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Die intellektuelle Biographie des Literaturwissenschaftlers Max Kommerell (1902-1944) stellt ein brisantes, doch erst in Ansätzen erschlossenes Kapitel der deutschen und europäischen Wissenschafts- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar. Durch seine Doppelbegabung als Schriftsteller und Wissenschaftler und durch die Einbindung als Person seiner Zeit in divergierende Entwicklungsprozesse ergibt sich ein besonderes Forschungsinteresse an Kommerells Biographie. Sein umfangreicher Briefwechsel zeigt ihn als Schnittpunkt diverser Diskurse, die von der Jugendbewegung über…mehr

Produktbeschreibung
Die intellektuelle Biographie des Literaturwissenschaftlers Max Kommerell (1902-1944) stellt ein brisantes, doch erst in Ansätzen erschlossenes Kapitel der deutschen und europäischen Wissenschafts- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar. Durch seine Doppelbegabung als Schriftsteller und Wissenschaftler und durch die Einbindung als Person seiner Zeit in divergierende Entwicklungsprozesse ergibt sich ein besonderes Forschungsinteresse an Kommerells Biographie. Sein umfangreicher Briefwechsel zeigt ihn als Schnittpunkt diverser Diskurse, die von der Jugendbewegung über den George-Kreis und das Frankfurter und Marburger Universitätsmilieu der 1930er und 1940er Jahre bis hin zur Aufspaltung der Wissenschaft im Nationalsozialismus zwischen Annäherung und Distanz reichen. Auf der Basis gedruckter und ungedruckter Quellen, vor allem der im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar aufbewahrten Korrespondenzen mit etwa 1500 erhaltenen Briefen, können Kommerells Leben und Werk in dieser ersten grundlegenden Arbeit umfassend rekonstruiert und aufschlussreich präsentiert werden.
Autorenporträt
Christian Weber, Freie Universität Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.08.2011

Der begabteste, der abtrünnige Jünger
Christian Weber hat eine „intellektuelle Biographie“ des Dichters und Literaturwissenschaftlers Max Kommerell verfasst – aber keine Sprache dafür gefunden
Max Kommerell (1902 - 1944) war der begabteste und vielleicht deshalb ein abtrünniger Jünger Georges. In Kommerells frühem Buch, „Der Dichter als Führer in der deutschen Klassik“ (1928), war er noch bereit, Goethe, Schiller und Hölderlin als Propheten des George-Kreises zu deuten.
In seinem Hauptwerk jedoch, „Jean Paul“ (1933), ging er den abseitigen Gedankengängen, Einfällen und Spracherfindungen, der „singenden Prosa“ eines Humoristen nach, dessen Romane keinem literarischem Schema folgten und keiner fremden Form gehorchten, sich also auch der George’schen Feierlichkeit und Einfalt widersetzten.
Kommerell war zwölf Jahre Privatdozent für Germanistik in Frankfurt am Main, dann zwei Jahre Professor in Marburg. Seine Zeitgenossen verfolgten seine Schriften mit ebenso viel Misstrauen wie Bewunderung. Dieser Widerspruch hat sich bis heute nicht aufgelöst: Immer noch fasziniert der Exzentriker Literaturwissenschaftler, zum Vorbild ist er aber nur wenigen – zuletzt wohl Gert Mattenklott – geworden.
Um Kommerell so gut zu verstehen, wie er selbst Dichter verstanden hat, bedürfte es einer „intellektuellen Biographie“. Was Christian Weber unter diesem anspruchsvollen Titel auf sechshundert Seiten vorlegt, ist dies nicht. Vielmehr handelt es sich zum größten Teil um eine Dokumentation von Kommerells – lange verzögerter – akademischer Karriere, was nicht viel zum besseren Verständnis dieses außergewöhnlichen Kopfes beitragen kann.
Über Dutzende Seiten werden Gutachten anderer Professoren zu Berufungslisten zitiert, auf denen Kommerell stand oder nicht zu stehen kam. Briefe, die Weber im Deutschen Literaturarchiv in Marbach eingesehen hat, belegen Kommerells Umgang mit Gelehrten seiner Zeit – mit Karl Reinhardt, Walter F. Otto, Hans-Georg Gadamer, Karl Schlechta –, doch ergibt sich auch daraus kein Lebensbild der Hauptfigur. Weber verrät weder Zu- noch Abneigung ihr gegenüber, sondern verharrt in gleichmütiger, faktensammelnder Distanz, als ob es um eine Durchschnittserscheinung der Fachgeschichte ginge. Von Kommerells angeblich „pathetischer Sprache“ erschreckt (sie ist ungewöhnlich, aber sachgemäß), rettet sich sein Biograph in den akademischen Jargon der Gegenwart: Der Student Kommerell habe „aufgrund der Attraktivität als Wissenschaftsstandort“ Heidelberg gewählt; später sollen befreundete Romanisten wie Ernst Robert Curtius und Werner Krauss seine „Rezeption der ,Weltliteratur’ angekurbelt" haben. Was nützt die Beschäftigung mit Kommerell, wenn solche Wörter gebraucht werden, um etwas über ihn zu sagen?
HEINZ SCHLAFFER
CHRISTIAN WEBER: Max Kommerell. Eine intellektuelle Biographie. De Gruyter Verlag, Berlin, New York 2011. 598 Seiten, 99,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Laut Thomas Meyer kommt niemand, der sich für die Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts interessiert, an Max Kommerell vorbei. Ob ihn Christian Webers Biografie des Germanisten, George-Jünger und Nazi-Karrieristen also überzeugt hat? Schwer zu sagen. Gründlich recherchiert nennt er die Arbeit, die minutiös die Entwicklung des Literaturwissenschaftlers nachzeichne. Noch mehr beeindruckt hat den Rezensenten aber offenbar Walter Benjamins Auseinandersetzung mit Kommerells Kampfschrift "Der Dichter als Führer in der deutschen Klassik", die er ausführlich heranzieht und die den Titel "Wider ein Meisterwerk" trug.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Nun liegt endlich eine gründlich recherchierte intellektuelle Biographie Kommerells vor, [...] dass mit dieser Arbeit eine Person und deren Schaffen wieder zugänglich wird, deren Kenntnis sich niemand entziehen darf, der an der deutschen Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts interessiert ist."
Thomas Meyer in: Frankfurter Rundschau 4. Mai 2011