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5 Kundenbewertungen

Berlin in den Goldenen Zwanzigern!Ein jüdischer Bankier wird erschlagen im Hausflur seiner Geliebten aufgefunden. Kommissar Ariel Spiro ist gerade aus der Provinz nach Berlin gezogen und übernimmt direkt seinen ersten Fall. Zunächst deuten die Ermittlungen auf ein politisches Motiv hin. Doch auch die wohlhabende und exzentrische Familie des Toten gibt Spiro Rätsel auf. Schon bald gerät der junge Kommissar in den Sog der Metropole, getrieben vom schnellen Rhythmus und mitgerissen vom rauschenden Berliner Nachtleben. Als er sich von der faszinierenden Tochter des Toten magisch angezogen fühlt,…mehr

Produktbeschreibung
Berlin in den Goldenen Zwanzigern!Ein jüdischer Bankier wird erschlagen im Hausflur seiner Geliebten aufgefunden. Kommissar Ariel Spiro ist gerade aus der Provinz nach Berlin gezogen und übernimmt direkt seinen ersten Fall. Zunächst deuten die Ermittlungen auf ein politisches Motiv hin. Doch auch die wohlhabende und exzentrische Familie des Toten gibt Spiro Rätsel auf. Schon bald gerät der junge Kommissar in den Sog der Metropole, getrieben vom schnellen Rhythmus und mitgerissen vom rauschenden Berliner Nachtleben. Als er sich von der faszinierenden Tochter des Toten magisch angezogen fühlt, muss Spiro aufpassen, dass ihm der Fall nicht entgleitet.Kerstin Ehmer zeigt das Berlin der Weimarer Republik in all seinen Facetten. Schillernde Bars und sexuelle Freiheit charakterisieren die Großstadt genauso wie Antisemitismus und die schwelenden Vorboten des Nationalsozialismus. Der Autorin gelingt es auf überzeugende Weise, die brodelnde Atmosphäre dieser widersprüchlichen Zeit spürbar zu machen. Dabei bedient sie sich einer Sprache, deren Schönheit das Flair der Goldenen Zwanziger lebendig einfängt und gleichzeitig modern daherkommt.
Autorenporträt
Kerstin Ehmer arbeitete viele Jahre als Reise- und Portraitfotografin. Seit 16 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann die legendäre Victoria Bar in Berlin. Sie verfasste das Buch »Die Schule der Trunkenheit«, das sich zu einem Longseller entwickelte und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. »Der weiße Affe« ist ihr erster Kriminalroman.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Es sind die frühen 1920er-Jahre, die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg sind noch allgegenwärtig, als der jüdische Bankier Eduard Fromm im Treppenhaus eines Hinterhauses des Berliner Wrangelkiez erschlagen aufgefunden wird. Ein Raubmord? Womöglich politische Motive? Oder was Familiäres? Kriminalkommissar Ariel Spiro wird mit dem Fall beauftragt - sein erster in Berlin: Der junge Mann ist gerade erst aus der Provinz eingetroffen. Schon vom ersten Moment an steigt ihm die Hauptstadt zu Kopf und verleitet ihn zu allerlei Wagnissen. Die Weimarer Republik ist jung und die Kräfte, die sie unterhöhlen wollen, hoch aktiv. Es ist eine Gesellschaft im Umbruch, geprägt von sozialen Unterschieden und neuen Freiheiten, dazu ein schillerndes Nachtleben, für die, die es sich leisten können: Cocktails und Kokain, Shimmy und Jazz, sexuelle Freizügigkeit, Männer in Kleidern, Frauen im Smoking. "Der weiße Affe" ist das lebenspralle Debüt von Kerstin Ehmer, atmosphärisch dicht, bunt, sinnlich und temporeich, erzählt in einer wunderbaren Sprache, die einen sofort in jene Jahre versetzt. Leider ist der Kriminalfall etwas dünn und aufgesetzt und seine Aufklärung zu sehr vom Zufall abhängig.

