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Wohl kaum ein preußischer Monarch des Ancien Régime genoss in der Nachwelt ein solch negatives Image wie König Friedrich I., der von 1701 bis 1713 regierte. Er galt als "selbstherrlich", "verschwenderisch", habe mehr "Sinn für den Schein als für das Wesen der Macht" gehabt. Diese auf der Auswertung archivalischer Quellen beruhende Biografie zeigt hingegen, dass Friedrich, mit dessen Selbstkrönung die Aufrichtung des preußischen Königreichs begann, durchaus eigene Akzente Setzte, so z. B. auf dem weiten Feld der Hofkultur, in der Religionspolitik, in Preußens Beziehungen zu den europäischen Staaten und als Landesherr.…mehr

Produktbeschreibung
Wohl kaum ein preußischer Monarch des Ancien Régime genoss in der Nachwelt ein solch negatives Image wie König Friedrich I., der von 1701 bis 1713 regierte. Er galt als "selbstherrlich", "verschwenderisch", habe mehr "Sinn für den Schein als für das Wesen der Macht" gehabt.
Diese auf der Auswertung archivalischer Quellen beruhende Biografie zeigt hingegen, dass Friedrich, mit dessen Selbstkrönung die Aufrichtung des preußischen Königreichs begann, durchaus eigene Akzente Setzte, so z. B. auf dem weiten Feld der Hofkultur, in der Religionspolitik, in Preußens Beziehungen zu den europäischen Staaten und als Landesherr.
Autorenporträt
Frank Göse, Dr. phil. habil., geb. 1957, ist Professor für Frühe Neuzeit und Landesgeschichte an der Universität Potsdam. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Brandenburgischen Historischen Kommission und der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als beste derzeit verfügbare Einführung in die preußischen Verhältnisse um Friedrich I. adelt Jens Bisky das Buch des Potsdamer Historikers Frank Göse, der sich dem Preußenkönig mit einem wichtigen Vorzug im Gepäck nähert, wie der Rezensent konstatiert: mit Quellen- und Forschungskenntnis, die ohne die gelehrte dicke Hose und auch ohne Spannungseffekte das lange Zeit verzerrte Bild des Herrschers - geformt durch Aussagen wie jene von Friedrichs Enkel Friedrich II., sein Großvater sei "groß im Kleinen und klein im Großen" gewesen - korrigieren. Göses knappe, aber detailbewusste Verständlichkeit lobt sich Bisky bei der Darstellung von Person, Land und Zeit gleichermaßen, bei der Charakterisierung von Strukturen und dem Vergleich von Handlungsoptionen. So erfährt Bisky etwa, dass Friedrich bei all seinem Ringen um Ruhm die Regierungsgeschäfte keineswegs vernachlässigte, wie die Legende will.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2013

Der schiefe Fritz
Friedrich I. von Preußen ist lange und zu Unrecht verkannt worden – Frank Göse erzählt vom
Leben und von der ziemlich erfolgreichen Regierung des missgebildeten, zögerlichen Königs
VON JENS BISKY
Als der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. 1696 in Den Haag Wilhelm III. traf, der vor wenigen Jahren erst und mit brandenburgischer Hilfe englischer König geworden war, drohte die Begegnung in einem Eklat zu enden. Denn Wilhelm verweigerte dem Brandenburger einen Armlehnstuhl. Ein solcher käme nur ihm, dem König, zu. Da der Kurfürst sich mit einem einfachen Stuhl nicht zufrieden geben, die Zurücksetzung nicht hinnehmen wollte, sprach man im Stehen miteinander. Die Geschichte ist oft und selten ohne Kopfschütteln erzählt worden, um Friedrichs Streben nach einer Königskrone zu erklären. Im Januar 1701 hat er sie sich in Königsberg selbst aufs Haupt gesetzt und fortan als erster König in Preußen regiert. Die Rangerhöhung, das gewiss wichtigste politische Unternehmen Friedrichs, war kostspielig und selbst unter seinen klügsten Beratern umstritten. Der Geheime Rat Paul von Fuchs etwa meinte, der Kurfürst besitze doch durch Gottes Gnade bereits alles, was zur Königlichen Würde erfordert wird: „Macht, Grösse und Vielheit der lande und independence“. Friedrichs Schlussfolgerung lautete: Eben, „warumb sol ich dann auch nicht trachten den Namen eines Königes zu erlangen“.
  Die Nachwelt hat das ehrgeizige Vorhaben lange für wenig „preußisch“ gehalten. Gab hier nicht, gegen die Regel, ein Hohenzoller, mehr auf Schein denn auf Sein? Der Enkel, Friedrich II., schrieb, seinem Großvater habe mehr „an blendendem Glanz als am Nützlichen“ gelegen, „er war groß im Kleinen und klein im Großen“. Wer glauben wollte, Preußens Aufstieg verdanke sich Sparsamkeit, geordneter Verwaltung und militärischen Heldentaten, konnte seiner nicht recht froh werden. Zwar war er ununterbrochen in Kriege verstrickt, doch blieb Brandenburg dabei eine Hilfsmacht. Am Berliner Hof herrschten Intrigen, Konkurrenz der Höflinge und Favoriten statt autokratischer Regierung. Die Finanzen schienen in Unordnung, bis Friedrich Wilhelm I. mit eiserner Hand aufs Plusmachen drängte. Kurz: Zwischen dem Großen Kurfürsten und dem Soldatenkönig schien dieser Friedrich ein Betriebsunfall.
