20,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Auch wenn der Titel es nahelegen könnte: schaurige Spukgeschichten wird man in Bernhard Strobels viertem Erzählband nicht finden - Gespenster und Doppelgänger hingegen schon, auch Heimsuchungen und manches Unerklärliche. Es geht um Konfliktsituationen in Familie und Partnerschaft sowie um Verlusterfahrungen und das Leben im Alter:Nach dem Tod seiner Frau zieht ein Mann in eine fremde Ortschaft und wird Teil eines Kriminalfalls; der Besuch einer Theateraufführung zieht ein ganz anderes Beziehungstheater nach sich; ein Mann in den Vierzigern macht am Grab seiner Frau eine Begegnung der…mehr

Produktbeschreibung
Auch wenn der Titel es nahelegen könnte: schaurige Spukgeschichten wird man in Bernhard Strobels viertem Erzählband nicht finden - Gespenster und Doppelgänger hingegen schon, auch Heimsuchungen und manches Unerklärliche. Es geht um Konfliktsituationen in Familie und Partnerschaft sowie um Verlusterfahrungen und das Leben im Alter:Nach dem Tod seiner Frau zieht ein Mann in eine fremde Ortschaft und wird Teil eines Kriminalfalls; der Besuch einer Theateraufführung zieht ein ganz anderes Beziehungstheater nach sich; ein Mann in den Vierzigern macht am Grab seiner Frau eine Begegnung der gespenstischen Art; eine Jugendliche sucht ihren eigenen Weg, um die Großmutter zu trauern; wie ein schlechtes Omen lässt sich das mysteriöse Auftauchen von Steinen im Ehebett deuten ... Strobel gelingt es auf unnachahmliche Weise, sowohl die Ausnahmesituationen des Lebens als auch das Alltägliche in Worte zu fassen. Feinfühlige, stichelnde und witzige Elemente baut er in die 13 Erzählungen ein; Wortgefechte werden ausgetragen oder der Stille Raum gegeben.
Autorenporträt
Bernhard Strobel, geboren 1982 in Wien, lebt als Autor und Übersetzer aus dem Norwegischen in Neusiedl am See. Studium der Germanistik und Skandinavistik. Bei Droschl erschienen seine Erzählbände "Sackgasse" (2007), "Nichts, nichts" (2010) und "Ein dünner Faden" (2015), ebenso sein Roman "Im Vorgarten der Palme" (2018) sowie seine Übersetzungen von Tor Ulven. Strobel erhielt diverse Preise und Auszeichnungen, darunter den Literaturpreis des Landes Burgenland 2003 und 2017, den Förderpreis der Stadt Wien 2014, den Theodor-Kery-Preis 2016 sowie den Outstanding Artist Award 2019. Die Erzählung "Das Fernglas" aus diesem Band war auf der Shortlist des Wortmeldungen-Literaturpreises 2020.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was geht da vor?, fragt sich Rezensentin Irene Bazinger ein ums andere Mal beim Lesen von Bernhard Strobels Erzählungen, die laut Rezensentin gekonnt das Zwischenreich zwischen Sein und Schein erkunden. Ohne dass Strobel auf Gruseleffekte und Gespenster setzen müsste, wird der Autorin beim Lesen mulmig, löst sich das Verständnis der Leserin in Luft auf angesichts von rätselhaften Begegnungen und Wahrnehmungsverschiebungen in den Geschichten. Der Clou ist für Bazinger die sachliche, schnörkellose Erzählweise, ein faszinierender Minimalismus, meint sie, der nur locker mit Freud und seiner Verdrängungstheorie kokettiert, aber höchst effektvoll, findet sie.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2021

Was ist denn da los?
Spektakulär unspektakulär: Bernhard Strobels Erzählungssammlung "Nach den Gespenstern"

Gibt es Gespenster? Natürlich nicht. Und warum steht die Tür zum Balkon dann am späten Abend sperrangelweit offen, obwohl der Pfleger im Krankenhaus nachdrücklich versichert, sie abgeschlossen zu haben? Und warum sieht der Sohn die unbestimmten Gestalten "auf der Straße hinter dem Grundstück", wenn er durchs Fernglas schaut, während sie sich, wenn der Vater Gleiches tut, im Handumdrehen in Luft auflösen und unsichtbar werden? Wer ist der merkwürdige alte Mann, den der einsame Hinterbliebene regelmäßig auf dem Friedhof trifft, der ihn sogar in eine Kneipe ("Café Post Mortem") einlädt und der irgendwann spurlos verschwunden ist? Was hat es mit dem Nachbarn auf sich, der sich verzweifelt im Keller verkriecht, weil der Rest seines Hauses "dem Geist" gehört? Und der garantiert mit ihm umsiedeln würde, wollte er seinen Wohnsitz wechseln?

