El Greco malt den Großinquisitor - 2 CDs mit 84 Min.

Die streng komponierte Erzählung thematisiert Angst, Kunst und Wahrheit vor einer schrecklichen, blutigen Wirklichkeit. Sie spielt zur Zeit der spanischen Inquisition unter Philipp II. Die Novelle, die 1936 erschien, muss auch als zeitgeschichtliche Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft gesehen werden.

Die Geschichte: El Greco, der Maler griechischer Abstammung, wird nach Sevilla zum gefürchteten Großinquisitor Nino de Guevara gerufen – er soll diesen malen. Er hat Angst, ist sich der Gefahr, in der er sich befindet, bewusst. Doch El Greco will sein Gemälde so malen „wie Gott es mir befiehlt durch die Wahrhaftigkeit“. Er malt den Kardinal in den Farben der Scheiterhaufen der Inquisition in Schwarz und Rot, „als Feuer in der Nacht“. Sein berühmtes Bild „Gewitter in Toledo“, mit dem er die Furcht besiegte, weist ihm den Weg. Kurz nach Beginn seiner Arbeit erkrankt der Kardinal an der Galle. El Greco wird aufgefordert, einen Arzt zu empfehlen. Wer sonst als sein Freund Cazalla sollte ihm einfallen. Aber dessen Bruder wurde von der Inquisition verbrannt. Es scheint ein gefährliches Unterfangen, gerade diesem Mann das Leben des Großinquisitors anzuvertrauen. Der Kardinal entscheidet sich für Cazalla. Und nun sind beide Freunde dem grausamen Nino de Guevara ausgeliefert.

Stefan Andres wurde 1906 bei Breitwies in der Nähe von Trier geboren, er starb 1970 in Rom. Bevor er in Köln Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studierte, wollte er ins Kloster gehen. Mit seiner jüdischen Frau lebte er von 1937 bis 1949 in Positano, einem Mittelmeerstädtchen in Italien, südlich von Neapel. Dort entstand auch diese Novelle. Andres nimmt in seinen Texten häufig zu moralisch-religiösen Fragen Stellung.

Matthias Haase liest die Novelle. Der Schauspieler zeichnete sich bereits in hervorragenden Hörspielen aus, u.a. in „Das Foucaultsche Pendel“ von Umberto Eco oder in „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien. Brillant und virtuos in der Sprachführung verleiht er hier den drei Figuren – Maler, Großinquisitor und Arzt – ein unverkennbares, eigenes Profil. Es gelingt ihm, die knappe, architektonisch aufgebaute Erzählform hochdramatisch und bis zum letzten Moment spannend vorzutragen. Bemerkenswert plastisch vermittelt er die Angst und als ihren Gegenpol den Mut, gegen dieses System anzutreten. In manchen Momenten hört man in seiner Stimme regelrecht die Gedanken und Gefühle der drei Verstrickten in all ihren sinnlich wahrnehmbaren Variationen. Eine geniale Interpretation, die der textlichen Vorlage mehr als gerecht wird! Lesung, Spieldauer: ca. 84 Minuten, 2 CD. --culture.text

Im Angesicht der Angst El Greco wird nach Sevilla gerufen, um dort den Großinquisitor Nino de Guevara zu malen. El Greco aber will mit seinem Gemälde nicht "fromme Bestürzung und (...) heiligen Schrecken" verbreiten, sondern so malen "wie Gott es mir befiehlt durch die Wahrhaftigkeit", um nämlich zu zeigen wie die Kirche jener Tage aussieht: "Sie ist ein blutiges Feuer geworden, Eminenz!". Kurz darauf aber erkrankt der Kardinal und El Greco soll seinen Freund, den berühmten Arzt Cazalla rufen, dessen Bruder bereits der Inquisition zum Opfer gefallen war. Will sich nunmehr Cazalla an Guevara rächen? Diese beiden hoch dramatischen Situationen entwickelt und verbindet Andres in seiner Novelle meisterhaft und er verwendet dabei starke und eindringliche Bilder - etwa El Grecos berühmtes Werk "Gewitter in Toledo", um die Situation der Angst, aber auch die des entschlossenen Mutes zu verdeutlichen. Dem Schauspieler Matthias Haase gelingt es, diesen Spannungsbogen zu intensivieren, ihn noch lebendiger und dramatischer an unser Ohr zu tragen, als es der bloße Text vermag. Fast atemlos folgt der Hörer diesem "Krimi" von der ersten bis zur letzten Minute.