© BÜCHERmagazin, Kirsten Reimers

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2017

Alles ist enthalten, nichts verraten
Krimis in Kürze: Kerstin Ehmer, Jan Costin Wagner, Schünemann & Volic

Noch ein Berlin-Roman, noch mal die wilden Jahre von Weimar, ausgerechnet jetzt, da die Fernsehserie "Babylon Berlin" und mit ihr Volker Kutschers Romane so etwas wie einen Alleinvertretungsanspruch fürs historische Zeitbild zu besitzen scheinen - wie soll das gehen? Das ist die erste Frage an den Roman von Kerstin Ehmer. Die Antwort ist leicht: nicht nur besser als erwartet, sondern sehr gut. "Der weiße Affe" (Pendragon, 280 S., br., 17,- [Euro]) profitiert davon, dass Kerstin Ehmer nicht nur "Die Schule der Trunkenheit" geschrieben hat und eine Bar in Berlin betreibt; man muss sich ihre Mode- und Porträtfotografien ansehen, um da einen ganz eigenen Blick zu entdecken, der auch ihre Prosa inspiriert.

Ein Hang zum Lasziven, zum Morbiden, das ist das richtige Sensorium für Berlin im Jahr 1925. Ehmer erzählt im Präsens, das sorgt, in Kombination mit knappen Sätzen oder atemlosen Reihungen, sofort für ein anderes Tempo. Sie lässt ihren Kommissar Ariel Spiro aus der Provinz direkt in die große Stadt taumeln: "Die Hauptstadt ist ihm ins Blut gefahren, gleich am Bahnhof. Mit ihrem Tempo, ihrer Größe, dem Gewimmel, mit ihrem Lärmen (. . .). Sie hat sich vor ihm ausgebreitet wie das Ungeheuer einer alten Sage und ihm ihren Benzinatem ins Gesicht geblasen. Sie hat ihn infiziert."

Nicht nur der Ton ist anders, auch die Geschichte schlägt sofort eigene Wege ein. Da ist Spiros Fall: ein ermordeter jüdischer Bankier, der seiner walkürenhaften blonden Geliebten ein altdeutsches Idyll eingerichtet hat, in dem er sie viermal pro Woche besucht und Unmengen Schweinswürste verzehrt hat; da sind die (kursiv gesetzten) Wahnvorstellungen eines Jungen, der sich aus dem Verschlag, in dem eine besitzergreifende Mutter ihn meist eingesperrt hält, in eine Südsee-Phantasiewelt flüchtet. Beide Wege der Erzählung werden sich auf überraschende Weise kreuzen, an jenem Ort, der mehr Babel ist als Preußen, im Berlin der Hinterhöfe und des Kohlgeruchs, der Welt des Magnus-Hirschfeld-Instituts und der FKK-Jünger, in Nächten voller Cocktails, Koks und Travestie. "Der weiße Affe" ist ein ganz erstaunliches Debüt.

Ein erfahrenes deutsch-serbisches Doppel bilden Christian Schünemann und Jelena Volic. Beider Protagonistin Milena Lukin löst in "Maiglöckchenweiß" (Diogenes, 352 S., geb., 22,- [Euro]) bereits ihren dritten Fall. Sie ist promovierte Kriminologin, arbeitet für die deutsche Botschaft in Belgrad, ist alleinerziehend, hat ein paar Pfunde und ein paar Sorgen zu viel. Was die Geschichten von Schünemann & Volic so besonders macht, ist ihre politische Grundierung. Auch im neuen Roman sind es die komplizierten Nachwirkungen der jüngeren serbischen Geschichte, von denen Lukin und der befreundete Anwalt Stojkovic mehr als nur gestreift werden.

Dabei ist das Konstruktionsprinzip interessant. Ausgehend vom Faktischen, von der Ermordung des Ministerpräsidenten Zoran Dindic im Jahr 2003 und vom Totschlag an einem Roma-Jungen im Jahr 1998, den zwei Jugendliche begangen haben, entwickeln die Autoren einen fiktiven Plot, der beide Ereignisse verbindet und im Zuge von Milena Lukins Nachforschungen zugleich den politischen und sozialen Alltag in einem Land zeigt, über das man hier nicht allzu viel weiß, auch wenn es inzwischen ein Beitrittskandidat für die EU ist. Die Erzählung ist konzentriert und unprätentiös. Nur am Ende kommt dann im Monolog eines alten Geheimdienstmannes doch ein bisschen zu viel politischer Erklärungsehrgeiz ins Spiel.

Es sind nicht nur die Titel, die eine bestimmte Atmosphäre andeuten, es sind auch Sätze wie dieser, mit denen Jan Costin Wagner den üblichen Krimisound hinter sich lässt: "In dem Sommer, in dem Marisa den Mond vermessen möchte, betritt Kimmo Joentaa den Raum, in dem das Meer zu Hause ist. Sanna schwimmt im Sonnensee. Petri läuft zwischen Bäumen, auf der Flucht vor sich selbst." Am Ende des Absatzes sind dann die Personen vorgestellt, die einem begegnen werden - und damit auch die Perspektiven der Erzählung. Da finden Poesie, Lakonie und Rätsel wie nebenbei zusammen. Alles ist enthalten, nichts verraten.

