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In den letzten vierzig Jahren hat der legendäre Tätowierkünstler und Historiker Henk Schiffmacher all sein Herzblut in diese Sammlung gesteckt und Originalzeichnungen (in der Branche als Flash bekannt), Lithographien, Radierungen, Tätowierinstrumente, Gemälde, Fotos, Poster, Ladenschilder, Designs und sonstige Artefakte aus aller Welt zusammengetragen - darunter extrem seltene Vintage-Flash-Blätter von bedeutenden Meistern der frühen westlichen Tätowierung.
Dieser 700-seitige Band dokumentiert in fünf Kapiteln Schiffmachers Lebenswerk und die weltweite Verbreitung und Vielfalt dieser
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Produktbeschreibung
In den letzten vierzig Jahren hat der legendäre Tätowierkünstler und Historiker Henk Schiffmacher all sein Herzblut in diese Sammlung gesteckt und Originalzeichnungen (in der Branche als Flash bekannt), Lithographien, Radierungen, Tätowierinstrumente, Gemälde, Fotos, Poster, Ladenschilder, Designs und sonstige Artefakte aus aller Welt zusammengetragen - darunter extrem seltene Vintage-Flash-Blätter von bedeutenden Meistern der frühen westlichen Tätowierung.

Dieser 700-seitige Band dokumentiert in fünf Kapiteln Schiffmachers Lebenswerk und die weltweite Verbreitung und Vielfalt dieser besonderen Kunstform - darunter Tätowierungen der Maori und der Inselbewohner des Südpazifiks, der alten Traditionen Asiens und der Ursprünge der alten westlichen Schule in Europa und den Vereinigten Staaten. Das Buch, zugleich Geschichtsbuch, Kunstbuch und faszinierendes Memoir, bewegt sich durch über 200 Jahre Tätowiergeschichte von den 1730er bis in die 1970er Jahre und zeigt intime Einblicke in das Leben der Tattoo-Künstler, deren persönliche Kämpfe und Triumphe, ihre beruflichen Risiken und den kreativen Mut, die ihre Geschichte prägten.

Abgerundet wird der Band durch ein Dutzend von Schiffmachers Originalillustrationen in seinem unnachahmlichen Stil und eine persönliche Einführung. In diesen privaten Reflexionen beschreibt er seinen Werdegang als Künstler und Sammler sowie die eigene faszinierende Sicht auf den Weg dieser Kunst vom Underground zum Mainstream. Zugleich erfährt man all die abenteuerlichen Geschichten rund um die Entstehung seiner Sammlung - einer der größten Tätowierungskollektionen der Welt - aus der Perspektive eines Kenners und Autodidakten, der diese Kunst und ihre Innovatoren wie kaum ein anderer liebt und verehrt.
Autorenporträt
Der Amsterdamer Tätowierer und Historiker Henk Schiffmacher ist eine lebende Legende in der Welt der Tattoos. Seit den 1970er Jahren reiste er um die Welt und trug dabei eine der weltweit größten Sammlungen zeitgenössischer und historischer Tattoo-Ephemera zusammen ¿ das Schiffmacher Tattoo Heritage. Er hat viele Rock- und Popstars tätowiert, und sein Tattoo-Studio zieht unzählige Tattoo-Pilger an. Als Art Director und Autor hat er über zwanzig Bücher veröffentlicht, darunter 1000 Tattoos von TASCHEN, und auch für viele Marken Designs gestaltet. 2017 wurde ihm vom König und der Königin der Niederlande der Ritterorden von Oranien-Nassau verliehen, einer der für Zivilisten höchsten Auszeichnungen des Landes.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Größer als jeder Coffeetable, prächtiger noch als der vor 25 Jahren erschienene Vorgänger "1000 Tattoos" setzt dieses Werk des niederländischen Tätowierers Henk Schiffmacher einen Punkt hinter die Geschichte der Tätowierbücher, freut sich der hier rezensierende Kriminalbiologe Mark Benecke. Der Kritiker nimmt uns zunächst mit auf einen Streifzug durch die Geschichte der Tätowierbücher, um dann festzustellen: In diesem Prachtband findet noch der eingefleischteste Tattoo-Fan Neues zu entdecken. Benecke zieht anhand der, wie er findet, exzellent wiedergegebenen Fotografien Vergleiche zwischen den einzelnen Tattoos, taucht ab in zahlreiche, ihm bisher nicht bekannte Anekdoten in den knappen, pointierten Bildtexten und erfährt hier alles, was er über Tätowierungen und ihre Geschichte je wissen wollte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.01.2021

Wo biegsame Damen auf Monokelträger stürzen

Auch in den oberen Schichten sehr geschätzt: Henk Schiffmacher streift durch zweihundert Jahre Tattoo-Geschichte.

So groß dürfte kein Kaffeetisch sein, dass dieses Buch noch daraufpasste. Doch das ist dem niederländischen Tätowierer Henk Schiffmacher zum Glück egal. Der vor 25 Jahren erschienene Vorläufer war für damalige Verhältnisse schon ein Buchblock von beeindruckendem Ausmaß und hieß schlicht "1000 Tattoos". Unvergessen darin Schiffmachers Widmung: "Für den einzigen Menschen, dem ich traue: mir."

Für sein Tätowier-Museum, in dem auch leibhaftige Tätowiererinnen und Tätowierer arbeiteten, verfrachtete Schiffmacher sogar ein ganzes Gebäude aus fernen Landen nach Amsterdam. Er mag es halt groß, gemäß der nicht nur für Hautbilder geltenden Wahrheit "Bold will hold".

