Richard Andrews

Der Spion des Lawrence von Arabien

Auf geheimer Mission für einen jüdischen Staat
Cover: Der Spion des Lawrence von Arabien
Aufbau Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783351025748
Gebunden, 500 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Dieser Thriller über das wahre Leben des Agenten Aaron Aaronsohn ist Familiensaga und Nahost-Geschichte, gestützt auf bislang unzugängliche Geheimdienstdokumente, Aaronsohns Tagebücher sowie Briefe von Chaim Weizmann, Winston Churchill und anderen. Aaron Aaronsohn ist sechs, als sein Vater 1882 eine Farm auf heiligem Boden gründet. Auf Geheiß des Barons Rothschild studiert er in Frankreich. Später entdeckt er eine Urweizenform, die ihn weltweit bekannt macht. Mit seinem Wunsch, die missliche Versorgungslage der Region zu verbessern, gerät der junge Botaniker schon bald ins Fadenkreuz nationaler Interessen. Als Aaronsohn den Völkermord der Türken an den Armeniern miterlebt, ahnt er, dass für die zionistische Sache eine verbündete Großmacht gewonnen werden muss. So stellt er sich in den Dienst des britischen Secret Service unter der Führung des legendären Lawrence von Arabien - mit dramatischen Folgen. Noch im Frühjahr 1919 gilt Aaronsohn als Hoffnungsträger und Vermittler der jüdischen Delegation bei den Friedenskonferenzen in Paris. Doch die Spur seines Flugzeugs verliert sich auf mysteriöse Weise über dem Ärmelkanal

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.01.2005

Trotz einiger Schwächen "spannend und informativ" findet Rezensent Joseph Croitoru Richard Andrews' Biografie über Aaron Aaronsohn, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts noch im osmanisch beherrschten Palästina das jüdische Spionagenetz "Nili" gründete. Gestützt auf dessen Tagebuch, auf umfangreichen Recherchen in britischen und israelischen Archiven sowie auf Memoiren und Briefwechsel von Zeitzeugen schildere Andrews anschaulich, wie Aaronsohn ein jüdisches Spionagenetz aufbaute, das die Briten mit militärisch wichtigen Informationen über die Stellung der in Palästina stationierten türkisch-deutschen Streitkräfte versorgte. Andrews setze Aaronsohn ein Denkmal und würdige dessen politische Vision vom friedlichen Nebeneinander von Juden und Arabern in Palästina, der er seine Spionagetätigkeit untergeordnet habe. Bei der Schilderung der Alltagsroutine der Agenten geht Andrews für Croitorus Geschmack zu sehr ins Detail, was bisweilen ermüdend wirke. Auch hätten manche Passagen, etwa die weitschweifige Darstellung der Palästina-Reise des deutschen Kaisers Wilhelm II., kürzer ausfallen können. "Etwas naiv" erscheint Croitoru schließlich Andrews Auffassung, Aaronsohns Teilungsplan, der bei einem Flugzeugabsturz verschwand und in Vergessenheit geriet, hätte womöglich den jahrzehntelangen blutigen Palästina-Konflikt zwischen Juden und Arabern weitgehend verhindern können.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.10.2004

Zu reißerisch und deswegen ärgerlich findet Daniel Jütte den vom deutschen Verlag gewählten Titel, denn außer dass sich der legendäre Lawrence und Aaaron Aaronsohn gekannt und beide für die Befreiung Palästinas von den damaligen türkischen Herrschern gekämpft haben, hätten die beiden nichts miteinander zu tun gehabt. Im Gegenteil, Aaronsohn hielt den jüngeren Lawrence für eingebildet, berichtet Jütte. Im Mittelpunkt des Buches von Richard Andrews stünde ausschließlich Aaronsohn, der als Kind aus Rumänien nach Palästina kam und 1906 den besonders ergiebigen Urweizen entdeckte, was für die karge Gegend von großer Bedeutung war. Der "praktische Zionist" Aaronsohn, zitiert Jütte den Autor, arbeitete und spionierte mit seinen gideonitischen Helfern für die Briten, die ihre Offensive gegen die Türken zu spät begannen und ihre Unterstützer dadurch teilweise ans Messer lieferten. Der Biograf berichte auf sympathisierende Weise von Aaronsohns hochdramatischen Leben, meint Jütte, und erzählt von Aaronsohns Ende. Er stürzte auf dem Weg zu Palästina-Verhandlungen mit dem Flugzeug ab; verloren ging dabei, so Jütte, Aaronsohns Entwurf einer Palästinakarte, die sich, gestützt auf Aaronsohns geologische Kenntnisse des Landes, um eine gerechte Aufteilung des Heiligen Landes bemühte.