Der 1982 in Wien geborene Bernhard Strobel, nebenbei Übersetzer aus dem Norwegischen, legt in seinem neuen Buch "Nach den Gespenstern" keine Horrorgeschichten vor, sondern meisterlich sachliche Erzählungen in der Grauzone zwischen Sein und Schein. Strobel beschwört keine Metaphysik und öffnet keine verbotenen Türen. Lieber sorgt er für winzige tektonische Verschiebungen in der Wahrnehmung seiner bevorzugt unauffälligen Protagonisten - und damit gekonnt-geschickt in unserer. Plötzlich landen wir deshalb dort, wohin, wie es Shakespeares Hamlet so schön sagt, unsere Schulweisheit nicht hinreicht, ob wir das glauben wollen oder nicht.

Faszinierend an diesen Erzählungen - ein Genre, dem sich Strobel von Beginn seiner Autorenlaufbahn an gewidmet hat - ist, wie pur und glasklar sie gearbeitet sind: kein Wort, das zu viel ist, kein narrativer Schlenker, der überflüssig wäre, keine topographische Einbettung, die fehlte. Man könnte seinen kunstvollen Minimalismus spektakulär unspektakulär nennen, denn auf den ersten Blick geht es nicht um große Dinge - obwohl sie die Welt trotzdem aus den Angeln heben können. Im Grunde sind es "so gut wie keine besonderen Vorkommnisse", aber Strobel entwickelt aus den alltäglichen Verwerfungen hohe, spannende, intensive Literatur mit fulminanter Suggestivkraft.

Hinter dem Schweigen, das die Personen nicht mehr verlässt, wenn sie in eine der hier typischen mysteriösen Situationen geraten sind und mit der neuen, beunruhigenden Erfahrung weiterleben müssen, ist auch manchmal eine Gefahr zu ahnen, die sich aus Unsicherheit und Verstörung zu speisen scheint. Wie bei dem Mann, der mit seiner Frau auf ihren Wunsch hin eine Vorstellung von Ibsens "Gespenster" besucht. Dass solche nicht direkt in dem Stück auftauchen - "keine Schreckmomente, kein Grusel" -, macht ihn wütend, ebenso, dass es in der U-Bahn bei der Rückfahrt voll ist und dass die Frau sich daheim mit ihm über die Aufführung unterhalten möchte. Ohne dass es ausgesprochen wird, erkennt, ja erspürt man die intellektuellen Differenzen zwischen beiden und wird mit offenbar früheren Verletzungen konfrontiert, die raffiniert subkutan deutlich werden ("Wärst du als Kind nur halb so viel ausgewichen wie ich, dann, ja dann . . .", denkt er) und in häusliche Gewalt münden. Es sind rabiate, düstere Phantome der Erinnerung, die in dieser Erzählung wie im gesamten Buch an die Oberfläche drängen und auf ihre Daseinsberechtigung pochen.

Die glatten Fassaden des Alltags haben, wie sich nach und nach zeigt, heimtückische Spalten, durch die eine paradoxe Magie hereinströmt, deren Existenz bislang niemand für möglich hielt. Höchstens locker an Sigmund Freud und seine Verdrängungstheorie angekoppelt, leuchtet sie Bernhard Strobel dank seiner begnadet kühlen Erzählkunst aus. Mit ihrer ästhetischen Strategie aus Übersicht, Präzision und aufs Einfachste geschilderter Komplexität lassen seine Erzählungen dem Leser immer viel Luft, um sich selbst ein Bild zu machen und die Verrückungen der Figuren aus der beziehungsvollen Distanz verfolgen zu können. Was ist da eigentlich los, fragt man sich ein ums andere Mal, ohne eine Antwort zu finden, denn der Autor gibt keine. Alles fließt, aber nichts löst sich auf. IRENE BAZINGER.

Bernhard Strobel: "Nach den Gespenstern". Erzählungen.

Droschl Literaturverlag, Graz 2021. 176 S., geb., 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»"Nach den Gespenstern" erzählt von mal schrulligen, mal tragischen Figuren, denen Irritierendes widerfährt. Ein kluger, witziger Erzählband voller Überraschungen, mit dem Strobel einmal mehr zeigt, dass er ein Meister der kleinen Form ist.« (Johanna Öttl, Die Presse) »Bernhard Strobels 13 Geschichten sind - Pardon - der Hammer. Auch in seinem vierten Erzählband zeigt der Schriftsteller aus dem Burgenland seine Einmaligkeit.« (Peter Pisa, Kurier)