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Planetar denken heißt, die Erde als Planeten ernst nehmen: vom Erdkern bis in den interplanetaren Raum, von der Nanosekunde bis zur Tiefenzeit, vom Elementarteilchen bis zur Erdmasse. Stehen Wechselwirkungen zwischen unserem Heimatplaneten und uns im Zentrum, nimmt ein planetares Wissensparadigma Gestalt an. Es geht einher mit der Relationierung menschlicher Existenz im Universum und der Relativierung der anthropozentrischen Sichtweise. So rücken Fragen der Bewohnbarkeit und Gastfreundschaft in den Vordergrund - und die Schaffung neuen Wissens bedeutet stets auch die Schaffung neuer Welten.…mehr

Produktbeschreibung
Planetar denken heißt, die Erde als Planeten ernst nehmen: vom Erdkern bis in den interplanetaren Raum, von der Nanosekunde bis zur Tiefenzeit, vom Elementarteilchen bis zur Erdmasse. Stehen Wechselwirkungen zwischen unserem Heimatplaneten und uns im Zentrum, nimmt ein planetares Wissensparadigma Gestalt an. Es geht einher mit der Relationierung menschlicher Existenz im Universum und der Relativierung der anthropozentrischen Sichtweise. So rücken Fragen der Bewohnbarkeit und Gastfreundschaft in den Vordergrund - und die Schaffung neuen Wissens bedeutet stets auch die Schaffung neuer Welten. Dieses Buch spricht alle mit dem Universum und dem Menschen befassten Wissenschaften an.
Autorenporträt
Frederic Hanusch (Dr.), geb. 1985, ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des 'Panel on Planetary Thinking' an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er forscht zu Demokratie und planetarem Wandel mit einem Fokus auf Zeit.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Niklas Elsenbruch empfiehlt das Buch der Politikwissenschaftler Frederic Hanusch, Claus Leggewie und Erik Meyer als Einstieg in das "planetare Denken". Die Forderung der Autoren nach einem ganzheitlichen Erd-Verständnis mit dem Ziel nicht einer Einebnung der Unterschiede zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem, aber einer "erweiterten Anthropologie" und Annäherung, scheint Elsenbruch ein Ansatz zu sein. Bei der Umsetzung des propagierten Denkstils in die Praxis aber gibt es noch viel Arbeit, ahnt der Rezensent. Etwas mehr Ausarbeitung und "originelles" Denken hätte dem Buch nicht geschadet, meint er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.11.2021

Jawohl, Eure Planetschaft
Die Erde im Mittelpunkt, nicht der Mensch: Das Buch „Planetar denken“ will einen Denkstil für das Anthropozän und dessen Überwindung prägen
Selbstbezogenheit und Blindheit für die Folgen ihres Handelns haben die Menschheit an den Rand der „eigenen Auslöschung“ getrieben – und zahlreiche Lebewesen mit ihr. Diese Diagnose und Mahnung war zuletzt auf der Weltklimakonferenz in Glasgow wieder von höchster Stelle zu hören. Patricia Espinosa, die Generalsekretärin der UN-Klimarahmenkonvention, sprach sie dort zum Auftakt aus. Neu ist diese Erkenntnis ebenso wenig wie die Einsicht, dass wir wohl eines grundlegenden kulturellen Wandels bedürfen und nicht bloß Ausbeutung und Wachstum mit effizienterer Technologie fortsetzen können.
Die Paradigmen der nötigen Erneuerung sind damit jedoch noch nicht ausformuliert. Welchen konkreten „Denkstil“ hätte eine ethische Lebenshaltung im 21. Jahrhundert zu pflegen? Dieser Frage widmen sich die Politikwissenschaftler Frederic Hanusch, Claus Leggewie und Erik Meyer in ihrem Buch „Planetar denken“. Der Titel gibt zugleich die Antwort: Wir sollen „die Erde epistemologisch, ontologisch und ethisch als Planeten anerkennen, menschliches (Zusammen-)Leben also durch einen sich stets wandelnden Planeten verstehen“. Aber was heißt das? Und bringt es uns weiter?
Dass die Erde ein Planet ist, dürfte – in erkenntnistheoretischer wie wesensmäßiger Hinsicht – unwidersprochen bleiben. Ebenfalls dass wir sie auf ethisch unangemessene Weise bewohnen. Interessanter ist schon die Umkehrung der anthropozentrischen Perspektive: Statt die Erde nach dem Maßstab unserer Verlangen zu definieren und zu globalisieren, sollen wir das menschliche Leben von seiner planetaren Existenzgrundlage her begreifen. Nachdem die Kosmologien von Kopernikus und Kepler das geozentrische Weltbild eigentlich verabschiedet hatten, ist man heutzutage dankbar für jede Änderung der Denkart, die den Planeten selbst in den Mittelpunkt rückt und nicht den Menschen.
Für die Autoren heißt das, sich der blauen Perle in ihrer Ganzheit zu nähern, idealtypisch zu sehen auf den berühmten Aufnahmen der Apollo. Dieser Herangehensweise steht der Neologismus „Planetschaft“ Pate, der nach dem Vorbild der „Landschaft“ darauf hinweisen will, „dass Regionen unseres Planeten lokalräumlich geprägt, aber stets planetar überformt sind“. Entsprechend die Wechselwirkungen „vom Erdkern bis in den interplanetaren Raum“ zur Kenntnis zu bringen, ist für jeden Einzelnen eine Herausforderung.
