18,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Im Affekt und halb aus Versehen tötet der britische Boulevardjournalist Desmond Thane seine Geliebte - ohne freilich zu ahnen, dass sie für eine internationale Geheimorganisation tätig war. Deren Agenten und Profikiller fürchten einen politischen Anschlag auf ihre Verschwörung und ermitteln auf eigene Faust; so wird der Mörder plötzlich zum Gejagten. Mit Somerset Maugham, Eric Ambler und Graham Green zog in den 1930er-Jahren ein neuer Realismus in den britischen Spionageroman ein - ein Genre, das William Le Queux, Rudyard Kipling, Erskine Childers und insbesondere John Buchan geprägt hatten.…mehr

Produktbeschreibung
Im Affekt und halb aus Versehen tötet der britische Boulevardjournalist Desmond Thane seine Geliebte - ohne freilich zu ahnen, dass sie für eine internationale Geheimorganisation tätig war. Deren Agenten und Profikiller fürchten einen politischen Anschlag auf ihre Verschwörung und ermitteln auf eigene Faust; so wird der Mörder plötzlich zum Gejagten. Mit Somerset Maugham, Eric Ambler und Graham Green zog in den 1930er-Jahren ein neuer Realismus in den britischen Spionageroman ein - ein Genre, das William Le Queux, Rudyard Kipling, Erskine Childers und insbesondere John Buchan geprägt hatten. Mair kannte die Tradition, und er gestaltete Desmond Thane bewusst als Gegenentwurf zur Konvention: als vielschichtige Identifikationsfi gur, mit der das Publikum mitfiebert; als einen philosophisch und literarisch gebildeten Mann, der dennoch eitel ist und verlogen, egozentrisch, zynisch und ein gefühlskalter Mörder. Thane ist der erste Antiheld des Genres - und John Mairs Roman immer noch, in den Worten von Martin Compart, "eines der bestgehüteten Geheimnisse der Thriller-Literatur".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Fritz Göttler empfiehlt John Mairs Spionagethriller der alten britischen Schule von 1941. Den Vorabend des Krieges in Großbritannien schildert ihm der Autor mit Sinn für eine sämtliche Gewissheiten zersetzende Atmosphäre und undurchsichtige Politik. Vor diesem Hintergrund bekommt die Geschichte einer emotionalen Perversion einen pathologischen gesellschaftlichen Counterpart, erläutert der Rezensent. Das Nachwort im Buch stellt den früh verstorbenen, vergessenen Autor vor, so Göttler.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.09.2021

Blinzelt nicht einmal
Ein unbekanntes Meisterstück des Politthrillers, zum ersten Mal auf Deutsch: John Mairs „Es gibt keine Wiederkehr“
Ein Thriller vom Anfang der Vierziger in Großbritannien, man spürt darin, wie Gewissheiten sich zersetzen, die politische Situation immer undurchsichtiger wird. Was dem Genre einen neuen Drive gibt und auch dem zwiespältigen Helden dieser lustlosen Affäre: Desmond Thane, Redakteur bei der Agentur International Features. Er hat eine Frau in einer Kneipe in London angesprochen, sie nimmt ihn mit in ihre Wohnung, es wird ein Spiel, von dem keiner weiß, welche Regeln dafür gelten, eine Gefühlsperversion.
Sie äußert das eher ungewöhnliche Verlangen, eine Leiche zu sehen, er reagiert ziemlich nüchtern – denn „wie die Dinge heutzutage liegen, werden bald überall in Europa Leichenberge herumliegen, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen – warte einfach ab, bis die Luftangriffe beginnen“. Als sie dann nach kurzer Zeit eine Leiche zu sehen bekommt, auf einer Polizeiwache, ist sie nicht wirklich befriedigt: „Er war zu alt und schien zu friedlich gestorben zu sein.“ Desmond reagiert überraschend heftig, er schlägt ihr ins Gesicht und beginnt sie zu hassen. Nach ein paar weiteren Wochen teilt sie ihm mit, sie werde London verlassen, es sei besser, sie würden sich nicht wiedersehen. Er küsst ihre Hand, reagiert distanziert mit dem Zitat „Sprach der Rabe: Nimmermehr.“ Und plant, sie zu ermorden.