"Sakari lernt, durch Wände zu gehen" (Galiani, 240 S., geb., 20,- [Euro]) ist der sechste Auftritt des menschenfreundlichen Kommissars Joentaa aus Turku. Sakari, ein psychisch kranker junger Mann, wird von einem Polizisten erschossen, da gibt es nicht viel aufzuklären, ein Fall von Brandstiftung kommt später noch hinzu. Das sind die Krimielemente in der traurigen Geschichte zweier Familien, ohne dass der Roman je in die Routine einer Ermittlung verfiele. Wagner, der zwar kein Finne, sondern Hesse, vor allem aber auch Musiker ist, hat den Wechsel der Stimmen sehr gekonnt inszeniert. Da wäre es gar nicht nötig gewesen, dass Joentaa schließlich ein wenig zu deutlich Schicksal spielt.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2017

Alles tanzt
Das Berlin der Zwanzigerjahre ist eine Lieblingskulisse des Genres,
nun auch wieder für Volker Kutscher und Kerstin Ehmer
VON JENS BISKY
Das Rattengift – „tötet sicher“ – begeistert auf den ersten Blick, und wer das Schaufenster der Disconto-Gesellschaft sieht oder die Geldschränke, Safes, Tresoranlagen der Panzer A.-G., Berlin N 20, der wünscht sich für einen Augenblick, ein Schränker zu sein, wie Adolf Winkler einer gewesen ist, mit Krawatte, zurückgekämmtem Haar, undurchdringlich blickenden Augen.
Diese Details spielen in Volker Kutschers Erzählung „Moabit“ keine oder eine bloß beiläufige Rolle, aber die Zeichnerin Kat Menschik verleiht ihnen Prägnanz, als seien sie das, worauf es ankommt in dieser Geschichte aus dem Berlin der Zwanzigerjahre. Menschiks Illustrationen kommentieren das Geschehen, ironisieren es, eröffnen Ausblicke.
Im Text muss ein Gefängniswärter unaufschiebbar aufs Klo, der Gefangene bleibt bedrohlich lange ohne Aufsicht, sodass die Lebensmittelvergiftung seines Wärters für ihn lebensgefährlich wird. Daneben stehen im Buch eine Anzeige für Kohletabletten und eine für feine Messer aus Solingen, von der Klinge tropft Blut. Die fiktiven Anzeigen passen bestens zum Berlin des Jahres 1927, erinnern sie doch an die vielfältige Reklame in den Zeitungen der Zeit, die Volker Kutscher liest, bevor er einen neuen Fall in kulturhistorisch aufreizender Kulisse aufrollt. Außerdem gibt es offensichtliche Gemeinsamkeiten zwischen Steckbriefen und Werbeanzeigen, den Waren-Steckbriefen.
Kat Menschik hat für die von ihr gestaltete Reihe „Lieblingsbücher“ bislang klassische Texte illustriert, Kafka, Shakespeare, E. T. A. Hoffmann. Mit „Moabit“ ist ihr etwas Besonderes gelungen. Man blättert vergnügt in dem Band, schaut auf die freizügig-abweisenden Damen im „Venuskeller“, schmunzelt über die Empfehlung von Aspirin für einen zu Boden Geschlagenen und möchte im Chausseepalast gern mittanzen.
„Moabit“ ist ein Seitenstück zur Welt des Kommissars Gereon Rath, den Volker Kutscher in mittlerweile sechs Bänden ermitteln lässt und der in der Fernsehserie „Babylon Berlin“ von Volker Bruch gespielt wird. In der von Kat Menschik so intelligent illustrierten Erzählung tritt er nicht auf, wohl aber seine große Liebe, Charly Ritter. Wie das Mädchen, das die Mitschüler „Knastlotte“ nennen, weil es in einer Beamtenwohnung am Zellengefängnis groß wurde, sich zu Charly mauserte und bald den selbstbewussten, den „neuen Frauen“ der Zwanzigerjahre ähnlich sah, kann man hier nacherleben. Ausschlaggebend waren eine Freundin, Tanzlokale und dramatische Ereignisse in der Welt der Väter. Über diese berichten in Figurenrede der Schränker Adolf Winkler mit altmodischer Ganovenehre, der wackere Wärter Christian Ritter und seine kluge Tochter, die am Ende als Charly spürt, dass „Lotte endgültig gestorben“ ist.
