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Ein großartiges Buch über das Leben in China heute - von einer spektakulären neuen Stimme
»Ein mutiges und tiefes Debüt.« Süddeutsche Zeitung
»Zeigt meisterhaft die Schönheit und Widersprüchlichkeit von China heute. Virtuose Gesellschaftskritik und Liebeserklärung zugleich.« Elle
Ein junger Mann wird erfolgreicher Gamer, während seine Schwester Lulu im Netz die kommunistische Regierung kritisiert, bis sie von der Polizei abgeholt wird. Eine junge Frau arbeitet als Hotline Girl bei einem Callcenter im Beschwerde-Management und hat unverhofft ihren früheren Lover in der Leitung. Und…mehr

Produktbeschreibung
Ein großartiges Buch über das Leben in China heute - von einer spektakulären neuen Stimme

»Ein mutiges und tiefes Debüt.« Süddeutsche Zeitung

»Zeigt meisterhaft die Schönheit und Widersprüchlichkeit von China heute. Virtuose Gesellschaftskritik und Liebeserklärung zugleich.« Elle

Ein junger Mann wird erfolgreicher Gamer, während seine Schwester Lulu im Netz die kommunistische Regierung kritisiert, bis sie von der Polizei abgeholt wird. Eine junge Frau arbeitet als Hotline Girl bei einem Callcenter im Beschwerde-Management und hat unverhofft ihren früheren Lover in der Leitung. Und Xiaolei macht sich voller hochfliegender Träume auf den Weg in die Mega-City Shanghai, landet aber in einem Blumenladen. In ihrem Debüt erzählt Te-Ping Chen in zehn Storys vom Leben im Land der Superlative: China. Hellwach und mit genauem Blick für komische Momente zeichnet sie Figuren zwischen Tradition und Hypermoderne, die nach Halt und einem Zuhause suchen - rasant, irrwitzig, gut.

Autorenporträt
Te-Ping Chen, geboren 1985 in Berkeley, Kalifornien, ist Autorin und Journalistin und arbeitet für das Wall Street Journal. Zuvor war sie für die Zeitung als Korrespondentin in Beijing und Hong Kong und schrieb dort über Politik, Gesellschaft und Menschenrechte. Texte von ihr erschienen im New Yorker, Granta, Tin House und The Atlantic. ¿Ist es nicht schön hier¿ ist ihr literarisches Debüt. Sie lebt in Philadelphia. Anke Caroline Burger, geboren 1964 in Darmstadt, lebt nach Stationen in San Francisco, Fremantle/Australien, und Montreal/Kanada heute in Berlin und Zürich. Sie ist die Übersetzerin von Ottessa Moshfegh, Jon McGregor, Adam Johnson, Tanya Tagaq, Candice Fox, Dantiel W. Moniz, Tahmima Anam, Stephen Emmott u. v. a.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2021

