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"Ich betrachte Ivo Andric als meinen Vorläufer, denn er war so mutig, uns zu zeigen, dass wir alle aus dem gleichen Stoff sind." (Orhan Pamuk) - die erste Biografie des Nobelpreisträgers
"Für die epische Kraft, mit der er Motive und Schicksale aus der Geschichte seines Landes gestaltet", wurde Ivo Andric 1961 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Michael Martens zeigt in seiner meisterlich geschriebenen Biografie einen außergewöhnlichen Lebensweg nach: von der Kindheit in Bosnien über das Attentat von Sarajevo 1914 bis zu Andrics Zeit als Diplomat des Königreichs Jugoslawien in…mehr

Produktbeschreibung
"Ich betrachte Ivo Andric als meinen Vorläufer, denn er war so mutig, uns zu zeigen, dass wir alle aus dem gleichen Stoff sind." (Orhan Pamuk) - die erste Biografie des Nobelpreisträgers

"Für die epische Kraft, mit der er Motive und Schicksale aus der Geschichte seines Landes gestaltet", wurde Ivo Andric 1961 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Michael Martens zeigt in seiner meisterlich geschriebenen Biografie einen außergewöhnlichen Lebensweg nach: von der Kindheit in Bosnien über das Attentat von Sarajevo 1914 bis zu Andrics Zeit als Diplomat des Königreichs Jugoslawien in Hitlers Berlin. Diesen bewegten Zeiten folgen Jahre im von den Deutschen okkupierten Belgrad, als Andric in völliger Zurückgezogenheit die großen Romane schreibt, die ihm Weltruhm einbringen werden - selten hat es ein bemerkenswerteres Dichterleben gegeben.
Autorenporträt
Michael Martens wurde 1973 in Hamburg geboren und ist seit 2002 politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, derzeit in Wien. 2019 erschien bei Zsolnay Im Brand der Welten – Ivo Andric. Ein europäisches Leben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2019

MICHAEL MARTENS, Südosteuropa-Korrespondent dieser Zeitung, hat ein Buch über den jugoslawischen Dichter Ivo Andric geschrieben. 1941 wurde Andric mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Da hatte er bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Nach dem Attentat von Sarajevo 1914 verhaftet, verbrachte Andric während des Ersten Weltkriegs Jahre in Haft und Verbannung. 1939 wurde er jugoslawischer Gesandter in Berlin, wo er mit Hitler Geburtstag feierte und mit Göring verhandelte. Nach der deutschen Okkupation Jugoslawiens 1941 schrieb er zurückgezogen seine großen Romane. Orhan Pamuk betrachtet Andric als seinen Vorläufer, "denn er war so mutig, uns zu zeigen, dass wir alle aus dem gleichen Stoff sind". Andrics Lebensgeschichte erzählt davon, was es bedeutete, im zwanzigsten Jahrhundert ein Intellektueller in Europa zu sein. (Michael Martens: "Im Brand der Welten". Ivo Andric - ein europäisches Leben. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2019. 496 S., geb., 28,- [Euro])

