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Die erste umfassende und tief gehende historische Analyse der Terrorismus bekämpfung in den 70er Jahren, die sich methodisch und inhaltlich in neue Bereiche vorwagt. Auf der Grundlage umfangreicher Aktenmaterialien aus dem »Herzen des Staates« ist es Stephan Scheiper gelungen, den fundamentalen Wandel staatlichen Handelns, der in den 1970er Jahren mit der Terrorismusbekämpfung und dem politischen Konzept der Inneren Sicherheit einherging, herauszuarbeiten. In einer historischen Tiefenbohrung, die sich u.a. den Hauptakteuren wie Helmut Schmidt, Werner Maihofer und Horst Herold widmet, macht er…mehr

Produktbeschreibung
Die erste umfassende und tief gehende historische Analyse der Terrorismus bekämpfung in den 70er Jahren, die sich methodisch und inhaltlich in neue Bereiche vorwagt. Auf der Grundlage umfangreicher Aktenmaterialien aus dem »Herzen des Staates« ist es Stephan Scheiper gelungen, den fundamentalen Wandel staatlichen Handelns, der in den 1970er Jahren mit der Terrorismusbekämpfung und dem politischen Konzept der Inneren Sicherheit einherging, herauszuarbeiten. In einer historischen Tiefenbohrung, die sich u.a. den Hauptakteuren wie Helmut Schmidt, Werner Maihofer und Horst Herold widmet, macht er deutlich, aus welchen Erfahrungshorizonten staatliches Handeln in der Bundesrepublik jener Zeit gespeist war und im Kontext welcher langfristigen Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert dies ablief.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.08.2010