Depressive
Dissidenten
Te-Ping Chen erzählt
vom Preis der Anpassung
Es ist unmöglich, das Private vom Politischen zu trennen. Versucht wird es trotzdem immer wieder, mit der Folge, dass ein eigenartiger Bereich entsteht, eine undefinierte Zone zwischen dem Politischen und dem Privaten, die gern nur das eine wäre, aber nie verleugnen kann, dass sie auch das andere ist, ein finsterer Ort des Selbstbetrugs. In diesem Zwischenreich spielen die Kurzgeschichten der amerikanischen Journalistin Te-Ping Chen.
In einer Geschichte geht es etwa um chinesische Zwillinge: Das Mädchen ist hochintelligent und freiheitsliebend, träumt vom Leben im Ausland und einem anderen China. Der Junge ist angepasst und brav, findet sein Glück in einem harmlosen Beruf und professionellem Computerspielen. Sie wird zur Dissidentin, die in sozialen Medien Missstände kritisiert, die dafür mehrmals ins Gefängnis geht und ihren Verlobten verliert. Er wird glücklich mit Computerspielen und er ist es, der schließlich ins Ausland reisen darf.
In einer anderen Geschichte trifft eine junge Frau, die in einem trostlosen Callcenter arbeitet, ihren Exfreund Keju wieder, einen cholerischen und unheimlichen Typ, der bei einem Brand in der Fabrik, in der er arbeitete, einen Arm verloren hat. Die Begegnung der beiden erzählt Te-Ping so: „,Na jedenfalls bin ich froh, dass ich dich gesehen habe‘, sagte er schließlich, als gäbe es eine bestimmte Anzahl von Sehenswürdigkeiten in der Stadt, und sie sei eine davon. ,Es ist einfach schön hier, findest du nicht?‘, lenkte sie ein. Er betrachtete die Szene hinter ihr: Es war ein freundlicher Anblick mit den herumrennenden Kindern, den vielen Rentnerinnen mit bunten Röcken und bestickten Oberteilen, die sich zum Tanzen aufstellten. An den Rändern standen schwarz uniformierte Sicherheitsbeamte; auf der anderen Seite des Platzes plauderten Polizisten mit Touristen, ein paar sprachen in Funkgeräte. ,Wenn ich ganz ehrlich bin, macht es mir Angst‘, sagte Keju.“
Es sind die Dissidenten, die leiden müssen, die versehrt und nicht nur politisch unangepasst sind, die Probleme machen. Die Angepassten haben dagegen ein angenehmes, fast sorgenfreies Leben. Chens Geschichten sind aber nicht als Peking-treu lesbar, wie zum Beispiel manche Erzählungen Mo Yans. Wie dieser Platz, an dem Keju seine Exfreundin trifft, lassen sich die Personenverhältnisse in Chens Geschichten von zwei Perspektiven aus betrachten: der regierungstreuen und aus der regierungskritischen, fast wie ein Vexierbild. Beide Seiten können sehen, was sie sehen wollen.
Diese politische Ambiguität ist kein Selbstschutz und schon gar kein Kniefall vor Peking, das Stilmittel wird konsequent durchgehalten, selbst die Verhältnisse zwischen den Figuren schildert Chen schwebend und uneindeutig. In einer Geschichte heiratet ein junger, chinesischer Germanistik-Professor eine Ethnologie-Dozentin, beide leben in den Vereinigten Staaten, er hat in Deutschland studiert und ist schon als Teenager aus China praktisch geflohen. Er möchte nicht mehr zurück und erzählt wenig aus der Heimat. An einem Wintertag wird er erhängt im Park aufgefunden, ohne Erklärung oder Abschiedsbrief. Die Erzählerin weiß, dass er eine dunkle Geschichte mit sich herumtrug, aber doch nichts, das ihn in den Suizid getrieben hätte? War es überhaupt Suizid?
Chen ist in den USA geboren und aufgewachsen, in China arbeitete sie für amerikanische Zeitungen, heute lebt sie in Philadelphia. Ihr Großvater, das erzählte sie in einem Interview mit Pen America, war ein Intellektueller, der sich für ein demokratisches China einsetzte. Sein Grab wurde während der Kulturrevolution entweiht. Sie denke oft an ihn.
Das Gefühl einer unbestimmten Bedrohung betrifft aber nicht nur Dissidenten und Regierungstreue: Das Politische sickert auch in anderen Verhältnissen in das Private ein, und wenn es unbemerkt bleibt, kann es wirken, wie ein Gift. Chen erzählt in sehr klarer Sprache, ohne Schnörkel und Effekte, was den Geschichten manchmal etwas Märchenhaftes gibt und schön kontrastiert mit dem Zynismus, der in vielen von ihnen schwelt. Ein mutiges und tiefes Debüt.
NICOLAS FREUND
Es sind die Dissidenten, die leiden
müssen, die Angepassten
haben ein angenehmes Leben
Te-Ping Chen berichtete für das Wall Street Journal aus Peking.
Foto: B. Carlson
Te-Ping Chen: Ist es nicht schön hier? Storys. Aus dem Englischen von Anke Carolin Burger. Aufbau Verlag, Berlin 2021.
256 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Nicolas Freund staunt über dieses Debüt der in den USA geborenen Journalistin Te-Ping Chen. In den überwiegend in China spielenden Kurzgeschichten geht es um Dissidenten, die leiden und Angepasste, die ohne Sorgen leben, weiß der Kritiker und entwarnt: Das ist dennoch keine "Peking-treue" Lektüre. Zumindest nicht ganz. Denn die Storys lassen sich wie ein "Vexierbild" betrachten: aus einer regierungskritischen und einer regierungstreuen Perspektive, fährt Freund fort. Wie genau die Autorin das macht, verrät der Rezensent leider nicht. Die Lektüre der Geschichten, die oft das "Gefühl einer unbestimmten Bedrohung" umgibt, empfiehlt er aber mit Nachdruck.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein mutiges und tiefes Debüt.« Süddeutsche Zeitung 20211019