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Eine WG in Frankfurt am Main: Eva (Mode-Redakteurin, Kunsthistorikerin, »Prinzessin«), Genoveva (autodidaktische Sexualwissenschaftlerin, Forschungsschwerpunkte: Autogynophilie und Selfie Culture) und Venus (androgynes Model, Kulturwissenschaftlerin, Forschungsschwerpunkt:die Kolonien deutscher Vormärz-Auswanderer in Texas, insbesondere die Geschichte der nach Bettina von Arnim benannten libertären Kommune am Llano River). Sie schießen Modestrecken auf der Baustelle der EZB, werden Zeuge der polizeilichen Erstürmung des Instituts für Vergleichende Irrelevanz, gehen tanzen im »Robert Johnson«…mehr

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Produktbeschreibung
Eine WG in Frankfurt am Main: Eva (Mode-Redakteurin, Kunsthistorikerin, »Prinzessin«), Genoveva (autodidaktische Sexualwissenschaftlerin, Forschungsschwerpunkte: Autogynophilie und Selfie Culture) und Venus (androgynes Model, Kulturwissenschaftlerin, Forschungsschwerpunkt:die Kolonien deutscher Vormärz-Auswanderer in Texas, insbesondere die Geschichte der nach Bettina von Arnim benannten libertären Kommune am Llano River). Sie schießen Modestrecken auf der Baustelle der EZB, werden Zeuge der polizeilichen Erstürmung des Instituts für Vergleichende Irrelevanz, gehen tanzen im »Robert Johnson« und suchen nach Zärtlichkeit jenseits einer von Freud, Foucault oder Butler als Gefängnis geschilderten Sexualität. Sie sind die Hauptfiguren in einem mal platonischen, mal erotischen Postgender-Liebesreigen, inszeniert von Thomas Meinecke, feministischer Autor, Anhänger weiblichen Schreibens und Schriftsteller-Darsteller im eigenen Roman.»Studieren wir also: die feinen Verästelungen, die sich zwischen Subkultur und Höhenkammartistik, kanonisierter Geschichte und historischerKolportage ergeben.« Daniel Haas, FAZ
Autorenporträt
Thomas Meinecke wurde 1955 in Hamburg geboren, lebte ab 1977 in München und zog 1994 in ein oberbayrisches Dorf. Von 1978 bis 1986 war er Mitherausgeber und Redakteur der Avantgarde-Zeitschrift Mode & Verzweiflung, in den Achtzigerjahren schrieb er Kolumnen für die ZEIT, ab 1986 veröffentlichte er Erzählungen und zahlreiche Romane, zuletzt den Roman Selbst (2016) im Suhrkamp Verlag. Außerdem war er von 2007 bis 2013 Kolumnist für das Berliner Magazin Groove. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Düsseldorfer Literaturpreis (2003) und dem Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst (2008). Im Wintersemester 2012 hatte er die Poetikdozentur an der Goethe-Universität Frankfurt inne, 2014 war er Writer in Residence an der Queen Mary University in London, 2016 Fellow am IFK in Wien und 2020 wurde er mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet. Die Frankfurter Vorlesungsreihe mit dem Titel Ich als Text ist anschließend in der edition suhrkamp erschienen. Thomas Meinecke ist außerdem Musiker und Texter in der 1980 von ihm mitgegründeten Band Freiwillige Selbstkontrolle (FSK), Radio-DJ in seiner Sendung Zündfunk Nachtmix (BR 2) und hat auch als Solokünstler Platten aufgenommen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2016

Leb wohl, leb wohl, das ist mir zu frivol

Thomas Meinecke wirft in seinem Roman "Selbst" einen durch Geschlechter- und Popdiskurs geschärften Blick auf die Liebesentwürfe von heute.