F.A.Z.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2019

Land und Werk
Michael Martens porträtiert den großen europäischen
Erzähler und jugoslawischen Patrioten Ivo Andrić
VON KARL-MARKUS GAUSS
Wer nach 500 gelehrten und spannenden Seiten ans Ende dieses Buches über einen der größten europäischen Erzähler des zwanzigsten Jahrhunderts gelangt ist, würde sich womöglich am liebsten anmaßen, dem Nobelkomitee von 1961 eine Protestnote in die Ewigkeit hinterherzuschicken. Dessen Entscheidung, den Jugoslawen Ivo Andrić auszuzeichnen, mochte damals für mutig gelten und ist literarisch bis heute unanfechtbar geblieben. Die bisher unbekannten oder geheim gehaltenen politischen Schriften des Preisträgers jedoch, die der deutsche Journalist Michael Martens aufgefunden hat, werfen ein düsteres Licht auf Andrić.
Freilich geht es Martens, der sieben Jahre als Korrespondent der FAZ in Belgrad lebte und kürzlich in zwei Artikeln scharfes Geschütz gegen Handke auffuhr, in seiner Biografie eben nicht darum, Andrić nachträglich den literaturpolitischen Prozess zu machen. Vielmehr möchte er ein exemplarisches „Europäisches Leben“ erkunden, wie es der Untertitel nennt, und das ist ihm hervorragend gelungen.
Der 1892 als Kind kroatischer Eltern in Bosnien geborene Ivo Andrić diente dem „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ zwei Jahrzehnte lang als hochrangiger Diplomat und betrachtete zeitlebens die Existenz eines unabhängigen jugoslawischen Staates als sein wichtigstes politisches Anliegen. Von den ersten Texten des Gymnasiasten bis zu den letzten Resolutionen und Briefen, die der Greis unterzeichnete, hat sich Andrić als leidenschaftlicher Vorkämpfer, Verfechter und Verteidiger eines solchen Staates behauptet.
Ob es sich dabei um eine von Anfang an autoritäre, zunehmend sogar faschistoide Monarchie handelte oder um eine sozialistische Volksrepublik, die zuerst stalinistisch regiert wurde und sich später weitreichend liberalisierte, änderte nichts an seiner Haltung: ob rechts oder links, demokratisch oder despotisch, die Existenz Jugoslawiens war für Andrić das Entscheidende. Dem Staat selbst, nicht seinen wechselnden Machthabern, wollte er ein aufopfernder Diener sein, und um die Ansprüche dieses Staates gegen seine äußeren und inneren Feinde zu verteidigen, war er bereit, mit dem Teufel zu paktieren.
In den späten Dreißigerjahren, als Jugoslawien unter den Druck Italiens und Deutschlands geriet, war Andrić der wichtigste Diplomat seines bedrohten Landes. Damals wälzt er in geheimen Memoranden den Plan, 150 000 Muslime als vermeintliche „Türken“ aus dem Land vertreiben zu lassen. In einem Aide-Mémoire, das erst zwei Jahre nach seinem Tod in einem Archiv gefunden wurde, legte er 1939 dar, wann es angebracht wäre, den Nachbarstaat Albanien zu zerschlagen und wie er zwischen dem faschistischen Italien und Jugoslawien aufzuteilen sei.
Im März 1939 tritt Andrić als Gesandter in Berlin den wichtigsten Posten an, den er jemals innehatte. Während die Nationalsozialisten ringsum Länder überfallen und okkupieren, möchte Andrić nur eines: sein Land heraushalten, die Einheit Jugoslawiens sichern. Er verkehrt mit hochrangigen Nationalsozialisten, mit Göring verhandelte er darüber, was Jugoslawien tun müsse, damit es mit deutschen Waffen beliefert werde. Nach und nach wurde aus ihm, wie Martens nachweist, ein „wichtiger Fürsprecher der politischen Annäherung Jugoslawiens an das nationalsozialistische Deutschland“.
Martens hütet sich jedoch davor, all das, was er in Archiven aufgestöbert hat, Andrić charakterlich anzulasten. Was Andrić selbst dachte, ist in den Tausenden Dokumenten und Denkschriften für den internen Gebrauch kaum auszumachen, der Privatmensch und Künstler verschwindet für viele Jahre fast völlig hinter dem Diplomaten. Der sah seinen Auftrag nicht darin, eigene Meinungen zu verfechten, sondern die Interessen seines Staates zu verteidigen, der zweifellos in der Gefahr stand, angegriffen, ja, ausgelöscht zu werden.
