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Der bekannte Vogelforscher und Naturschützer Prof. Peter Berthold hat ein sehr persönliches und unterhaltsames Erinnerungsbuch geschrieben. Er plaudert sozusagen aus dem "Nistkästchen", berichtet von seiner Wandlung vom Waldschrat zum Wissenschaftler und erzählt die spannende und bewegte Geschichte der Vogelwarte Radolfzell, die über 60 Jahre seine berufliche Heimat war. Interessante Hintergrundinformationen zur Vogelforschung wechseln ab mit köstlichen Anekdoten aus der Arbeit und Geschichte des berühmten Max-Planck-Instituts am Bodensee.

Produktbeschreibung
Der bekannte Vogelforscher und Naturschützer Prof. Peter Berthold hat ein sehr persönliches und unterhaltsames Erinnerungsbuch geschrieben. Er plaudert sozusagen aus dem "Nistkästchen", berichtet von seiner Wandlung vom Waldschrat zum Wissenschaftler und erzählt die spannende und bewegte Geschichte der Vogelwarte Radolfzell, die über 60 Jahre seine berufliche Heimat war. Interessante Hintergrundinformationen zur Vogelforschung wechseln ab mit köstlichen Anekdoten aus der Arbeit und Geschichte des berühmten Max-Planck-Instituts am Bodensee.
Autorenporträt
Prof. Dr. Peter Berthold, geb. 1939, gehört zu den bekanntesten Ornithologen. Sein Wirken wurde mit zahlreichen Wissenschaftspreisen prämiert. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit der Vogelfütterung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2016

Den Vögeln verfallen
Zugtrieb: Die Memoiren des Ornithologen Peter Berthold

Wenn die Memoiren eines emeritierten Ornithologen vom Verlag mit den Worten angekündigt werden, es plaudere hier jemand "aus dem Nistkästchen", ist Argwohn am Platze. Hält man das Buch dann in Händen und liest auf dem Umschlag den von einer Art Gütesiegel eingefassten Spruch "Vom Waldschrat zur Wissenschaft", wird es nur bei ausreichend vorhandener Kalauertoleranz zur Lektüre kommen. Die paratextuellen Putzigkeiten verwundern deshalb besonders, weil der Autor kein akademischer Gernegroß, sondern eine eminente Koryphäe der Ornithologie ist.

Peter Berthold, Jahrgang 1939, war bis 2004 Direktor der zum Max-Planck-Institut für Ornithologie gehörenden Vogelwarte Radolfzell. Unter seinen fast 450 Veröffentlichungen avancierte die 1990 erschienene Monographie über den Vogelzug sofort zum Standardwerk. Berthold und sein Team konnten mit beispiellos aufwendigen, bis heute von niemandem wiederholten Experimenten klären, warum Vögel überhaupt ziehen - sie verfügen über einen vererbbaren Zugtrieb; was sie dazu veranlasst, zu verschiedenen Zeiten in verschiedene Richtungen zu ziehen: angeborene Programme - und weshalb manche Teilzieher im Brutgebiet bleiben, während andere fortfliegen: genetische Dispositionen.

Der Zoologe Tim Birkhead erinnert sich in seiner Ornithologie-Geschichte "The Wisdom of Birds" daran, dass sein sonst eher kühler Doktorvater Chris Perrins Bertholds Arbeit zum Vogelzug als "one of the most remarkable bits of ornithological research ever" charakterisierte. Ein solches Lob ist nicht zu haben ohne pedantische, nüchtern durchgeführte Forschung. Dabei ist Nüchternheit keine Stärke Bertholds. Er pflegt einen flamboyanten, gelegentlich gar saftigen Habitus. Karge Wissenschaftsprosa ist genauso wenig seine Sache wie monotone, Wort für Wort abgelesene Vorträge. Geht es um die Vögel, denen er als "Ornithomane, vielleicht sogar Ornithopath" regelrecht verfallen ist, kann er druckreif extemporieren. Verfolgt er ein dringendes Anliegen, etwa die Vermittlung der Vorteile einer Ganzjahresfütterung von Vögeln, trägt er dies in Fernseh- und Radiosendungen vor, was große Teile seiner Zunft als akademischen Selbstmord betrachten.

