Spätaffäre

Mandarin für Elefantenzähne

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
10.03.2014. Für die Ohren:  Alain Finkielkraut und Gäste über Joseph Roth und Stefan Zweig. Für den Kopf: Eine düstere Reportage über Elfenbeinschmuggel in Afrika: Chinesen sind verrückt danach. Für die Augen: Akira Kurosawa. Und Syrien.

Für die Ohren

Niemand spricht besser französisch als Alain Finkielkraut. Schon deshalb sollte man seine France Cultures-Sendung Répliques immer wieder hören. Hier unterhält er sich mit dem Übersetzer Pierre Deshusses und dem Kritiker Philippe Lançon über die Freundschaft zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth, deren Briefwechsel in Frankreich erschienen ist: "Beaucoup de choses auraient pu séparer l'auteur de 'La marche de Radetzky' de celui de la 'Pitié dangereuse', leur lien cependant survécut jusqu'au bout à toutes les épreuves." (52 Min.)

"Ich heiße Ingrid Betancourt, und im Jahr 2002 wurde ich während der Präsidentschaftskampagne in Kolumbien gekidnappt..." Ingrid Betancourt erzählt bei der BBC ihre Geschichte. (27 Minuten)
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Für Sinn und Verstand

Im Men's Journal gibt es Testberichte der neuesten Jeeps, Tipps zum Muskelaufbau und zuweilen lange Reportagen aus einer versunken geglaubten Hemingway-Welt. Düster liest sich Damon Tabors lange Reportage über den wiederauflebenden Elfenbein-Schmuggel, für den Zehntausende Elefanten in Zentralafrika brutal niedergemetzelt werden. Der Run ist so groß, dass Naturschützer ein Aussterben der Art in der Region in zehn Jahren vorhersagen: "Die Nachfrage kommt laut einem einstimmigen Chor von Tierschützern aus Chinas boomendem Elfenbeinmarkt. (Ein wenig wird auch nach Thailand und in die USA geschmuggelt.) In Peking und anderen großen Städten hat die neu aufgestiegene Mittelschicht genug Einkommen, um Elfenbeinschnitzereien zu kaufen - ein Luxus, der einst den vermögendsten Schichten des Landes vorbehalten war. Auf Websites wie Alibaba.coom, der chinesischen Version von Ebay, läuft Elfenbein-Tand unter der Rubrik xiàngyá, das ist Mandarin für 'Elefantenzähne'. Kürzlich verkaufte Christie's eine Elfenbeinschale aus dem 18. Jahrhundert für 842.500 Dollar, zum 28-fachen des Schätzpreises, weil sich zwei chinesische Käufer ein Bietergefecht lieferten."

Etwas akademisch trocken, aber nicht uninteressant liest sich Giacomo Fronzis in Micromega publizierte Erinnerung an Bruno Maderna - den vor 41 Jahren viel zu jung verstorbenen Avantgarde-Komponisten, der mit anderen die elektronische Musik voran brachte: "Aus seinen Werken tönt uns die Raffinesse der Arbeit am klanglichen Material entgegen, vor allem auf Mikroebene, indem sie - musikalisch, technisch und poetisch - pulverfeine Mikrostrukturen hervorbrachten und organisierten. Maderna fragte in einem prekären Moment der Musikgeschichte, als die elektronische die akustische Seite der Musik in tödlicher Umarmung zu ersticken drohte, nach der musikalischen Rolle der verschiedenen Klangquellen. Sie erforschen darum die verschiedenen Dimensionen, in die sich das Klangmaterial öffnen kann und führen einen fruchtbaren Diealog zwischen dem Natürlichen und dem Synthetischen." Das mag ein bisshen abstrakt klingen, aber man versteht sofort,was gemeint ist, wenn man sich ein biscchen auf die Klangwirkungen der "Musica su due dimensioni" (1958) für Flöte und Elektronik einlässt.



Für die Augen

(Via Openculture) "Ich wollte schöne Filme machen", hat Akira Kurosawa gesagt. Und trotz seiner Bescheidenheit ("Ziehen Sie meine Person von meinen Filmen ab, und das Ergebnis ist null") nimmt er sich in diesem englisch untertitelten Dokumentarfilm eine Stunde zwanzig Minuten Zeit, um zum Beispiel zu erklären, welche Rolle die von ihm gezeichneten Storyboards für seine Filme spielten. Wenn dann noch Zeit ist, könnte man sich hier noch "Rashomon" ansehen.



Es ist eine Sache, täglich von ein paar Toten in Syrien zu hören, oder die Aufständischen anderthalb Stunden lang in ihrem verzweifelten und einsamen Kampf zu begleiten. Während in den Mediatheken der dritten Programme in Deutschland unter dem Stichwort Dokumentationen eigentlich nur Filme über "Eisenbahnromantik" zu finden sind, können wir uns täglich auf Arte verlassen. Noch ist Talal Derkis Dokumentation über die Stadt Homs hier zu sehen.
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Stichwörter: Mediatheken, Derki, Talal, Akira