Neben den hinreißenden Illustrationen und dem kompositorischen Aufwand verblassen allerdings die Ereignisse und Figuren. Sie wirken bedrückend geheimnislos, berechnet bis ins Letzte, mehr Typen als Charaktere. Es scheint, als müsse das Zeitkolorit ersetzen, was dem Ringverein-Kriminellen, dem preußischen Beamten und der „neuen Frau“ an Lebendigkeit fehlt.
Dass Kerstin Ehmers Kommissar mehr bietet als eine kulturhistorische Schablone, verrät schon sein Name: Ariel Spiro. Aus der Provinz in die Hauptstadt versetzt, irritiert er viele, weil keiner die richtige Schublade für ihn zu finden weiß. Ist er Jude, liebt er Männer, ist er wirklich so gut wie sein Ruf? Das Wechselspiel von Rollenerwartung, Enttäuschung und beabsichtigter Täuschung treibt die Handlung im Zwanzigerjahre-Krimi „Der weiße Affe“ voran und sorgt für komische Effekte. Ein jüdischer Bankier wird erschlagen aufgefunden, in einer Gegend, in die ein wohlhabender Mann wie er nicht passt. Seine Kinder leben längst in Parallelwelten und verwirren Kommissar Spiro nach Kräften. Indem er Spuren verfolgt, lernt er die Stadt und verschiedene Milieus kennen. Zwar versteht er es, Menschen zum Reden zu bringen, aber seine ersten Schritte gleichen eher einem Stolpern als regelkonformer Ermittlungsarbeit.
Die Fotografin Kerstin Ehmer betreibt in der Potsdamer Straße gemeinsam mit ihrem Mann die „Victoria Bar“, wo man entspannt und heiter über frühere Verruchtheiten plaudern kann. Von denen das heutige Berlin ja gerne träumt, weil es derlei gegenwärtig nur noch als Zitat gibt. In ihrem Debüt verfolgt Ehmer neben dem sympathischen Kommissar auch das Heranwachsen eines Jungen unter absonderlich eingeschränkten, aber die Fantasie beflügelnden Bedingungen.
Wenn aus dessen Perspektive erzählt wird, erscheint die Stadt in interessanter Beleuchtung, dann gleicht sie einer Bühne für skurrile Auftritte: „Die graue Königin trägt ihren roten Schopf wie einen leuchtenden Helm durch die Blickpfeile und er muss hinterher … Er ist der Lakai seiner Königin.“ Wenn aber an der Seite des Kommissars Spiro von Berlin die Rede ist, dann klingt dies regelmäßig nach Stadtführer, dann liest man aufwendig Recherchiertes. Das ist schade. Ehmers Figuren könnten wohl auch ohne Kulissenzauber bestehen.
Volker Kutscher: Moabit. Illustriert von Kat Menschik. Verlag Galiani, Berlin 2017. 88 S., 18 Euro.
Kerstin Ehmer: Der weiße Affe. Pendragon-Verlag, Bielefeld 2017. 280 S., 17 Euro. E-Book 12,99 Euro.
Das heutige
Berlin
träumt gerne
von einstigen
Verruchtheiten,
weil es derlei
Wildes, Freches
gegenwärtig
nur noch
als Zitat gibt
Dieser Herr ist James „Two Gun“ Davis, Chef des LAPD von 1926 bis ’29 und
von 1933 bis ’39. In dieser Zeit erarbeitete sich das Polizeidepartment den Ruf, äußerst brutal im Umgang und äußerst zugänglich für Zuwendungen zu sein.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Volker Kutscher hat die Zwanzigerjahre für den Kriminalroman populär gemacht, und so greift Rezensent Jens Bisky auch gern zum Krimidebüt der Fotografin und Victoria-Bar-Betreiberin Kerstin Ehlers. Sympathisch findet er ihren Kommissar Ariel Spiro, den es aus der Provinz ins wilde Leben Berlins verschlagen hat. Allerdings ist er mit dem "Weißen Affen" dennoch nicht glücklich geworden. Zu schleppend kommt für seinen Geschmack die Ermittlung in die Gänge, und die Schilderungen Berlins erscheinen ihm auch zu angelesen und recherchiert.

© Perlentaucher Medien GmbH