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Die achtjährige Molly und Ralph, ihr zehnjähriger Bruder, sind unzertrennlich. Gemeinsam setzen sie sich gegen die nervigen Routinen des Schulalltags zur Wehr, gegen ihre überkorrekte Mutter und die zimperlichen älteren Schwestern. Und vielleicht sogar gegen den Rest der Welt. Eines Sommers werden sie aus ihrem vornehmen Vorort von Los Angeles nach Colorado geschickt, wo ihr Onkel eine Ranch besitzt. Dort lernen die Kinder eine hinreißende neue Welt kennen - wild, schön und ungezähmt.Als ihrer beider Kindheit zu Ende geht, träumt Molly vom Erwachsensein und davon, Schriftstellerin zu werden,…mehr

Produktbeschreibung
Die achtjährige Molly und Ralph, ihr zehnjähriger Bruder, sind unzertrennlich. Gemeinsam setzen sie sich gegen die nervigen Routinen des Schulalltags zur Wehr, gegen ihre überkorrekte Mutter und die zimperlichen älteren Schwestern. Und vielleicht sogar gegen den Rest der Welt. Eines Sommers werden sie aus ihrem vornehmen Vorort von Los Angeles nach Colorado geschickt, wo ihr Onkel eine Ranch besitzt. Dort lernen die Kinder eine hinreißende neue Welt kennen - wild, schön und ungezähmt.Als ihrer beider Kindheit zu Ende geht, träumt Molly vom Erwachsensein und davon, Schriftstellerin zu werden, während Ralph seine wachsende Männlichkeit verspürt. Kindliche Unschuld und drängende Jugend stürzen unausweichlich auf ein verheerendes Ende zu.
Autorenporträt
JEAN STAFFORD, geboren 1915 in Covina, Kalifornien, wuchs in ärmlichen Verhältnissen in San Diego und Colorado Springs, Texas auf. Von ihrer Familie früh entfremdet, verbrachte sie als Jugendliche ihre Freizeit in den Bergen und beim Schreiben. Sie studierte Englische Literatur an der Universität Colorado und lebte ein Jahr in Heidelberg. Die Berglöwin erschien 1947 und wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Neben vielen anderen Preisen und Auszeichnungen erhielt sie 1970 den Pulitzer-Preis. Jean Stafford starb 1979.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2020

