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Dieser Band versammelt die »Zaubersprüche« Robert Macfarlanes: Beschwörungen, Schutz- und Abwehrzauber, Segenssprüche, Wiegenlieder und Zungenbrecher, lauter verwunschene Worte, die eine Schleiereule, einen Fuchs oder ganze Wälder in unsere Wahrnehmung zu zaubern vermögen - und damit jene Wesen herbeirufen, mit denen wir, oft ohne es zu wissen, unseren Lebensraum teilen. So wird es möglich, mit Schwalben durch die Lüfte zu schießen, einer Robbe ins Meer zu folgen, mit Eulenohren zu hören und mit den Augen einer Eiche den Wald zu schauen. Und wer sich darauf einlässt, darf vielleicht sogar…mehr

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Produktbeschreibung
Dieser Band versammelt die »Zaubersprüche« Robert Macfarlanes: Beschwörungen, Schutz- und Abwehrzauber, Segenssprüche, Wiegenlieder und Zungenbrecher, lauter verwunschene Worte, die eine Schleiereule, einen Fuchs oder ganze Wälder in unsere Wahrnehmung zu zaubern vermögen - und damit jene Wesen herbeirufen, mit denen wir, oft ohne es zu wissen, unseren Lebensraum teilen. So wird es möglich, mit Schwalben durch die Lüfte zu schießen, einer Robbe ins Meer zu folgen, mit Eulenohren zu hören und mit den Augen einer Eiche den Wald zu schauen. Und wer sich darauf einlässt, darf vielleicht sogar erleben, wie ganze Mottenschwärme aus den Seiten aufsteigen.
So lehrreich wie ein Naturführer und so mitreißend wie ein Märchen, feiern die Zaubersprüche die Wunder der so nahen und uns doch so fernen Welt - und die Macht der Sprache, die diese, laut lesend oder leise murmelnd, zu beschwören weiß. Ein von Jackie Morris prachtvoll illustriertes Buch, das im handlichen Format eine unwiderstehliche Magie entfaltet.
Autorenporträt
Robert Macfarlane, 1976 in Nottinghamshire geboren, lehrt Literaturwissenschaft in Cambridge, ist Essayist und Kritiker und gilt als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Bei Matthes & Seitz Berlin sind bislang Karte der Wildnis, Alte Wege und Die verlorenen Wörter erschienen. Letzteres wurde mit dem BAMB Beautiful Book Award 2017 sowie als Hay Festival Book of the Year und als The Sunday Times Top Ten Bestseller ausgezeichnet.    
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Burkhard Müller hat ein kleines Fest gefeiert mit dem Buch des englischen Nature Writers Robert McFarlane und der Illustratorin Jackie Morris. Dem fantastischen Buchcover folgt im Innern des Bandes laut Müller ein ebenso großartiges Fest der Laute und Rhythmen, kongenial ins Deutsche gebracht von Daniela Seel, so Müller. Die melodischen Vogel- und Insektenporträts, die der Autor entwirft, sind für Müller aber auch ein Memento mori - an einen Reichtum, den wir täglich ein Stückchen mehr verlieren. Die Lektüreerfahrung macht das noch intensiver, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.07.2022

So viel Gutes
verlor die Welt
Robert Macfarlane, die Zeichnerin
Jackie Morris und die Übersetzerin Daniela Seel
beschwören zauberhaft rhythmisch
die Wesen, mit denen wir leben und
deren Habitat wir zerstören
VON BURKHARD MÜLLER
Es heißt ja immer, man solle ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen – don’t judge a book by its cover. Aber dieses Buchgesicht dürfte niemand kaltlassen, der es in seiner Buchhandlung ausliegen sieht. Eine Schleiereule ist darauf zu sehen, wie sie aus tiefer, tintenblauer Nacht mit gespreizten Federn und gespannten Klauen auf ihr Opfer niederfährt, ein herrlicher Schnappschuss in Aquarell, beweglich und energisch, fein und fest wie sein Gegenstand, ganz und gar Gefieder, in einer Weise, wie die entsprechende Fotografie es nie hinbekäme.
