Martha C. Nussbaum

Kosmopolitismus

Revision eines Ideals
Cover: Kosmopolitismus
WBG Theiss, Darmstadt 2020
ISBN 9783806240580
Gebunden, 352 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Weltecke. Was bedeutet die Würde des Menschen? Ein philosophischer Essay. Der kynische Philosoph Diogenes bezeichnete sich selbst als ein kosmopolitês, als ein Bürger der Welt. Damit war der Kosmopolitismus geboren. Ein Kosmopolit definiert sich als Mensch - unabhängig von seiner Abstammung, seinem Geschlecht oder seiner sozialen Herkunft. Diese Haltung ist die Geburtsstunde der Menschenwürde in der abendländischen Kultur. Die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum erörtert in ihrem Essay die kulturelle Tradition des Kosmopolitismus in Europa seit der Antike. Sie erläutert die philosophische Idee grundlegend und zeigt Querverbindungen zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten auf. Kann in Zeiten des Globalismus und Pluralismus der Kosmopolitismus eine Lösung für die aktuellen politisch-gesellschaftlichen Herausforderungen sein? Auf der Suche nach der Antwort untersucht Martha Nussbaum in ihrem Sachbuch die philosophische Strömung von den griechischen Stoikern und Cicero, Hugo Grotius, Immanuel Kant bis zu Adam Smith. Sie analysiert so den Einfluss des Kosmopolitismus in der politischen Theorie und benennt konsequent die Stärken und Defizite. Mit dem von ihr mitentwickelten Fähigkeitsansatz erweitert sie zudem den modernen Kosmopolitismus radikal über das menschliche Sein hinaus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.05.2020

Für Gustav Seibt steht eine umfassende Geschichte des Kosmopolitismus weiterhin aus. Martha Nussbaums Skepsis gegen "globale Lösungen" sucht Argumente weder bei Herder noch Kant noch Arendt, bedauert er. Dass die Autorin recht "ahistorisch" vorgeht, wenn sie Cicero neben Adam Smith stellt, und dass sie den Globalisierungsprozess links liegen lässt, verstimmt Seibt. Den "Geburtsfehler" kosmopolitischen Denkens, die Zweiteilung politischer und sozialer Menschenrechte, wie ihn Nussbaum darstellt, kann der Rezensent allerdings nachvollziehen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.03.2020

Rezensentin Anne-Kathrin Weber findet Martha Nussbaums Essaysammlung zeitgemäß und trotz des die Rezensentin irritierenden Insistierens der Autorin auf der "Hoheitsmacht nationaler Politik" lesenswert. Die laut Weber im Kontext mit Themen wie Migration einiges Spannungspotenzial freisetzenden kritischen Thesen Nussbaums zum Kosmopolitismus, der Armut, Mensch und Tier ignoriere, und ihr Eintreten für einen politischen Liberalismus sind eine Diskussion wert, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.02.2020

Kosmopolitismus bedeutet zunächst einmal, für den "Universalismus der Menschenrechte" einzutreten, lernt Rezensent Jens Balzer in diesem philosophischen Essay von Martha Nussbaum. Von diesem Grundsatz ausgehend begleitet er Nussbaum auf ihrem Streifzug durch die Geschichte der Moralphilosophie, vorbei an Diogenes, Cicero und dem niederländischen Reformtheologen Hugo Grotius bis hin zu Adam Smith, der schon früh auf die moralischen Pflichten der Ökonomie hinwies: Wohlhabende Nationen seien moralisch verpflichtet, überflüssige Reichtümer an ärmere Nationen umzuverteilen, liest Balzer. Wie sich das praktisch umsetzen ließe, verrät ihm die Autorin zwar nicht  - Nussbaums Gedanken über die Motivation zum moralischen Handeln findet der Kritiker allerdings spannend. Und so empfiehlt er das Buch gern als "Friedensangebot" in einer überhitzten Debatte.