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Wer die Wirtschaft nicht kulturell zu verstehen lernt, kann langfristig die Wirtschaft weder verstehen noch wirtschaftlichen Erfolg haben. So lautet das Resultat dieser kommunikationswissenschaftlichen Analyse von Prozessen, die wir 'Unternehmen' nennen. Dabei geht es nicht um eine Alternative zur Analyse der wirtschaftlichen Seite von Unternehmen, sondern um deren Fundierung.'Die Kultur' eines Unternehmens - so der Grundgedanke dieses Buches - sollte nicht als ein Bereich oder eine Komponente betrachtet werden; vielmehr gilt es zu sehen, daß ein Unternehmen nur dann funktioniert, wenn es über…mehr

Produktbeschreibung
Wer die Wirtschaft nicht kulturell zu verstehen lernt, kann langfristig die Wirtschaft weder verstehen noch wirtschaftlichen Erfolg haben. So lautet das Resultat dieser kommunikationswissenschaftlichen Analyse von Prozessen, die wir 'Unternehmen' nennen. Dabei geht es nicht um eine Alternative zur Analyse der wirtschaftlichen Seite von Unternehmen, sondern um deren Fundierung.'Die Kultur' eines Unternehmens - so der Grundgedanke dieses Buches - sollte nicht als ein Bereich oder eine Komponente betrachtet werden; vielmehr gilt es zu sehen, daß ein Unternehmen nur dann funktioniert, wenn es über ein konsistentes Programm der Selbststeuerung bzw. der Lösung seiner zentralen Probleme verfügt. Dieser Grundgedanke legt die Theoriestrategie nahe, nicht von für kulturell gehaltenen Phänomenen auf 'die Kultur' zu schließen, sondern das Programm zu ermitteln, durch dessen Anwendung Phänomene erzeugt werden, die die Beteiligten für kulturell halten.Im ersten Teil wird die bisher in der Betriebswirtschaftslehre geführte Debatte nachgezeichnet und kritisch kommentiert, um eine Differenzfolie für kommunikationswissenschaftliche Problemlösungs-angebote zu bekommen. Daß die Auseinandersetzung mit der betriebswirtschaftlichen Debatte keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, versteht sich dabei angesichts der Literaturlage von selbst. Weniger selbstverständlich ist der Umfang der Theoriearbeit, der in den folgenden Kapiteln geleistet wird. Er ergibt sich aus dem Befund, daß die bisherige Debatte über Unternehmenskultur fast ausnahmslos mit Konzepten zentraler Begriffe (vor allem von Kultur und Kommunikation) gearbeitet hat, die weder hinreichend begründet noch im jeweiligen Begriffskontext verortet worden sind.Im zweiten Teil wird dann versucht, Vorschläge zum gestaltenden Umgang mit Unternehmenskulturen auszuarbeiten. Diese kommunikationswissenschaftlichen Vorschläge sind von ganz anderer Art als die üblicherweise von klassischen Unternehmensberatern unterbreiteten. Sie geben keine Empfehlungen, sondern verhelfen dem Unternehmen dazu, seine Situation selbst zu erkennen und seine Probleme selbst zu lösen.Eine nicht allein wirtschaftlich, sondern auch kulturell verstandene Unternehmenskultur sichert die Identität, die Effizienz, die Dynamik und die Krisenkompetenz eines Unternehmens und konstituiert damit erst seine Markt- wie seine Markenfähigkeit. Mit anderen Worten, die Unternehmenskultur bildet die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.
Autorenporträt
Siegfried J. Schmidt, Prof. em., geb. 1940, studierte Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Freiburg, Göttingen und Münster. Promotion 1966 über den Zusammenhang zwischen Sprache und Denken von Locke bis Wittgenstein. 1965 Assistent am Philosophischen Seminar der TH Karlsruhe, 1968 Habilitation für Philosophie, 1971 Professor für Texttheorie an der Universität Bielefeld, 1973 dort Professor für Theorie der Literatur. Seit 1979 Professor für Germanistik/ Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität-GH Siegen, ab 1984 Direktor des Instituts für Empirische Literatur- und Medienforschung (LUMIS) der Universität Siegen. 1997 Professor für Kommunikationstheorie und Medienkultur an der Universität Münster, mittlerweile emeritiert. 1997-1999 Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2004

