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Nichts Neues aus Weimar? Der Alte überrascht noch immer! Goethe mag zwar der über alles verehrte deutsche Dichter sein, aber waren die Deutschen auch sein über alles geschätztes Volk? 'Sie mögen mich nicht! Das matte Wort! Ich mag sie auch nicht! Ich habe es ihnen nie recht zu Danke gemacht.' Goethes zornige Bemerkung über die Deutschen charakterisiert das schwierige Verhältnis des Dichters zu seinen Landsleuten - und umgekehrt. Zwar haben ihn die Deutschen zu Lebzeiten respektiert als ihren ersten Dichter, doch geliebt haben sie nicht ihn, sondern Schiller. Goethe hielten sie für einen…mehr

Produktbeschreibung
Nichts Neues aus Weimar? Der Alte überrascht noch immer! Goethe mag zwar der über alles verehrte deutsche Dichter sein, aber waren die Deutschen auch sein über alles geschätztes Volk? 'Sie mögen mich nicht! Das matte Wort! Ich mag sie auch nicht! Ich habe es ihnen nie recht zu Danke gemacht.' Goethes zornige Bemerkung über die Deutschen charakterisiert das schwierige Verhältnis des Dichters zu seinen Landsleuten - und umgekehrt. Zwar haben ihn die Deutschen zu Lebzeiten respektiert als ihren ersten Dichter, doch geliebt haben sie nicht ihn, sondern Schiller. Goethe hielten sie für einen suspekten Charakter. Seinem Erfolgsroman Die Leiden des jungen Werther warfen sie vor, er verleite die Leute zum Selbstmord; die Römischen Elegien und Wilhelm Meisters Lehrjahre galten als unsittlich, seine Lebensgemeinschaft mit Christiane Vulpius empfand man als skandalös, seine Verehrung für Napoleon als Verrat, sein Verhalten in den 'Befreiungskriegen' als.
Autorenporträt
Eckard Kleßmann, geboren 1933, arbeitete als Buchhändler, Lektor und Redakteur. Seit 1977 ist er freier Schriftsteller und veröffentlichte zahlreiche Biographien, u.a. über E.T.A Hoffmann, Napoleon, Johann Sebastian Bach. Er lebt in der Nähe von Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.07.2010

KURZKRITIK
Goethe als Grantler
Der Dichter und seine „lieben
Deutschen“ – ein Missverhältnis
Als nach Goethes Tod eine Trauerfeier am Berliner Schauspielhaus angekündigt wurde, geriet der Preußische König Friedrich Wilhelm III. in Rage: Man hätte ihn um Genehmigung bitten müssen; leider könne man nun die Feier nicht mehr absagen, „ohne Aufsehen zu veranlassen“. Diese Episode ist wie ein Tippelchen auf dem I in der lebenslangen Geschichte der Abneigungen und Missverständnisse zwischen Goethe und vielen Deutschen. Dieser war beim breiten Publikum keineswegs beliebt oder gar erfolgreich; und er wusste das. Oft beklagte er sich darüber: „Ihr schmähet meine Dichtung; / Was habt ihr denn getan? / Wahrhaftig die Vernichtung / Verneinend fängt sie an.“
Eckart Kleßmann, bewährter Kenner nicht nur Goethes, sondern seiner ganzen Epoche – es gibt Bücher zu Napoleon und zur Romantik von ihm –, leistet in seiner Studie „Goethe und seine lieben Deutschen“ aber noch mehr als die Darstellung eines langen Missverhältnisses zum Publikum; es geht auch um Goethes politische Ansichten, sein Verhältnis zu Juden und zum Islam, seine Ideen zur Weltliteratur, seine Ablehnung zeitgenössischer deutscher Dichter im Kontrast zu seiner hellsichtigen Schätzung ausländischer Literatur, gerade der jungen. „Goethe als Zeitgenosse und Grantler“, so könnte der inoffizielle Titel dieses Buches lauten, das mit einer langen Perlenschnur köstlicher Zitate aus Werken, Briefen und Gesprächen aufwartet. Vielleicht hätte es noch systematischer nach den Gründen des Missverhältnisses fragen können, nicht nur im Politischen, sondern auch im Wandel der deutschen Nationalgefühle zwischen 1770 und 1830. Das ändert aber nichts daran, dass hier amüsanter Lesestoff in Fülle geboten wird.
GUSTAV SEIBT
ECKART KLESSMANN: Goethe und seine lieben Deutschen. Ansichten einer schwierigen Beziehung. Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. 309 Seiten, 32 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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"(...) amüsanter Lesestoff in Fülle (...)."(Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 2010)

"Es sind wahrhaft erlesene Freuden in diesem Buch, ein ausgiebig zu erobernder Wissensschatz."(Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 13. Juli 2010)