Auch bedeutet die Erweiterung der Gaia-Hypothese von der Erde als lebendigem Organismus bis hinein in den Weltraum gewaltige Dehnübungen für die moralische Fantasie. Originell ist sie gleichwohl in eingeschränktem Maße – wie ihre Pointierung im Leitspruch „Denken wie ein Planet“ zeigt, der lediglich die ökologische Maxime „Denken wie ein Berg“ des amerikanischen Umweltethikers Aldo Leopold von 1949 umformuliert.
Bei aller Hinwendung zum Planeten wollen die Autoren den Anthropozentrismus keineswegs durch einen „Planetozentrismus“ ersetzen, „der menschliches Leben als nur einen von vielen gleichberechtigten Bestandteilen eines Ökosystems betrachtet“. Ihr Anliegen ist nicht „die Einebnung der Unterscheidung zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem“, sondern „die Ermittlung und Einbeziehung des ,Mehr-Als-Menschlichen‘ in einer erweiterten Anthropologie“. Demgemäß bestimmen sie sogenannte „Planet-Mensch-Beziehungen als die grundlegenden Elemente planetaren Denkens“.
Die beiden Partner nähern sich einander an, wenn der Mensch im Stoffwechsel mit der Erde auch als materielles Wesen auftritt. Dafür rückt die belebte Natur irgendwo in die Nähe menschlicher Handlungsfähigkeit, beweist zumindest „Wirkmächtigkeit“. Längst kann die moralisch bankrotte Menschheit sich nicht mehr als autarke Herrscherin verstehen. Sie muss Verankerung und Einbettung in der Natur suchen. Daraus folgt ihre Relativierung. Wenn die Autoren „den Menschen seiner Sonderstellung entheben, ohne ihn dabei aus seiner Verantwortung“ als intentionales Wesen zu entlassen, erreicht ihr Aufschlag vielleicht seinen Gipfel.
Spätestens beim kritischen Übergang vom planetaren Denken zum Handeln lässt die Theorie jedoch Federn: Kurz werden Rockströms planetare Belastungsgrenzen aufgewärmt, im Anschluss gleich Geoengineering und Marsbesiedlung diskutiert. Was gäbe es dazwischen? Ach, ein bisschen global governance.
Als Versammlung verschiedener Theorien unter einem neuen Paradigma leistet „Planetar denken“ hilfreiche Arbeit. Konsequent umgesetzt trüge der Denkstil zur Linderung der ökologischen Schieflage unseres Planeten bei. Wenngleich das Buch als Einstieg konzipiert ist, hätte mehr originelle Eigenleistung und Ausarbeitung aber nicht schaden können. Wir brauchen sie so dringend.
NIKLAS ELSENBRUCH
Es bedeutet auch eine
gewaltige Dehnübung für die
moralische Fantasie
Frederic Hanusch, Claus Leggewie, Erik Meyer: Planetar denken. Ein Einstieg. transcript,
Bielefeld 2021.
198 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Das Buch liefert eine Sammlung an Theorien, um den Menschen seiner selbsternannten Sonderstellung zu entheben, ohne ihn dabei aus der Verantwortung zu entlassen.« Elisabeth Sperr, forum. ernährung heute, 1 (2022) »Als Versammlung verschiedener Theorien unter einem neuen Paradigma leistet »Planetar denken« hilfreiche Arbeit. Konsequent umgesetzt trüge der Denkstil zur Linderung der ökologischen Schieflage unseres Planeten bei.« Niklas Elsenbruch, Süddeutsche Zeitung, 22.11.2021 O-Ton: »Wir leben nicht auf einem Planeten, wir sind Teil von ihm« - Interview mit Frederic Hanusch bei L.I.S.A. Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung am 09.11.2021. »Der brillant geschriebene Essay [...] ist ein wichtiges Plädoyer für eine notwendige Horizonterweiterung. Seine augenöffnenden Reflexionen verdienen in aktuellen ethischen und politischen Debatten über die ökologische Krise rezipiert zu werden.« Marcel Remme, www.lehrerbibliothek.de, 12.10.2021 »Das Buch ist dankenswert lesefreundlich geschrieben und richtet sich nicht nur an ein akademisches Publikum, wiewohl es den wissenschaftlichen Forschungs- und Erkenntnishorizont zu erweitern antritt. Die immer sinnvoll in den Text komponierte Bebilderung tut beim ersten Durchblättern ein Übriges, um Neugier auf die Botschaften der Autoren zu wecken.« Arnold Schmieder, www.socialnet.de, 08.10.2021 »Keine leichte Lektüre, aber reich an Anregungen zum Weiterdenken.« Katholisches Sonntagsblatt, 35 (2021) »Vielfältig anregend, grundsätzlich und relevant.« Hans Durrer, https://durrer-intercultural.blogspot.com, 21.07.2021 »Hier finden alle wesentlichen wissenschaftlichen Beiträge zum Komplex Mensch und Planet, die historischen wie die aus unserer Zeit, ihre Einordnung, Besprechung und Gewichtung, was einer produktiven Verortung weiterer Ausarbeitungen und Verknüpfungen in diesem Geflecht zu einer Wissenschaft von Menschheit mit Bezug auf das Universum gerecht werden kann. Kein Handbuch, aber eine fundierte Anregung darüber hinaus.« Renate Straetling, https://renatestraetling.wordpress.com, 13.07.2021 Besprochen in: https://www.uni-giessen.de, 12.07.2021 Clubhaus, 8/9 (2021) Bayern 2 - Jazz & Politik, 25.09.2021, Andreas Neumann Visionen, 10/11 (2021) Spektrum der Wissenschaft, 11 (2021), Michael Springer TRUST, 211/6 (2021) Philosophische Rundschau, 69/2 (2022), Michaela Ott…mehr