In diesen Kinderherzen ist es finster
Ein Geschwisterpaar stellt sich gegen die Welt in Jean Staffords Roman „Die Berglöwin“ von 1947. Jetzt gibt es den Roman in einer attraktiven Neuübersetzung
Molly Fawcett ist das, was man in früheren Zeiten „ein schwieriges Kind“ nannte. Mollys Denken und Handeln liegen außerhalb aller vermeintlich kindlichen Kategorien. Die Mutter, so heißt es gleich zu Beginn von Jean Staffords Roman, fürchtet die kalte Entschlossenheit, mit der Molly und ihr zwei Jahre älterer Bruder Ralph der Welt gegenübertreten.
In diesen Kinderherzen ist es finster. Als Molly einmal von ihrem Bruder gekränkt wird, geht sie in den Gartenschuppen, entkorkt eine Flasche mit Säure und übergießt ihre Hand damit. Zu ihrer Mutter sagt sie Sätze wie, „Ich glaube nicht an das Glück.“ Da ist sie gerade einmal elf Jahre alt. Als sie eine Schreibmaschine benötigt, um ihre literarischen Ambitionen voranzutreiben, schreibt sie dem amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover einen Brief (was den Handlungszeitraum des Romans auf die Jahre zwischen 1929 und 1933 eingrenzt). Die Erwachsenen reagieren auf die beiden im Wortsinn nicht fassbaren Kinder mit Wut oder mit hilflosen Floskeln. Das Universum der beiden Geschwister, das Jean Stafford in all seinen psychologischen Verwinkelungen entworfen hat, unterliegt unausgesprochenen Gesetzen.
Jean Stafford ist eine heute kaum noch bekannte Figur der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Geboren 1915 in Covina, Kalifornien, jenem Ort, an dem auch Ralph, Molly und ihre beiden älteren Schwestern in „Die Berglöwin“ aufwachsen, hat Stafford ein Leben voller Zerrissenheit und Katastrophen geführt: Ein enger Freund erschoss sich vor ihren Augen, Stafford selbst neigte früh zu übermäßigem Alkoholkonsum, führte mehrere desaströse Ehen und starb 1979 als bis zum Ende exzessive Raucherin und Trinkerin.
Staffords 1947 erschienener Roman „Die Berglöwin“ wurde von der Kritik gefeiert, verkaufte sich jedoch schlecht. Auch die deutsche Übersetzung fand im Jahr 1958 kaum Resonanz. Nun hat der auf Wiederentdeckungen spezialisierte Dörlemann-Verlag den Roman in einer bestens zu lesenden Neuübersetzung von Adelheid und Jürgen Dormagen publiziert, und es zeigt sich, dass es eine auf produktive Weise verwirrende Lektüre ist.
„Die Berglöwin“ sprengt die vertrauten Muster von Kindheits- und Coming-of-Age-Erzählungen: Zum einen fehlen jegliche Anklänge von Idylle und nostalgischer Heimeligkeit. Zum anderen stiftet die ständig ab- und zunehmende Distanz zwischen Erzählstimme und Figuren kalkuliert Verwirrung. Oft glaubt man, man sei ganz dicht dran an diesen beiden Kindern, um im nächsten Augenblick zu erkennen, dass man gar nichts über sie weiß.
Molly und Ralph, zu Beginn des Romans acht und zehn Jahre alt, sind aneinander gekettet durch eine frisch überstandene Scharlacherkrankung, ihre körperlichen Defizite, ihr ständiges Nasenbluten. Aber sie sind auch verbunden durch ihre Abscheu gegen ihre Umwelt. Zugleich aber zeigt Jean Stafford das Binnenverhältnis der beiden Geschwister als ein permanentes Flackern zwischen Bewunderung, Ehrfurcht, Konkurrenz und Wut. Der Vater der Kinder ist noch vor Mollys Geburt gestorben, die Mutter behandelt ihre beiden Jüngeren mit einer Mischung aus Überfürsorglichkeit und Desinteresse, während die beiden auf gesellschaftlichen Status bedachten älteren Schwestern Leah und Rachel mit Hochmut auf sie herabschauen.
So starr das äußere Handlungsgerüst zumindest im ersten Drittel des Romans wirkt, so dynamisch verändern sich die Aggressionsanlässe und Konfliktlinien der Familie. Die Grundkonstellation des Romans – zwei Systemsprenger in einem materiell abgesicherten Umfeld – gerät in Bewegung, als Mollys und Ralphs Großvater, der Stiefvater ihrer Mutter, bei seinem jährlichen Routinebesuch umfällt und stirbt. Die Mutter gibt Molly und Ralph mit Bedenken ihre Erlaubnis, ihren Onkel Claude für einen Sommer auf dessen Farm in den Bergen von Colorado zu besuchen. Es werden vier Sommer und schließlich, als die Mutter mit Leah und Rachel zu einer großen Reise aufbricht, ein ganzes Jahr.
Unausgesprochen, nur gespiegelt in der wachsenden Wildheit der Geschwister, beginnt ihr Erwachsenwerden, und es zeigt sich: Molly ist kein verletzliches, enttäuschtes Mädchen. Was sie zu dem macht, was sie ist, liegt in ihrem Wesen und ist anlasslos. Molly und Ralph sind als eigenständige Charaktere differenziert gezeichnet, in ihren Handlungsmotivationen bleiben sie durchweg unberechenbar.
Es sind nicht der Plot oder eine spektakuläre Handlung, die „Die Berglöwin“ zu einer so lohnenswerten Lektüre machen. Die Spannung des Romans liegt, neben der starken Beschreibung imposanter Landschaften, im ständigen Wechselspiel von Anziehung und Ablehnung, das Jean Stafford inszeniert. Die Kindheit ist für Molly und Ralph niemals ein Schutzraum gewesen. Im Älterwerden kann sich ihr Hass gegen die Konventionen der Erwachsenenwelt aber auch gegeneinander richten. Die dem Roman seinen Titel gebende Berglöwin ist ein aus Staffords früher Erwachsenenzeit positiv besetztes Glückssymbol. Dass die Autorin dieses Symbol am Ende für einen so überraschenden wie erschreckenden Showdown einsetzt, spricht für ihre Radikalität.
CHRISTOPH SCHRÖDER
Jean Stafford: Die Berglöwin. Roman. Aus dem Englischen von Adelheid und Jürgen Dormagen. Dörlemann Verlag, Zürich 2020. 352 S., 25 Euro.
Man glaubt, diese beiden zu
kennen, und stellt doch fest: Man
weiß nichts über sie
Wiederzuentdecken: Die Schriftstellerin Jean Stafford.
Foto: Wiki Commons
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2020

Ein unmögliches Mädchen
Von der Ironie unartiger Kinder: Jean Staffords einflussreicher Roman "Die Berglöwin" erscheint neu übersetzt

"Molly war nicht nur hässlich, sie hatte etwas Hausgemachtes an sich, sie sah aus, als wäre sie von einer unerfahrenen Hand zusammengesetzt." Sie schreibt Briefe an Präsident Hoover, in denen sie barsch eine Schreibmaschine für sich fordert, aber sie glaubt nicht an das Glück und kann sich selbst nur als "lange Holzkiste mit Geist darin" vorstellen. Molly ist der Typ Mädchen, den niemand mag, nicht einmal die eigene Mutter: unansehnlich, unbeholfen und unartig, schroff und sarkastisch, überschlau, snobistisch und gefühlskalt. Kurz: eine vorlaute, achtjährige Nervensäge ohne mildernde kindliche Unschuld oder mädchenhafte Anmut. Ralph, ihr zwei Jahre älterer Bruder, ist der Einzige, der seine wunderliche Schwester - meistens - versteht und verteidigt, aber er ist ein Junge, und auch seine Geduld ist endlich.

Jean Stafford schildert in ihrem 1947 erschienenen Roman "Die Berglöwin", wie die beiden Geschwister sich in einer Festung aus Trotz, Angst, Liebe und Hass verschanzen, wie sie sich aneinander klammern und langsam auseinanderleben, als Ralph zum Mann und Molly zur selbstzerstörerischen Dichterin reift. Es ist, wie es Katryn Davis im Vorwort zur amerikanischen Neuausgabe 2010 ausdrückte, "eine Geschichte von der Unmöglichkeit, erwachsen zu werden, und der Unmöglichkeit, ein Kind zu bleiben". Oder, wie es Jürgen Dormagen jetzt in seinem Nachwort zur deutschen Neuübersetzung formuliert: Staffords Roman zweier unglücklich ineinander verhakter Kindheiten sei ein unsentimentales "Erwachsenenbuch, kein sich freundlich hinabbeugender Coming-of-Age-Roman".

Molly ist klein, aber hart und grimmig entschlossen, eines jener ungehorsamen Kinder zu bleiben, die in jeder harmoniebedürftigen Familie unangenehm auffallen, auch im damals immer noch ziemlich rauhen Wilden Westen der zwanziger Jahre. Wenn die langweiligen Tanten zu Besuch kommen, wenn Pastor Follansbee mit bräsiger Bildungshuberei nervt und seine Frau mit gouvernantenhaften Belehrungen, platzt Molly mit ihrem frühreifen Snobismus, unschicklichen Gedanken und verbotenen Wörtern heraus, die so peinlich wie ihr Nasenbluten sind. Die Mutter hält sehr auf Anstand, Würde und Konvention, aber ihr vornehmes Getue kann die stachelige Molly weder täuschen noch schrecken. Nur Ralph und der fröhlich-ungehobelte, weitgereiste Großvater Kenyon können das unmögliche Mädchen leiden, aber die geschwisterliche Symbiose ist labil, und der Großvater stirbt bald.

Nach seinem Tod werden die beiden jüngeren Kinder auf die Ranch seines Sohns, einer "bescheidenen Ausgabe" des imposanten Alten, abgeschoben, während die Mutter mit den zwei ältesten Töchtern auf Weltreise geht. Das unangenehme Bewusstsein, zurückgesetzt und alleingelassen, zu Gentleman und Dame dressiert zu werden, könnte Ralph und Molly noch enger zusammenschweißen. Aber auf der Farm in den Rocky Mountains, unter grobianischen Cowboys, Rinderzüchtern und Pumas, wird aus geschwisterlicher Nähe und bedingungslosem Vertrauen erst Fremdheit und schließlich fast so etwas wie Hass. Ralph orientiert sich an seinem kauzigen Onkel, der ihm die Angst vor dem Schießen, Reiten, Besamen und Kalben nimmt, und ist auch nicht länger unempfänglich für die herben Reize von Kusine Winifred. Molly muss ihren Bruder schweren Herzens auf die "Liste der Unverzeihlichen" setzen, wo schon fast alle Verwandten und Bekannten (und am Ende auch sie selbst) stehen. Die hexenhafte alte schwarze Köchin seufzt halb verächtlich, halb mitfühlend: "O mein Gott! Das arme kleine bisschen weißer Abschaum."

Jean Stafford, 1915 in Covina nahe Los Angeles geboren und in Colorado Springs, Texas, aufgewachsen, gehörte selbst zum white trash und trug einige Züge ihrer Heldin. "Ich war so sehr Molly, dass ich schließlich ihr Buch schreiben musste", sagte sie einmal. Sie war "Goldlöckchen", die Berglöwin in einer Männerwelt der Pferde- und Waffennarren, aber sie fiel auch durch hässliche Wahrheiten und Gedichte auf, die kaum jemand verstand. Stafford bewunderte Henry James und Mark Twain, aber eigentlich entsprach sie mit ihrem unsteten Leben - Alkohol, Depressionen, drei Ehen, darunter eine sehr schwierige mit Robert Lowell - und ihrer kühlen, distanzierten Erzählsprache eher der europäischen Moderne jener Jahre. Ihre drei Romane, allen voran die "Berglöwin", wurden von der Kritik gefeiert, für ihre Erzählungen im "New Yorker" bekam sie 1970 den Pulitzer-Preis; aber in Europa blieb Stafford weitgehend unbekannt.

Jetzt, sechzig Jahre nach der ersten Übertragung ins Deutsche, ist "The Mountain Lion" von Adelheid und Jürgen Dormagen neu übersetzt worden. Zu entdecken ist ein Werk, das seinerzeit nicht einmal zu Unrecht als "Wildwestroman" angekündigt wurde und doch viel mehr ist: eine Hymne auf die "verflixt verwegene Schönheit" der Berge, eine Erinnerung an den Geschmack von Prachthimbeermarmelade und Indianerreis und den "säuerlichen Geruch von ledernen Hosenträgern", und ein Kindheitsroman, der Kinder nicht als Opfer erwachsener Unempfindlichkeit verniedlicht, sondern als selbständig denkende und fühlende Individuen ernst nimmt. "Das Wichtigste beim Schreiben ist die Ironie", schrieb Stafford einmal, "und wir finden Ironie ganz deutlich bei Kindern. Gerade die Unschuld von Kindern ist Ironie."

MARTIN HALTER

Jean Stafford: "Die Berglöwin". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Adelheid und Jürgen Dormagen. Dörlemann Verlag, Zürich 2020.

352 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Höchste Zeit, die amerikanische Autorin Jean Stafford wiederzuentdecken, findet Rezensent Martin Halter und freut sich entsprechend über die neue Übersetzung von Staffords Roman "Die Berglöwin" aus dem Jahr 1947. Erzählt wird die Geschichte der nicht besonders hübschen und liebenswerten, "schroffen und kalten" Molly, die, von der Mutter ungeliebt, sich an ihren Bruder klammert und nach dem Verschwinden der Mutter mit ihrem Bruder auf der Ranch eines Onkels zwischen groben Cowboys, Rinderzüchtern und Pumas aufwächst, resümiert der Kritiker. Molly und ihr Bruder entfremden sich zunehmend, aus geschwisterlicher Zuneigung wird Hass und Molly wird zur "selbstzerstörerischen Dichterin", fährt der Rezensent fort, der Ähnlichkeiten zwischen der Autorin und ihrer Heldin erkennt. Ein sinnlicher Roman über eine Kindheit, der die "verflixt verwegene Schönheit" der Berge ebenso wie die Selbstständigkeit von Kindern feiert, schließt er.

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