Dieter Pohl

Die Herrschaft der Wehrmacht

Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941-1944
Cover: Die Herrschaft der Wehrmacht
Oldenbourg Verlag, München 2008
ISBN 9783486580655
Gebunden, 399 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Habilitations-Schrift. Die Wehrmacht als Besatzungsmacht war im Osten Träger der nationalsozialistischen Gewaltpolitik, sie unterschied sich hierin kaum von der Zivilverwaltung. Seit dem Angriff auf die Sowjetunion war die Wehrmacht nicht allein mit dem Kampf gegen die Rote Armee beschäftigt, sondern verwaltete zugleich als Besatzungsmacht weite Teile des Landes. Dieter Pohl analysiert erstmals umfassend die Behandlung von Zivilisten und Kriegsgefangenen im rückwärtigen Operationsgebiet. Die gewalttätige Herrschaftspraxis der Wehrmacht, vor allem gegen Kriegsgefangene, Juden und andere verdächtige Zivilisten war bereits früh vorgezeichnet; sie wurde von den ersten Tagen des Feldzuges an autonom oder zusammen mit dem SS- und Polizeiapparat ausgeübt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.04.2009

Zur Gewaltherrschaft der deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion hat der Rezensent noch jede Menge Fragen. Dieter Pohls Studie zum Thema hält er für die bislang umfassendste. Fragen zu den Geschehnissen hinter der Frontlinie und zum Genozid an den sowjetischen Juden sieht David Motadel hier eingehend diskutiert. Dass Pohl auch ideengeschichtlich genauer hinschaut und die Wurzeln der nationalsozialistischen Gewaltpolitik im deutschen Kaiserreich freilegt, hält Motadel für einen weiteren Pluspunkt. Als faktenreiche, quellengesättigte und die bisherige Forschung synthetisierende Arbeit erscheint ihm der Band als "außerordentlich wichtig".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.11.2008

Mit viel Lob und Respekt bespricht Christian Streit diese "umfassende Geschichte" "der brutalsten militärischen Besatzungsherrschaft, die die Geschichte bis dahin gekannt hatte", nämlich die Besetzung der westlichen UdSSR durch die deutsche Wehrmacht zwischen 1941 und 1944. Dabei präsentiere der Münchner Historiker, den Rezensent Streit als einen "der besten Kenner des Ostkriegs und des Genozids an den Juden" vorstellt, eine Menge neuer Fakten zum brutalen, verbrecherischen Vorgehen der Wehrmacht gegen Zivilisten, angebliche Partisanen und Kriegsgefangene, widerlege energisch in letzter Zeit geäußerte Thesen, die Wehrmachtsverbrechen seien Reaktionen auf Verbrechen des NKWD gewesen und weise nach, dass die Oberste Heeresleitung und ihre Generäle keineswegs nur "militärfachlich? ausgerichtet gewesen sei, sondern die Kriegsführung bewusst völkerrechtswidrig geplant habe. Streit zufolge stützt Dieter Pohl seine Recherche "auf eine äußerst gründliche Auswertung der inzwischen fast unüberschaubaren Literatur und von Akten aus deutschen Archiven und Archiven der ehemaligen UdSSR" und zwar bis hin zu so "entlegenen Beständen" wie denen der Reichskreditkasse, bei der die Kommandanten die Wertsachen der ermordeten Juden ablieferten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2008

FAZ-Rezensent Klaus-Jürgen Müller würdigt Dieter Pohls "herausragende" Studie als einen "Meilenstein" der Forschungen zur Rolle der Wehrmacht im Osten. Erstmals trage Pohls Studie auf der Basis neuer Quellen umfassende und differenzierte Ergebnisse über die Besatzungspolitik der Wehrmacht zusammen und mache sie so als einen "Träger der nationalsozialistischen Gewaltpolitik" aus. Der Vergleich der deutschen Besatzungspolitik mit Besatzungsregimen anderer Staaten eröffnet dem Rezensenten neue Betrachtungsweisen. Fassungslos ist Klaus-Jürgen Müller angesichts des Leides der sowjetischen Zivilbevölkerung: von der Zwangskollektivierung über die Gräuel der deutschen Besatzung bis zur Rückkehr des stalinistischen Terrors nach dem Krieg. Dank Pohls vielseitiger Betrachtung wird dem Rezensenten ein umfassendes Bild zivilen Leids vor Augen geführt.
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