Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2017

KINDERBÜCHER
Alle sind verdächtig
Mord beim Wettbewerb der Detektive
Im Nachwort ihres Kinder-Krimis „Der weltbeste Detektiv“ bedankt sich die junge amerikanische Autorin bei Agatha Christie und Sir Arthur Conan Doyle. Und in der Tat, sie folgt dem Muster des klassischen englischen Kriminal-Romans. Dabei ist ihr ein richtig spannender Schmöker gelungen, bestes Lesefutter also für lange dunkle Herbst- und Winterabende.
Es geht um den elfjährigen Toby Montrose, dessen Eltern bei einem Bootausflug verschwunden sind. Nach einer Odyssee durch die Familien seiner zahlreichen Verwandtschaft, rettet ihn sein Onkel Gabriel Montrose vor dem Waisenhaus, und Toby zieht zu ihm in die so genannte Schnüfflergasse. Dort haben sich neben Onkel Gabriels Detektivbüro noch andere Kollegen niedergelassen, der berühmteste unter ihnen aber ist Mr. Abercrombie, der alle Fälle lösen kann und die meisten Aufträge hat.
Als dieser einen Wettbewerb ausruft, um seinen Nachfolger als „Bester Detektiv der Welt“ zu finden, und sogar zehntausend Pfund für den Sieger auslobt, beschließt Toby statt seines Onkels, der sich mit Mr. Abercrombie zerstritten hat, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Dieser soll im Landhaus Coleford Manor der Familie Webster stattfinden. Deren Tochter Ivy war Toby schon öfter zusammen mit Hund Percival in der Schnüfflergasse begegnet, wo die Familie Webster ein Stadthaus besitzt. Als Toby Ivy in Coleford Manor wieder trifft, beschließen die Kinder, gemeinsam am Wettbewerb teilzunehmen. Für sie ist alles ein Spiel, doch als Mr. Abercrombie die Gäste mit folgenden Sätzen begrüßt: „Am Ende wird jemand in diesem Haus sehr reich sein. Jemand wird den Titel ,Weltbester Detektiv‘ erhalten. Und jemand wird tot sein.“, stellt sich unter den angereisten Detektiven doch ein gewisses Unbehagen ein. Aber es ist Toby, der Mr. Abercrombie nach dem Abendessen ermordet in seinem Zimmer findet, und aus dem Spiel ist Ernst geworden.
Nun kommt, was kommen muss: Niemand verlässt das Herrenhaus, alle sind verdächtig. Aber da es sich bei den Gästen um Detektive handelt, beschließen sie den Fall ohne Polizei zu lösen, was ihnen nicht gelingt. Am Ende ist alles anders, als vermutet, denn der Autorin ist ein raffinierter Schwenk eingefallen, der Toby und Ivy zu Siegern des Wettbewerbs macht. Und da wir es mit einem Kinderbuch zu tun haben, wird Toby ein unerwartetes Happy End geschenkt. (ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Caroline Carlson: Der weltbeste Detektiv. Aus dem Englischen von Emily Huggins. Ueberreuter, Berlin 2017. 312 S., 14,95 Euro. E-Book 12,99 Euro.
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