Mike Davis

Eine Geschichte der Autobombe

Cover: Eine Geschichte der Autobombe
Assoziation A Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783935936583
Kartoniert, 227 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Klaus Viehmann. Mike Davis gibt einen Überblick über nahe­zu alle bis heute gezündeten Autobomben und stellt die Entwicklung dieser Waffentechnik in den jeweiligen historischen Kontext. Autobomben sind in der Berichterstattung über den Irak und Afghanistan zu täglichen Ereignissen geworden. Dass die Autobombe eine über 80-jährige Geschichte hat und von ganz unterschiedlichen Akteuren und in verschiedenen Kontexten auf fast allen Kontinenten eingesetzt wurde, ist wenig bekannt. Zwischen 1992 und 1998 verursachten 16 größere Autobomben in 13 Städten mehr als 1.000 Tote und 12.000 Verletzte. In London und Manhattan entstanden zudem Sachschäden in Milliardenhöhe, die eine Umstrukturierung des weltweiten Versicherungswesens zur Folge hatten.
Autobomben explodierten und explodieren von Bogota bis Mumbai -- Orte in 58 Ländern wurden bisher getroffen. Autobomben als "Open-Source"-Kriegsführung ergeben einen Global-Network-Terrorismus, der ohne eindeutige Befehlshierarchien auskommen kann. Die Protagonisten heutiger "Höllenmaschinen" sind nicht mehr auf die großen Medien angewiesen, sie stellen ihre Aktionen als Videoclips selbst ins Netz, wo sie global abgerufen werden können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.09.2007

Andrian Kreye ist ganz froh, dass der Autor hier einmal nicht in Richtung "ideologisierbare Hysterie" zielt und die apokalyptischen Visionen zugunsten eines Grundlagenwerks der Militärgeschichte im Zaum hält. Dass Nüchternheit und Detailversessenheit ("Bilddokumente, Statistiken und Fußnoten") überhand nehmen, muss Kreye allerdings nicht befürchten. Geleitet vom "Spannungsbogen eines Thrillers", bekommt er die Geschichte der Autobombe dennoch weitgehend objektiv präsentiert und im "Kontext der Moderne" analysiert.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.08.2007

Erhellend findet Rezensent Raul Zelik diese "Geschichte der Autobombe" von Mike Davis. Er begrüßt den Verzicht auf große politische Thesen, denn gerade die historisch nüchterne chronologische Darstellung der Erfolgsgeschichte der Autobombe scheint ihm einiges zur Klärung des momentan populären Begriffs der "asymmetrischen Kriegsführung" beizutragen. Er attestiert Davis, den Siegeszug dieser billigen, leicht zu bauenden und überaus wirksamen Waffe kenntnisreich zu schildern. Dabei wird für ihn deutlich, dass die Autobombe auch als Mittel staatlicher Sicherheitspolitik eine lange Geschichte hat. So seien die im Mai 1974 in Dublin detonierten Bomben unter Mitwirkung des britischen Geheimdienstes gebaut worden. Die jüngere Geschichte zeige, dass die Autobombe eine neue Form urbaner Kriegführung etabliere. Eine Stärke des Autors sieht Zelik darin, "bekannte Phänomene aus neuer Perspektive zu lesen". Das ist Davis seines Erachtens auch im vorliegenden Buch gelungen, in dem er den Terror nicht aus der Sicht der Akteure und mit Blick auf Ideologien erkläre, sondern ihn aus den eingesetzten Mitteln ableite.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.07.2007

Nur auf den ersten Blick erschien Rezensentin Ulrike Baureithel eine Geschichte der Autobombe etwas zynisch, auf den zweiten hat Mike Davis sie einmal mehr überzeugt. Mit Spannung hat sie diese Geschichte verfolgt, die ihren Anfang nahm, als der amerikanische Anarchist Mike Boda (Buda) 1920 eine Bombe auf einem Pferdekarren platzierte, um seine hingerichteten Kompagnons Sacco und Vanzetti zu rächen. Weiter geht es mit Fahrradbomben in Vietnam, Kunstdünger in den USA und schließlich zu den Bewegungen des europäischen Terrors, der IRA, Eta und FNLC. Aufschlussreich findet Baureithel auch, was Davis über die Verbindungen der CIA zum pakistanischen Bombernachwuchs recherchiert hat oder was er über die neuen Methoden des Dschihad zu berichten weiß. Kleiner Wehmutstropfen für die Rezensentin: die stellenweise reißerische Schreibe des Autors und das schnelle Lektorat für die deutsche Ausgabe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2007

Mike Davis' Geschichte der Autobombe - von ihren Anfängen in den 1920er Jahren, als sie noch eine Pferdekarrenbombe war, bis zu den Selbstmordanschlägen der jüngsten Zeit - hat Rezensent Timo Frasch offenbar interessiert gelesen. Das Buch zeige detailliert, dass eine Autobombe kostengünstig, leicht zu bauen und mit zum Teil verheerender Vernichtungskraft ausgestattet ist, so der Rezensent. Wenn auch einiges, was Davis zum Einsatz von Autobomben durch CIA, Mossad oder SAS schreibt, im Reich der Spekulationen verbleibt, so scheint es mittlerweile wohl nachgewiesen zu sein, dass einige der terroristischen Autobomber von heute aus den Trainingslagern des vom CIA unterstützten pakistanischen Geheimdienst stammen, so Frasch, der sich in seiner Kritik auf das Referat beschränkt.
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