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Der Autor Rudolf Bussmann ist 2018 in den kaum besuchten Norden des Landes gereist. Seither lässt ihn dieses vereinsamte Land nicht mehr los. Aus seinen Tagesnotizen und all seinem Hintergrundwissen ist ein bildstarker, berührender, nachdenklicher Reiseessay entstanden.Aus Nordkorea dringen kaum gesicherte Nachrichten zu uns. Wie sehen die Verhältnisse fernab der Hauptstadt aus? Bussmann hat zusammen mit der in der Schweiz lebenden südkoreanischen Journalistin Hoo Nam Seelmann die abgelegene Nordprovinz bereist. Die beiden haben Schulen und Fabriken besucht, Wanderungen in die Berge…mehr

Produktbeschreibung
Der Autor Rudolf Bussmann ist 2018 in den kaum besuchten Norden des Landes gereist. Seither lässt ihn dieses vereinsamte Land nicht mehr los. Aus seinen Tagesnotizen und all seinem Hintergrundwissen ist ein bildstarker, berührender, nachdenklicher Reiseessay entstanden.Aus Nordkorea dringen kaum gesicherte Nachrichten zu uns. Wie sehen die Verhältnisse fernab der Hauptstadt aus? Bussmann hat zusammen mit der in der Schweiz lebenden südkoreanischen Journalistin Hoo Nam Seelmann die abgelegene Nordprovinz bereist. Die beiden haben Schulen und Fabriken besucht, Wanderungen in die Berge unternommen. Sie sind Menschen begegnet, die aber kaum auf sie reagierten, Gesichtern, die Fragen aufwerfen - zum Beispiel nach der Situation von Minderheiten und auch danach, was Freiheit in einem Land wie diesem eigentlich bedeutet. Und hier in der Ferne scheint die Mentalitätsspanne zwischen den Freunden in jedem ihrer mit feiner Selbstironie dokumentierten Gespräche auf - mehr als je in Europa.Da von ihren zwei Führern nur spärliche Auskünfte über Kim Jong-uns Staat zu erhalten waren, machte sich der Autor auf eine zweite Reise, die in die Geschichte Nordkoreas führte, in Statistiken und Wirtschaftsdaten, in die Erzählungen geflohener Nordkoreaner. Seine Reportage zeigt ein Land voller Schönheit und voller Rätsel, mit einer unbewältigten Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft.
Autorenporträt
Rudolf Bussmann, 1947 in Olten geboren, ist ein Schweizer Schriftsteller. Er hat Geschichte, deutsche und französische Literaturwissenschaften studiert, an der Universität Basel promoviert, Romane und Gedichte veröffentlicht, mit Hoo Nam Seelmann den südkoreanischen Prosaautor Kim Young-ha übersetzt und ist Mitorganisator des Internationalen Lyrikfestivals Basel. Er lebt in Basel und im Jura.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Oliver Jungen bekommt Lust auf Nordkorea mit Rudolf Bussmanns fundiertem Reise-Essay über Historie, Alltag und Zukunft des Landes. Bussmanns Haltung, eine kritische Informiertheit ohne Überheblichkeit, gefällt Jungen ebenso wie seine bildreiche Sprache. Bald fährt er mit dem Autor über unbefestigte Straßen, sieht, wie heißes Wasser in Eimern geliefert wird und fühlt sich wie auf einer Zeitreise in die Entschleunigung. Hungersnöte, Straflager und dergleichen blendet der Autor aber nicht aus, erklärt Jungen. Informationen über die Christen im Land, das Klassensystem und die Risse in der Dauerinszenierung des Staates bietet der Band laut Jungen in "wohlgesetzter" Sprache.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2021

Romane sind kaum im Angebot

Es muss nicht immer Pjöngjang sein: Rudolf Bussmann erzählt auf einnehmend nüchterne Weise von seinen Reisen durch Nordkorea.

Ungebrochen ist seit der Aufklärung die Faszination für Geheimbünde. Daran ändert auch eine Flut an geheimnislüftenden Publikationen nichts. Ähnlich verhält es sich heute mit dem verschlossenen Land Nordkorea, das nur wenige Besucher - kaum je Journalisten - hinein und dabei stets bewachen lässt. Trotzdem stapeln sich inzwischen die Nordkorea-Bildbände und Erlebnisberichte. Alle waren sie offenbar schon dort, von der Fotografin Julia Leeb über den Architektur-Kritiker Oliver Wainwright bis zum Popliteraten Christian Kracht. Und es lässt sich leicht einsehen, woher der Pop-Nimbus des Kim-Absolutismus kommt. Schließlich finden sich kaum irgendwo sonst noch derart retrofuturistisch durchgestaltete Oberflächen. Die knallig monumentale Poster-Choreographie des Herrscher-Kults soll alles überdecken, was seit den neunziger Jahren nicht mehr funktioniert.

Die meisten Nordkorea-Erkundungen zielen daher aufs Visuelle und nehmen die vergleichsweise entwickelte, auf Repräsentation getrimmte Hauptstadt Pjöngjang in den Blick. Davon hebt sich der um Hintergrundrecherchen erweiterte Reise-Essay Rudolf Bussmanns in lehrreicher Weise ab. Der Schweizer Schriftsteller hat gemeinsam mit der Südkoreanerin Hoo Nam Seelmann den äußerst ärmlichen Norden Nordkoreas bereist, und er achtet darauf, weder den Inszenierungen des Regimes auf den Leim zu gehen, noch mit moralischem Überlegenheitsgefühl auf das Land zu schauen. Fotos gibt es nicht in diesem gleichwohl bildstarken Band, dafür Exkurse in die dunkelsten Kapitel der nordkoreanischen Geschichte: Hungersnöte, Korruption, Straflager, Atombombe.

