Taiye Selasi

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Roman
Cover: Diese Dinge geschehen nicht einfach so
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783100725257
Gebunden, 390 Seiten, 21,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Adelheid Zöfel. In Boston, London und Ghana sind sie zu Hause, Olu, Sadie und Taiwo. Sechs Menschen, eine Familie, über Weltstädte und Kontinente zerstreut. In Afrika haben sie ihre Wurzeln und überall auf der Welt ihr Leben. Bis plötzlich der Vater in Afrika stirbt. Nach vielen Jahren sehen sie sich wieder und machen eine überraschende Entdeckung. Und sie finden das verloren geglaubte Glück, den Zusammenhalt der Familie. Endlich verstehen sie, dass die Dinge nicht einfach ohne Grund geschehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2013

Was geht in einer Familie vor, die zerbricht, und warum zerbricht sie? Für Bernadette Conrad gehört das zu den großen Rätseln. Der Roman von Taiye Selasi aber schafft es, der Rezensentin immerhin den tiefstmöglichen Blick darauf zu eröffnen. Das von der Autorin zu diesem Zweck laut Conrad virtuos gehandhabte Mittel der Multiperspektivität und das so erzielte Ergebnis einer selten differenzierten Innensicht einer Familie, deren Geschichte von Nigeria und Ghana bis nach Boston reicht, haut die Rezensentin förmlich aus den Schuhen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.04.2013

Sehr angetan ist Rezensent Tim Neshitov von dem international bereits gefeierten Debütroman der bis dahin als Essayistin aufgetretenen Taiye Selasi. Gerne stimmt er mit in den Kanon ein: Von dieser Autorin wird noch viel zu hören sein! Vor allem, mit welchem sprachlichen Vermögen sie die autobiografisch grundierte Geschichte einer ghanaischen Einwandererfamilie in den Staaten schildert, beeindruckt den Rezensenten, der darin weniger eine literarische Konturierung des von Selasi geprägten Lebensgefühls "Afropolitan", also die kosmopolitische Haltung junger Menschen mit afrikanischen Wurzeln, sieht, sondern den Versuch einer Familiensaga mit allen Höhen und Tiefen. Allerdings tritt Neshitov an dieser Stelle dann doch etwas aus dem Chor der begeisterten Literaturkritik heraus: Selasis sprachlich-kompositorisches Geschick sei unbestritten, doch erscheinen dem Rezensenten manche Details und Volten dann doch zu künstlich. Die Autorin "erfindet und arrangiert das Unglück (...) als würde sie ein schönes dunkles Ikebana basteln", merkt Neshitov an.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.04.2013

"Schlicht atemberaubend" findet es Sabine Vogel, wie Taiye Selasi in ihrem Debütroman über den Schmerz der Entwurzelung einer aus Afrika stammenden, in New York lebenden Patchworkfamilie schreibt, deren Patriarch die Herkunft aus Not und Armut unbedingt zu kaschieren versucht. Dass Selasi dabei mit unter Kitschverdacht stehenden Gefühlen wie Heimat- und Einheitssuche hantiert, verschweigt die davon aber unbeirrte Rezensentin nach einer langen Vorstellung der Familienmitglieder keineswegs. Dass Selasi dabei eigener Aussage nach nicht autobiografisch schreibt, nimmt die Rezensentin der Autorin indes nur zum Teil ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.2013

Mit viel Lob bespricht Rezensent Hubert Spiegel Taiye Selasis Debütroman "Diese Dinge geschehen nicht einfach so". Erzählt wird die Geschichte des ghanaischen Arztes Kwaku Sai, der mit seiner Frau Fela und seinen vier Kindern ein durchschnittliches Wohlstandsleben an der amerikanischen Ostküste führt - bis er durch einen von neidischen Kollegen verursachten Operationsfehler Job, Familie und schließlich auch sein Leben verliert. Berührt liest der Kritiker in diesem polyzentrisch aufgebauten, modernen Familienroman auch von den Schicksalen der vier Kinder, die etwa rassistische Vorurteile und Ausgrenzung oder sexuellen Missbrauch erleben. Darüber hinaus würdigt Spiegel das Buch als "kosmopolitischen" Roman, in dem die afrikanische Autorin meisterhaft zwischen New York, Lagos, Boston und Ghana wechsele. Ein wunderbar "exotisches" und spannendes Buch über die afrikanische Kultur und die Generation von hochqualifizierten, jungen Afrikanern, lobt der Kritiker, der diesen Roman nur unbedingt empfehlen kann.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2013

Dass Ijoma Mangold nach Rom gereist ist, um Taiye Selasi für den Aufmacher der Literaturbeilage zu porträtieren, zeigt, welche Bedeutung die "Zeit" diesem Roman beimisst. Mangold zeigt sich denn auch einfach umgehauen von Selasis imposanter Erscheinung, ihrer Schönheit, Kultiviertheit und Intelligenz, meldet aber auch Bedenken an ihrem Konzept der "Afropoliten" an, in denen sie eine neue "urbane intellektuelle Avantgarde" sieht. Hier fragt er, ob dies nicht zu sehr an die Klassenprivilegien afrikanischen Eliten gebunden ist, die ihre Kindern in den USA oder Großbritannien die besten Universitäten oder Konservatorium besuchen lassen. Von einer solchen Familie handelt auch Selasis Roman, auf den Mangold am Ende seines Porträts zu sprechen kommt. Eine aus Ghana stammende Ärztefamilie in Massachusetts wird auseinandergerissen, hält aber  eisern am Prinzip akademischer Hochleistung fest, so dass alle mehr oder weniger glücklich ihre Ivy-League-Karrieren verfolgen können. Wenn aus Mangolds Kritik auch eine gewisse Skepsis klingt, preist er doch vorbehaltlos die Sprache des Romans als ein "Wunder an Emotion und Intelligenz, an Härte und Wärme" und die dargestellte Familie als ein "Kraftwerk der Gefühle".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2013

Folgt man Taiye Selasis Roman über einen in Ghana aufgewachsenen, in Boston lebenden Chirurgen, der sich am Tag seines Todes an jene Momente im Leben erinnert, die ihm nahe zu gehen er sich nicht gestattete, sind auch Gefühle von dem historischen Rahmen, in dem man sich bewegt, abhängig, erklärt Rezensentin Katrin Bettina Müller, die das vorliegende Werk schlicht "großartig" findet. Dass es sich um einen Debütroman handelt, kann sie dabei fast nicht glauben, und dies umso mehr, da er nicht allein wegen seiner Beschreibung eines Lebens zwischen Ghana und den USA unter Verleugung der Rolle der eigenen Herkunft gut geraten ist, sondern auch, weil Selasi ihre Kunst souverän beherrscht - insbesondere "Rhythmus und Dramaturgie" sind in den Augen der Rezensentin gelungen. Überdies gleitet die Autorin trotz einer ausufernden Erzählhaltung nie ins Geschwätzige ab, so Müller.