Apokalyptische Reiter
der politischen Reaktion
Bemerkungen zu Stephan Scheipers Buch über
Terrorismus und Innere Sicherheit in den 70er Jahren
Stephan Scheipers Buch braucht entschlossene Leser. Es ist eine Dissertation. Da ist eine Einleitung über Forschungsstand, Methodik, Quellen und Aufbau üblich. Der Autor erliegt zwei Versuchungen: Er möchte möglichst alles erarbeitete Material irgendwie unterbringen. Und er bedient sich der Sprache einer akademischen Arbeit.
Die westlichen Gesellschaften, schreibt er, seien mit dem 11. September 2001 nicht zum ersten Mal Zielscheibe „eines sogenannten Terrorismus“ geworden. Der „Deutsche Herbst“ sei „bis dato die wirkmächtigste Chiffre für Terrorismus in Deutschland“ gewesen. Die westdeutsche Gesellschaft sei durch liberalisierende und pluralisierende Veränderungen und staatliche Reformen der langen 60er Jahre „den Freiheiten und Herausforderungen einer offenen Gesellschaft ausgeliefert“ gewesen und habe „erst auf der Basis eines gewandelten Staatsverständnisses in den 1970er Jahren innerhalb der westlichen Gemeinschaft selbständig laufen gelernt“. Erst auf diese Weise habe sich ein „in der Praxis erworbener Verfassungspatriotismus“ gebildet, „der die Einbindung in die westlichen Gesellschaften auf der Basis der unveräußerlichen Grundrechte unumkehrbar“ gemacht habe.
Nun gut. So hat der sogenannte Terrorismus seine guten Seiten gehabt. War das wirklich so? Eigentlich war alles viel einfacher.
„Terroristen sind die apokalyptischen Reiter der Reaktion“ formulierte der einstige SPD-Ministerpräsident Heinz Kühn. Sie provozieren den Staat, sich durch immer weiter ausdehnende polizeiliche und nachrichtendienstliche Mittel in eine Herrschaftsmaschine zu verwandeln. Auf dem Weg in den Überwachungsstaat riskiert und verliert er das Vertrauen der Bürger. „Bayonette“, mahnte Talleyrand, „taugen zu allem, nur nicht dazu, sich darauf zu setzen.“ Das gilt auch dann, wenn die Staatsmacht nicht mehr mit knallenden Stiefeln kommt, sondern auf den leisen Sohlen des Beschützers mit seinen in bester Absicht lauschenden Ohren und klitzekleinen Augen, mit der liebevoll „Trojaner“ genannten Computer-Wanze und mit seinen auf Vorrat gespeicherten Daten.
Vor allen Wahlkämpfen sind die Retter wieder da, die stets vor dräuenden Gefahren warnen und uns in den Krieg ziehen lassen wollen, natürlich unter ihrer Führung: In den war against drugs, against organized crime und vor allem in den war on terror. Sie rufen nach immer neuen Waffen, heutzutage sogar nach echten Kriegswaffen, mit denen sie die Bundeswehr im Inland einsetzen wollen, in einem Krieg, der nicht erklärt wird, der deswegen auch nie endet und darum nicht gewonnen werden kann. Bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 und bei dem G-8-Gipfel in Heiligendamm wurden je 3000 Soldaten, Panzerspähwagen, Spürpanzer, Minenjagdboote und 14 Tornados eingesetzt, auch im Tiefflug, mit Bordkanonen, aber rühmenswerterweise nicht geladen. Was will man mehr? – So hatten wir uns die staatstragende Wirkung der Terroristen und des Deutschen Herbstes eigentlich nicht vorgestellt.
Der Deutsche Herbst 1977 war weder deutsch noch Herbst und nicht romantisch. Es war ein blutiges Jahr mit unerhörten Morden, denen weitere, nicht aufgeklärte Terrortaten folgten, mit der Verhöhnung der Opfer und mit vielen nachfolgenden politischen Versuchen, die Reformen der sozialliberalen Koalition auszulöschen, Remedur zu schaffen.
„Mehr Demokratie wagen?“ Das sollte ersetzt werden durch die Warnung vor dem Übermaß an Demokratie bis hin zu der denkwürdigen Klage des damaligen Innenministers Schäuble: Die Verfassung werde aus einem Raum, in dem sich die Politik bewege, immer mehr zu einer Kette, an die die Politik gefesselt sei.
Wer in den ersten Jahrzehnten der Republik als Demokrat gegen die Reformunwilligkeit der Regierungen Adenauers, gegen den blinden Kommunistenhass angehen wollte, der dem Kalten Krieg, der ideologischen Verbohrtheit der ostdeutschen Machthaber geschuldet zu sein schien und zu lange jede eigene Initiative zur Wiedervereinigung blockierte, wer Zweifel an der Wiederbewaffnung und der atomaren Ausstattung der in der Bundesrepublik stationierten Streitkräfte hatte, wer sich eine Ost-West-Konferenz der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wünschte, wer eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Verbrechen des „Dritten Reichs“ wollte, wer am Segen der Kernkraft zweifelte, wer den Umweltschutz für notleidend hielt und nicht an die segensreiche Kraft grenzenlosen ökonomischen Wachstums glaubte, wer das Strafrecht entrümpeln wollte: Der musste sich zum mühsamen Weg durch die Institutionen entschließen.