Nun hat er einen deutsch-, französisch- und englischsprachigen Schlusspunkt unter die Tätowier-Wälzer unserer Zeit gesetzt. Vorausgegangen waren die eher auf das Verhältnis zwischen "Tatauierungen" und ihren Trägerinnen und Trägern zielenden, ebenfalls großformatigen Werke von Karl von den Steinen ("Die Marquesaner und ihre Kunst", 1923), Herbert Hoffmann ("Bilderbuchmenschen", 2002), Lars Krutak ("Spiritual Skin", 2013) sowie die schwerpunktmäßig Tätowiervorlagen behandelnden Sammlungen der Tätowierer Jonathan Shaw (2015) und Christian Warlich (zur Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte 2019). Nicht zu vergessen Herbert Hoffmanns nahezu kommentarloser Band "Traditionelle Tattoo-Motive" aus dem Jahr 2008.

Da Bilder auf Haut und deren Vorlagen von den Wänden alter Tätowierstuben bildgewaltige Bücher ermöglichen, gibt es auch thematisch engere Zusammenstellungen, etwa die mehrbändige "Russian Criminal Tattoo Encyclopaedia", die nichts als russische Knast-Tätowierungen zeigt. Die derzeit von mehreren deutschen Gerichten verhandelte Forderung, Tätowierungen hätten bei der Polizei nichts zu suchen, fußt auch auf letztgenannter Buchserie.

Schon 1912 schrieb Wolfgang Hauschild aus dem Pathologischen Institut in Dresden im bis heute erscheinenden "Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik": "Wenngleich Tätowierte in den niederen Volksschichten vorherrschen, so ist damit noch keineswegs gesagt, dass sich in den oberen Schichten der Bevölkerung nicht gleichfalls - und zwar nicht wenig! Tätowierte finden lassen." Auch zu den angeblich oft so tiefen Seelengründen berichtete bereits 1901 Dr. Berger aus Hannover, häufig würden eher Spaß an der Freude oder Lust am Souvenir vorliegen. "Fragt man viel Tätowirte nach dem Warum, Wo, Wie ihrer Tätowierungen", so der Gefängnisarzt, "so antworten sie mit einer sehr bezeichnenden Gebärde, mit einem Achselzucken, einem Lächeln, als ob sie einem die Stelle aus der Strauss'schen Fledermaus vorsingen wollten: ,'s ist mal bei uns so Sitte', ,Chacun à son goût'."

Aus dieser Zeit, in der noch nicht die Namen verstorbener Angehöriger, sondern die Erinnerung an ein Liebchen jenseits des Ozeans, "Jail Bait" - zu junge Geliebte oder solche, die gefängnisträchtigen Ärger bewirken -, Segelschiffe, Anker, Schlangen, Adler und Drachen die Häute der Menschen verschönerten, stammen die Bilder und kurzen Erläuterungen im vorliegenden Werk. Hautverzierende Narbenmuster, "primitive Südseeornamentik" (Karl von den Steinen), japanische oder japanisierte Tätowiervorlagen und hervorragend bearbeitete Studiofotos finden sich ebenfalls.

Es macht Spaß, stilistische Vergleiche zwischen den Zeichnungen von Erzminenarbeiter und Schildermaler Alfred Hunter Mingins und jenen des Briten Joseph Hartley anzustellen. Wo bei Mingins der oft starre Blick zu Betrachterin und Betrachter vorherrscht, springen bei Hartley nackte Damen in roten Absatzschuhen Hoppe Reiter; sie verbiegen sich wie im Zirkus oder stürzen bekleidet samt einer soeben abgerissenen Schaukel auf einen beleibten Monokelträger.

Selbst wer sich in die deutsche Tätowiergeschichte eingefuchst hat und das Werk von Horst Streckenbach alias Tattoo Samy aus Frankfurt am Main als auch das Altherrentrio Herbert Hoffmann, Karlmann Richter und Albert Cornelissen aus St. Pauli kennt, wird bei Schiffmacher neue Welten entdecken. Denn dass Lady Viola in den 1920ern sechs Präsidenten und das Capitol auf ihrem Leib trug und Nelly Artura sich in den 1930ern erst sechs Monate lang von ihrem Mann tätowieren ließ, um dann mit Yekoba "the Wild Man" Ryan durchzubrennen, ist den treffenden und kurz gefassten Bildtexten neben den erstklassig wiedergegebenen Fotografien zu entnehmen. Etwas geläufiger könnte Lydia, the Tattooed Lady aus dem gleichnamigen Lied von Groucho Marx aus dem Jahr 1939 sein, die in Gestalt vieler tätowierter Frauen durch den Band geistert: "When her robe is unfurled / She will show you the world."

Natürlich kommen auch richtige Kerle vor. Nicht nur waren Tätowierer damals ohnehin männlich, auch die Kunden waren meist Jungen. Ole Hansen etwa, nicht der einzige damalige Tätowierer, der in oder unter einer Bar arbeitete - sein Laden existiert noch immer als älteste Tätowierstube der Welt im Nyhavn in Kopenhagen -, ist auf einem phantastischen Großformatfoto ebenso vertreten wie seine erstklassigen Tattoovorlagen, die im besten Sinne oldschooliger nicht sein könnten.

MARK BENECKE

Henk Schiffmacher:

"Tattoo". 1730s-1970s. Henk Schiffmacher's Private Collection.

Hrsg. von Noel Daniel.

Taschen Verlag, Köln 2020. 440 S., Abb., geb., 125,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eine Zeit-und Weltreise durch die globale Geschichte der Tätowierkunst." VOGUE