Zu den vielen ungünstigen Zeugnissen jugoslawischer Weggefährten, die Andrić als „unehrlich, zwielichtig, machiavellistisch“, als kalten, übervorsichtigen Karrieristen beschrieben, wahrt Martens eine gewisse Distanz. Er deutet die Biografie des grandiosen Epikers im Blick auf die Zwänge, denen der Patriot Andrić zeitlebens, besonders im herannahenden Zweiten Weltkrieg ausgesetzt war.
Deutschland hat Jugoslawien 1941 bekanntlich doch überfallen. Das gesamte Diplomatische Corps Jugoslawiens wurde verhaftet und in einem Hotel am Bodensee interniert. Einzig Andrić bot der Außenminister von Ribbentrop die Ausreise ins Schweizer Exil an. Andrić war zu diesem Zeitpunkt ein wohlhabender Mann. Zu seinem Gehalt kamen beträchtliche Tantiemen seiner Bücher. Das Rätsel, wie er es geschafft hat, neben seiner beruflichen Tätigkeit, die ihn seit 1920 etwa nach Rom, Triest, Bukarest, Madrid, Brüssel, Marseille führte, erfolgreiche, vielfach übersetzte Prosasammlungen zu veröffentlichen, kann auch Martens nicht klären. Andrić verfügte 1941 jedenfalls über so viel Geld, dass er in der Schweiz über Jahre unbehelligt hätte leben können. Er entschied sich aber, mitten im Krieg in das besetzte Belgrad heimzukehren.
Was danach geschieht, ist verstörend paradox. Während in seinem Land zwischen der Wehrmacht und den Partisanen ein an Grausamkeiten nicht zu überbietender Krieg wütet, bezieht Andrić im Zentrum Belgrads als Untermieter ein Zimmer, in dem er, völlig zurückgezogen, binnen drei Jahren drei monumentale Romane schreibt, in denen er die Dinge frei von politischem Kalkül und kulturellem Ressentiment zu halten weiß. Martens fasst es in den treffenden Satz: „Für Andrić beginnt im Juni 1941 eine wunderbare Zeit in einer schrecklichen Zeit.“ Als die Partisanen gesiegt haben, hat er „Die Brücke über die Drina“, „Wesire und Konsuln“ und „Das Fräulein“ druckfertig vorliegen.
Die kommunistischen Paladine um den Marschall Tito lassen in den ersten, stalinistischen Jahren des neuen Jugoslawiens reihenweise Mitglieder ihrer eigenen Partei liquidieren, etwa nach den sogenannten Dachauer Prozessen, in denen die Überlebenden der Konzentrationslager als Verräter zum Tode verurteilt werden. Den Spitzendiplomaten der Monarchie jedoch, der Ehrengast bei Hitlers 50. Geburtstag war und es in Serbien 1940 noch mit den faschistischen Tschetniks hielt, setzt Tito bald in den Status eines Staatsdichters. Was folgt, ist der Weltruhm, der Nobelpreis, nach dessen Verleihung Andrić etwas Ungewöhnliches tut. Während andere Laureaten sich auf eine öffentliche Dauerpräsenz einstellen, zieht er, der so lange in Staatsdiensten stand, sich bald rigoros zurück.
Seine frühen wie seine späten Briefe verraten vor allem zweierlei, bedingungslose Staatstreue und persönliche Unzufriedenheit. Im Nachlass findet sich die Notiz: „In der ersten Lebenshälfte wünscht und tut der Mensch Dinge, deren er sich in der zweiten Hälfte schämen und von denen er sich lossagen wird, und die zweite vergeht in vergeblichen Versuchen, das zu korrigieren oder wenigstens zu vertuschen, was man in der ersten tat. Es bleiben nur Reue und Scham.“ Und ein literarisches Werk, das Reue und Scham überdauert.
Michael Martens:
Im Brand der Welten.
Ivo Andrić.
Ein europäisches Leben. Biografie.
Paul Zsolnay Verlag,
Wien 2019.
496 Seiten, 28 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Martens erzählt anhand der Vita des 1892 in Travnik geborenen Andric auch die zweimal so hoffnungsvoll begonnene, und beide Male so schrecklich beendete Geschichte Jugoslawiens." Oliver Grimm, Die Presse, 16.03.20

"Wir müssen Michael Martens dankbar sein, dass er uns bekannt macht mit dem Leben dieses großen Erzählers." Nadja Odeh, SWR2 Lesenswert, 10.03.20

"Kein Zweifel, mit der glänzenden Andric-Biografie von Michael Martens, seit Langem Südosteuropa-Experte der FAZ, befindet man sich in den Wirbeln des 20. Jahrhunderts." Wolfgang Schneider, Tagesspiegel, 15.12.19

"Ein exemplarisches 'Europäisches Leben' zu erkunden, wie es der Untertitel nennt, ist Martens hervorragend gelungen." Karl-Markus Gauß, Süddeutsche Zeitung, 26.11.19

"Michael Martens' profunde und glänzend geschriebene Andric-Biografie liest sich wie ein Roman des 20. Jahrhunderts. (...) Kenntnisreich führt er Leben, Werk und Epoche zusammen. Und macht große Lust auf Andric-Lektüre." Wolfgang Schneider, Deutschlandfunk, 14.11.19

"Weit mehr als eine fesselnd erzählte Dichterbiographie. Ebenso kenntnisreich wie spannend entwirft der Biograph ein Panorama der verwickelten Geschichte der jugoslawischen Konföderation im 20. Jahrhundert." Oliver vom Hove, Wiener Zeitung, 02.11.19

"Eine brillant erzählte Biografie, die historischen Schilderungen und Kontextualisierungen viel Platz einräumt." Stefanie Panzenböck, Falter, 30.10.19

"Sieben Jahre lang hat Martens neben seinem keineswegs beschaulichen Beruf als Balkan- und Türkei-Korrespondent der FAZ in Archiven und vor Ort recherchiert, und das Ergebnis kann man nur als grandios bezeichnen. Nicht nur rollt er am Faden dieses einen Lebens hoch anschaulich und verständlich die oft verwirrliche Geschichte des jugoslawischen Raumes auf; als begnadeter Erzähler versteht er es auch, den Stoff so zu arrangieren und zu inszenieren, dass man das Buch mit angehaltenem Atem liest." Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung, 29.10.19

"Das Buch ist hervorragend geschrieben und bietet trotz der Materialfülle eine spannende Lektüre." Cyrill Stieger, NZZ Bücher am Sonntag, 27.10.19

"Bis heute wird mit Furor darüber diskutiert, wie Andric zu Islam und Christentum, zu seiner bosnischen Heimat und einem Großserbien stand. Wie Michael Martens all diese Kämpfe und die Ausweichmanöver, wie er die Entwicklungen des Balkans und das Werk Ivo Andric gleichsam unter dem Brennspiegel schildert, ist der Lektüre unbedingt wert." Tobias Lehmkuhl, Deutschlandfunk Büchermarkt, 06.10.19

"Der langjährige FAZ-Korrespondent Michael Martens verbindet in seiner Biografie das umfangreiche Werk des Dichters auf sehr intelligente und elegante Weise mit dem Leben des Mannes, der 1892 auf die Welt kommt, als osmanischer Staatsbürger und Untertan des Sultans in ärmlichen Verhältnissen im bosnischen Städtchen Travnik." Doris Akrap, taz, 11.09.19

"Glänzend geschrieben." Enver Robelli, Tages-Anzeiger, 07.09.19

"Die epochale Biografie betont das Schillern dieses verschlossenen Genies, das vieldeutiger ist als jede Nation und jede Ideologie." Dirk Schümer, Die Welt, 31.08.19

"Martens, seit langen Jahren Korrespondent in der Region, zeigt sich mit seinem glänzend geschriebenen, sorgfältig komponierten Buch dem Diplomaten wie dem Schriftsteller gleichermaßen gewachsen. (...) Angemessen dosiert fließen Forschungsliteratur und Archivfunde in den Erzählstrom ein; ein Kunstwerk, ganz im Gestus des großen Erzählers selbst." Norbert Mappes-Niediek, Frankfurter Rundschau, 20.08.19
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