Wir sahen mit wachsendem Zorn die undemokratischen Pöbeleien in den Universitäten und die rhetorische Zerfledderung der als „FDGO“ geschmähten freiheitlich demokratischen Grundordnung, die Verharmlosung der „Gewalt gegen Sachen“ und die Denunzierung der Rechtsordnung als staatliche Gewalt. Der polizeiliche Totschlag an Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 führte zu Sprengstoffanschlägen der „Bewegung 2. Juni“ in Berlin. Wer die Grenze zur Illegalität überschritten hatte, fand keinen Weg zurück. Im Jahr 1974 wurde der Kammergerichtspräsident von Drenkmann ermordet, 1975 der Politiker Peter Lorenz entführt. Es folgte der Sturm auf die Stockholmer Botschaft, durch den der Kern der RAF freigepresst werden sollte. 1977 wurden Generalbundesanwalt Buback mit seinen Begleitern und der Bankier Ponto als Repräsentanten des von den Tätern gehassten „Systems“ ermordet.
Das war der schlichte Hintergrund der einmütigen Entschlossenheit, auch dem nächsten Erpressungsversuch durch die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer nicht nachzugeben. Es waren nicht Kriegserlebnisse der staatlichen „Akteure“ oder Jugendtraumata,die ihre Entscheidungen bestimmten. Auch der unpolitische Teil der Bevölkerung war tief verunsichert. Der Staat hätte nicht nur seine Autorität, sondern auch seine Legitimität riskiert, wäre er erneut zurückgewichen.
In der „Kleinen Lage“ und dem „Großen Krisenstab“ wurde über vieles beraten und über manches gestritten. Es ist zutreffend und es war gut, dass keine Protokolle angelegt wurden. Mancher dort gemachte Vorschlag war unerhört. Und die Bereitschaft zur Kooperation war unverbindlich. Mir ist unvergesslich, dass die Vertreter der Opposition, unbeschadet aller ihrer Ratschläge oder Forderungen, immer wieder ausdrücklich betonten, dass die Verantwortung allein bei der Regierung liege. Die eindrucksvolle und beherrschende Stellung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt und des BKA- Präsidenten Horst Herold können nicht hoch genug gewertet werden. Sie gaben allen Beratungen Ziel und Inhalt. Die Mitglieder der „Kleinen Lage“ waren entschlossen, von Recht und Verfassung nicht abzuweichen oder gar das Grundgesetz zu ändern.
Das alles war kein neuer, mühsam erarbeiteter Verfassungspatriotismus, sondern vorgegebenes Selbstverständnis. Es ging auch nicht darum, uns im westlichen Bündnis zu legitimieren. Die Vorbilder in den westlichen Ländern wären nicht sehr eindrucksvoll gewesen. Wir mussten nicht als Staat „laufen lernen“, sondern wir wollten ihn so erhalten, wie er in den Konflikt geraten war. Wir wollten unser Gemeinwesen weder zur Beute von Verbrechern werden lassen, noch es reaktionären Eiferern ausliefern.
Die Beschwörung der „Inneren Sicherheit“ wurde zum festen Bestand aller Wahlkämpfe. Strafdrohungen und Verfahrensregeln wurden drastisch verschärft, sogar auf terroristische Vereinigungen im Ausland erstreckt, freilich nur, wenn das Justizministerium bestätigt, dass es nicht vielleicht eine Freiheitsbewegung sei. Die Befugnisse der Nachrichtendienste im Inland wurden immer weiter ausgedehnt, das Trennungsgebot von „Diensten“ und Polizei durchlöchert und ihr ständig neue Möglichkeiten im „Vorfeld“ strafbaren Verhaltens zur Verfügung gestellt. Aber wo beginnt mein Vorfeld? Ab wann bin ich eine „Kontakt- und Begleitperson“? Soll das informationelle Selbstbestimmungsrecht für den Gesetzgeber ein Fremdwort bleiben, das ihm vom Bundesverfassungsgericht immer wieder eingebläut werden muss?
Da wird für „Terroristen“ ein Sonderrecht, das „Feindstrafrecht“, sozusagen ein von Genfer Konventionen befreites innerstaatliches Kriegsrecht gefordert. Man erörtert, ob man nicht ein bisschen Folter zulassen sollte. Die Grenze zwischen dem modernen Rechtsstaat und legalisierter Brutalität ist schmal geworden. Die andauernde Ausdehnung staatlicher Macht ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Angst, Misstrauen und zunehmender innerer Schwäche.
Angst essen Seele auf. Innere Sicherheit hat etwas mit dem inneren Frieden einer Gesellschaft zu tun. Der ist in einem permanenten Kriegszustand nicht zu bekommen. Wir wissen, dass es kriminelle und terroristische Gefahren gibt. Aber wir verlieren deswegen nicht unsere Fassung. Und wir wollen deswegen auch nicht unsere Verfassung verlieren. BURKHARD HIRSCH
STEPHAN SCHEIPER: Innere Sicherheit. Politische Anti-Terror-Konzepte in der Bundesrepublik Deutschland während der 1970er Jahre. F. Schöningh Verlag, Paderborn 2010. 420 Seiten, 48 Euro.
Burkhard Hirsch war von 1975 bis 1980 Innenminister von Nordrhein-Westfalen. Als Hanns Martin Schleyer 1977 entführt worden war, wurde Hirsch in den Krisenstab der Bundesregierung gerufen.
Vor einem „Übermaß an
Demokratie“ wird gewarnt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.11.2010