"Kleßmann läßt uns staunen. Schöneres kann man über ein Buch nicht sagen."(Eckhard Schimp, Braunschweiger Zeitung, 6. November 2010)

"(...) dieser Band (gehört) zum Lesenswertesten, was in jüngerer Zeit über Goethe veröffentlicht wurde."(Andreas Müller, Darmstädter Echo, 24. November 2010)

"Hier ist eines der besten und intelligentesten Bücher, die in letzter Zeit über Goethe geschrieben wurden, souverän in der Stoffbewältigung und mit wunderbar leichter Hand verfaßt, kurzweilig und unterhaltsam, weil Kleßmann nie doziert. (...) Ein glänzendes Kapitel Goethe auf nur dreihundert Seiten: Das gelingt nicht alle Tage."(Klaus Bellin, Lesart, 3/10)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2011

Goethes Vorurteile

Der Mut zu einem Buch über Goethes nicht immer beglückendes Verhältnis zu seinen Landsleuten verdient Respekt. Denn darüber ist schon viel gesagt worden. Aber die Leser wollen lesen und die Autoren schreiben und die Verleger Neues bringen aus ihrer Werkstatt, und wenn das so wissensreich, klar und mit leichter Hand geschieht wie bei Eckart Kleßmann, dann lässt man es sich gern gefallen. Kleßmann hat sich seit langem als Kulturhistoriker verdient gemacht, der interessant und maßvoll, aber stets konkret über die Dichter zu erzählen versteht, ohne sie durch ein Übermaß an Details zu erdrücken. So akzeptiert man gern, dass Goethe glaubte, Rauchen mache dumm, dass er Brillenträger nicht mochte und außerdem noch eine Aversion gegen Berliner sowie gegen Hamburg und ganz Norddeutschland pflegte. Schließlich war er Frankfurter und schätzte Wieland, fand Napoleon sympathisch und musste immer wieder feststellen, dass er allen Zweifeln gegenüber recht hatte: "Seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein konnte auch die harscheste Kritik (die er stets aufmerksam las) nichts anhaben. Er war im Recht, alle anderen im Irrtum verblendet." Goethe las begeistert Byron (wohl weil auch dieser ihn las und lobte) und desgleichen Manzoni, de Vigny, Merimée. An den jungen deutschen Dichterkollegen seiner Zeit, an Hölderlin, Kleist und Brentano las er desinteressiert weitgehend vorbei, obwohl er sie kannte. Es sind diese Widersprüche, die Kleßmann vorsichtig abwägend, lobend und tadelnd herausstellt. Sein reich mit Dokumenten ausgestattetes Buch regt zum Nachlesen an, nur fehlen leider alle genauen Quellenangaben dazu, eine umfangreiche Bibliographie hilft immerhin weiter. Und was den erweiterten Blick angeht, so wird der gefördert durch den gelegentlichen Bezug zur unmittelbaren deutschen Gegenwart. (Eckart Kleßmann: "Goethe und seine lieben Deutschen". Ansichten einer schwierigen Beziehung. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. 310 S., geb., 32,- [Euro].) G.Sch.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ziemlich unglücklich lässt Eckart Kleßmanns Darstellung von Goethes Verhältnis zu den Deutschen den Rezensenten Manfred Koch zurück, der umso mehr die von Hans-Joachim Weitz' bereits 1949 herausgegebene, seit langem vergriffenen Zitatensammlung "Goethe: Die Deutschen" vermisst. Zwar gehe Kleßmann höchst ambitioniert ans Werk und fasse mit seiner Studie ein weites Panorama in den Blick, von Goethes frühen Bemühungen um die "deutsche Art und Kunst" über seine Italienreise bis zu Goethes offener Ablehnung deutscher Leser, Raucher und Biertrinker. Vieles allerdings bleibt dem Rezensenten zu oberflächlich und zu unscharf. Und wenn Goethe die deutschen Intellektuellen für ihre mangelnde Weltläufigkeit kritisiert, sei das etwas anderes als das Gegrantel eines alternden Mannes über Kartoffelessers. Überhaupt erscheint ihm dieses Buch in weiten Teilen eher als eine "verkappte" Biografie mit einer auffälligen Vorliebe fürs "Skandalöse", und so mag Koch die Studie als " kurzweilige Überblicksdarstellung" durchaus gelten lassen, zum Thema ruft er dann aber doch nach einer Neuauflage von Weitz' Werk.

© Perlentaucher Medien GmbH
Kleßmann läßt uns staunen. Schöneres kann man über ein Buch nicht sagen.(Eckhard Schimp, Braunschweiger Zeitung, 6. November 2010)