Tom Segev

Jerusalem Ecke Berlin

Erinnerungen
Cover: Jerusalem Ecke Berlin
Siedler Verlag, München 2022
ISBN 9783827501523
Gebunden, 416 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Mit zahlreichen Abbildungen. Ein außergewöhnliches Leben zwischen Israel und Deutschland. Seine Eltern lernten sich am Bauhaus in Dessau kennen und flohen 1935 nach Palästina, in der verzweifelten Hoffnung, einst in die Heimat zurückzukehren. Tom Segev, 1945 in Jerusalem geboren, verlor den Vater im ersten arabisch-israelischen Krieg. Er und seine Mutter blieben daraufhin in Israel, doch sein deutsches Erbe sollte Segev nicht mehr loslassen. Seit nunmehr über 50 Jahren gehört der Publizist und Historiker zu den aufmerksamsten und klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte, seine Bücher, allen voran "Die siebte Million", machten ihn international bekannt. Streitbar und leidenschaftlich, mit Ironie und Wärme erzählt Tom Segev sein Leben, vom Karrierebeginn in Jerusalem bis zum Ende der DDR, von seinen Begegnungen mit Markus Wolf und Nelson Mandela, Fidel Castro, Mutter Teresa und Hannah Arendt, Willy Brandt und Günter Grass. Er beschreibt, wie er sich auf der Suche nach dem Verständnis der deutschen Identität auch mit den historischen Lasten Israels konfrontiert sah, und wie er sein Glück schließlich in Äthiopien fand.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.02.2023

Rezensent Jens Schneider empfiehlt die Erinnerungen des israelischen Historikers und Journalisten Tom Segev. Dass Segev mit seinen Bekanntschaften von Teddy Kollek bis Hannah Arendt nicht prahlt, sondern von ihnen ohne Eitelkeit berichtet, wenngleich eindringlich und farbig, findet Schneider bemerkenswert. Lehrreich scheint ihm der Umgang des Autors mit der eigenen Erinnerung, der gegenüber er stets Skepsis bewahrt, wie Schneider feststellt. Als "leidenschaftlicher Sucher und Erzähler" von Geschichten begegnet ihm Segev in diesem Buch und als mutiger Zweifler, der die Hoffnung nicht aufgibt, wenn er als junger Mann Deutschland bereist und unerschütterliche Nazis interviewt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.01.2023

Rezensent Otto Langels schätzt Tom Segevs Erinnerungen wegen ihrer Unterhaltsamkeit und ihrer selbstkritischen Haltung. Dass der Autor, Sohn einer Bauhaus-Fotografin und eines jüdischen Architekten, die eigene Geschichte kritisch prüft, genau wie die deutsche Nachkriegsgesellschaft und die israelischen Verhältnisse der jüngeren Vergangenheit, findet Langels bemerkenswert. Segevs nichts beschönigender Blick scheint ihm schließlich sowohl von Optimismus als auch von Skepsis geprägt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.01.2023

Rezensent Christian Meier schätzt die Werke des linksliberalen israelischen Historikers und Journalisten Tom Segev über die Geschichte Israels und Palästinas. Und auch wenn Segev nun sehr persönliche Erinnerungen vorlegt, empfiehlt Meier die Lektüre, obgleich mit kleinen Einschränkungen. Er folgt dem als Thomas Schwerin geborenen Autor zunächst in die dreißiger Jahre, als dessen Großeltern nach anfänglichem Zögern wie zuvor bereits Segevs Eltern nach Palästina auswanderten, erfährt von den Gefühlen der Fremdheit vor allem bei Segevs Mutter Ricarda, aber auch von Segevs eigenem "zwiespältigem" Verhältnis zum jüdischen Staat. Mit Interesse liest der Kritiker auch von Segevs Erinnerungen an die siebziger Jahre, als dieser als Deutschlandkorrespondent der Zeitung "Maariv" vor allem über das Verhältnis zwischen Deutschland, Israel, Nationalsozialismus und Judentum schrieb. Von Begegnungen unter anderem mit Hannah Arendt, David Ben-Gurion oder Helmut Schmidt liest Meier mit Interesse. Die "Unzuverlässigkeit" von Erinnerungen kann Segev dem Rezensenten gut vermitteln, allerdings hätte er sich trotzdem ein wenig mehr "Stringenz" gewünscht.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.11.2022

Rezensent Marko Martin bewundert die Herzenswärme und die uneitle Erzählhaltung des Autors Tom Segev. Segevs Erinnerungen, halb Familiengeschichte, halb politisches Memoir, zeigen ihm, dass der Autor sich nicht instrumentalisieren lässt und hier weder als Zyniker noch als Enttäuschter in Erscheinung tritt. Stattdessen erzählt er laut Martin detailreich, analytisch und mit Sinn für Komik vom Kennenlernen der Eltern am Bauhaus Dessau, von Treffen mit Ben Gurion, Castro, Arendt oder Mandela und vom Leben in einer israelisch-äthiopischen Familie. Der Autor erweist sich laut Rezensent nicht nur als guter Erzähler, sondern auch als skeptischer Historiker. Ein von Ruth Achlama hervorragend übersetzter Text, der Martin in seiner "unprätentiösen Intensität"  sogar an Amos Oz' berühmte "Geschichte von Liebe und Finsternis" erinnert.