Bonner Prinzipienfestigkeit
Innere Sicherheit und RAF-Terrorismus während der siebziger Jahre

Es gibt Bücher, bei denen man sich nach der Lektüre fragt, was einem der Verfasser eigentlich mitteilen wollte. So ging es dem Rezensenten bei dem hier zu besprechenden Werk von immerhin 452 Seiten. Dabei könnte das Thema nicht vielversprechender sein. Die Herausforderungen, denen sich die Bundesrepublik in den siebziger Jahren durch die Bedrohungen des RAF-Terrorismus gegenübersah, wären schon für sich genommen eine spannende Geschichte. Zusätzlichen Reiz gewinnt die Aufarbeitung der damaligen Ereignisse, wenn man sie aus dem Blickwinkel der neueren Gewalteskalation des internationalen Terrorismus betrachtet. Dabei geht es insbesondere um die Konsequenzen für die Etablierung des Politikfelds der "Inneren Sicherheit".

Der Autor möchte herausfinden, welche Inhalte, Strukturen und Akteure das staatliche Handeln im "Deutschen Herbst" bestimmten und welchen Veränderungen dieses Handeln durch die Terrorismusbekämpfung unterworfen war. Dabei geht es ihm auch um die historischen Tiefendimensionen des deutschen Staatsverständnisses, das durch den Anschluss der Bundesrepublik an die politische Kultur des Westens in den fünfziger und sechziger Jahren einen nachhaltigen Wandel durchmachte. "Die bundesdeutsche Gesellschaft musste lernen, auch die härtesten Konfliktfälle nach westlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien zu regulieren, ohne in autoritäre und etatistisch fixierte Reaktionsmuster zu verfallen, die ihnen [sic!] von vielen, nicht nur der RAF vorgeworfen wurden und die als Schatten der nationalen Vergangenheit stets präsent waren."

In der Arbeit werden keine zentrale Fragestellung oder strukturierenden Erkenntnisinteressen formuliert, dafür aber eine Reihe von ungeordneten und nicht systematisch entfalteten Ober-, Unter- und Neben-Thesen. Zu diesen gehört beispielsweise die Feststellung, dass sich die Idee der staatlichen Autonomie als Ziel des "traditionellen deutschen Staatsdenkens" im Zuge der terroristischen Bedrohung aufgelöst habe. Die Interdependenz gesellschaftlicher und staatlicher Institutionen wird hier als sensationelle Erkenntnis präsentiert - genauso wie die Tatsache, dass die Bundesrepublik bei der Bekämpfung des Terrorismus auf die Zusammenarbeit mit ihren westlichen Nachbarstaaten angewiesen war (so als ob das nationalstaatliche Paradigma durch die Integration der Bundesrepublik in die EG und Nato in den siebziger Jahren noch nicht überwunden gewesen wäre).

Aus heutiger Sicht ist es durchaus bemerkenswert, dass die freiheitlichen und rechtsstaatlichen Prinzipien durch die Bekämpfung des RAF-Terrorismus zwar gelegentlich strapaziert, aber dennoch nicht überschritten wurden. Dass der Rechtsstaat erst im Zuge seiner existenziellen Bedrohung "laufen lernte", wie der Autor glauben machen will, und sich erst im Zeichen der Krise ein "in der Praxis erprobter Verfassungspatriotismus entwickelte", ist eine Schimäre. Fragwürdig ist auch die Feststellung, dass der Staat seit den siebziger Jahren den existenziellen Sicherheitsaspekten unbedingte Priorität eingeräumt und "andere Zuständigkeiten kapazitätsbedingt und aus qualitativen Wettbewerbsgründen" darüber vernachlässigt habe. Schaut man sich die Entwicklung und den Ausbau des Sozialstaates an, erscheint das nicht gerade plausibel.

