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Im Jahr 2016 weist das Periodensystem der Elemente 118 benannte, nachgewiesene chemische Elemente aus, davon sind achtzig stabil, ein gutes Dutzend instabil, aber natürlich auf der Erde vorkommend, und alle übrigen Schöpfungen der Teilchenphysik, die sich mit deren Werkzeugen für - zunehmend kleinere - Bruchteile von Sekunden herstellen lassen. Dieser streng-schönen Ordnung ihrer materiellen Grundbausteine steht eine unüberschaubar-verworrene Vielfalt von Gegenständen und Lebewesen, Phänomenen und Prozessen gegenüber, an deren Bestimmung und Vermittlung sich Sprache abarbeitet, sie in ihren…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 2016 weist das Periodensystem der Elemente 118 benannte, nachgewiesene chemische Elemente aus, davon sind achtzig stabil, ein gutes Dutzend instabil, aber natürlich auf der Erde vorkommend, und alle übrigen Schöpfungen der Teilchenphysik, die sich mit deren Werkzeugen für - zunehmend kleinere - Bruchteile von Sekunden herstellen lassen. Dieser streng-schönen Ordnung ihrer materiellen Grundbausteine steht eine unüberschaubar-verworrene Vielfalt von Gegenständen und Lebewesen, Phänomenen und Prozessen gegenüber, an deren Bestimmung und Vermittlung sich Sprache abarbeitet, sie in ihren Vokabularen spiegelt und verwandelt. Ziel und Spiel dieses Buches ist es, eine "elementare" Auswahl dieser Gegenstände poetisch zu fassen
- von Salz bis Esprit, von Monster bis Flaum, von Parallelerde bis Kresse und Zeug. Ein solches Inventar ist unabschließbar und entsprechend Fragment, jeder Gegenstand verweist auf andere, die nicht aufgenommen wurden, und kann selbst im Gedicht nur von einigen Seiten angespielt werden, während weitere Zugänge eingefaltet im Hintergrund bleiben. Wandgroße Begriffsnetze, die während der Arbeit an 118 entstanden, rufen Bilder von Sternhimmeln auf; die Gedichte ihrerseits Bilder von Fenstern, die, aus unterschiedlichen Räumen erleuchtet und sie dem Blick öffnend, in nächtlichen Fassaden Lichtmuster bilden. - Steffen Popp
Autorenporträt
Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Studium der Philosophie und Germanistik in Dresden, Leipzig und Berlin. Er veröffentlichte die Gedichtbände ¿Wie Alpen¿ kookbooks 2004, ¿Kolonie Zur Sonne¿, kookbooks 2008, und ¿Dickicht mit Reden und Augen¿, kookbooks 2013, sowie den Roman ¿Ohrenberg oder der Weg dorthin¿, kookbooks 2006, der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde. Übersetzer der US-amerikanischen Dichter Christian Hawkey (¿Reisen in Ziegengeschwindigkeit¿) und Ben Lerner (¿Die Lichtenbergfiguren¿, ¿Mean Free Path¿), Initiator und Mitherausgeber der kollaborativen Poetik ¿Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs¿, Merve 2011, und Herausgeber von ¿Joseph Beuys: Mysterien für alle¿, Suhrkamp 2015. Letzte Auszeichnungen: Peter Huchel-Preis 2014, Romstipendium der Villa Massimo 2015, Mondseeer Lyrikpreis 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2017

Es geht voran im Zickzack Tamtam
Steffen Popp gehört zu den wichtigsten Vordenkern der deutschsprachigen Lyrik: Sein neuer Band "118" ist ein poetisch-chemisches Doppelspiel

Ausstellungsräume bis unter die Decke gefüllt mit Türen, Fenstern, Geländern, Rollläden - im Jahr 2014, bei der Architekturbiennale in Venedig, sorgte Rem Koolhaas für Furore, weil er statt der neuesten Prestigebauten Grundelemente der Baukunst ins Rampenlicht rückte. Die basalen Bausteine formten, so Koolhaas, mehr als jeder einzelne Architekt unsere Welt. Solch enzyklopädischen Selbstbefragungen à la Koolhaas gehören auch in der Literatur zu den ambitioniertesten Vorhaben. Während Goethe in "Das römische Carneval" die Beschaffenheit von Gesteinen in Häusern und Straßen betrachtet, kommt ihm der Gedanke, man müsse sich in gleicher Weise über die Materialien der Literatur verständigen. "Die Wahlverwandtschaften" setzen die Idee um, indem sie die Analyse der Romanarchitektur bekanntlich an die Chemie koppeln: Vier ausgewählte Elemente finden in alchemistischer Verbindung heraus, was Welt und Literatur im Innersten zusammenhält: die Unwegsamkeit der Liebe. Michel Houellebecq aktualisiert in seinen "Elementarteilchen" Goethes Versuchsanordnung für das Zeitalter der DNA-Analyse, indem er sie in einen Rausch unablässiger Basenpaarungen und in das Phantasma männlicher Promiskuität übersetzt. Statt der Liebe regiert jetzt das sexuelle Begehren.

