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Der große Wagner-Roman, erstmals auf Deutsch
Ein märchenhaft reicher Fürst, der sich auch Jahre nach der bürgerlichen Emanzipation noch geriert wie ein absolutistischer Potentat: Dieser Anachronismus inspirierte Élémir Bourges zu einem der raffiniertesten Werke des Fin de Siècle. In seinem Roman spiegelte er alle Spielarten der «Décadence» - Prunksucht, Künstlichkeit, Inzest. Und gewährte Richard Wagner einen prominenten Auftritt in der Weltliteratur.
Der deutsche Herzog Karl von Este lauscht gerade seinem von Wagner dirigierten Geburtstagskonzert, da fallen die Preußen in seine Residenz
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Produktbeschreibung
Der große Wagner-Roman, erstmals auf Deutsch

Ein märchenhaft reicher Fürst, der sich auch Jahre nach der bürgerlichen Emanzipation noch geriert wie ein absolutistischer Potentat: Dieser Anachronismus inspirierte Élémir Bourges zu einem der raffiniertesten Werke des Fin de Siècle. In seinem Roman spiegelte er alle Spielarten der «Décadence» - Prunksucht, Künstlichkeit, Inzest. Und gewährte Richard Wagner einen prominenten Auftritt in der Weltliteratur.

Der deutsche Herzog Karl von Este lauscht gerade seinem von Wagner dirigierten Geburtstagskonzert, da fallen die Preußen in seine Residenz ein. Überstürzt muss er das verschwenderische Fest abbrechen und ins Pariser Exil fl iehen. Schon in der Kutsche, verleiht der Herzog Wagner einen Orden. Ihr Gespräch endet mit einem Eklat: Dass der letzte Teil des Nibelungenzyklus «Götterdämmerung» heißen soll, empfi ndet der Herzog als Provokation. Doch Wagners Replik erweist sich als verhängnisvolles Omen, denn in Paris erlebt das Fürstenhaus seinen moralischen Niedergang. Élémir Bourges versteht es, im Pomp seiner Erzählwelten zu schwelgen und im nächsten Moment deren Abgründe aufzuzeigen. Er bewunderte Wagners Musik und ließ sich bei seinem Roman von den opulenten Klängen des Komponisten anregen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Élémir Bourges' "Götterdämmerung" erschien das erste mal 1884, ein Jahr nach Richard Wagners Tod, und wurde nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt, berichtet Stephan Speicher, der unsicher ist, ob das Buch den späten Aufwand wirklich wert war. Bourges erzählt die Geschichte des Herzogs von Blankenburg, der ein begeisterter Wagner-Hörer ist. Die Handlung hangelt sich an Aufführungen von dessen Opern entlang, die meist das Stichwort für irgendein Ereignis liefern, den Einmarsch der preußischen Truppen etwa, fasst der Rezensent zusammen. Es gibt Intrigen, Giftmorde und Inzest zu bestaunen, alles in einer schweren Üppigkeit vorgetragen, die Gewichtigkeit heischen möchte, der Rezensent kann damit nichts anfangen. Anders als Wagner scheint Bourges keine Notiz von der Gedankenwelt seiner Epoche zu nehmen, er bleibt dem Prunk der höfischen Literatur verhaftet, erklärt Speicher.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.07.2013

