Serhij Zhadan

Hymne der demokratischen Jugend

Erzählungen
Cover: Hymne der demokratischen Jugend
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518421185
Gebunden, 185 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr. San Sanytsch, ein Ringkämpfer mit Abitur, schließt sich den "Boxern für Gerechtigkeit und soziale Adaption" an, die als Wachschutzbrigade die Märkte beim Traktorenwerk kontrollieren. Nachdem er beim Testen einer kugelsicheren Weste fast umgekommen wäre, tut er sich mit Goga zusammen, einem früheren Klassenkameraden, der aus dem Tschetschenienkrieg zurückgekehrt ist und vom eigenen Club träumt. In einem heruntergekommenen Sandwichladen namens "Butterbrot-Bar" eröffnen die beiden den ersten Schwulenklub der Stadt. Seit einigen Jahren wimmelt es in der ostukrainischen Metropole Charkiw von Leuten mit ausgefallenen Geschäftsideen und dem Gespür für Marktlücken.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.02.2010

Selten sei vom "Sinnlosen und Entsetzlichen" so heiter und enthusiastisch erzählt worden, wie in den sechs Geschichten dieses Erzählbandes, schreibt Iris Radisch über die Erzählungen des ukrainischen Autors. Ihren Informationen zufolge handelt es sich um Geschichten aus der Geschäftsmodellwelt der "Ich-Anarchie", die in einem entsprechenden postkommunistischen "Klima der Korruption", der Deregulierung und der "Männereinsamkeit" angesiedelt sind. Doch ist das ganze Buch dem Eindruck der Kritikerin zufolge von einer "zuversichtlichen Traurigkeit" geprägt, die sie an Daniil Charms oder gar an Gogol erinnert. Radisch lacht bei der einen Geschichte Tränen, während sie bei der nächsten über ein "kongeniales Sinnbild für die Ziellosigkeit jedes entfesselten Wirtschaftens" staunt. Das Prinzip dieser Geschichten sei Drastik, die Handlungsführung mäandernd bis grotesk. Nur die deutsche Übersetzung fällt ihr manchmal negativ durch eine etwas "aufgesetzt" auf sie wirkenden Rüpelhaftigkeit auf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2009

Gauner, Projektmacher und andere Glückssucher geben sich die Ehre in diesem Buch. Ein Buch nicht bloß für Ostalgiker, findet Stefanie Peter. Obwohl: Die Kombination aus Komik, Tritt in die Magengrube und tiefer Melancholie in den hier versammelten sechs Episoden von Serhij Zhadan klingt in den Rezensentinnenohren schon arg nach dem Klischee des osteuropäischen Lebenskünstlers. Und was macht der Autor? Flieht nach vorn und treibt die Stereotypen lyrisch, rasant, bildprächtig auf die Spitze. Für Peter genug, um Zhadan und seine schlitzohrigen, verzweifelten Helden zu mögen. Und die Übersetzer gleich mit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2009

"Die kühnste Stimme der jungen ukrainischen Literaturszene" ruft Schriftstellerin Ilma Rakusa aus und setzt zu einer Lobrede auf Serhij Zhadan an. In ihrer Rezension bespricht sie gleich zwei Erzählbände, die jetzt beide auf Deutsch veröffentlicht wurden. Eines ist "Hymne der demokratischen Jugend", bei dem nicht nur die Übersetzung von Juri Durkot und Sabine Stöhr großartig geraten ist, wie Rakusa findet. Zhadan erzähle satirisch, verquer, im Wechsel zwischen Komik und Melancholie, und immer wieder demontiert er dabei höchst erfolgreich den "Problemkomplex" Ukraine. Die Geschichten über Drogenhändler, Organschmuggler und Autodiebstahl erinnern sie dabei mitunter an den russischen Literaten Wenedikt Jerofejew und seinen Trinkerroman "Moskau - Petuschki". Wer Zhadan liest, wird sich ihm schwerlich entziehen können, ist sich Rakusa sicher.