Steffen Popp befindet sich also in nicht allzu schlechter Gesellschaft, wenn er mit seinem neuen Band "118" aufs Neue im Zeichen der Chemie die basalen Elemente der Literatur erkundet. Wirbelte Popp bei seinem Debüt noch die Buchkonventionen mit einem fiktiven, herrlich überdrehten Nachwort durcheinander, formuliert er zur Zahl 118 in den jetzigen Anmerkungen sachlich knapp: "Das Periodensystem der Elemente enthält im Jahr 2017 118 definierte Elemente, davon 90 natürlichen Ursprungs. Letztere sind die materielle Grundlage der Welt, nichts, was nicht aus ihnen bestünde." Nach diesem Vorbild, so heißt es weiter, "definieren die Gedichte dieses Buches ihre eigenen Elemente." Popp, der kontinuierlich mit einer Metaphorik des "Labors" und einer Poetik des trial and error arbeitet, betreibt lyrische Grundlagenforschung. Mit diesem Willen zur Erkenntnis weist sein neuer Band ihn als einen der wichtigsten poetischen Vordenker innerhalb der deutschsprachigen Lyrik aus.

Die Lektüre wird bei ihm zum großen intellektuellen Vergnügen. So ist bei seinem poetisch-chemischen Doppelspiel die wissenschaftliche Ambition einerseits unbedingt ernst zu nehmen. Den Schutzmantel des Buches ziert als Schautafel sogar das Poppsche Periodensystem. Andererseits dient die naturwissenschaftliche Systemanleihe nur als Ausgangspunkt, um gewagte Abweichungen zu provozieren. Man sieht das, wenn man nur nach der Funktion fragt, die die Zahlen unter Popps Elementarteilchen haben. Die Zahl 118 des Titels ist der Aufhänger für das Gesamtkonzept. Doch bereits im Inhaltsverzeichnis sticht der Doppeltitel "Krise Zahl" hervor. Die Zahlenkrise sofort. Denn der Band enthält nur 106 Gedichte. Toll, dass das Periodensystem 118 Elemente umfasst, schön, dass man daraus einen vielsagenden Titel machen kann, aber noch lange kein Grund, sich an die eigene Vorgabe zu halten. Dennoch ist die naturwissenschaftliche Ordnung nicht hinfällig. Sie gehört zum poetischen Kalkül, damit sich die Poetik präziser Abweichung entfalten kann. Erst im Kontrast kommt zum Tragen, dass sich bei Popp ein Gedicht wie ein hidden track eher unheimlich als heimlich in die Ordnung eingeschlichen hat.

Die Bewegung durch das poetische Periodensystem gleicht einem ständigen Hakenschlagen samt übermütigen Freudensprüngen. Es geht voran im "Zickzack Tamtam ruckzuck so sick solo". Popps Konzeption zeigt, wie einfach man eine Vorstellung in Köpfe pflanzt. Und wie schwer es in unserer zahlensüchtigen Gegenwart fällt, aufgestellte Modelle zu überprüfen. Wer zählt schon Gedichte? Hätte es Diskussionen um Fake News gebraucht, um zu sehen, dass Popp mit dieser Inszenierung Fragen aufwirft, die weit über die Literatur hinaus virulent sind?

Die Auswahl von Popps Elementen schwankt ihrerseits zwischen trivial ("Erde", "Feuer" oder "Luft") und absolut idiosynkratisch: "Magnetberg", "Elefant", "Ah Oh", "Archithetheus". In diesem Sinne ist Steffen Popp streng modern. Ohne den Glauben an das eine übergreifende, verbindliche Prinzip - nenn es Gott, Liebe oder DNA-Code - entwirft er mit jedem literarischen Text seine hochgradig individualisierte Welt. Zugleich bleibt er ein Nachfolger der Frühromantiker Novalis und Friedrich Schlegel. Falls es wider besseres Wissen doch etwas geben sollte, das die Welt zusammenhält, dann unterliegt es der Poesie als Wissenschaft, dies zutage zu bringen. Allerdings nicht als hübsch verpackte und gesicherte Ergebnisse. Vielmehr entstehen ihre Erkenntnisse im unabschließbaren Prozess des Denkens, Lesens, Schreibens, Kritisierens oder auch Verwerfens.