Und nun die Memoiren. Unter Naturwissenschaftlern ist es momentan nicht unüblich, mit dem Titel der Lebensbilanz darauf hinzuweisen, dass man sich ganz in den Dienst der Sache gestellt hat, dass der Beruf Berufung war. So hat der Evolutionsbiologe Josef Reichholf kürzlich sein üppiges Opus magnum "Mein Leben für die Natur" vorgelegt. Peter Bertholds Rückschau heißt "Mein Leben für die Vögel", und da sein Werdegang untrennbar mit der Vogelwarte Radolfzell verwoben ist, erzählt er nicht nur von sich, sondern auch von der durchaus bunten Geschichte seines Arbeitsplatzes.

Herausgekommen ist eine gut lesbare, weil mit flammendem Eifer verfasste Mischung aus Anekdoten, Einblicken ins Räderwerk von Wissenschaftsinstitutionen und Forschungsreferaten. Bertholds Darstellung ist lebendig und deshalb selten minutiös, temporeich und deshalb mitunter ein bisschen kurzatmig, eindeutig und deshalb kaum ambivalent. Vieles, etwa der häufig knifflige Umgang mit der Max-Planck-Gesellschaft, wird in aller Ausführlichkeit geschildert und dürfte vor allem Eingeweihte interessieren; anderes, zum Beispiel die Geschehnisse um die 1901 gegründete Vogelwarte Rossitten, aus der 1946 die Vogelwarte Radolfzell hervorging, illustriert der Autor im Eilverfahren.

Mit Freude rekapituliert Berthold seinen Hang zu provokanter Offenheit. Als er 1973 gebeten wurde, einen Bericht für die "Mitteilungen aus der Max-Planck-Gesellschaft" zu schreiben, hat er zum allgemeinen Entsetzen keinen harmlosen Abriss über seine Grundlagenforschung geliefert. Vielmehr lancierte er einen anklagenden Weckruf über Bestandseinbrüche bei Vögeln und verwies auf die Notwendigkeit eines Labors, in dem sich Rückstände chemischer Schadstoffe analysieren lassen (Stichwort: DDT). In der publizierten Version des Texts fehlten allerdings die besonders kritischen Passagen über Abgeordnete und Vertreter der Pflanzenschutzmittelindustrie. Die offizielle Erklärung: versehentlich "verlorengegangen".

Wie ein Versehen erscheint auch ein plötzlicher Darstellungswechsel im letzten Drittel des Buchs. Während vorher zwei Geschichten erzählt wurden - die des Autors und die der Vogelwarte -, bei denen sich die Dinge oft zufällig, manchmal logisch auseinander ergaben, folgt unversehens ein seitenlanges Namedropping. Die wichtigsten Mitarbeiter und Weggefährten kurz zu würdigen gehört gewiss zum guten Ton; den jedoch hätte der Autor besser in Form einer ausführlichen Danksagung am Ende des Buchs angeschlagen. Bis dahin wird sowieso kaum ein Leser schlappmachen, denn Berthold versteht es, seine Leser bei Laune zu halten.

KAI SPANKE.

Peter Berthold: "Mein Leben für die Vögel". Und meine sechzig Jahre mit der Vogelwarte Radolfzell.

Kosmos Verlag, Stuttgart 2016. 216 S., br., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Von den kalauernden "paratextuellen Putzigkeiten" des Klappentextes sollte man sich bloß nicht abschrecken lassen, warnt Rezensent Kai Spanke. Denn die Lektüre von Peter Bertholds Rückblick auf sein Leben als Ornithologe lohnt sich in jedem Fall, versichert der Kritiker, der hier eine leidenschaftliche, rasante und unterhaltsame Sammlung von Anekdoten über seinen Werdegang und Einblicke in den Betrieb von Wissenschaftsinstitutionen und Forschungsreferaten gelesen hat. Dass Berthold sich ein wenig zu lange mit den Schwierigkeiten im Umgang mit der Max-Planck-Gesellschaft aufhält, allzu ausführlich seine Weggefährten würdigt, die Entstehung der Vogelwarte Radolfzell aber dafür nur kurz skizziert, verzeiht der Kritiker dem "provokanten" Autor gern.

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