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Nach dem epochalen Werk über London folgt nun die große Biographie über die Themse
In Großbritannien ist Peter Ackroyd eine Institution. Mit seiner Biographie über London wurde er auch international bekannt. Nun stellt er diesem Standardwerk ein zweites zur Seite: die Biographie über die Themse, jenen Strom, an dem seit vier Jahrtausenden Menschen leben und der untrennbar mit der britischen Geschichte verbunden ist.
Mit gerade einmal 346 Kilometern ist die Themse ein vergleichsweise kurzer Fluss, und doch ist sie wie kein zweiter aufgeladen mit Geschichte. Sie ist Schauplatz mythischer,
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Produktbeschreibung
Nach dem epochalen Werk über London folgt nun die große Biographie über die Themse

In Großbritannien ist Peter Ackroyd eine Institution. Mit seiner Biographie über London wurde er auch international bekannt. Nun stellt er diesem Standardwerk ein zweites zur Seite: die Biographie über die Themse, jenen Strom, an dem seit vier Jahrtausenden Menschen leben und der untrennbar mit der britischen Geschichte verbunden ist.

Mit gerade einmal 346 Kilometern ist die Themse ein vergleichsweise kurzer Fluss, und doch ist sie wie kein zweiter aufgeladen mit Geschichte. Sie ist Schauplatz mythischer, historischer, militärischer und kultureller Ereignisse. Ohne die Themse, so Ackroyd, wären London und das britische Empire nicht denkbar. Er folgt der Entwicklung des Flusses, von den Anfängen vor 170 Millionen Jahren über den Urwaldstrom bis zur Entstehung religiöser und weltlicher Macht an seinen Ufern. Mal still und melancholisch, mal kraftvoll und gewaltig nimmt die Themse ihren Lauf durch das Land und die Zeit. Sie ist gleichermaßen Verkehrsweg, Grenze, Spielplatz, Gosse und Machtträgerin.

Ausstattung: mit 4 teilw. farb. Bildteilen (32 Seiten)
Autorenporträt
Peter Ackroyd wurde 1949 in London geboren, wo er bis heute lebt. Er studierte Literaturwissenschaft in Yale und Cambridge und arbeitete viele Jahre für den »Spectator« und die »Times«. Mit seinen Romanen, Theaterstücken und Biographien gehört er zu den wichtigsten britischen Gegenwartsautoren. Er erhielt unter anderem den Somerset Maugham Award und den Whitbread Award. Er gilt als brillanter Autor mit einem unverwechselbaren Stil.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2009

Londons Pracht, Londons Gestank
Materialreich mäandernd schreibt Peter Ackroyd über den Fluss seiner Heimat, die Themse Von Alexander Menden
Man kann ohne weiteres jahrelang in London leben, ohne je die Themse zu sehen. Selbst wer sie regelmäßig unterquert, tut es in U-Bahn-Tunneln, die vergessen lassen, dass London eine Stadt am Fluss ist. Es scheint, als schotte sich die Stadt von der Themse ab, als sei diese ein mehr oder minder malerisches Hindernis, eine Wasserschneise, die, um ein Wort Erich Kästners zu bemühen, reguliert und eingedämmt ihre Bahn durch die Metropole zieht, um sich hinter Gravesend friedlich in der Nordsee aufzulösen. Nur an wenigen Stellen, etwa zwischen London Eye und Globe Theatre in Southwark, kommt man der Themse nahe, ohne ein Boot zu besteigen. Und selbst dieser Weg ist unterbrochen von erzwungenen Umwegen und tropfenden Brückenunterführungen.
Das unverbundene Nebeneinander von Stadt und Gewässer begründet der Autor Peter Ackroyd damit, dass die Themse die Londoner „nirgendwo hin” führe: „Sie kann nicht dazu benutzt werden, sie ins Kino zu bringen, ins Theater oder einen Pub. Sie gilt nicht als interessant.” Dem Fluss selbst gefalle es, „mit einer gewissen erhabenen Distanziertheit dahinzuströmen. Er biedert sich nicht an, schmeichelt sich nicht ein. Er wirkt urtümlich, geheimnisvoll und undurchdringlich.” Diese Art von Mythisierung prägt über weite Strecken Ackroyds Buch „Die Themse – Biographie eines Flusses”. Auch dessen englische Originaltitel „Thames, Sacred River” betont diesen Aspekt. Der Titel von Michael Müllers solider deutscher Übersetzung hingegen knüpft bewusst an Ackroyds erfolgreiche London-Biographie von 2001 an.
Peter Ackroyd, gebürtiger Londoner, Jahrgang 1949, ist ein Vielschreiber von nachgerade viktorianischem Produktionsdrang. Allein in diesem Jahrzehnt hat er, neben diversen historischen Romanen sowie Jugendsachbüchern über die griechische und römische Antike – Biographien so unterschiedlicher literarischer Titanen wie Dickens, Poe und Shakespeare verfasst. Ackroyds Publikationen werden auf der Insel stets universell bejubelt. In Wahrheit ist seine Produktion – wenig verwunderlich bei einem solchen Ausstoß – von schwankender Qualität. Die Darstellungen Poes oder Dickens’ (bereits Ackroyds zweite) sind ebenso überzeugend und erhellend wie seine zu Recht gerühmte Blake-Biographie. Die positivistische Eingleisigkeit des Shakespeare-Buches hingegen ist im Wechsel rührend und irritierend, während seine Abhandlung über die „Ursprünge der englischen Phantasie” mit lähmender Selbstgefälligkeit aufwartet.
An Umfang und reiner Materialfülle ist das neue Buch über die Themse dem über Londons Geschichte durchaus ebenbürtig. Ackroyd ist ein ungeheuer emsiger Quellenforscher. Hier präsentiert er die Früchte seines Fleißes, indem er strikt chronologische oder geographische Betrachtungen des Flusslaufes meidet und statt dessen thematische Schleusen einzieht. In 45 Abschnitten betrachtet er alle nur erdenklichen Erscheinungs- und Nutzungsformen der Themse: Handelsroute und Trinkwasserreservoir, Kult- und Selbstmordstätte, Lebensquell und Bakterienpfuhl, Fluss der Schwäne, der Bäume und der Könige, Inspiration für Künstler und Literaten.
Als Materialsammlung ist „Die Themse” eine wahre Fundgrube. Wo der Autor seine minutiös recherchierten Fakten darlegt, finden sich immer wieder interessante Anekdoten und obskure, faszinierende Details. So galt das Flusswasser auf der Höhe von Marlow seit dem Mittelalter als „gut gegen Gicht”, während die „fauligen Ausdünstungen” der Themse stromabwärts beim Londoner Kloster der Blackfriars für „den Tod von manch einem Bruder” verursacht haben sollen. Gerade den Gestank des unteren Flussabschnitts, in den schon früh Unmengen ungeklärter Abwässer eingeleitet wurden, weiß Ackroyd eindringlich darzustellen. Es scheint verzeihlich, dass Ackroyd einen Großteil des Textes der Themse als Fluss der Hauptstadt widmet. Der Strom war bei aller heutigen Indifferenz doch über Jahrhunderte entscheidend für Londons Entwicklung. Gern liest man die Beschreibung der alten London Bridge, eines um 1600 eng mit Häusern bebauten Konstruktes, auf dem das prächtige Nonesuch House und die Brückenkapelle herausragten, deren Krypta man über einen Stützpfeiler „bequem vom Wasser aus” erreichen konnte. Ausgehend von der Funktion der Themse als Handelsweg erfährt man auch viel über den Reichtum, den sie Großbritannien bescherte. Wer hätte gedacht, dass in einer einzigen Kühlhalle des Royal Albert Dock im 19. Jahrhundert „bis zu 250 000 ausgeweidete Hammelrümpfe” hingen, während im West India Dock „4,4 Millionen Liter Wein” lagerten? Solche Zahlen machen merkantilistische Gier und Überfluss des Empire erstaunlich greifbar.
Doch was in kleinen Dosen lehrreich ist, kann in größeren wie obsessive Datenanhäufung wirken. Allzu oft zähmt Ackroyd sich und sein Material nicht; dann tritt der Text in einer Flut von Namen und Anspielungen über die Ufer. Hier kommt nicht selten ein lokalhistorischer Vollständigkeitswahn zum Zuge.
Mit bezeichnend anglozentrischem Gestus behauptet Ackroyd, kein Fluss der Erde habe je die „Aufmerksamkeit der Welt” so auf sich gezogen wie die Themse – wie ohnehin Ackroyd sehr gerne behauptet. In einem Kapitel über die Selbstmorde, die in der Themse verübt wurden, sagt er beispielsweise: „Die Düsterkeit und Turbulenz des Wassers üben eine gefährliche Sogkraft auf Arglose aus, so dass sie sich eher aus einem Instinkt heraus als aufgrund einer Entscheidung hineinstürzen.” Abgesehen davon, dass man diese ominöse „Sogkraft” jedem größeren Strom zuschreiben könnte, bleibt Ackroyd jeden Nachweis seiner Behauptung schuldig. Bei seinen literarischen Querverweisen wirken die Vermutungen gelegentlich sehr weltfremd. So meint der Autor, ebenfalls zum Thema Selbstmord: „Das paradigmatische Ende Ophelias hat den poetischen Charakter eines Todes durch Ertrinken hervorgehoben, und diejenigen, die den Tod in der Themse suchen, scheinen sich damit teilweise auch bewusst in eine Tradition stellen zu wollen.”
Bisweilen hat Ackroyds Erzählung eine Tendenz zur mystischen Spekulation. So ergeht er sich in einer Art Meditation über die „spirituelle Reinheit” des Wassers an und für sich: „Wasser enthält alles und ist daher durchsichtig. Es ist die Quintessenz von allem und von nichts. Es kommuniziert problemlos mit allen Manifestationen seiner selbst, wird mühelos eins und findet ein gemeinsames Niveau.” Über die Bäume am Flussufer schreibt er: „In ihrem Schatten scheint eine besondere Art von Kühle und Abgesondertheit zu herrschen – als wären sie nicht nur die Wächter des Flusses, sondern auch heilige Stätten.” An solchen Stellen hätte man sich die Hand eines weniger willfährigen Lektors gewünscht, der das Buch um derartigen druidisch-alchimistischen Nonsens erleichtert hätte.
In der Biographie seiner Heimatstadt gelang es Peter Ackroyd gerade durch seine heterogene Darstellungsweise, ein Bild dieser widersprüchlichen Metropole zu zeichnen, aus welchem dem Leser schließlich die urbane Persönlichkeit Londons entgegentrat. Die Themse hingegen, der Fluss dieser Stadt, entwindet sich immer wieder seinem Zugriff. In seiner reichen Fülle an interessanten Fakten unterläuft dem Buch streckenweise etwas, was Flüssen vorbehalten bleiben sollte: Es mäandert. Wer Genaueres über die Themse erfahren will, kann sich Ackroyds Werk gleichwohl getrost als schier unerschöpflichem Informationsquell zuwenden.
Peter Ackroyd
Die Themse – Biographie
eines Flusses
Aus dem Englischen von Michael Müller. Knaus, München 2009. 576 Seiten, 39,95 Euro.
Dem Fluss gefällt es, mit einer gewissen erhabenen Distanziertheit dahinzuströmen
Die Themse war und ist vieles: Lebensquell und Selbstmordstätte, Handelsroute und Inspiration der Künstler, Bakterienpfuhl und Trinkwasserreservoir, Fluss der Schwäne und Könige. Fotos: Marc Atkins/Panoptika (2), NMPFT/Daily Herald Archive, Mary Evans Pict Library/Interfoto, www.oldengland.com
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit Begeisterung ist Rezensentin Susanne Mayer in den Erzählstrom dieser Kulturgeschichte der Themse eingetaucht. Peter Ackroyd diene der Fluss in seinem "visionären" Verfahren der Kulturgeschichtsschreibung als "Traumfuge", denn er blicke durch den Fluss hinab in die Vorzeit. Denn er sei lange dagewesen, bevor es Menschen gab. So sieht sie ihn die nationale Mentalität der Briten formen, und liest an seinen Ufern das "versammelte Strandgut der Hochkultur" von Oxford bis Maidenhead auf, wo der Sachsenfürst Taeppa begraben ist. Die Rezensentin liest gebannt auch von Römern und ihrem Staunen über die widerständigen und kriegsbemalten Völker im Jahre 54 nach Christus, sieht die goldgewandte Anne Boleyn auf dem Fluss auf einer Barke ihrer Hochzeit mit Heinrich VIII. engegengleiten und drei Jahre darauf ihrer Hinrichtung. Immer wieder bannt Ackroyd sie auch mit szenischen, malerischen Beschreibungen, mit Zitaten aus den Veden über die Erzählung eines Flusses, der wie Gott in die Welt eingreife: die Themse, Traumpfad, Stream of Consciousness, an dem sich auch noch das moderne Subjekt des englischen Romans konstituierte.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ackroyd erzählt Geschichte, und wie gerne er erzählt!" Die Zeit