Wirtschaftsbuch
Kultur lässt sich nicht managen
Beim Stichwort Unternehmenskultur zucken viele seiner Kollegen aus der Betriebswirtschaftslehre nur noch mit den Achseln, schreibt der Kommunikationswissenschaftler Siegfried J. Schmidt. Es ist wohl schon viel über dieses Thema geschrieben worden, vielleicht zu viel. Kultur ist tatsächlich ein Begriff, über den sich trefflich schwadronieren lässt. Längst ist anerkannt, dass die Kultur eines Unternehmens Einfluss auf dessen Leistung hat. Sie gilt als „weicher Erfolgsfaktor”. Mit dieser Erkenntnis treten dann Berater auf den Plan, die in der Unternehmenskultur eine Möglichkeit sehen, mit der ein Betrieb einen Gang höher schalten kann. Da ist zu Vorsicht zu raten - und zur Lektüre von Schmidts Buch.
Der Professor, der an der Universität Münster lehrt, hat eine ebenso komplizierte wie anregende Theorie vorgelegt. Demnach darf die Kultur eines Unternehmens nicht als ein bloßer Teilbereich verstanden werden. Sie ist auch nicht eine strategisch formbare Komponente der Organisation. Vielmehr ist sie ein „Programm der Selbststeuerung”, mit dem Organisationen ihre zentralen Probleme lösen. Für Schmidt ist Kultur nichts, was ein Unternehmen erwerben könnte. Sie ist die Grundlage, auf der es überhaupt besteht und die dazu dient, „alle unternehmensrelevanten Operationen semantisch zu bestimmen, emotional zu besetzen, normativ zu ko-orientieren und hinsichtlich ihrer Problemlösungsrelevanz zu gewichten”.
Unternehmenskultur, lautet ein zentraler Schluss, lässt sich nicht beliebig managen. Inspiriert von Niklas Luhmanns Systemtheorie und einer „konstruktivistischen” Erkenntnistheorie vertritt das Buch die These, dass Unternehmen und ihre Mitarbeiter sich ihre eigenen Wirklichkeiten schaffen. Sie sind Systeme, die sich selbst organisieren. Deshalb können sie zu Veränderungen allenfalls motiviert, aber nicht manipuliert werden. Statt auf gezielten Eingriffen beruhen Veränderungen auf Lernprozessen. Diese Einsicht schützt vor der Illusion, externe Berater könnten einer Firma und ihren Mitarbeitern genau sagen, was sie tun müssen, um Probleme zu bewältigen und Ziele zu erreichen. Nur das Unternehmen selbst kann seine von ihm selbst konstruierten Probleme lösen; die Aufgabe des Beraters liegt allein darin, eine andere, hoffentlich brauchbare „Problembeobachtung” anzuregen, einen anderen Blickwinkel mitzubringen.
Aus einem zunächst sehr abstrakten Zugang mit mitunter anstrengenden begrifflichen Marotten - etwa in der Rede von „Aktanten” statt Akteuren - zieht Schmidt Lehren für die Praxis. An konkreten Beispielen diskutiert er schriftlich fixierte Unternehmensleitbilder, unter anderem von BASF und Hutchison Telecom. Sein vernichtendes Urteil: Die Leitbilder dienten eher dazu, eine wirkliche Beschäftigung mit der Kultur des Unternehmens zu verhindern. Es handle sich lediglich um Alibi-Operationen der Geschäftsleitung. Unternehmen, die sich ernsthaft auf eine Diskussion über ihre Kultur einlassen wollen, gibt der Autor einen Interviewleitfaden an die Hand. Der eigenwillige, aber scharfe Blick eines Fachfremden ist ein Gewinn, auch wenn die Darstellung nicht immer dem Leser entgegen kommt.
Tanjev Schultz
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Verhalten äußert sich Rezensent Ludger Heidbrink über Siegfried J. Schmidts Buch über Unternehmenskultur, der Komplexität des Themas in theoretischer Hinsicht Rechnung tragen will. Wie Heidbrink berichtet, verfolgt Schmidt einen systemtheoretischen Ansatz: Er betrachte Unternehmen als autonome Teilsysteme der Wirtschaft, die sich über Prozesse der Beobachtung, Kommunikation und Entscheidung selbst organisieren. So stelle Unternehmenskultur ein "konsistentes Programm der Selbststeuerung" dar, das die Lösung "aller zentralen Probleme" ermöglichen soll. Heidbrink erläutert ausführlich, wie das im Detail aussieht. Er kritisiert, dass Unternehmenskultur durch den systemtheoretischen Ansatz zum bloßen Steuerungsmedium eigendynamischer Systeme werde und damit ihre inhaltlichen Qualitäten verliere. Überhaupt findet er das Buch "sehr theoretisch ausgerichtet". Allerdings biete Schmidt am Ende einen "hilfreichen Leitfaden " für Interviews, mit dem sich Veränderungsprozesse in Unternehmen initiieren lassen.

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