Slavenka Drakulic

Leben spenden

Was Menschen bewegt, Gutes zu tun
Cover: Leben spenden
Zsolnay Verlag, Wien 2008
ISBN 9783552054394
Gebunden, 221 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hainer Kober. Im September 2004 musste sich Slavenka Drakulic in den USA einer Nierentransplantation unterziehen. Es war nicht ihre erste. Das Besondere daran: Die Niere stammte nicht von einem verstorbenen oder verwandten, sondern von einem freiwilligen, anonymen Spender, der noch lebt. In ihrem höchst aktuellen Buch geht Slavenka Drakulic der zentralen Frage nach, die eine sogenannte Lebendspende aufwirft: Warum riskieren Menschen ihre Gesundheit? Ist es purer Altruismus? Wie gehen Spender und Empfänger damit um? Im Gespräch mit Christine, ihrer eigenen, ursprünglich anonym bleiben wollenden Spenderin, und anderen zeichnet die Autorin ein vielschichtiges und komplexes Bild von Menschen, die ein humanes Gewissen besitzen und sich zu einer Organspende entschließen. Erst ihre Krankheit habe ihr die Möglichkeit gegeben, sich Gedanken zu machen über das Gute und auf die hellen Seiten des Lebens zu achten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.01.2009

Höchst lesenswert findet Rezensentin Eugenie Bott dieses Buch der kroatischen Schriftstellerin über Menschen, die ihre Niere und damit Leben verschenken. Besonders bereichernd für die Reflexion dieser komplexen Problematik findet die Rezensentin, dass die Autorin als Betroffene, also Empfängerin einer Spenderniere, schreibe, und sich so mit diesem Buch dem Guten im Menschen zuwende, wo sie vorher über das Böse, zum Beispiel Kriegsverbrecher auf dem Balkan geschrieben habe. Slavenka Drakulic habe nicht nur die Spenderin ihrer eigenen Niere porträtiert, sondern auch andere Spender. Die Fragen, die der Altruismus dieser Menschen aufwerfe, sind aus Sicht der Rezensentin höchst widersprüchlich. Auch sei es keine einfache Diskussion, die dieses Buch nun möglicherweise entfache, auch weil es diesen Altruismus mitunter skeptisch sieht. Aber Drakulic erzähle auch von ?kleinen Wundern? der Menschlichkeit in einer ansonsten am Pragmatismus orientierten Industriegesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.11.2008

Meike Fessmann ist von diesem Buch zutiefst bewegt und beeindruckt, in dem Slavenka Draculic von ihrer eigenen Rettung durch die Nierenspende einer Unbekannten berichtet. Dabei belasse es die kroatische Autorin nicht bei der genauen Schilderung der durchlebten Gefühlsachterbahn vor der Transplantation und der anschließenden Begegnung mit ihrer Lebensretterin, erklärt die Rezensentin. Draculic hat weitere Spender aufgesucht und versucht in Gesprächen mit ihnen, die Grundlagen menschlicher "Güte" zu eruieren, so Fessmann. Dass sich dabei das journalistische Interesse und das der persönlich Betroffenen mitunter in die Quere kommen, ist in den Augen der Rezensentin kein Schaden, sondern macht, weil Drakulic dies mitreflektiert, die Lektüre gerade so Gewinn bringend und fesselnd. Übrigens sei dieses Buch keineswegs ein schlichtes "Plädoyer zur Organspende", versichert Fessmann noch, denn die Autorin sei sich der Gefahren einer Transplantation durchaus bewusst.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2008

Die durch ihre Berichterstattung von den Balkan-Kriegen im Westen bekannt gewordene Slavenka Drakulic hat eine angeborene Nierenkrankheit. Mehrfach hat sie deshalb nach langjähriger Dialyse Spendernieren benötigt, zuletzt im Jahr 2004 in den USA. In diesem Buch berichtet sie nun, wie sie die Spenderin aufsuchte, und geht auch der allgemeineren Frage nach, warum Menschen überhaupt Gutes tun, zu dem sie niemand genötigt hat. Sie stellt fest, dass eine als egoistisch und profitorientiert verschriene Gesellschaft wie die der USA sehr viel mehr solidarisches Verhalten hervorbringt als der behauptete Sozialismus, den Drakulic aus Jugoslawien allzu gut kennt. Die Rezensentin Katharina Rutschky hat das Buch offenkundig mit viel Interesse und Engagement gelesen, nimmt es als Zeichen, dass Grund zu Optimismus besteht, und wünscht sich vor allem für Deutschland ein vernünftigeres Organspendensystem.