Críticas:
Die Gersons konnten vieles und beschränkten sich nicht nur auf eine einzige Offerte im stilistischen Angebot. Sie entwarfen eine gigantische City-Erweiterung und nicht minder megalomane Verkehrsbauwerke, die Ulrich Höhns vorstellt. Sie "konnten" sogar die avantgardistische Moderne, wie ein Ladenumbau am Neuen Wall zeigte. Zarter in den Stahlprofilen und spektakulärer in der gläsernen Wandauflösung hätten es auch die Berliner Kollegen nicht hingekriegt. Der Herausgeber Voigt widmet sich selbst den Landhäusern, die ein wichtiges Thema dieses Architekturbüros waren. Unterschiedliche Repräsentationswünsche ihrer wohlhabenden Klientel bedienten die Brüder mit unterschiedlichen Handschriften. So geben sich die komfortablen Villen in den Elbvororten, in Pöseldorf oder anderen Hamburger Vorzugslagen bald norddeutsch behaglich, bald preußisch frugal. Bald erinnern sie an barocke oder klassizistische Lustschlößchen, bald wurden sie mit expressionistischen Details dekoriert. Das eine schloß das andere nicht aus. Sogar ein - schmales - kalifornisches Kapitel ist dem OEuvre nun hinzugewonnen. Hans Gerson starb bereits 1931. Oskar ging 1939 ins Exil, lebte bis 1966 in Berkeley und baute Bungalows und Häuser, die sich einem zeitgemäßen Westküsten-Regionalismus einfügten. Wenn es in Hamburg erlaubt wäre, etwas so Indezentes wie eine hanseatische Walhalla zu errichten, die Gersons hätten nun einen Platz darin. Irgendwo in einer Nische, nicht weit entfernt von den Kollegen, von Fritz Schumacher, dem hochverdienten Dirigenten des Hamburger Bauwesens, oder dem bramarbasierenden Fritz Höger, der eigentlich so gern mit Backsteinen stickte. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Reseña del editor:
Die Bauten und Projekte dieses 1907 gegründeten, über zweieinhalb Jahrzehnte äußerst erfolgreichen Architekturbüros zählen zu den Klassikern der Hamburger Backsteinmoderne. Hans Gerson (1881-1931) und Oskar Gerson (1886-1966) ließen sich zunächst in Altona nieder, wo sie mit einer Serie von ebenso qualitätvollen wie originellen Landhäusern Erfolg hatten. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg verlegten sie ihr Büro nach Hamburg und bauten schlichte klinkerverkleidete Großwohnhäuser, die für die Zwischenkriegszeit stilbildend wirkten. Die Hamburger City verdankt ihnen unter anderem die ersten Kontorhäuser der Moderne, darunter den expressionistischen Thaliahof (1922) und den als Kontrapunkt zum Chilehaus meisterhaft konzipierten Meßberghof (1923-24), der von Werner Hegemann als »Beweis für die Amerikanisierung des deutschen Geschäftslebens« gefeiert wurde. Ihr Projekt einer halbringförmigen Hochhausstadt zwischen Millerntor, Sternschanze und Dammtor war der Vorläufer aller späteren Initiativen zur Erschließung neuer Cityflächen. Oskar Gerson führte nach dem Tod seines Bruders Hans das Büro weiter. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges emigrierte er nach Kalifornien, wo er bald wieder als Architekt arbeiten konnte. In Berkeley und Oakland entstand bis in die 50er Jahre ein Spätwerk, das sich auf private Wohnhäuser konzentrierte. Diese sind gediegen im Detail wie die einst in Hamburg errichteten Villen, jedoch viel sparsamer, denn die Bauherren waren oft Emigranten aus Europa, die - wie Oskar Gerson - im amerikanischen Exil ganz von vorn anfingen.
Erschienen in der Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, herausgegegen von Hartmut Frank und Ullrich Schwarz, mit Beiträgen von Hartmut Frank und Ulrich Höhns.
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