  Seit gut drei Jahrzehnten haben Historiker sich bemüht, ein gerechteres Bild des ersten Preußenkönigs zu zeichnen, ihn aus seiner Zeit heraus zu verstehen. Frank Göse, der in Potsdam Landesgeschichte lehrt, hat nun endlich eine Biografie des Barockfürsten verfasst, die zwei große Vorzüge miteinander verbindet: Sie beruht auf genauer Kenntnis der Quellen, bezieht die Erträge der umfangreichen Einzelforschung ein, überwältigt aber nicht mit gelehrtem Bombast. Knapp und verständlich porträtiert Göse die Person, das Land und die Zeit, charakterisiert Strukturen, vergleicht Handlungsmöglichkeiten.
  Friedrich begann seine Laufbahn unter nicht eben günstigen Bedingungen. Erst durch den Tod seines älteren Bruders Karl Emil wurde er Kurprinz. Er war wohl von Geburt an verwachsen, sein Gesundheitszustand labil. Es brauchte das Talent eines Andreas Schlüter oder eines Antoine Pesne, um den „schiefen Fritz“ majestätisch erscheinen zu lassen. Dass die zweite Frau seines Vaters sich erfolgreich um das Fortkommen ihrer Söhne bemühte, sorgte für Spannungen, Furcht, Misstrauen. Als Elisabeth Henriette, die erste Gemahlin Friedrichs, 1683 starb, glaubte dieser bereitwillig den Gerüchten, seine Stiefmutter habe sie vergiften lassen. Das Testament seines Vaters, der den nachgeborenen Prinzen einzelne Gebiete nach dem Vorbild der sächsischen Sekundogeniturreglungen abtreten wollte, focht Friedrich nach seinem Regierungsantritt 1688 erfolgreich an. Rechnen aber musste er weiterhin mit der geringen Wirtschaftskraft seiner verstreuten Lande und damit, dass die Hohenzollern im Wettstreit den Welfen, Wettinern, Wittelsbachern unterlegen schienen.
  Friedrich hat darauf klug reagiert, die Kunst der Repräsentation ebenso eingesetzt wie die der Diplomatie. Der Ausbau seiner Residenz, die Gründung der Akademie der Künste und der von Leibniz angeregten „Societät der Wissenschaften“ gehörten ebenso dazu wie die Gründung der Universität Halle, die eine der modernsten des 18. Jahrhunderts wurde, und die geschickte Förderung des pietistischen Menschenverbesserers und glücklichen Unternehmers August Hermann Francke. Friedrich holte einige der klügsten Köpfe seiner Zeit ins Land und legte die Fundamente dafür, dass Preußen überhaupt mitspielen konnte im Kampf um Rang und Ruhm.
  Daneben vernachlässigte er, wie Göse gegen alte Legenden zeigt, das Regierungsgeschäft keineswegs, nahm häufiger an den Sitzungen des Geheimen Rats teil als sein Vater. Die Einnahmen konnte er zwischen 1688 und 1713 um sechzig Prozent steigern, die viel beschrienen Ausgaben für den Hofstaat wuchsen, verglichen mit der Regierungszeit des Großen Kurfürsten, um etwa 23 Prozent. Selbstverständlich reichte das Geld nie, da zum Ausbauprogramm stets die Kriegskosten kamen. Als dann die Pest und Missernten vor allem Ostpreußen verwüsteten, fehlte es an Mitteln zur Hilfe.
  Er war kein verwegener Herrscher, sondern eher zurückhaltend, zögerlich. Der sächsische Kurfürst sicherte sich die polnische Krone, ein Abenteuer, das zum Machtverlust Sachsens beitragen würde; Max Emanuel II. von Bayern ging im Spanischen Erbfolgekrieg hohe Risiken ein – sein Land wurde von österreichischen Truppen besetzt. Die „Bedächtigkeit Friedrichs“ dagegen, habe, vermutet Göse, eher den Bedingungen der Kabinettskriege entsprochen.
  Die Stärke dieses Buches liegt in der sorgfältigen Gewichtung der Details. Dass Frank Göse auf Spannungsdramaturgie und biografie-übliche Effekte verzichtet, lässt sich leicht verschmerzen. Schließlich gibt es derzeit keine bessere Einführung in die preußischen Verhältnisse um 1700 als dieses bedächtig argumentierende Buch.
Frank Göse: Friedrich I. (1657-1713). Ein König in Preußen. Verlag Friedrich Pustet. Regensburg 2012. 392 Seiten, 34,95 Euro.
Ein Königreich für
einen Lehnstuhl
Endlich eine gerechte Darstellung
des ersten Preußenkönigs
So geht Majestät: König Friedrich I. auf dem Thron. Das Gemälde (um 1710) stammt von Antoine Pesne, der auch für den Enkel in Rheinsberg malen sollte.
FOTO: O.H.
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