Reiner Bernstein

Der verborgene Frieden

Politik und Religion im Nahen Osten
Cover: Der verborgene Frieden
Jüdische Verlagsanstalt, Berlin 2000
ISBN 9783934658080
Broschiert, 298 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Der Historiker Dr. Reiner Bernstein zeigt in seinem neuem Buch das grundlegende Dilemma der Osloer Verträge detailliert auf. Was sich aktuell in der Frage nach der politischen Zukunft Jerusalems zuspitzt, zeichnet sich seit langem auf allen Feldern ab: Die Gewichte des nationalen Konflikts zweier Völker verschieben sich auf den Kampf zweier Offenbarungsreligionen. Je länger politische Regelungen auf sich warten lassen, desto stärker melden sich die Doktrinen vom "Land Israel" und vom "Haus des Islam" zu Wort. Die internationale Gemeinschaft - allen voran die USA und die Europäische Union - schwankt in ihrer Reaktion auf den Paradigmenwechsel zwischen Ratlosigkeit und Pessimismus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.12.2000

Drei Bücher von verschiedener Qualität und mit verschiedener Herangehensweise an den israelisch-palästinensischen Konflikt und den ins Stocken gekommenen Friedensprozess bespricht Ludwig Watzal.
1) Reiner Bernstein: "Der verborgene Frieden. Politik und Religion im Nahen Osten" Die Besprechung des Buches von Bernstein, Leiter der Kölner Melanchthon-Akademie, erledigt Watzal ziemlich schnell. Es reicht, das Verhältnis von Text, zitierter Literatur und Anmerkungen zu erwähnen, um einen abschreckenden Effekt zu erzielen. In der Tat kann der Rezensent keinen roten Faden in der Anhäufung der zitierten Literatur erkennen, oft weiß er auch nicht, welche Meinung der Verfasser vertritt. Was für Watzal jedoch schwerer wiegt, ist die Nicht-Verwendung anderer Literatur, die dem Zionismus kritisch gegenüber steht. Wichtige Publikationen zum jüdischen Fundamentalismus habe Bernstein schlicht ignoriert. Dieser bewege sich ausschließlich "innerhalb der Konsensliteratur". Watzal verweist am Ende ausführlich auf ein Buch von Nur Masalha, der sich kritisch mit der kolonialistischen Seite des Zionismus und der Idee eines "Groß-Israel" auseinandergesetzt haben soll.
2. Guido Quetsch: "Auf dem Weg zur Nation. Die palästinensische Bewegung in den fünfziger und sechziger Jahren"
Für Watzal füllt Quetsch eine Lücke in der Forschung, indem er eine historische Untersuchung über die Entstehung der palästenensischen Nationalbewegung vorlegt. Eine Zäsur sehe der Verfasser im Jahr 1948, als der Weg frei wurde für eine nationale Bewegung, die sich nicht länger mehr "tribalen" Interessen angesehener palästinensischer Familien unterordnen wollte. Nach Watzal versucht Quetsch eine Ehrenrettung für den ersten Vorsitzenden der PLO, Ahmad Shuqaury, dem zu Unrecht das negative Image der Palästinenser zur Last gelegt werde. Inwiefern diese Ehrenrettung plausibel oder ehrenrührig ist, darüber lässt der Rezensent nichts verlauten.
3. Helmut Hubel/ Markus Kaim/ Oliver Lembcke: "Pax Americana im Nahen Osten"
Welche die Rolle die USA für die Friedensverhandlungen im Nahen Osten spielen, das ist nach Watzal die Frage dieses Buches, das verschiedene Aufsätze und Analysen zu regionalstaatlichen Problemen und innerpolitischen Faktoren in Bezug auf die USA zusammenbringt. Ein Kapitel widme sich folgerichtig, so Watzal, dem Einfluss der israelischen Lobby innerhalb der USA als bestimmendem Faktor der amerikanischen Friedensbemühungen. Schon auch deshalb dürfe man aber keine verallgemeinernden Schlüsse aus der von den USA dominierten Nahost-Konstellation ziehen, meint Watzal. Zustimmen mag er auch nicht der Ansicht von Helmut Hubel, mit Barak hätte sich ein "window of opportunity" in den Beziehungen zu den Palästinensern ergeben. Egal, ob Labour oder Likud, schreibt Watzal,in den vergangenen 52 Jahren habe sich die israelische Politik nicht grundlegend geändert.