Man kommt bei einem ambitionierten Konzeptband am zugrundeliegenden Modell nicht vorbei. Aber das Großartige dieses Bandes sind die zehnzeiligen Gedichte, die Popp zu jedem seiner Lemmata verfasst hat. Der Leser blickt durch die schwarzen, eng gesetzten Schriftfenster in eine andere Welt. Mitunter sind diese Einsichten umrahmt von einzelnen Wörtern, ausufernden Katalogen oder Zitaten. Manche der Rahmen fungieren wie Klinken, die das Textfenster öffnen. Andere dienen dazu, den Rahmen zu sprengen. In den Texten selbst geht es mit einer atemberaubenden gedanklichen Rasanz zu.

Walter Benjamin hat den Begriff des "Verszerfalls" geprägt. Popps Gedichte funktionieren umgekehrt. Aufgrund der Skepsis gegenüber festgefügten Denk- und Sprachformen, die unsere Sicht auf die Welt prägen, bauen diese Verse angefangen bei den kleinsten Elementen jeweils neue Einheiten auf. Die Elemente sind oft nur aneinander gereiht, bilden Akkumulationen, erzeugen Kohäsionen und einzelne Sequenzen. Lesen bedeutet, im Detail zu betrachten, wie sich die einzelnen Elemente gegenseitig abstoßen oder unwiderstehlich anziehen oder feinste Spannungsverhältnisse aufbauen, deren Impulse sich dann von Einheit zu Einheit übertragen.

"Klirren, mikrofein, Knistern, subarktisch", setzt der erste Vers ein. Die Spannung entsteht, weil das "subarktisch" graphisch zur Aufzählung, syntaktisch aber zum folgenden Satz gehört: "subarktisch / stehen am Eisblumenfenster, wie Riesen gekörnt in die Silber Iltis Sternstäubchen." Was bei Goethe die Wahlverwandtschaften zwischen den Elementen, bei Houellebecq die Gesetze der Basenpaarung, wird bei Popp zur ausgefeilten Energetik im mikroskopisch Kleinen wie im Großen. Daher die Faszination für Ladungsphänomene wie das Elmsfeuer, das schon in Lars von Triers "Melancholia" aus Kirsten Dunsts Fingern Flammen züngeln ließ. Oder für Magnetberg, den man im sechzehnten Jahrhundert in der Arktis wähnte. Die einzelne Elemente, die in Spannung versetzt oder durch den Teilchenbeschleuniger gejagt werden, können in Popps Enzyklopädie so ziemlich alles sein, was sich in der Sprache und in der Literatur finden oder sich erfinden lässt: rhythmische Einheiten, einzelne Bilder, der hohe Ton, fein verarbeitete Zitate, Wortspiele, akustische Pattern. Popp steht da ein "Füllhorn" der Möglichkeiten zur Verfügung. Sie müssen nur unter Spannung gesetzt werden: "das Set virtueller Gehirnbuchsen schnarcht in Airbags verunfallter suvs, Ichs", so heißt es. Und der Geländewagen ist als "Es You WE" zu lesen, um zu markieren, woher das Denkmaterial stammen kann. Popp kombiniert, heiter, voller Komik, kuriosen Pointen und tiefen Einsichten.

Steffen Popps "118" ist als einziger Lyrikband zu Recht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Nach Jan Wagner und Marion Poschmann ist er der dritte Lyriker, der diese Form öffentlicher Anerkennung findet. Unabhängig davon sollte sich, wer von den Rätseln dieser Welt fasziniert ist, die schwarzen Geheimnisse dieses elementaren Bandes unbedingt vornehmen.

CHRISTIAN METZ

Steffen Popp: "118 Gedichte".

Kookbooks Verlag, Berlin 2017, 144 S., br., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2017