Eine systematische Darstellung der Rolle, die einzelne Personen und die Beteiligten der sogenannten "Krisenstäbe" in der Terrorismusbekämpfung gespielt haben, sucht man in dem Buch vergebens. Eine solche Darstellung hätte auch ein Licht auf die durchaus unterschiedliche verfassungs- und rechtsstaatliche Prinzipienfestigkeit werfen können, die damals die Akteure auszeichnete. Manch einer von ihnen kann froh sein, dass der Verlauf der Beratungen nicht protokolliert wurde. Unterbelichtet bleibt der maßgebliche Anteil von Kanzler Helmut Schmidt (SPD) und BKA-Präsident Horst Herold an der Entscheidungsfindung. Der Autor reiht beide in eine Gruppe von insgesamt sieben Hauptentscheidungsträgern ein, denen sich weitere Personen als "Nebendarsteller" hinzugesellen.

Das Buch hätte auch Gelegenheit geboten, mit dem von den handelnden Hauptpersonen selbst gerne gepflegten Mythos aufzuräumen, wonach es ihre persönlichen Kriegserlebnisse und das Trauma der untergegangenen Weimarer Republik waren, die sie zur entschiedenen Verteidigung des freiheitlich-demokratischen Staates gegen die terroristische Bedrohung veranlassten. Tatsächlich war ihr Handeln aber in erster Linie Ausdruck einer rationalen Reaktion, die es gebot, einer verbrecherischen Erpressung nicht noch einmal nachzugeben. Dem "Deutschen Herbst" des Jahres 1977 vorausgegangen war ja zwei Jahre zuvor die Entführung des Berliner CDU-Politikers Peter Lorenz, als der Staat genau diesen Fehler - wie Helmut Schmidt später freimütig einräumte - gemacht hatte.

Stephan Scheiper hat eine immense Fülle von Material gesichtet und in seiner Arbeit unterzubringen versucht. Ein systematisch argumentierendes und gut lesbares Buch ist dabei nicht herausgekommen. Symptomatisch dafür ist, dass der Autor sich bereits in der Einleitung in seiner eigenen Gliederung verheddert. Darüber hinaus lassen zahlreiche falsche Daten und orthographische Fehler Zweifel an der handwerklichen Sorgfalt aufkommen. Wer sich über die Reaktionen des deutschen Staates auf die terroristische Bedrohung in den siebziger Jahren informieren will, dem bietet das Werk in erster Linie eine Menge Stoff - wirklich überzeugende und weiterführende Einsichten findet man darin nicht.

FRANK DECKER.

Stephan Scheiper: Innere Sicherheit. Politische Anti-Terror-Konzepte in der Bundesrepublik Deutschland während der 1970er Jahre. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2010. 452 S., 48,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht wirklich überzeugt ist Rezensent Franz Decker von Stephan Scheipers Arbeit über die Terrorismusbekämpfung in der BRD der 1970er Jahre. Zwar biete das Buch mit seinem an sich durchaus spannenden Thema in seinen Augen eine enorme Materialfülle. Aber er vermisst eine strukturierte Darstellung, zentrale Fragestellungen sowie eine systematische Argumentation. Stattdessen findet Decker in dem Buch ein Reihe von ungeordneten Ober-, Unter- und Neben-Thesen. Diese scheinen ihm zum Teil recht fragwürdig. Die Auffassung, dass der Rechtsstaat erst im Zuge seiner existenziellen Bedrohung durch die RAF "laufen gelernt" habe, teilt er ebenso wenig wie die, dass andere Bereiche der Politik in den 70er Jahren vernachlässigt worden seien. Nicht zuletzt fehlt ihm eine systematische Darstellung der Rolle wichtiger Akteure der Terrorbekämpfung. Deckers Fazit: viel Stoff, aber keine "wirklich überzeugenden und weiterführenden Einsichten".

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