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Es ist eine alte romantische Vorstellung, dass das Unauffällige, Abseitige und Verachtete ein besonderes Geheimnis hat. Staub zum Beispiel. Im Kriminalroman schreiben sich ihm winzige Spuren ein, die Staubwolke, die das Nahen eines Reiters zeigt, ist ein halbvergessenes dramatisches Bild, Staub schwebt im Weltraum. Der Staub ist die Chiffre des Todes und der Vergänglichkeit, er bezeichnet das Schlachtfeld, wo die Helden »in den Staub gestreckt werden«. Er kann für eine große, ungestörte Stille stehen, und am Ende für die hinfällige und kostbare Normalität unseres Alltagslebens. Joachim Kalka…mehr

Produktbeschreibung
Es ist eine alte romantische Vorstellung, dass das Unauffällige, Abseitige und Verachtete ein besonderes Geheimnis hat. Staub zum Beispiel. Im Kriminalroman schreiben sich ihm winzige Spuren ein, die Staubwolke, die das Nahen eines Reiters zeigt, ist ein halbvergessenes dramatisches Bild, Staub schwebt im Weltraum. Der Staub ist die Chiffre des Todes und der Vergänglichkeit, er bezeichnet das Schlachtfeld, wo die Helden »in den Staub gestreckt werden«. Er kann für eine große, ungestörte Stille stehen, und am Ende für die hinfällige und kostbare Normalität unseres Alltagslebens. Joachim Kalka hatsich auf die Suche nach staubigen Spuren gemacht und ist in Texten, Filmen und Bildern fündig geworden. Ein verblüffendes, elegantes Mosaik - nach dessen Lektüre wir den Staub auf dem Kaminsims plötzlich mit ganz anderen Augen sehen.
Autorenporträt
Joachim Kalka, geboren 1948, lebt als Autor, Kritiker und Übersetzer in Leipzig. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Für den Berenberg hat er zahlreiche Bücher übersetzt. Außerdem erschienenen hier bereits mehrere seiner Essays, zuletzt »Der Mond« (2016).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.12.2019

Geschenke
für den Kopf
Die Weihnachtsempfehlungen
des SZ-Feuilletons
ILLUSTRATIONEN: STEFAN DIMITROV
David Steinitz
EINE HERAUSFORDERUNG (1)
Es ist in diesem Jahr kein spannenderer Krimi erschienen als dieser. Don Winslows „Jahre des Jägers“ ist das knapp 1000-seitige Finale seiner monumentalen Romantrilogie über den amerikanischen Drogenkrieg. Ein brutaler Thriller und ein trauriger Abgesang auf die USA. Kann man auch unabhängig von den ersten beiden Teilen lesen, aber besser: alle drei hintereinander.
Don Winslow: Jahre des Jägers. Droemer, München 2019. 992 S., 28 Euro.
EIN GROSSER SPASS
Noch besser als der Regisseur Quentin Tarantino ist eigentlich nur der DJ Quentin Tarantino. Für „Once Upon A Time in Hollywood“, sein tragikomisches Sittengemälde der Sechzigerjahre, hat er eine famose Platte ohne Angst vor Kitsch kompiliert. „Choo Choo Train“ von den Box Tops und „Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel sind die Lieder seiner Kindheit. Und ein paar irre Radiowerbespots von damals – „Numero Uno Cologne!“ – gibt es als Intermezzi noch dazu. So fühlt man sich auch im Volkswagen im Schwabinger Regen für ein paar Sekunden wie im Cabrio unter der Sonne von Los Angeles.
Once Upon A Time In Hollywood. Soundtrack. Mit The Village Callers, Simon & Garfunkel u.a. CD, 10 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG (2)
Die fünf Folgen der Miniserie „Chernobyl“ von Craig Mazin sind ein Meisterstück der TV-Erzählkunst. Ein perfekt ausgestatteter und gespielter Albtraum über das Reaktorunglück von 1986.
Chernobyl Mit Jared Harris, Stellan Skarsgård. Von Craig Mazin. 2 DVDs, 14 Euro oder Stream.
Christine Dössel
EIN GENUSS
Die Memoiren der wunderbaren Angela Winkler, nicht wichtigtuerisch, sondern so, wie sie ist: lebensfreudig, offen, unkonventionell. Ein episodenhaftes Buch, das wie ein frischer Luftzug daherweht. Man kann sich die Schauspielerin danach nicht mehr ohne Gummistiefel und dreckige Fingernägel vorstellen, so oft wie sie sich dem Beruf entzogen und mit ihrem Mann alte, entlegene Häuser umgebaut hat. Vier Kinder haben sie, eines mit Downsyndrom. Viel Freiheit ist hier zu spüren – als Basis feiner Kunst.
Angela Winkler: Mein blaues Zimmer. Autobiographische Skizzen. Kiwi, Köln 2019. 240 Seiten, 22 Euro.
EIN AUFREGER
Der Theaterprofessor und ehemalige SZ-Kritiker C. Bernd Sucher erzählt von seiner strengen, gefühlskalten jüdischen Mutter, einer KZ-Überlebenden – und damit viel von sich selbst. Ein sehr persönliches, berührendes, teils erschütterndes Buch, sowohl zeithistorisch als auch psychopathologisch interessant.
C. Bernd Sucher: Mamsi und ich.
Die Geschichte einer Befreiung. Piper, München 2019. 256 Seiten, 20 Euro.
EIN LIEBESBEWEIS
„Ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht...“ Goethes Kultbriefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, inbrünstig interpretiert von Philipp Hochmair, der selber ein Maniac ist und mit seinem Bühnensolo „Werther!“ seit 1997 tourt. Auch als Hörbuch ein irrer Gefühlstrip, begleitet von Hochmairs Band Die Elektrohand Gottes.
Philipp Hochmair / Die Elektrohand Gottes: Werther! Elektrohand Records, hoanzl.at. 18 Euro.
Lothar Müller
EIN LIEBESBEWEIS
Die Geschichte eines Bonvivants und Spions, eines Kommunisten, der Jude war, ohne es sein zu wollen, und doch blieb. Ein Rückblick auf die Kulturaristokratie der DDR und Deutschland im 20. Jahrhundert. Vor allem aber das Buch einer Tochter, die das abgründige Leben ihres Vaters erzählt, ohne ihm den Prozess zu machen.
Barbara Honigmann: Georg. Roman. Hanser, 2019, 160 Seiten, 18 Euro.
EIN GROSSER SPASS
Der Staub, angeblich in Archiven zu Hause, ist eine Großmacht. Wer die Staubwolken und das Staubsieben nach der Lektüre dieses so gelehrten wie humorvollen Essays noch unterschätzt, dem ist nicht zu helfen.
Joachim Kalka: Staub. Berenberg Verlag, Berlin 2019, 152 S., 22 Euro).
EIN GENUSS
In diesem großen Roman des 19. Jahrhunderts findet das Welttheater in der englischen Provinz um 1830 statt. Eine kleine Frau mit runden Augen sieht darin aus wie ein gezähmter Falke. Die Autorin nimmt es nicht nur mit Liebe, Ökonomie und Politik auf, sondern auch mit den modernen Wissenschaften.
George Eliot: Middlemarch. Neuübersetzung. Rowohlt. 1264 S., 45 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Wer bei dem Wort „Traumlandschaften“ nicht an paradiesische Reiseziele denkt, sondern an das Unheimliche, die Ängste und Obsessionen, kommt als Teilnehmer dieser furiosen Expedition ins Reich der Finsternis infrage.
Mircea Cărtărescu: Solenoid. Roman. Zsolnay, 2019. 912 Seiten, 36 Euro.
Felix Stephan
EINE HILFE
Über die kommenden Zwanzigerjahre wird oft gesprochen, als stünde ein Revival des berühmten Vorgängerjahrzehnts aus dem 20. Jahrhundert an: Starke politische Ränder, soziale Ungleichheit und ein rasanter technologischer Wandel ergeben ein autoritäres Gebräu. Lehrreicher ist der Ansatz des Politologen Philip Manow: Er erklärt den Aufstieg des europäischen Populismus nicht anhand historischer Formatvorlagen, sondern anhand der ökonomischen Bedingungen der Gegenwart.
Philip Manow: Die politische Ökonomie des Populismus. Suhrkamp, Berlin 2018. 160 Seiten, 16 Euro.
EIN GROSSER SPASS
Computerspiele sind ästhetisch unerfreulich, aber allgegenwärtig. Im Falle des monumentalen Computerspiel-Romans „Miami Punk“ von Juan S. Guse verhält es sich genau andersrum. Ein dunkles Zeichengewitter, eine soziologisch informierte Gesellschaftshochrechnung, Literatur aus der Zukunft.
Juan S. Guse: Miami Punk. Roman.
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2019. 640 Seiten, 26 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
In „Menschheitsdämmerung“, der bedeutendsten Lyrik-Anthologie des deutschen Expressionismus, herrscht eine besondere Stimmung. Als wäre die deutsche Lyrik unter einem Apfelbaum eingedämmert und in einer industrialisierten Metropole wieder aufgewacht. Der Urknall des 20. Jahrhunderts.
Kurt Pinthus (Hg.): Menschheitsdämmerung. Symphonie jüngster Dichtung. Rowohlt, Hamburg 2019. 448 Seiten, 34 Euro.
Catrin Lorch
EIN GENUSS
Ein Loch graben. Die Erde um die halbe Welt fahren. Wieder graben, wieder Erde verschiffen. Die in Nigeria geborene Otobong Nkanga bringt in ihren Werken Konzeptkunst und Kolonialismusdebatte zusammen – und es sieht fantastisch aus: Weil Otobong Nkanga auch das Buch dazu gezeichnet hat und die harte, künstlerische Setzung in eine bestechend klare, zarte Bildsprache übersetzt hat.
Otobong Nkanga: To Dig A Hole That Collapses Again. Katalog zur Ausstellung mit Essays von Omar Kholeif und Teju Cole. Museum of Contemporary Art Chicago und DelMonico Books, 2018. 41 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
Klaus Theweleit hat alles erklärt. Die Männer, die Welt, wie das miteinander zusammenhängt. Mehr als tausend Seiten, die alle gelesen hatten, vor vierzig Jahren. Und offensichtlich vergessen haben – es ist ernüchternd, wie aktuell sich die Neuauflage liest.
Klaus Theweleit: Männerphantasien. Matthes & Seitz, Berlin 2019.
1278 Seiten, 42 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Ein Buch zum Ausklang des Bauhausjahres. Das „Notebook“ ist ein Faksimile des Hefts, in dem die Künstlerin Anni Albers sich Notizen machte. Mit Bleistift auf Karopapier, ein Webmuster nach dem anderen. Näher kann man der Kunst nicht kommen.
Anni Albers: Notebook
Nachwort von Brenda Danilowitz. David Zwirner Books, New York 2017. 152 Seiten, 26 Euro (über Buchhandlung Walther König).
Theresa Hein
EIN LIEBESBEWEIS
Es mag zwar sein, dass den beiden Genies ein bisschen mehr Duett-Routine gutgetan hätte. Das gelegentliche Gekicher von Johnny Cash macht aber jede Schlamperei vergessen. Vor allem für Menschen, die sich mit Bob Dylan eher schwertun.
Bob Dylan, Johnny Cash: Travelin’ Thru,1967 –1969: The Bootleg Series Volume 15. 3 CDs, 23 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Eine Kritik des 21. Jahrhunderts an dir, mir, uns. Ein Theatergedicht.
Wolfram Lotz: Die Politiker. Spector Books, Leipzig 2019. 96 Seiten, 10 Euro.
EIN GROSSER SPASS
Phoebe Waller-Bridge spielt eine Frau, die Angst hat, dass sie habgierig, sexsüchtig, egoistisch, zynisch ist und zu allem Überfluss nicht mal eine gute Feministin. „Fleabag“ ist nicht nur die beste britische Serie der vergangenen Jahre, sondern zeigt nebenbei noch, wie erfüllend und notwendig die Liebe einer Schwester sein kann.
Fleabag Von und mit Phoebe Waller-Bridge. DVD/Bluray, 22 Euro/40 Euro. Oder via Streaming.
EIN AUFREGER
Wie geht eine Gesellschaft damit um, wenn herauskommt, dass ein gefeiertes Wissenschaftsgenie Kinder missbraucht? Hanya Yanagihara gibt in ihrem ersten Roman keine Antwort, dafür einem verachtenswerten Protagonisten eine Stimme. „Schwieriges Thema“ wäre eine Untertreibung.
Hanya Yanagihara: Das Volk der Bäume. Roman. Hanser Berlin, 2019. 478 Seiten, 25 Euro.
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