Von Mark Siemons

Thomas Meinecke ist auch als Romanautor ein DJ; beim Schreiben, sagte er einmal, solle man sich ihn statt neben einer Kiste Platten neben einem Stapel Bücher vorstellen, die er nach Belieben sampelt, mixt, rekontextualisiert und sich dabei überlegt: "Nach einer gewissen Strecke Butler wäre es mal wieder Zeit für ein bisschen Weininger oder Mark Twain oder de Maistre." Das hat sich seit 1998, als er auf diese Weise "Tomboy" montierte, nicht groß geändert.

In "Selbst" gibt es bloß eine Minimalhandlung, die allein die Funktion zu haben scheint, die verschiedenen Text- und Theoriebausteine lose miteinander zu verknüpfen. Drei schöne junge Frauen namens Eva, Genoveva und Venus leben zusammen in einer WG in Frankfurt am Main, bald noch ergänzt durch ihre Liebhaber Henri und Sirius. Die fünf haben keine Vergangenheit und keine Entwicklung, die der Rede wert wäre, sie bekommen allein durch ein paar Lokalitäten im Rhein-Main-Gebiet wie den Club Robert Johnson oder das linke Institut für Irrelevanz eine gewisse zeitgenössische Verortung, vor allem aber lesen und diskutieren sie unentwegt, insbesondere darüber, wie sich Geschlechter umwandeln, verkleiden oder neu interpretieren lassen. Das beschäftigt sie allerdings nicht aus irgendeiner persönlichen Notwendigkeit heraus, wie bei Leuten, die sich im falschen Geschlecht fühlen und nun zum Beispiel ihre wahre Sexualität suchen. Derlei würde den diskursfreudigen WG-Bewohnern wahrscheinlich so vorkommen, als werde da bloß der eine Essentialismus durch einen anderen ersetzt.

Feminismus und Gender interessieren sie vielmehr abstrakt, als Muster eines gerade nicht essentialistischen, nicht festgelegten Lebens, wie es ähnlich auch Techno oder Mode für sie sind. Ständig klopfen sie die neuesten Theorien und Praktiken darauf ab, was dabei für eine solchen Verflüssigung herausspringt. Ausführliche Zitatstrecken von Anäis Nin, Susan Sontag oder Barbara Vinken, zum Teil auf Englisch, gehen ebenso durch sie hindurch wie Berichte über Nina Kraviz oder Lana Del Rey oder Texte zu Bettina von Arnim oder sozialistische deutsche Siedler in Amerika. So verschwimmen Text- und Gendergrenzen gleichzeitig: Was von den Protagonisten erörtert wird, realisiert der Roman parallel mit seiner Sampling-Methode, Inhalt und Form bestätigen sich gegenseitig und fügen sich zu einem in sich geschlossenen Hohelied der Uneigentlichkeit.

Für den Kritiker wirft ein solches Verfahren Fragen auf. Lässt sich so eine Art Literatur überhaupt rezensieren? Oder kann man wie bei einer Clubnacht allenfalls etwas darüber sagen, ob die Effekte an den Schnittstellen funktionieren, ob irgendein Flow, womöglich ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb eines bestimmten Milieus, zustande kommt? Oder geht es vielleicht doch noch um etwas anderes?

Mehrere Umstände lassen stutzen. Die WG-Bewohner unterhalten sich zwar permanent über Geschlechtergrenzüberschreitungen und Sex, doch die beiden Paare unter ihnen sind eher konventionell heterosexuell, und überdies kommt es bei ihnen gar nicht zum Geschlechtsakt. Diese "ewigen Vorspiele" erhalten vor dem Hintergrund der Theorien Jean-Luc Nancys etwas geradezu Metaphysisches als der Punkt, "an dem das Anrühren des Sinns identisch mit seinem Rückzug ist". Die Möglichkeit eines Sinns spielt inmitten der Feier des Fließens und des immer neuen Durchkreuzens alles Fixierten, Festgezurrten, also durchaus eine Rolle, als ein Pol im Hintergrund, der dem Textrauschen überhaupt erst Spannung gibt. Denn das unablässige, allenfalls durch Ausstellungs- und Clubbesuche unterbrochene Schwadronieren wird zwar als das Selbstverständlichste der Welt dargestellt, aber das ist es innerhalb der Text-Dramaturgie keineswegs, sonst würde es über fast fünfhundert Seiten hinweg nicht so ausdauernd geschildert.

In die Affirmation mischt sich, nicht ohne Sinn für komische Nebeneffekte, ein ethnologisch distanzierter Blick auf dieses eigenartige Leben in der Abstraktion, das sich so sehr in Texten bewegt, dass ihm schließlich auch alles andere zu Text wird. Einmal wird von Henri berichtet, dass er zärtlich Evas "Körper in einzelnen Partien (Kapiteln gleich) inspiziert". Kapiteln gleich: Auch wenn diese Leute miteinander reden, dann in Zitaten, die sie augenblicklich als solche erkennen. "E: Findest du mich hübsch? H: Jean-Luc Godards LE MEPRIS jetzt schon wieder? E: Es war ein Zitat, aber auch eine Frage." Der Nachsatz ist die Pointe: Die habituelle Dekonstruktion soll nicht hindern, dass man es zugleich auch ernst, real meint.

Einmal schauen Venus und Sirius voller Faszination auf eine Hausfassade in Berlin Neukölln, hinter der sie etwas vermuten, das "hochaktuell" ist, "wie aus einem Video Ryan Trecartins". Doch dann sieht der Türsteher des Clubs eher analog aus, "wahrscheinlich HEAVY METAL", und die beiden gehen lieber doch nicht hinein, denken stattdessen darüber nach, ob sie sich nicht "schon so sehr an die Oberfläche POST-INTERNET gewöhnt" haben, dass sie ständig Gefahr laufen, in deren Fallen zu gehen: " Macht aber nichts, ergänzt Venus, genau das hält uns ja wach." Läuft darauf all dieser bombastische Aufwand an Theorie und Distinktionsanstrengung hinaus: dass er uns "wach" hält, als Aufputschmittel gegen eine allzeit drohende Apathie?

Das Überraschende ist, dass es dem Roman inmitten seines Uneigentlichkeits-Stakkatos wirklich um etwas zu gehen scheint, das man, frei gegen Adorno, so zusammenfassen könnte: Es gibt ein echtes Leben im künstlichen. Auf der letzten Seite klingen alle Hintergrundgeräusche, zu denen man auch das Kulturgesumm zählen könnte, plötzlich wie Musik, wie "körperlose Boten, die Botschaft der Fleischwerdung verkündend", bevor sie sich dann wieder "in die übliche Kakophonie" auflösen. Diese Erscheinung hat "Thomas" selbst, der im Text sich aufhebende Autor, der zuvor immer wieder als Freund der Protagonisten aufgetaucht war. Die Frage ist nur: Hätte man diese Erleuchtung nicht auch weniger mühevoll haben können, mit etwas weniger Geräuschen, mehr Musik?

Thomas Meinecke: "Selbst". Roman.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2016. 472 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensentin Eva Bucher wird bei all der Dekonstruktion in Thomas Meineckes Postgender-Roman "Selbst" ganz schwindelig zumute. Sie switcht mit Meinecke in und aus dem Text heraus, landet in Literatur und Philosophiegeschichte, vor allem aber beim second screen und bei Youtube, und versucht inmitten der "Inkonsistenzwolken" so etwas wie Handlung und Figurenkonturen auszumachen. Dass es Meinecke gelingt, in seinem eklektischen Diskurs einen Bogen von griechischen Dichtern über die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken bis zum Haar von Conchita Wurst zu spannen, findet die Kritikerin nicht nur beachtlich, sondern auch unterhaltsam. Irgendwann fragt sich Bucher allerdings, ob der Text nicht seine eigene Persiflage ist. Und dass Erzähler Thomas selbst ohne größeren "Gendertrouble" durch den Text kommt, findet die Rezensentin ziemlich inkonsequent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.01.2017