Wohnsitz von Ungeheuern
Für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert: Steffen Popps hochexplosiver Lyrikband „118“
118 Elemente umfasst das Periodensystem derzeit – „nichts, was nicht aus ihnen bestünde“, wie es in einer Anmerkung am Ende von Steffen Popps gleichnamigem, viertem Gedichtband heißt. Und als sei es, mit bald vierzig Jahren, an der Zeit, einmal Bilanz zu ziehen, präsentiert der 1978 in Greifswald geborene Popp nun sein eigenes Periodensystem, 118 Gedichte über die elementaren Bezugsgrößen seines Schreibens.
Jedes der Gedichte umfasst zehn Verse, und am Ende des jeweiligen Gedichts wird je eine dieser Bezugsgrößen benannt: Erde, Feuer, Luft steht da zum Beispiel, Magnetberg, Wunderblock und Purpur, oder gar Aventiure, Architheutis und Semantik. Manchmal finden sich auch gleich zwei, selten sogar drei offenbar zusammenhängende Wörter und Vorstellungen unter einem Gedicht versammelt: Pudding / Regime beispielsweise oder Feen / Strahlung/ Glas.
Wie es sich für einen guten Dichter gehört (und Popp ist weit mehr als das), interessieren ihn ebenso wie die mit den Begriffen verbundenen Vorstellungen die Klang- und Hallräume der einzelnen Wörter. Beredtes Beispiel für Popps spielerische Arbeit mit dem Wortmaterial ist das den Lauten Oh und Ach gewidmete Gedicht: „wie/ Tacho. Ohnmacht. Soho, hohl. Achat/ Schach. Stumm in Thron und Thor/ hörbar in Sache, Krach. In Schicksal/ unmerklich: wach. Arachne, Achill./ Oheim, Tracht. Woher: Archangelsk.“
Wie im Chemielabor lässt Popp die Wörter in seinen Gedichten miteinander reagieren. Mit Funkenschlag, ja kleineren und größeren Explosionen ist dabei jederzeit zu rechnen. Zuweilen verwandelt sich der von der Leine gelassene Lyrik-Laborant in einen geradezu irren Alchimisten und mischt, was sich nur mischen lässt: „Maische aus Topoi, Tropen, das Reservoir / je nach Volumen und Tiefe Wohnsitz von / Ungeheuern.“
Wobei es in „118“ weniger um das Mischen als ums Trennen geht, darum, eben jene 118 Bezugsgrößen zu isolieren oder zumindest für einen Moment – denn es handelt sich zweifellos um durch und durch instabile Elemente, die an der Luft schnell wieder zerfallen – aufscheinen zu lassen. Die Gedichte sind so etwas wie Filter oder Trichter, durch die das entscheidende Wort fällt: Tiefsee, Wolkenkristall, Kresse/ Esprit. Die 118 Wörter und Wortpaare stehen eben nicht als zu illustrierende Titel über den Gedichten, sondern bilden eher so etwas wie ein Resultat, einen momentanen Endpunkt, um mitunter in anderen Elementarzusammenhängen wieder aufzutauchen.
Worum also geht es? Um den Kopf und den Körper. Um Ohren, Augen und den Versuch, sich einen Reim zu machen auf diese Welt. Um die Ungeheuer in der (eignen) Tiefe und die Höhenflüge der Fantasie: „Zusammen warn / wir die Himmelsstute Hosianna Rosina / Panne, die wahllos Wolken rupfte, Adler / und Boings verschlang.“
Ums Denken geht es in „118“ ebenso wie ums Träumen. Um alles also? Durchaus. Aber es ist die Kunst dieses Bandes, dieses Alles aufs Handlichste zu komprimieren: Jeweils zehn Zeilen werden jedem Element zugebilligt, und darin muss auch noch Raum für Hader und Verzweiflung bleiben: „Unendlich, Begriff, ich, ratlos, Kalkül“. „Krümel“ steht unter diesem Gedicht, und denkt man an das manische blaue Monster aus der Sesamstraße („ich flipp / noch vorm Einrasten, aus“), dann erklärt sich auch der im letzten Vers formulierte Anspruch „mindestens Kekse“.
Steffen Popps Gedichte erfüllen freilich noch viel mehr: Lustvoll und hochkomisch feiern sie den zerebralen Ausnahmezustand. Sie schlagen eine Schneise ins Wort- und Begriffsgestöber. Und mögen bei den Popp’schen Experimenten auch Monster, Ungeheuer und Riesenkalmare namens Architheutis in Erscheinung treten, sollte man sich doch nicht vor ihnen fürchten, im Gegenteil, jedermann (und jede Frau und jedes Sesamstraßenkind) ist eingeladen eifrig mitzumischen – und zu trennen.
TOBIAS LEHMKUHL
Steffen Popp: 118. Kookbooks Berlin 2017. 144 Seiten, 19,95 Euro.
Lustvoll feiern die Gedichte den
zerebralen Ausnahmezustand
Steffen Popp, Jahrgang 1978.
Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Eine "Alchemie der Sprache" meint Rezensent Daniel Jurjew in Steffen Popps Sprachkunst zu erkennen, in der er naturwissenschaftliche Zeichen- und Begriffssysteme in eine gewinnbringende Verbindung mit Elementen aus der Märchen- und Mythenwelt bringt. Die scheinbar ähnlich aufgebauten Gedichte in "118" verbinden zwar einige formale Gemeinsamkeiten, doch unterscheiden sie sich stark in ihren Inhalten, lesen wir, sodass am Ende ein schillerndes Gesamtbild, ein Mosaik aus klanglichen Effekten, Assoziationen, Bildern und Reflexionen entsteht. Bereichert werden Popps Gedichte durch Randnotizen, beigefügte Motti und Listen, eine von Popps "klugen Strategien", um die Texte um verschiedene Lesarten zu erweitern ohne sie zu überladen, bemerkt der beeindruckte Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH