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Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebt Paris in den Jahren 1940 bis 1950 seine Wiedergeburt: Mit großer Erzählkunst lässt Agnès Poirier den Flair und das geistig-künstlerische Leben in einer der aufregendsten Metropolen der Welt lebendig werden. Ein unvergleichlich inspirierendes Porträt einer ganzen Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein und Lebensgefühl bis heute revolutionieren.
Im besetzten und im befreiten Paris trafen sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg die kreativsten Köpfe, die originellsten Stimmen und die leidenschaftlichsten Selbstdarsteller
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Produktbeschreibung
Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebt Paris in den Jahren 1940 bis 1950 seine Wiedergeburt: Mit großer Erzählkunst lässt Agnès Poirier den Flair und das geistig-künstlerische Leben in einer der aufregendsten Metropolen der Welt lebendig werden. Ein unvergleichlich inspirierendes Porträt einer ganzen Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein und Lebensgefühl bis heute revolutionieren.

Im besetzten und im befreiten Paris trafen sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg die kreativsten Köpfe, die originellsten Stimmen und die leidenschaftlichsten Selbstdarsteller ihrer Generation. Sie brachen mit dem kapitalistischen System und errichteten eine antibürgerliche Gegenwelt. Bei Absinth, Pastis und Ersatzkaffee mit Sacharin fragten sie sich im Café de Flore: Wer bin ich? Wie können wir überleben? Wie wollen wir leben? Jetzt, heute, morgen, überhaupt. Mit unwiderstehlichem Charme und großer Sachkenntnis erzählt Agnès Poirier von den menschlichen Dramen, die die Entstehung großer Werke der Kunst und Literatur begleiteten: In dem magischen Jahrzehnt zwischen 1940 und 1950 wagten es de Beauvoir, Sartre, Giacometti, Picasso, Beckett, Koestler u.v.a., radikal anders zu denken, zu handeln, zu leben.
Was sie damals intellektuell und künstlerisch entfalteten, prägt noch heute unser Denken und unsere Lebensweise und beeinflusst uns bis in die Art, wie wir uns kleiden und uns geben. Agnès Poirier entführt uns mitten hinein in eine Stadt mit all ihren Leidenschaften, menschlichen Tragödien und künstlerischen Triumphen.

»Paris ist eine mythische Stadt, und fast keine Periode ist reicher an Mythen als das Jahrzehnt, das Agnès Poirier in ihrem ausgezeichneten Buch entfaltet.«
Daily Telegraph
Autorenporträt
Agnès Catherine Poirier, 1975 in Paris geboren, studierte an der London School of Economics und war für 'Radio France' tätig. Seit 1998 lebt und arbeitet sie in London und Paris. Auf Englisch und Französisch schreibt sie in 'Le Monde', im 'Nouvel Observateur', im 'Guardian', in der 'Times' und im 'Observer'. Sie engagiert sich beim Filmfestival in Cannes für britische Filme und nimmt u.a. regelmäßig an außenpolitischen Diskussionen in der BBC teil.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2019

Der freiesten aller Frauen
Agnès Poirier durchquert ein Pariser Jahrzehnt

Ein Röhrchen Othedrin oder besser noch Benzedrin oder Coryodran. Sofern nicht vielleicht Luminax, Leviton, Trenquidex, Psychotron oder Lidepran. Die Auswahl an Aufputschmitteln war bis in die sechziger Jahre hinein groß. Wahrscheinlich nicht nur in Frankreich. Jean-Paul Sartre jedenfalls brachte es auf einen kolossalen Verbrauch. Das von ihm unter anderen favorisierte Corydran wurde 1971 als gefährlich eingestuft und vom Markt genommen. Zur Erinnerung, Sartre wurde vierundsiebzig Jahre alt. Vermutlich wurden die schädlichen Wirkungen des Muntermachers ausbalanciert durch die Effekte der von Sartre reichlich eingeworfenen Schlaftabletten oder der halben Flasche Whisky zur Nacht. Es gibt eben noch andere Wege in ein produktives Alter als Fitness-Studio und gesetzte Lebensweise.

Auf die Liste der kurrenten Aufputschmittel stößt man ungefähr in der Mitte von Agnès Poiriers Buch über intellektuelle und künstlerische Szenen in Paris der Jahre 1940 bis 1950. Da ist man bereits mittendrin in einem Gewitter von Anekdoten, welche die Autorin aus einem reichhaltigen und gewissenhaft exzerpierten Angebot von primären und sekundären Quellen schöpft. Und hat auch schon eingesehen, dass eine bevorzugte Weise des Übergangs innerhalb und zwischen den Szenen - von der illustren X zum bekannten Y weiter zum irrlichternden Z - über lange oder kurze Affären führt.

Zwar lassen sich natürlich nicht immer erotisch-sexuelle Verknüpfungen für die Vernetzung des reichhaltig aufgebotenen Personals in Anspruch nehmen, aber doch immerhin erstaunlich oft. Zumal, wenn man wie Poirier das Paar Sartre/Beauvoir so ziemlich ins Zentrum rückt und Letztere als "freieste aller Frauen" in Erinnerung ruft. Verblüffend ist ja wirklich, was sie und nicht wenige andere in eroticis bewältigten, während Bücher geschrieben, gemalt, philosophiert, Theater gespielt, durch Jazz-Clubs gezogen und heftige Polemiken ausgetragen wurden.

Es ist der Autorin hoch anzurechnen, dass sie sich bei ihrem Durchgang durchs Jahrzehnt, von der drôle de guerre über die Okkupationszeit zum Aufbruch der Nachkriegsjahre, durchaus nicht nur an Personal aus der ersten Reihe hält - also etwa Sartre, Beauvoir, Camus, Koestler, Picasso, Beckett (obwohl erotisch wenig ergiebig), Juliette Gréco . . . -, sondern etwa auch an Jean Paulhan, Dominique Aury (alias Cécile Desclos alias Pauline Réage), Edith Thomas, Maurice Merleau-Ponty und einige Amerikaner in Paris wie die Journalistin Janet Flanner, Richard Wright oder Saul Bellow.

Der politische Hintergrund, die Debatten und Schismen sind Poirier geläufig. Bloß muss sie oft dann, wenn es um ein noch etwas genaueres Bild ginge, weiter zu den nächsten Geschichten von X oder Y oder eben besser noch von X mit Y - weil sie ihr doch mindestens ebenso wichtig sind wie die Bücher, die sie schrieben, oder die Bilder, die sie malten, und über die man nicht immer viel und manches aus zweiter Hand erfährt.

Das wird nicht alle Leser stören, und wer weiterlesen, diese oder jene Figur oder Konstellation näher kennenlernen möchte, der findet genügend Anknüpfungspunkte.

HELMUT MAYER

Agnès Poirier:

"An den Ufern der Seine".

Die magischen Jahre von Paris 1940-1950.

Aus dem Englischen von Monika Köpfer. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019. 508 S., Abb., geb., 25,- [Euro].

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»"Die magischen Jahre von Paris 1940-1950" erzählt Poirier so spannend und real, dass der Leser sofort in Zeit und Charaktere eintaucht.« P. M. History, Juli 2019 P.M. History 20190701