John A. Baker

Der Wanderfalke

Cover: Der Wanderfalke
Matthes und Seitz, Berlin 2014
ISBN 9783882213935
Gebunden, 218 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Judith Schalansky. Aus dem Englischen von Andreas Jandl und Frank Sievers. In den 1960 er Jahren war der Wanderfalke im Aussterben begriffen. In diesem Wissen beobachtete Baker über viele Jahre diese faszinierenden Vögel. Mit naturwissenschaftlicher Genauigkeit beschreibt er in seinem als Tagebuch angelegten Bericht das Leben eines Wanderfalkenpaares in Ostengland. Tag für Tag folgt er den beiden, beschreibt die Gewohnheiten und Ängste der Raubvögel mit einer beispiellosen Mischung aus Poesie und Präzision wie besessen davon, dem Geheimnis ihrer Anmut auf die Spur zu kommen. Dabei scheinen im Laufe der Beobachtung Mensch und Vogel zu verschmelzen. Baker wird nach und nach selbst zum falkengleichen Jäger, der die Zeichen in der Landschaft zu deuten weiß. Dieses Buch wurde 1967 erstmals veröffentlicht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.12.2014

Jürgen Brôcan freut sich über zwei Neuerscheinungen, mit denen der Verlag Matthes und Seitz dem Nature Writing zu größerer Präsenz verhilft. J.A. Bakers "Wanderfalken" nennt er einen Klassiker dieses Genres und beschreibt den Autor als einen typischen Vertreter des britischen "Birdings", das im Gegensatz zum amerikanischen "Birdwatching" offenbar eher eine Lebensweise als eine Technik meint. Hoch konzentriert, minuzös und empathisch sei Bakers Prosa, erklärt Brôcan, der das Werk ganz von der Bewunderung für den Wanderfalken getragen sieht, der "die perfekte Verbindung von zielendem Auge und greifender Klaue" darstelle.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2014

Wer ist dieser Autor, der dem Falken folgte, fragt Nico Bleutge. Viel weiß er nicht über den 1926 geborenen J.A. Baker. Was Baker hier in Form eines Journals über den Wanderfalken notiert, hat ihn jedenfalls in Bann gezogen. Der erstmals 1967 erschienene Text dokumentiert die Beobachtungen des Autors, seine Faszination für den Raubvogel. Bleutge staunt, wie der Autor den Leserblick lenkt und ihn die Perspektive des Vogels einnehmen lässt, bildstark und farbsensibel. Dahinter entdeckt der Rezensent die Vorstellung von einer elementaren Welt, vom Vogel als eines Unnahbaren. Treffend findet er die Übersetzung durch Andreas Jandl und Frank Sievers für Bakers poetische Sprache, der etwa ein paar Schnepfen am Ufer wie "kleine braune Mönche beim Angeln" aussehen lässt. Das ist nah am Kitsch, meint Bleutge, doch bleibt der Gesamteindruck bei ihm der eines intensiven Leseerlebnisses.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.07.2014

Ungeheuer am Leben erscheint Jan Küveler dieses Wanderfalkenbuch von J. A. Baker. Der auf Bakers Vogelbeobachtungstagebuch zurückgehende Text ist für den Rezensenten weniger ein Ornithologenbericht, denn ein Prosagedicht von Rilkescher Wucht kombiniert mit Proustscher Beobachtungsgabe. Selten findet der Rezensent Poesie und Präzision derart gut ausbalanciert, wie in Bakers Beschreibungen von Lachmöwen, Kiebitzen und natürlich den Wanderfalken. Fast eine ganze Spalte verwendet Küveler darauf, die "haarfeinen Pinselstriche" des Naturmalers, sein Vokabular für die Bewegung der Vögel wiederzugeben : "Schweben, driften, schaukeln …" Die tiefe Trauer des Autors über das Verschwinden der Vögel durch die Agrarchemie am Ende des Buches erfasst Klüveler dementsprechend stark.