Woher der Wind weht
Auch in seinem neuen Roman „Selbst“ bewegt sich Thomas Meinecke wieder hart am Zeitgeist.
Aber das Gute bei ihm ist: Er wirbelt nicht Staub auf, sondern bläst sanft über ihn hinweg
VON HANS-PETER KUNISCH
Wer alle paar Jahre Thomas Meinecke liest, bemerkt das Solitäre seiner Romane in der hiesigen Literaturlandschaft sofort. Sie schaffen es jedes Mal, auf den ersten Blick wie hart am Zeitgeist zu wirken, sind sich aber, von „Tomboy“ bis „Selbst“, über beinahe zwei Jahrzehnte untereinander derart verwandt, dass sie bei genauerer Überlegung den Eindruck vermitteln, in der Welt verändere sich nichts Wesentliches – Meinecke und der Zeitgeist erst recht nicht.
Das liegt am leichten, lässigen Sound dieser Romane, der so schwerfälligen Dingen wie Weltwirtschaftskrisen, Rechtsradikalismen, Terroranschlägen, islamischem Fundamentalismus und allem, was uns gegenwärtig so umtreibt, im Handumdrehen den skandalisierenden Wind aus den Segeln nimmt. Im Vorbeigehen überführt Meinecke diese Dinge in die halb akademischen, halb nichtsnutzigen, aber immer flackernd-wandelbaren Diskurse seiner oft der studentischen Bohème zugehörigen Figuren. Sie drehen sich in Endlosschlaufen um sich selber, sind aber auch gerne bereit, alles, was gerade an aktuellem Halb- und Dreiviertelwissen in der Welt herumschwirrt, in ihre gescheiten Überlegungen mit einzubeziehen.
Selbstverständlich darf in Meineckes neuem Roman „Selbst“ etwa die Diskussion über den Schleier nicht fehlen. Der Hijab, zitiert Meinecke Sumaya Elland aus dem Internet auf Englisch, „kann eine Hürde in Deiner Wahrnehmung durch die Leute sein und sie daran hindern, sich mit Dir identifizieren zu können. Aber ich denke, gerade darin liegt die Schönheit der Verhüllung. Du bist dazu gezwungen, Dich mit Dir selber und Deiner eigenen Identität auseinanderzusetzen.“
Ja, auch der neue Meinecke spielt mit gendertheoretischen feministischen Positionen, die diesmal durch die aktuelle Szene-Konjunktur von Pornofilmen etwas schärfer körperorientiert daherkommen: die jeweiligen Geschlechtsteile werden passagenweise ausführlich gemustert, und auch theoretisch wird umfassend Körperarbeit getrieben. Das gibt diesem Roman über längere Passagen etwas Intimfixiertes, manchmal denkt man: Haben die nicht mehr im Kopf? Aber alles in allem passt es nicht schlecht in eine Zeit, in der, je nach Abend, zu „Downtown Abbey“ oder Pornofilmen gekuschelt wird, nachdem den Kleinen in ihren Bettchen heile Kinderbücher vorgelesen wurden. Hat die Spießigkeit die Überschreitung mal wieder eingeholt?
Aber auch Geschehnisse in Politik und Medien spielen bei Meinecke eine Rolle. Ganz offensichtlich wurden weite Teile des Romans 2013 geschrieben. Immer wieder finden sich datierte Erzählsplitter aus dieser Zeit. Die Proteste vor der damals noch geplanten, neuen Frankfurter EZB-Zentrale werden von den Protagonisten genauso mitgenommen wie die Verleihung der MTV-Awards im selben Jahr. Das heißt nicht, dass das Eigentümliche der Meinecke-Texte darin bestünde, verzweifelt aktuell sein zu wollen. Zur Lebenswelt der in diesen Romanen herumlümmelnden Leute gehört auch klassisches Bildungsgut. Es wird nur leicht avantgardistisch verschnitten.