Zugleich bemüht sich Bussmann, diesen Staat aus sich selbst heraus zu verstehen. Kleine Zeichen, die er dank seiner kulturell versierten Begleiterin zu entschlüsseln versteht, deuten auf ein Alltagsbewusstsein, das zwischen trotzigem Stolz und Fatalismus schwankt. Und das entgegen aller Propaganda zahlreiche Risse aufweist. Das geht bereits los mit der Kim Jong-un im Herbst 2018 abgenötigten, wenn auch nur angedeuteten Verneigung vor den an den Flughafen Pjöngjang abkommandierten Bürgern, nachdem der südkoreanische Präsident - Bussmanns Reise fand in den Tagen der jüngsten Annäherungen statt - ebendies vorgemacht hatte: "Die Verbeugung eines Präsidenten vor dem Volk ist für die Nordkoreaner etwas Unerhörtes."

Der Autor nähert sich dem Land über China, was schon deshalb interessant ist, weil sich zeigt, dass in dem ehemaligen Bruderland die Schauer-Faszination für die Terra incognita ebenso groß ist wie in Südkorea, wo man von Observatorien aus hinüberblicken kann. Bei der chinesischen Stadt Yanji bieten Boote Touristenfahrten bis zur Mitte des "drüben" gut bewachten Grenzflusses Tumen an.

Bald rumpeln die Leser mit den Besuchern und ihren drei Begleitern auf holprigen Straßen durch die Provinz Nord-Hamgyong, wobei wir erfahren, dass sich Fußgänger und Radfahrer trotz des spärlichen Autoverkehrs - nur offizielle Personen, Ärzte und einige alte Lastwagen sind motorisiert unterwegs, das aber mit absolutem Vorrang - auf den engen Gehwegen zu drängeln haben. Bussmann hat oft das Gefühl einer Zeitreise, wenn ihm etwa im "Kurhotel" oder in einer der wenigen Gastfamilien-Pensionen das heiße Wasser in Eimern gebracht wird. So hart dieses Leben sein muss, kann der Gast der Entschleunigung auch etwas abgewinnen.

Aufgesucht werden Schulen, Tempel, Monumente oder Aussichtspunkte, stets begleitet von Informationen, etwa zur Situation der Christen im Land oder zum Drei-Klassen-System. Beim Besuch einer Buchhandlung fällt auf, dass in ihr so wenig erzählende Literatur zu finden ist wie in Chongjins Universitätsbibliothek.

Dass Bussmann ein patenter Literat ist, merkt man der wohlgesetzten Sprache an. Mit Poetisierungen hält er sich indes zurück. Hier und dort nur versetzt er sich literarisch in Personen hinein, um so, recht gelungen, den Umstand auszugleichen, dass alle Menschen, mit denen die Besucher in Kontakt kommen, offenbar für diese Situation präpariert wurden. Passanten und selbst Marktfrauen wenden sich mit staatlich erwünschtem Desinteresse ab. Die Aufpasser wiederum haben trotz aller Schulung ihre Eigenheiten.

Nach und nach gewinnen die Leser dabei ein Grundverständnis für diesen Staat, der zwar von zwei "Geistern" angeführt wird (Staatsgründer Kim Il-sung ist offiziell "Ewiger Präsident", sein Sohn Kim Jong-il "Ewiger Generalsekretär"), aber aus der Nähe wenig geisterhaft wirkt. Vielmehr scheint er verzweifelt darum bemüht, den Eindruck aufrechtzuerhalten, das Regime kümmere sich um seine Bürger, die es in Wahrheit seit dem Ende des Sowjetreichs - es folgte der wirtschaftliche Kollaps Nordkoreas - noch stärker unterdrückt als zuvor.

Die wilde Marktwirtschaft, die sich trotz der Sanktionen entwickelt hat, scheint Bussmann alles andere als eine Zukunftsverheißung zu sein. Weder den Weg Albaniens (nach Enver Hodscha) noch den Vietnams möchte er dem Land wünschen. Am meisten zu erhoffen sei wohl von der Wiedervereinigung der beiden Koreas, an der aber China und die Vereinigten Staaten kein Interesse hätten. Und tatsächlich ist von der Entspannung im Herbst 2018 bereits nichts mehr zu spüren. Kim Jong-uns Regime, dem das Wasser bis zum Hals steht, schwört das Volk gegenwärtig auf harte Zeiten ein.

OLIVER JUNGEN

Rudolf Bussmann: "Herbst in Nordkorea". Annäherung an ein verschlossenes Land. Rotpunktverlag, Zürich 2021. 216 S., geb., 25,- [Euro].

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»Rudolf Bussmann hat gemeinsam mit der Südkoreanerin Hoo Nam Seelmann den äußerst ärmlichen Norden Nordkoreas bereist, und er achtet darauf, weder den Inszenierungen des Regimes auf den Leim zu gehen, noch mit moralischem Überlegenheitsgefühl auf das Land zu schauen. Fotos gibt es nicht in diesem gleichwohl bildstarken Band, dafür Exkurse in die dunkelsten Kapitel der nordkoreanischen Geschichte: Hungersnöte, Korruption, Straflager, Atombombe.« Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung