Adolph Freiherr Knigge

Adolph Freiherr Knigge: Werke in vier Bänden

Cover: Adolph Freiherr Knigge: Werke in vier Bänden
Wallstein Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783835304109
Gebunden, 1834 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Mit einem Essay von Sibylle Lewitscharoff. Adolph Freiherr Knigge (1752 - 1796) ist vor allem als Autor des Werkes "Über den Umgang mit Menschen" bekannt, das lange Zeit als Benimm-Fibel missverstanden wurde. Neben dieser berühmten praktischen Gesellschaftslehre verfasste er aber auch von Wieland und Sterne inspirierte Romane und publizierte zahlreiche Aufsätze und satirische Schriften, die ihn als einen der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärungsepoche ausweisen. Gruppiert um sein berühmtes Hauptwerk werden in diesen vier Bänden die wichtigsten Texte Knigges in einer sorgfältig kommentierten Edition dargeboten. In einem einleitenden Essay stellt Sibylle Lewitscharoff Leben und Werk des gewitzten und witzigen Aufklärers, dieses "tiefen Kenners der Menschen und Bestien" (Heinrich Heine), vor: "Knigge, diesem adligen Wolf, der gehüllt in die Wolle des bürgerlichen Schafs umherging, haben wir einiges zu danken. Bedingungslos läss sich eine wesentliche Forderung des Freiherrn propagieren: Freyheit im Denken, Forschen, Auslegen, Accomodieren!"

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2010

Es muss eigentlich nicht noch einmal gesagt werden, Alexander Kosenina sagt es sicherheitshalber doch: Nein, der Freiherr von Knigge (der sich als Anhänger der Französischen Revolution aus demokratischen Gründen das "von" später selber strich) war ganz und gar nicht der Anstandswauau und Regelvorschreiber, zu dem man ihn später machte. Vielmehr sind all seine Bücher, darunter auch das gerne entstellend gekürzte "Über den Umgang mit Menschen", vom Geist der Aufklärung inspirierte und also sehr aufgeschlossene Darstellungen des Sittlichen und Sozialen. Wie weit der Horizont Knigges war, kann man, freut sich der Rezensent, in dieser sehr schönen und dann auch noch sehr günstigen Ausgabe erfahren, die (allerdings nicht alle) Romane Knigges ebenso wie Texte zu diesem und jenem enthält. Eine dringende Kaufempfehlung an ein, wie Kosenina allerdings ausdrücklich schwant, eher kleines speziell interessiertes Publikum.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2010

Dass es sich bei Adolph Freiherr von Knigge nicht um einen kleinkarierten Benimmonkel handelt, sondern er unbedingt zur Aufklärung gehört, ist mittlerweile weithin bekannt, weiß Manfred Koch. Sein Hauptwerk "Über den Umgang mit Menschen" ist dann auch weit mehr als ein bloßer Manierenratgeber, so der Rezensent, nämlich ein Leitfaden zur Orientierung in einer Zeit im Umbruch, in der eine "neue Kultur der Geselligkeit" nötig wird, wie einer der Herausgeber, Michael Rüppel, erklärt. Koch betont den Humor und die Leichtigkeit, mit der Knigge seine Mitmenschen aufs Korn nahm, besonders plastisch die Saboteure des guten Umgangs: die "hirnlosen Müßiggänger" (der Fürstenhöfe wohlgemerkt), "marzipanene Stutzer", "schiefe Genies" oder "Plusmacher". Für ihn ist also schon dieser Band der sehr kurzweilig, doch auch Knigges Erzählungen und Romane sind in seinen Augen "beste Unterhaltungsliteratur", weshalb er sich wünscht, dass diese vierbändige Werkausgabe zu einer "Wiederentdeckung" des literarischen Knigge führt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.07.2010

Sehr ausführlich widmet sich Rezensent Burkhard Müller der vierbändigen Edition der Werke Adolph Freiherr Knigges. Nach dem "zärtlichen" Vorwort von Sibylle Lewitscharoff nimmt er sich sogleich Knigges, wie er findet, allzu selten gelesenes Hauptwerk "Ueber den Umgang mit Menschen" vor und wundert sich: Da steht ja gar nichts von Fischessen ohne Messer und andere Benimmregeln! Stattdessen findet Müller einen ganz und gar unmechanischen Taktratgeber vor, eine Begründung der Konvention aus einem neuen Geist gar. Dass dieser zwar aufklärerisch daherkommt, Knigge aber dennoch aller echten Leidenschaft Vorrang gegenüber der äußerlichen Sitte einräumt, scheint unseren Rezensenten zu freuen. Ebenso, dass Knigge keinen Klassenstandpunkt bezieht, wie es heißt, sondern sich um das ständische  Miteinander von Ärzten, Geistlichen, Offizieren, Pferdehändlern, Handwerkern und Betrunkenen (!) kümmert. Obwohl Müller Knigges Stil stets unterhaltsam findet, kann er uns die beiden in dieser Edition gleichfalls enthaltenen Romane nicht unbedingt empfehlen. Anders einen kurzen Text über den alliierten Feldzug gegen das revolutionäre Frankreich. Hier tritt ihm der Freiherr einmal als Meister der dialektischen Rede entgegen: Lesenswert!, findet Müller.
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