Astrid M. Eckert

Kampf um die Akten

Die Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Archivgut nach dem Zweiten Weltkrieg
Cover: Kampf um die Akten
Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004
ISBN 9783515085540
Gebunden, 534 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

"Kampf um die Akten" behandelt die Rückgabeverhandlungen zwischen der Bundesrepublik und den Westalliierten über beschlagnahmtes deutsches Archivgut. Hunderte von Tonnen an Schriftgut aus den Registraturen und Archiven der Reichsministerien, militärischen Stellen und Parteiorganisationen waren bei Kriegsende in alliierte Hände gefallen. Die Geschichte der Aktenrückgabe ist ein bisher vernachlässigtes Kapitel der politischen Emanzipation der Bundesrepublik. Die Verhandlungen waren neben der Wiedereröffnung von Konsulaten, der neuerlichen Aufnahme von Außenhandelsbeziehungen oder der Regelung der Auslandsschulden nicht einfach ein weiteres Sachgebiet der jungen bundesdeutschen Außenpolitik. Die Forderung nach ihrer Rückkehr wurde auf der symbolischen Ebene schnell zur versuchten Wiederaneignung von verlorener Souveränität.
Die Geschichte der Aktenrückgabe ist zugleich eine Auseinandersetzung um die Deutungsmacht deutscher Geschichte. Der temporäre Verlust der diplomatischen Akten für die (west)deutsche Geschichtswissenschaft und der ungehinderte Zugang zu diesen Quellen für amerikanische und britische Historiker löste eine Auseinandersetzung um die legitimen Sprecher in der Deutung deutscher Geschichte aus. Die Studie zeigt den Zusammenhang zwischen Rückgabeverhandlungen und den Anfängen westdeutscher Zeitgeschichtsforschung auf und arbeitet dabei besonders die transnationale Dimension der Diskussion heraus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.03.2005

Ein großes Lob für Astrid M. Eckert und ihre preisgekrönte Dissertation! Christoph Jahr tut kund, dass die vorliegende Studie über die lange Geschichte der Rückgabe der nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten beschlagnahmten deutschen Akten "alles andere als aktenstaubtrocken" ist; sie führt, im Gegenteil, "mit großem erzählerischem Schwung in die Welt der Archive und Archivare ein". Welche Motive die verschiedenen Stellen und Nationen, die Politiker und Historiker hatten, und warum es Jahrzehnte dauerte, bis die Akten wieder nach Deutschland zurückkahmen - das vollzieht die Autorin chronologisch, genau und anschaulich nach. Und leuchtet dabei auch wesentliche Aspekte der Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik aus: "Das Ergebnis der lange verzögerten Aktenrückgabe war schließlich, dass viele Bestände schneller, als es sonst möglich gewesen wäre, der Forschung zugänglich wurden." Eine andere nebenbei abfallende Erkenntnis betrifft "deutsche Mentalitäten in den ersten eineinhalb Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs": Denn das Argument der verbesserten Möglichkeiten der Strafverfolgung von Kriegsverbrechern wurde von den Behörden bei den Verhandlungen um die Rückgabe der Akten nicht vorgebracht.