Dazu, klein, der weiße Namenszug der Verfasser, des Schreibers Robert Macfarlane und der Malerin Jackie Morris, und in einer Goldprägung, die nur, wenn man das Buch im richtigen Winkel hält, aufleuchtet wie der Mond hinter Wolken: die verlorenen Zaubersprüche. Sieht man gar noch, dass dieses Buch zu den „Naturkunden“ gehört, von denen der Verlag Matthes & Seitz inzwischen mehr als siebzig Stück produziert hat und die in ihrem Gestaltenreichtum keinen Leser enttäuscht haben dürften, so steht dem Spontankauf nichts mehr im Wege. Ein solcher wird reich belohnt.
Macfarlane, der als ein Meister, wenn nicht der König des Nature Writing gilt, hat diesem einen anderen Band voraufgehen lassen, „Lost Words“. Gemeint waren Vokabeln, die aus den neueren Ausgaben des Grundwortschatzes für Kinder gestrichen worden waren, weil sie ja sowieso unwichtig wären, der Eisvogel und der Otter beispielsweise. Damit mochte er sich nicht abfinden, denn diese Tiere gab es ja noch, und zwar selbst im modernen, dicht bevölkerten Großbritannien. Nun geht er einen Schritt weiter und fügt der Erinnerung an die Existenz all dieser geheimen und doch manifesten Wesen den Zauberspruch hinzu, „spell“, wie der entsprechende Begriff mit höherer Eindringlichkeit im Englischen heißt. Ausdrücklich wird der Leser ermutigt, alle diese Sprüche laut zu lesen.
Was er damit meint, hat er in einer Fernsehsendung deutlich gemacht, in der er sein Gedicht „Jackdaw“, zu Deutsch Dohle, selbst vorträgt. Fasziniert hört man die Geräuschkaskade, die so passend die harschen, knackenden Rufe dieser Vögel nachahmt und dennoch ein höchst komplexes Poem darstellt, ein unglaubliches Ineinander von Naturlaut und Artistik. Von Haus aus wohl eher ein wenig linkisch und schüchtern, wächst Macfarlane als Dohle über sich selbst hinaus. „J - J - J - J - Jackdaw“ geht es los. Und man fragt sich: Wie um Himmels willen mag die Übersetzerin dieses krächzende Feuerwerk ins Deutsche bringen? Eine Aufgabe, die zu allem Überfluss noch dadurch vertrackter wird, dass alle diese Lautgebilde als Akrostichon organisiert sind, das heißt der Name des betreffenden Lebewesens erscheint Buchstabe für Buchstabe am Anfang jedes Verses.
Daniela Seel zeigt sich ihrem hochdiffizilen Auftrag in einer Weise gewachsen, dass man sie ohne Abstriche, neben Macfarlane und Morris, als die dritte Autorin dieses Buchs, so wie es uns vorliegt, bezeichnen muss. Sie weiß, dass das Deutsche nicht denselben Reichtum harter Einsilbler hat, transponiert den Text demgemäß in eine andere Tonart, in Moll sozusagen, und hebt an: „D - D - D - D - Dohle“, nicht ganz so konsonantengesättigt also. Aber der Beat ist damit vorgegeben: „kreisend überm Hoftor, / protzt mit deinem coolen / Hang zu grellem Johlen / feixt durch den Morgen / wie Bohrer durch Eisen, / streust Schnack und Nicklichkeiten!“
Wie gesagt, es ist laut zu lesen, sonst entgeht einem, was hier geleistet worden ist: Wie sich ein rufender Rhythmus Bahn bricht, wie die annähernden Reime Dohle, coolen und Johlen als dirty notes funktionieren, also gerade in der Dissonanz die tiefere Harmonie beglaubigen; und wie doch das mildere Deutsch sein Recht behauptet, welches die gelehrigen Dohlen von Konrad Lorenz ebenso einschließt wie den missverstandenen „Star“ der Droste-Hülshoff am nächtlichen Turm überm See. Oh, und die Dohle stiehlt auch Schmuck, Fingerringe besonders. Diese Nebengeschichte wird wie eine zweite Stimme über der Grundmelodie bildlich miterzählt. Der Rezensent würde das für eine Verunglimpfung halten, wenn er nicht einmal selbst erlebt hätte, wie eine entflogene, zahme Dohle, kaum dass sie auf dem Tisch der Gartengesellschaft gelandet war, sogleich begonnen hätte zu versuchen, den Damen die Ringe abzuziehen... So hat es also auch mit der „Graukopf-Banditin“ seine Richtigkeit.
