Wilfried F. Schoeller

Ernst Litfaß

Der Reklamekönig
Cover: Ernst Litfaß
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783895610837
Gebunden, 223 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Er war ungemein vielseitig und alles in einem: Drucker, Schauspieler, Werbekolporteur, Erfinder, Poet, Impresario und Event-Manager. Ernst Litfaß, als Geschäftsmann in vielen Rollen erfolgreich, hat vor allem ein historisches Verdienst: Er war der deutsche Reklamekönig des 19. Jahrhunderts. Er hat die Anschlagsäulen für öffentliche Mitteilungen und Plakate eingeführt; er hat die Produkt- und Ereignisreklame erfunden. Vor genau 150 Jahren ließ er seine Litfaßsäulen erstmals aufstellen, und er hat dieses Straßenmöbel durchgesetzt. Er war in vielen Fächern ein leichthändiger Meister. Vor allem konnte er für sich selbst Reklame machen wie kein anderer. Der nationale Schwung der Befreiungskriege trieb ihn an die Seite der satirischen Spötter des Vormärz und 1848 auf die Barrikaden. Er brachte mit dem Berliner Krakeeler eine Zeitung heraus, die demokratischen Radau machen wollte. Als sie verboten wurde, empfahl er dem Polizeipräsidenten die Anschlagsäule als Instrument der Zensur und hatte damit Erfolg und ein Monopol. Als er 1874 starb, hatte er es zu Ansehen und Reichtum gebracht, aber seine Nachkommen verspielten alles.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.09.2005

Die Sicht werde eingeschränkt und sie seien zu marktschreierisch, hieß es vor 150 Jahren in Berlin, als die ersten Litfaßsäulen aufgestellt wurden. Zum Jubiläum nicht des Erfinders, sondern seiner Säulen hat Wilfried F. Schoellers eine 223 Seiten starke Biografie über Ernst Litfaß vorgelegt, erläutert Rezensent Ralf Berhorst und lobt sie zur Einstimmung schon mal als ein "kleines Meisterwerk". Auch sei Ernst Litfaß als umtriebiges Multitalent ein überaus lohnendes Objekt der Darstellung. Allerlei "Bizarrerien" könne Schoeller anzeigen, nachdem erst einmal geklärt sei, dass Litfaß seine Säulen nicht erfunden, vielmehr nach Vorbildern in London und Paris abgekupfert habe. Realität auch in Berlin sind sie aber erst geworden, so Berhorst, weil die wirtschaftlichen Interessen des Druckereibesitzers Litfaß mit dem staatlichen Kontrollbedürfnis gegen wildes Plakatieren nach der 1848er Revolution eine strategische Partnerschaft eingingen. Litfaß sei beispielsweise auch deshalb eine so interessante Figur, gibt der Rezensent zu bedenken, weil er kurz zuvor noch der wichtigste Drucker von Revolutionsschriften gewesen sei. Darüber hinaus aber auch, in jungen Jahren, Schauspieler an der Seite von "ästhetischen Damen", und später "Dichter, Impressario und Eventregisseur". Von diesen und weiteren einfallsreichen Betätigungen des Ernst Litfaß erzähle Schoellers Biografie mit "viel Sprachwitz" und stets "ironischer Sympathie" für den Helden.
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