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In der Bundesrepublik wachsen um die Jahrtausendwende immer mehr Kinder und Jugendliche in Armut auf. Sie bilden mittlerweile die Altersgruppe, die am häufigsten und stärksten davon bedroht ist. Die Autorinnen und Autoren des Bandes thematisieren Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen dieses neuen Armutstypus aus einer interdisziplinären Perspektive und entwickeln Strategien zur Bekämpfung der Kinderarmut. Darüber hinaus wird die Thematik mit der allgmeinen Entwicklung des Sozialstaates verknüpft und im Kontext von Wiedervereinigung und Globalisierung diskutiert. Die einzelnen Beiträge…mehr

Produktbeschreibung
In der Bundesrepublik wachsen um die Jahrtausendwende immer mehr Kinder und Jugendliche in Armut auf. Sie bilden mittlerweile die Altersgruppe, die am häufigsten und stärksten davon bedroht ist. Die Autorinnen und Autoren des Bandes thematisieren Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen dieses neuen Armutstypus aus einer interdisziplinären Perspektive und entwickeln Strategien zur Bekämpfung der Kinderarmut. Darüber hinaus wird die Thematik mit der allgmeinen Entwicklung des Sozialstaates verknüpft und im Kontext von Wiedervereinigung und Globalisierung diskutiert. Die einzelnen Beiträge zeichnen ein umfassendes Bild der Problemlagen und repräsentieren den aktuellen Stand der Diskussion über Kinderarmut.

Christoph Butterwegge ist Professor für Politikwissenschaften an der Universität zu Köln.
Autorenporträt
Prof. Dr. Christoph Butterwegge lehrte bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln. Er beschäftigt sich seit über einem Vierteljahrhundert mit der Kinderarmut und hat dazu sowohl Forschungsprojekte durchgeführt wie auch mehrere Bücher veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.03.2001