Was für Bilder! Was für Verse! Was für eine Übersetzung! Dieser Reichtum an Motten, deren hauchdünne, puderfein empfindliche Flügel ihren Niederschlag in den Aquarellen ebenso finden wie in den Namen. „Bewahre sie im Mund“, wird empfohlen, nicht im Hirn allein, damit sie sich dem akustischen und prozeduralen Gedächtnis verschwistern: Silberweiden-Gespinstmotte, Sonnenröschen-Grünwidderchen, Zickzackspinner. Erst ausgesprochen erlangt der Zickzackspinner seinen Klang und Witz – probieren Sie es! Aber finden werden Sie ihn kaum in diesem wimmelnden Gruppenbild der mondfarben Zerbrechlichen. Ein ganz ähnliches Bild der Nachtschmetterlinge hatte vor Kurzem Natural Geographic auf sein Titelblatt gesetzt, mit der Aufschrift: „You’ll miss them when they’re gone“.
Der drohende Verlust grundiert die Intensität, mit der all diese Tiere, Vögel und Pflanzen in ihrer Lebendigkeit beim Namen gerufen werden, ehe es zu spät ist. „So viel Gutes verlor die Welt, / Gott weiß, sie kann es brauchen.“ Das S am Anfang dieses Verses gehört zum Stieglitz, englisch goldfinch (ist dort also ein G). Sein Gold ist schwach, doch leuchtet es auch im Winter, wenn er in den Disteln herumturnt, sichtbar für jeden, der es sehen will, ein immer bedrohtes Wesen, das dennoch beherzt sein winziges Leben führt. Davon zu sprechen, ist eine Klage und ein Glück, die bange Seligkeit des Nature Writing, das aus den englischsprachigen Ländern immer stärker auch zu uns herüberdringt.
Nur in einem Fall hat der Leser und Beschauer dieses Buchs das Gefühl, es sei der flüchtige Charakter des Gesehenen vielleicht doch nicht zur Gänze ins Buch eingegangen, und das sind die Mauersegler. Sie rasten nie, und wie sie durch den Himmel zischen, das hält kein Pinsel fest. Bei der äußerlich ähnlichen Schwalbe ist das schon wieder anders. Und nun gar die Eiche! „Dreihundert Jahre wachsen, / dreihundert zu gedeihen, / dreihundert um zu sterben, / neunhundert Jahre Zeit.“ Man beachte vor allem, wie die Infinitive an Umfang gewinnen. Ja, die Zeit in ihren unterschiedlichen Tempi ist das eigentliche Thema dieses Buchs. Der Mensch, der in diesem Buch nicht vorkommt, obwohl er doch zweifellos auch der Natur angehört, findet seinen Platz darin in der Mitte zwischen Mauersegler und Eiche.
Erst ausgesprochen erlangt
der Zickzackspinner seinen
Klang und Witz
Robert Macfarlane,
Jackie Morris:
Die verlorenen
Zaubersprüche.
Aus dem Englischen von Daniela Seel. Naturkunden Nr. 77. Matthes & Seitz,
Berlin 2021. 240 Seiten,
22 Euro.
Dieser Reichtum an Motten!
Sonnenröschen-Grünwidderchen auf einer Aster (links oben), die Raupe eines
Zickzackspinners (rechts unten).
Immer bedroht: Der Stieglitz,
auch Distelfink (links unten)
und die Dohle
(rechts oben).
Fotos: Bellmann/ Hecker/Kindermann/
Martin/imago/Blick-
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»Der britische Schriftsteller Robert Macfarlane durchstreift die Natur genauso wie Lexika. Von seinen Wanderungen bringt er bildstarke Gedichte mit, die unsere ganze Wahrnehmung ansprechen und mit der magischen Kraft der Wörter spielen.« - Nico Bleutge, Deutschlandfunk Kultur Nico Bleutge Deutschlandfunk Kultur 20211101