Eine der interessantesten Leitfiguren des Buches ist die Romantikerin Bettina von Arnim. Sie ist dargestellt als die frühe, recht freie Frau, die sie war. Aber sie wird von Meinecke auch auf amüsante Weise in die Gegenwart geholt. Er zitiert den hoffnungslos mahnenden Brief, den ihr Bruder Clemens von Brentano an Bettina nach ihrem öffentlich gemachten Aufenthalt auf Goethes Schoß schickte. Und schließt ihn kurz mit dem ähnlich bestürzten, öffentlichen, moralischen Appell, den Sinead O’Connor an Miley Cyrus sandte, als diese bei den MTV-Awards als laszive Bärin aufgetreten war, und sich in Sineads Augen für Männer & Kommerz zum Affen gemacht hatte, wie früher sie selbst.
Die Welt der Meinecke-Figuren ist geprägt durch eine relativierende Totalität der Wahrnehmung, die zur Pflicht geworden zu sein scheint. Es wird nichts mehr weggeblendet, aber es bedeutet auch kaum mehr etwas, dass alles wahrgenommen wird. Das Individuum wird zum Opfer der Erwartungen an seine Fähigkeiten zum geistigen Multitasking. Es begibt sich freiwillig hinter den Mond oder reflektiert lässig, wie Meineckes Eva: „Ich bin zum Beispiel ja auch mit Frauen gern sexy, ohne dass die Frage nach der sexuellen Orientierung aufkommt. Warum?“
Es geht nicht mehr nur darum, der Zeit zu folgen, sondern ihr gleich auch noch voraus zu sein. Meinecke zitiert Joseph Vogl, der einmal sagte: „Unsere Leitwissenschaft ist die Meteorologie, wir sind an Trends und am Geschäft der Vorhersagen orientiert. Und die Mode ist nicht nur ein Konfektions- und Ausstattungsressort. Vielmehr verlangt man von uns, dass wir uns heute (konformistisch oder extravagant) nach den Trends von morgen verhalten. ( … ) Wir sind (irgendwie) in frenetische Existenzweisen geraten und finden nicht heraus.“ Auch da möchte man, wie Eva, gerne kommentierend fragen: warum?
Aber Meinecke, der die Anzieh-Moden ja selber seit Jahrzehnten mit seinen Holzfällerhemden unterläuft, versteht sich nicht unbedingt als Vermittler von Antworten und bleibendem Wissen. Er arbeitet immer mal wieder mit Fußnoten, aber erschöpfend will das nicht sein. Wenn er zu Bettina von Arnim etwa, Neugier weckend, Adda von Königsegg und ihr Buch „Die Frau, die die Romantik selber war. Bettinas Lebensroman“ von 1938 zitiert, hätte man gern auch noch etwas zu Adda selbst und ihrem Roman „Die große Pflicht“ (1941) erfahren, aber es ist ja schon schön, dass es beide tatsächlich gibt. Meinecke wirbelt eben nicht Staub auf, sondern bläst sanft über ihn hinweg. Und selber kann man sich über neu eröffnete Wege und Abwege freuen. Wie darüber, dass in „Selbst“ immer wieder ein „Thomas“ auftritt, der sogar teilweise emphatisch „eigene“ Texte zu Körper und Seele zu sprechen scheint, die dann doch wieder von Jean-Luc Nancy kommen. Ein wahrhaftiges Bedürfnis vielleicht, aber ohne Verkleidung geht das hier nicht.
Zur Lebenswelt gehört hier auch
klassisches Bildungsgut,
avantgardistisch verschnitten
Die Anzieh-Moden unterläuft
der Autor durch das konsequente
Tragen eines Holzfällerhemds
Der DJ, Musiker und Schriftsteller Thomas Meinecke im Plattenladen Optimal in München.
Foto: Alessandra Schellnegger
Thomas Meinecke:
Selbst. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016.
472 Seiten, 25 Euro.
E-Book 21,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Meinecke wirbelt eben nicht Staub auf, sondern bläst sanft über ihn hinweg. Und selber kann man sich über neu eröffnete Wege und Abwege freuen.« Hans-Peter Kunisch Süddeutsche Zeitung 20170123