie zeichnen sich, laut Brooks, aus durch ein gewisses athletisches Verhältnis zu Konsum und Hedonismus, durch Individualisierung mit Hilfe kompliziert zu kalkulierender Kaufentscheidungen. Als Richtschnur, so eine der - nach Meinung der Rezensentin "vielen klugen" - Beobachtungen des Autors, ist die Mode ausgefallen: sie gibt keine einheitlich verbindlichen Anweisungen mehr, umso länger muss man nach den Dingen suchen, die wirklich "cool" sind. Ansonsten findet Wiebke Hüster das Buch "unterhaltsam geschrieben", gegen seine Befunde meldet sie keinen Widerspruch an.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.04.2001

Mit dem, wie Tobias Dürr weiß, in Deutschland am Boden liegenden Genre der populären Gesellschaftsdiagnostik scheint der US-amerikanische Autor keine Schwierigkeiten zu haben. Das "muntere" Buch über die "bourgeoisen Bohemiens", in dem der Autor zeigt, wie unter den Bedingungen des Informationszeitalters aus den Aufrührern von einst genießerische Materialisten geworden sind, erklärt Dürr, ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie aufgeweckt sich über gesellschaftliche Trends schreiben lässt. Dumm nur, dass Gesellschaftsdiagnose eine so verderbliche Ware ist, meint Dürr. Inzwischen nämlich haben Rezession und Dotcom-Krise dem Bobotum schon wieder die Grundlagen entzogen, und diese Momentaufnahme der selbstzufriedenen amerikanischen Oberschicht (und nicht der deutschen, das betont der Rezensent) ist bereits ein, wenngleich "hellsichtiger", Blick zurück.