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Unsicherheit ist für viele Menschen bedrückend. Albena Azmanova sieht dabei auch eine Chance, entscheidende Veränderungen herbeizuführen - ohne schwere Krise des Kapitalismus, große Utopien oder sogar Revolutionen.Selbst Menschen, die gut verdienen, sind mit der Monotonie, in der sie leben, nicht mehr zufrieden, wagen es aber angesichts unsicherer Zeiten nicht, sie aufzubrechen. Viele Wohlhabende fühlen sich keineswegs als Gewinner des Systems, sondern als Opfer.Helfen kann hier nur eine Stärkung der sozialen Absicherung. Sie erlaubt es den Menschen, sich zu verändern. Und sie stellt auch die…mehr

Produktbeschreibung
Unsicherheit ist für viele Menschen bedrückend. Albena Azmanova sieht dabei auch eine Chance, entscheidende Veränderungen herbeizuführen - ohne schwere Krise des Kapitalismus, große Utopien oder sogar Revolutionen.Selbst Menschen, die gut verdienen, sind mit der Monotonie, in der sie leben, nicht mehr zufrieden, wagen es aber angesichts unsicherer Zeiten nicht, sie aufzubrechen. Viele Wohlhabende fühlen sich keineswegs als Gewinner des Systems, sondern als Opfer.Helfen kann hier nur eine Stärkung der sozialen Absicherung. Sie erlaubt es den Menschen, sich zu verändern. Und sie stellt auch die Wirtschaft auf die umweltfreundlichsten Produkte um, die es gibt: Liebe und Zuwendung, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung.
Autorenporträt
Albena Azmanova hat selbst die friedliche Revolution in Bulgarien erlebt und weiß, wovon sie spricht. Sie ist außerordentliche Professorin für politische und soziale Theorie an der Brussels School of International Studies (BSIS) der Universität Kent. Sie studierte in Bulgarien, Frankreich und promovierte an der New School for Social Research in New York. Sie lehrte politische Theorie am Institut d'études politiques de Paris (Sciences Po) in Paris, bevor sie 2005 an die BSIS kam, wo sie die Programme Internationale Politische Ökonomie und Politische Strategie und Kommunikation leitet. Sie ist assoziiertes Mitglied des Bauman-Instituts: https://baumaninstitute.leeds.ac.uk
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2021

Radikale
Reformen
Kann der Kapitalismus auch
ohne Krise überwunden werden?
Es klingt fast zu schön: Die linke Politologin Albena Azmanova, die für die britische Universität Kent in Brüssel arbeitet, beschreibt in ihrem neuen Buch „Kapitalismus an der Kippe“ hoffnungsvoll den radikalen Wandel des Kapitalismus ohne Krise. Nun könnte man meinen, dass etwas Radikales nicht ohne Krise zu haben ist, doch Azmanova zeichnet ein ganz anderes Bild. Die dunklen Seiten des Kapitalismus – Ungleichheit und ständige wirtschaftliche Unsicherheit – schadeten ihrer Ansicht nach längst nicht mehr nur den „Armen und Ausgegrenzten“, sondern auch all jenen, die sich bisher eigentlich als „Gewinner der Machtverteilung“ fühlen durften. Für Azmanova leben wir deshalb nicht einfach unter dem Kapitalismus, sondern unter dem „Prekaritätskapitalismus“, einem Kapitalismus also, bei dem potenziell jedes Leben von Armut bedroht ist.
Wie soll nun aber unter der Bedingung des Prekariatskapitalismus eine „tiefgreifende Umwandlung“ des Systems ohne echte Krise möglich sein? Viele linke Politiktheoretiker glauben ja eher, dass es ohne eine echte – also durchaus auch gewaltsame – Revolution nicht zu wesentlichen Veränderungen kommen kann.
Azmanova, einst selbst aktive Dissidentin im Kampf gegen die kommunistische Diktatur in Bulgarien, gründet ihre Hoffnung darauf, dass die Lage die Notwendigkeit von Reformen, die der sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheit entgegenwirken, so alternativlos mache. Diese Reformen wären dann die materiellen Voraussetzungen dafür, den „Protest in eine radikalere und konstruktivere Richtung zu lenken“, was wiederum die „wütende Menge“ in die Lage eines politischen Akteurs mit einer „positiven Agenda“ zur Überwindung des Kapitalismus versetzen würde. Auf diesem Weg entstünde schließlich eine „politische Ökonomie des Vertrauens“, wodurch ein „Geist des Unternehmertums“ und des „Experimentierens“ gedeihen könne.
Offen bleibt leider, ob eine Wirtschaft, in der jeder Vermögens- und Einkommenssicherheit besitzt, überhaupt möglich ist. Geht dies nicht mit einem zu hohen moralischen Anspruch einher, auf den sich unmöglich alle einigen können? Der grundlegenden Annahme, dass ohne ausreichende Existenzsicherung die Menschen die Kontrolle über ihr Leben verlieren, möchte man natürlich unbedingt zustimmen. Die Frage ist nur, ob politisch engagierte „sozialistische Millennials“, die neue Generation, wirklich genügend politische Kraft entwickeln können und wollen, um die Überwindung des Kapitalismus auf diese Art zu schaffen.
SARAH ZAPF
Längst leiden nicht mehr nur
die Verlierer unter dem System,
sondern auch die Gewinner
Albena Azmanova:
Kapitalismus an der Kippe: Radikaler Wandel ohne Krise. Edition Konturen, Wien 2021. 240 Seiten, 22 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Sarah Zapf bleibt skeptisch angesichts von Albena Azmanovas Hoffnungen auf einen radikalen, aber allgemein verträglichen Wandel des kapitalistischen Systems. Was die Politologin in ihrem Buch vorstellt, das Bild eines Kapitalismus, der auch die Privilegierteren in die Krise stürzt und also zum Handeln bewegt, scheint Zapf viele Fragen offen zu lassen, etwa die, ob es eine gerechte Wirtschaft überhaupt geben kann und ob die Millennials die politische Energie für Veränderung aufbringen.

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