Anders als
die anderen
Arme Kinder in Deutschland sind
die Verlierer unter den Verliereren
CHRISTOPH BUTTERWEGGE (Hrsg): Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen, Campus Verlag Frankfurt/New York 2000. 313 Seiten, 39,80 Mark.
„Armut” und „Armut” sind nicht das selbe. Es ist gut, dass die Autorinnen und Autoren dieses Sammelbands, Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler ihres Zeichens, das immer wieder hervorheben. Man muss sich bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema stets vergegenwärtigen: Für hoch entwickelte Gesellschaften ist Armut ein relatives Phänomen, „also in der Regel keine Frage des physischen Überlebens, sondern eine Frage des menschenwürdigen Lebens”. Die Situation der Straßenkinder in Deutschland zum Beispiel hat mit jener der Straßenkinder in Lateinamerika wenig gemein. Während die „Straßenjugendlichen”, wie man im Falle der deutschen Verhältnisse sagen müsste, oftmals in die „Bahnhofs- und Cityszene” eintauchen, weil sie sich von den Eltern nicht mehr akzeptiert fühlen oder einer Heimkarriere überdrüssig sind, geht es bei den Straßenkindern Lateinamerikas um die nackte materielle Existenz. Und noch ein relativierender Befund: Die Lebensbedingungen der meisten Kinder in Deutschland sind gut bis sehr gut. Kinder verfügen hier über ein beträchtliches Konsumpotenzial. Dass Kinder und Jugendliche sich mitunter schon sozial geächtet fühlen, wenn sie nicht im Besitz eines Handys sind, ist nur ein Beispiel für die Relativität der Armut.
Brot ohne Butter
Aber es gibt eben auch spürbare und folgenreiche Kinderarmut inmitten des Reichtums, zumindest des Wohlstands, wie er in Deutschland herrscht. Kinder und Jugendliche gehören in unverhältnismäßig großer Zahl zur Sozialhilfe-Klientel. 1993 lebten fast 12 Prozent der Kinder unter sieben Jahren, das heißt etwa jedes achte Kind dieser Altersklasse, in einem Sozialhilfe-Haushalt. Vier Jahre später, 1997, lebten 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 15 in Armut, also schon jeder Fünfte dieser Altersgruppe.
Die Ursachen dieser fatalen Kinderarmut sind vielfältiger, als man auf den ersten Blick annimmt. Zwar ist die Arbeitslosigkeit die Hauptursache der Misere. Aber eben nicht die einzige. Von den „working poor” ist ja auch in unseren Breiten seit geraumer Zeit die Rede, also von jenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die nicht genug Geld nach Hause bringen, um ihre Familie mit dem Nötigsten zu versorgen. Familien mit mehreren Kindern sind besonders der Gefahr ausgesetzt, in die Armut abzugleiten; desgleichen Alleinerziehende. Eine weitere Armuts-Risikogruppe stellen ausländische Familien dar. Die Kinderarmut liegt letztlich an den veränderten Berufsbiographien der Eltern, die nicht mehr geradlinig verlaufen. Ursache sind zudem gewandelte Familienstrukturen. Man denke nur an die Singlehaushalte, die „Kleinfamilien” der Alleinerziehenden und die Scheidungsfamilien.
Die nordrhein-westfälische Ministerin für Frauen, Familie, Jugend und Gesundheit, Birgit Fischer, führt Folgen der Kinderarmut auf – so zum Beispiel das größere Krankheitsrisiko. Und sie propagiert ein ganzes Bündel von Gegenstrategien: den Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit, eine bessere Kinderbetreuung und mehr Einsatz für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte gibt Anlass, von einer „Infantilisierung der Armut” zu sprechen. Es ist dies ein gesamtgesellschaftliches Problem, wie der Herausgeber, der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge, in seiner Einleitung betont. Dass jedes fünfte Kind in relativer Armut aufwächst, ist ein wohlfahrtsstaatlicher Skandal. So liegt die Aktualität und Brisanz des Themas auf der Hand. Kein Wunder, dass die deutsche Armutsforschung in den 90er Jahren geboomt hat. Der vorliegende Band ist ein Produkt dieses verstärkten wissenschaftlichen Interesses. Auch Leser, die nicht vom Fach sind, können von der Lektüre profitieren. Sie gewinnen Erkenntnisse über eine sträflich vernachlässigte soziale Frage und werden informiert über gesellschaftliche Gegenentwürfen wie die Forderung nach einem „armutsgerechten” Umbau des Sozialstaats. FRANK NIESS
Der Rezensent ist Journalist in Heidelberg.
Kinderarmut in Deutschland – das heißt auch Entwicklungsstörungen, Krankheiten, Mangelernährung, Schulprobleme.
Foto: Gerd Pfeiffer/SZ-Archiv
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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29.05.2000, Süddeutsche Zeitung: "Mama, warum haben wir kein Geld?"

"Die nüchterne Bilanz eines Skandals."

05.03.2001, Süddeutsche Zeitung, Anders als die anderen: "Der vorliegende Band ist ein Produkt des verstärkten wissenschaftlichen Interesses am Thema Armut. Doch auch Leser, die nicht vom Fach sind, können von der Lektüre profitieren."

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Frank Niess ist sehr angetan von diesem Sammelband mit Beiträgen zur Kinderarmut. Er hebt anerkennend hervor, dass die Autoren und Autorinnen sich der "Relativität der Armut" bewusst sind, also wissen, dass Kinderarmut in Deutschland etwas anderes ist als beispielsweise die Armut der Straßenkinder in Lateinamerika. Angesichts einer Kinderarmut von 20 Prozent liegt die "Aktualität und Brisanz" des Buches "auf der Hand", so der Rezensent, der betont, dass der Sammelband nicht nur für Sozialwissenschaftler, sondern auch für den Laien von Interesse sein dürfte. Denn, meint Niess, der Leser erkennt nicht nur, dass es sich bei Kinderarmut um ein in der Sozialpolitik "sträflich vernachlässigtes" Thema handelt, sondern er gewinnt auch Vorstellungen, was dagegen zu unternehmen ist.

© Perlentaucher Medien GmbH
Mama, warum haben wir kein Geld?
"Die nüchterne Bilanz eines Skandals." (Süddeutsche Zeitung, 29.05.2000)

Anders als die anderen
"Der vorliegende Band ist ein Produkt des verstärkten wissenschaftlichen Interesses am Thema Armut. Doch auch Leser, die nicht vom Fach sind, können von der Lektüre profitieren." (Süddeutsche Zeitung, 05.03.2001)