Eduard Bernstein, Karl Kautsky

Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky

1895 - 1905
Cover: Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783593372389
Gebunden, 1159 Seiten, 129,00 EUR

Klappentext

Die fast 1000 Briefe und ein halbes Jahrhundert umfassende Korrespondenz zwischen Bernstein und Kautsky, den Erben und Nachfolgern von Marx und Engels, ist einer der wichtigsten Quellenbestände für die Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung, aber auch für die europäische Politik- und Sozialgeschichte. Der hier edierte Teil der Briefe erhellt bislang unbekannte Aspekte sozialdemokratischer Theoriebildung, einschließlich der Revisionismusdebatte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.09.2003

Sehr aufschlussreich findet Rezensent Hans-Martin Lohmann den nun in einer "vorzüglichen Edition" vorliegenden Briefwechsel Eduard Bernsteins mit Karl Kautsky, die vor hundert Jahren als theoretische Köpfe und intellektuelle Wortführer der deutschen Sozialdemokratie galten. Lohmann sieht hier einen Konflikt personifiziert, der um die Jahrhundertwende oft mit großer Erbitterung ausgetragen wurde, den Gegensatz von Reform und Revolution, von Sozialdemokratie und Kommunismus: Während Kautsky die "reine Lehre" von Marx propagierte, brach Bernstein mit der Vorstellung einer gewaltsamen Revolution und eines sozialistischen Endziels der Geschichte, um stattdessen auf soziale Reformpolitik zu setzten. Insgesamt birgt die Korrespondenz von Bernstein und Kautsky nach Einschätzung Lohmanns nicht nur ein "unerschöpfliches Reservoir" für das Verständnis der europäischen Arbeiterbewegung, sie dokumentiert auch die "prekäre und zweideutige Rolle" von marxistischen Intellektuellen zwischen Parteidisziplin und Denkfreiheit. Darüber hinaus schreibt Lohmann der Auseinandersetzung Bernsteins und Kautskys einen auch heute noch "paradigmatischen Charakter" zu, insofern er die Liberalität und die innerparteiliche Demokratie der Sozialdemokratie bezeugt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.08.2003

Nach außen hin, erinnert Rudolf Walther an den Geschichtsunterricht, ging es beim "Revisionismusstreit" innerhalb der Sozialdemokratie in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts um den Kampf Radikale gegen Revisionisten, Marxverbesserer und -verwässerer gegen die "Hüter der reinen Lehre". Oder auch: Kautsky gegen Bernstein. Der jetzt herausgegebene Briefwechsel der beiden Protagonisten zeige, dass es nicht ganz so war, sondern dass sich beide in ihren Ansichten sogar sehr nahe kamen, wenn es um das eigentliche Problem jener Zeit ging: die prekäre Situation der Sozialdemokraten im preußisch dominierten Obrigkeitsstaat. Beide, schreibt Walther, "sahen klar, dass eine Normalisierung, das heißt eine Parlamentarisierung und - damit einher gehend - ein Abbau des Obrigkeitsstaates, nur möglich wäre durch ein Bündnis zwischen Arbeiterbewegung, liberalem Bürgertum und kleinen Bauern". Das aber ging im "öffentlichen Handgemenge" unter, doch jetzt ist es nachlesbar, dank der "Pioniertat" des Herausgebers, der hervorragende Arbeit geleistet habe.