Gerd Unverfehrt

Wein statt Wasser

Essen und Trinken bei Jheronymus Bosch
Cover: Wein statt Wasser
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783525470077
Kartoniert, 138 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Mit 25 zum Teil farbigen Abbildungen. Jheronimus Bosch (um 1450-1516) gilt weithin als einzelgängerischer Phantast und malender Verkünder geheimer Lehren, jedenfalls als stilistischer und ikonografischer "Sonderfall" der Kunstgeschichte. Dieses Buch zeichnet ein anderes Bild des großen Künstlers. Als Maler war er ein präziser Beobachter und Schilderer der ihn umgebenden Welt. Vieles, was fremd oder gar dämonisch anmutet - wie etwa ein feuerspuckender Schwan - war Teil seiner Lebenswirklichkeit. Als Bürger gehörte er finanziell und gesellschaftlich zur Oberschicht seiner Stadt 's-Hertogenbosch, und als Mensch war er keineswegs so genügsam, wie seine steten Mahnungen vor Unmäßigkeit erwarten lassen. Am Beispiel des Themas "Essen und Trinken" in Gemälden und Zeichnungen Boschs sowie in den Urkunden, die es zu seinem Leben gibt, wird hier eine neue Sicht auf Biografie und Werk vorgestellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.11.2003

Dieses Buch des Göttinger Kunsthistorikers Gerd Unverfehrt über das Essen und Trinken in den Bildern Hieronymus Boschs hat Arne Karsten ausnehmend gut gefallen. Der Autor bemüht sich, von den "luftigen Höhen selbstverliebter Spekulationen" auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen, bemerkt der Rezensent, der das Ergebnis dieses Unterfangen als sehr erhellend und äußerst fruchtbar beurteilt. Unverfehrt vergleicht die Bildinhalte Boschs mit den zeitgeschichtlichen Verhältnissen in den Niederlanden und geht dabei interdisziplinär vor, informiert Karsten. Indem er die gemalten Gegenstände und Ereignisse identifiziere, könne er so manche Interpretation der Vergangenheit als irrig aufdecken, so der Rezensent begeistert. Als Beispiel nennt er den gebratenen Schwan, der bei Boschs "Hochzeit zu Kana" auf dem Tisch der Festgesellschaft steht. Hier kann der Autor nicht zuletzt mit im Anhang abgedruckten Rezepten nachweisen, dass Schwäne ein seltener und exklusiver Genuss für den Adel war und damit "spekulativ-spiritistische Interpretationen" widerlegen, lobt Karsten. Dabei strahlt das Buch zudem "gute Laune und Lust an der Erkenntnis" aus, freut sich der Rezensent, der sich wünscht, dass möglichst viele Leser sich auf die "spannende Entdeckungsreise" der Werke dieses vermeintlich wohlbekannten Malers machen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.06.2003

Schon über tausend Arbeiten sind zum rätselhaften Werk von Hieronymus Bosch erschienen, viele davon verlieren sich in absurden Deutungen, konstatiert Rezensent Gerhard Neumann zu Beginn seiner Rezension, um sich zu freuen, dass Gerd Unverfehrt hier einen Mittelweg zwischen historischer Detailrecherche und kunsthistorischer Ikonografie gefunden hat. Neumann findet, dass sich Unverfehrts Analyse des Gemäldes "Hochzeit zu Kana" beinahe so spannend liest wie ein Krimi. Das Gemälde, das Hieronymus Bosch für die Liebfrauenbruderschaft anfertigte, zeigt ein Festmahl mit Schwanenbraten eben dieser Bruderschaft. So ergibt sich eine spannungsreiche Verschränkung von Eucharistie und Lebenswelt. Neumann bewundert die Genauigkeit, mit der Unverfehrt dieses Spannungsfeld herausarbeitet, indem er einerseits die Speisegewohnheiten jener Bruderschaft rekonstruiert und andererseits die christliche Ikonografie erläutert. So eröffne er einen "neuen Zugang zu dieser uns verschlossenen Lebens- und Kunstwelt".