In meiner Badewanne bin ich noch mondän
Élemir Bourges’ Roman „Götterdämmerung“ aus dem Jahr 1884 frönt dem dekadenten Wagnerismus
Ein Giftmord ist vorbereitet. Giulia Belcredi – man beachte den sprechenden Namen! – will den Herzog von Blankenburg, dessen Favoritin sie ist, töten. Der Herzog badet in seiner Malachit-Wanne, die Eisen für die Bartpflege werden in der Glut von Olivenkernen erhitzt, ein Gewitter naht, da fliegt der Plan auf. Otto, Sohn des Herzogs, Liebhaber der väterlichen Favoritin und Mittäter ihres Verbrechens, zieht die Pistole, er verfehlt den Vater, wird aber selbst am Kopf getroffen und den Rest seines Lebens in der Irrenanstalt verbringen. Die Giftmischerin setzt den Flakon mit der verbliebenen Blausäure an ihre Lippen, und „im selben Augenblick schien ein so gleißender Blitz, dass er wie ein langer Pfeil durch die Läden drang“.
  Mehr kann man wirklich nicht erwarten. In seinem Roman „Götterdämmerung“ hat Élémir Bourges keinen Effekt ausgelassen. Der Leser wird durch Szenerien geführt, wie von Makart gemalt, alles ist reich, farbig, schwer und üppig, reif und sündig. Der Roman erschien 1884, ein Jahr nach Richard Wagners Tod, und auf sein Werk bezieht sich Bourges. Zehn Jahre umfasst die Handlung. Sie setzt ein mit dem Geburtstagsfest des Herzogs in seiner niedersächsischen Residenz 1866. Gerade ist der Deutsche Krieg ausgebrochen, das soll die Feierlichkeiten nicht stören. Höhepunkt ist eine Aufführung des ersten Akts der „Walküre“, der Komponist selbst dirigiert. Doch in die große Liebesszene platzt die Nachricht vom Einmarsch der preußischen Truppen. Das ist das Ende der herzoglichen Macht; er flieht nach Paris, wo er in unerschöpflichem Reichtum müßig seine Tage verbringt.
  Zum Einzug in sein neues Palais (vormals das der Lola Montez) wird ein neuer Versuch mit der „Walküre“ unternommen. Giulia Belcredi, die Sängerin der Sieglinde 1866, will ihre Macht über den Herzog ausbauen, indem sie zwei seiner Kinder aus dem Weg räumt, Geschwister, die sich innig lieben. Die beiden, musikalisch hoch begabt, übernehmen auf Drängen der Belcredi die Rollen Siegmunds und Sieglindes. Unter dem Eindruck ihrer Partien kommt es zum Inzest, der Sohn erschießt sich, die Tochter wird ins Kloster gehen.
  Und zuletzt dann die „Götterdämmerung“. Der Herzog besucht die Uraufführung 1876 in Bayreuth und hat ein eigenes Erlebnis vom Ende. Er sieht sich um im Festspielhaus und muss eine neue Welt zur Kenntnis nehmen, die der Industriellen, Juristen, Literaten. Der deutsche Kaiser grüßt zwei jüdische Bankiers im Publikum. „Ja! Die Juden standen heute in höherem Ansehen als Könige.“ Und dann die Amerikaner mit ihrem unverschämten Benehmen, „die reichsten Leute der Welt“, aber offenbar „dem einfachsten Volk, dem Pöbel“ entstammend. Im Trauermarsch auf Siegfrieds Tod liegt für Karl II. „die Trauer über alles, was er gekannt und geliebt hatte“. Ins Hotel zurückgekehrt, trifft ihn Stunden später der Schlag.
  In Deutschland ist Bourges’ „Götterdämmerung“ kaum zur Kenntnis genommen worden, gerade dass die Spezialisten des „dekadenten Wagnerismus“ ihn lasen. Die gerade erschienene deutsche Übersetzung ist die erste. Muss man dem Manesse-Verlag dankbar sein? Ein großes Kunstwerk ist diese „Götterdämmerung“ kaum. Die Handlung bewegt sich mit Hilfe wüster Intrigen vorwärts, die Figuren sind schlicht bis zur Klischeehaftigkeit gezeichnet: Wer nicht aus Verfeinerung zu schwach zu leben ist, ist gemein und hemmungslos, von nichts als Habgier, Lüsternheit, Geltungssucht geführt. Von „Lasterhaftigkeit“ aus Gewohnheit ist einmal die Rede, das trifft auch etwas an diesem Buch mit seinem routinierten Schwelgen in Verworfenheiten.
  Doch wer den Roman kritisch liest, stößt bei der Lektüre auf historische Auskünfte. Niemand würde bezweifeln, dass Wagner der Ausdruck der Moderne ist. Kann man das auch von der „Götterdämmerung“ des Élémir Bourges sagen? Der Roman ist weit konservativer, nicht nur in der künstlerischen Technik. In Stoff und Gedankenwelt nimmt er von dem, was seine Epoche ausmacht, wenig Notiz. Die Handlung und ihr Personal sind höfischer Art, sie könnten einer klischeehaften Renaissance so gut entstammen wie dem Rokoko. Und tatsächlich hat Bourges sich stark der Memoirenliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts bedient.
  Mit dem Titel „Götterdämmerung“ wird Modernität annonciert, ästhetisch durch Bezug auf Wagner, politisch durch das aufziehende Ende der alten Mächte. Aber da stimmt etwas nicht, und das zeigt nicht zuletzt die Deutung, die die Wagnersche „Götterdämmerung“ erfährt. Der Trauermarsch auf Siegfrieds Tod, Ausdruck der gescheiterten Hoffnung auf das revolutionär Neue, wird vom Herzog gehört als Trauer um das Ancien Regime. Und weil er in diesem Augenblick sich des eigenen Versagens schonungslos bewusst wird, erhält seine Sicht doch ein gewisses Gewicht für den Roman.
  Im Übrigen lassen Äußerungen des Autors in anderen Zusammenhängen, so Albert Gier im Nachwort, annehmen, dass er die antisemitischen Ressentiments des Herzogs, auf die alles hinausläuft, durchaus teilte. Wagners Götterdämmerung, die Vernichtung der unheilvollen alten Welt mit der Utopie einer restitutio in integrum – sie fügt sich eben gerade nicht umstandslos in die Welt der Décadence.
STEPHAN SPEICHER
In Deutschland ist der Roman
kaum rezipiert worden –
dafür gibt es gute Gründe
Élémir Bourges (1852-1925) verehrte nicht nur die Musik Wagners, er teilte auch dessen Antisemitismus.
FOTO: PR
          
    
        
Élémir Bourges: Götterdämmerung. Roman. Aus dem Französischen von Alexandra Beilharz. Nachwort von
Albert Gier. Manesse Verlag, Zürich 2013. 474 Seiten. 24,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Bourges 'Götterdämmerung' [...] sollte man lesen, weil hier anschaulich, kunstvoll und unterhaltsam vorgeführt wird, was Fin de Siecle bedeutet.« WDR3 - Passagen