Anna Raven heißt die Frau, und wenig später bringt Desmond sie wirklich um – er reißt ihr ein Büchlein aus der Hand, das er für ihr Tagebuch hält, sie zieht eine Pistole und verlangt es zurück, im Handgemenge erdrosselt er sie mit ihrem Schal. Diese Affäre mit ihrem absurd-schaurigen Abschluss ist ein düsterer Prolog zu einem vertrackten Spionageroman, der seinerzeit nur wenig Aufmerksamkeit erlangen konnte und nun erst auf Deutsch vorliegt. Im Original erschienen ist er 1941, ein Jahr später, im April 1942, ist der Autor John Mair gestorben. Er war 29 Jahre alt.
Die Ziellosigkeit der Zwischenkriegszeit und die Unruhe, die der Kriegsbeginn auslöst, erzeugen ein pathetisches, pathologisches Klima, in dem Desmond aus seiner trägen Existenz gerissen wird. Anna Raven war Agentin, die wichtigste Frau in einer ominösen wichtigtuerischen Organisation, in der lauter Männer bestimmen, denen die radikalen politischen Entwicklungen der Zeit nicht radikal genug scheinen, weder die faschistischen noch die sozialistischen. Ihr Tagebuch ist in Wirklichkeit die Kontaktliste dieser Organisation, die nicht in falsche Hände gelangen darf, fortan wird Desmond Thane von den Schergen der Organisation gejagt, gefangen, gefoltert, versucht sich herauszureden, entkommt, tötet erneut.
John Buchan und Eric Ambler, Graham Greene und Geoffrey Household etablierten mit ihren Romanen jenes britische Thrillergenre, das nichtsahnende Privatleute in politische Intrigen verwickelte, der Politthriller erwies sich als sensibel für Momente von Totalitarismus und Oppression, die Tücken rigider Moralsysteme und bedrohter Laisser-faire-Gesellschaften. Der verfolgte Desmond ist ein Dandy, der kühne Fantasien aus dem Stegreif produziert, um seine Verfolger zu narren.
Martin Compart hat in seinem Nachwort ein lebendiges Bild des unbekannten Autors John Mair und seines verlorenen Meisterwerks skizziert. Tagsüber schrieb Mair Rezensionen oder las im Lesesaal des British Museum, nachts betätigte er sich als Spieler. „Seine Besuche der Rennbahnen von White City und Harringay nannte er ‚zur Arbeit gehen‘.“ 1940 schrieb er seinen Roman, nach Kriegsausbruch wollte er sich zum Wehrdienst bei der Royal Air Force verpflichten. Im April 1942 verunglückte er tödlich bei einem Trainingsflug.
George Orwell war sehr angetan von Mairs Buch: „Sämtliche Verbrechen bleiben ungesühnt, nirgends ist eine schöne Jungfrau zu retten, und keiner handelt aus Patriotismus“, schrieb er in seiner Besprechung im New Statesman am 4.Januar 1941, die außerdem Arthur Koestlers „Sonnenfinsternis“ behandelt.
Die politische Oppression schafft immer wieder merkwürdige Freiräume. In John Mairs Roman wird Desmond schließlich gefangen gehalten von dubiosen Figuren der Organisation. Sie wollen wissen, was er mit der Kontaktliste gemacht hat: „Er spürte den Zugriff einer Macht, von der er nichts wusste und die außerhalb seiner Kontrolle lag, und er empfand beinahe ein Glücksgefühl, weil ihm erstmals seit frühester Kindheit die Entscheidungsgewalt vollkommen aus der Hand gerissen war ... Desmond blinzelte nicht einmal, er lag einfach ganz still und spürte, wie die Wirklichkeit davontrieb.“
FRITZ GÖTTLER
John Mair: Es gibt keine Wiederkehr. Hrsg. Martin Compart. Aus dem
Englischen von Jakob
Vandenberg. Elsinor Verlag,
Coesfeld 2021.
164 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr