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Die Reihe Deutsche Zustände publiziert Ergebnisse eines Langzeitprojektes zu Erscheinungsweisen, Ursachen und Entwicklungen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Dazu gehören Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie (gegenüber Obdachlosen, Homosexuellen, Behinderten), Islamophobie, Etabliertenvorrechte und Sexismus.
In diesem dritten Band stehen neben den Folgen sozialer Spaltung die Entwicklung zum Antisemitismus und die Ursachen der überraschend stabilen Ergebnisse zur Feindseligkeit von Frauen im Mittelpunkt.
Die wissenschaftlichen Analysen werden mit
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Produktbeschreibung
Die Reihe Deutsche Zustände publiziert Ergebnisse eines Langzeitprojektes zu Erscheinungsweisen, Ursachen und Entwicklungen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Dazu gehören Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie (gegenüber Obdachlosen, Homosexuellen, Behinderten), Islamophobie, Etabliertenvorrechte und Sexismus.

In diesem dritten Band stehen neben den Folgen sozialer Spaltung die Entwicklung zum Antisemitismus und die Ursachen der überraschend stabilen Ergebnisse zur Feindseligkeit von Frauen im Mittelpunkt.

Die wissenschaftlichen Analysen werden mit exemplarischen Fallgeschichten, Essays und einem Interview verbunden. Bei den Fallgeschichten sind z.B. der juristische Umgang mit rechtsextremer Gewalt und die Aggressionen gegenüber Homosexuellen oder Obdachlosen zu nennen. Die Essays spiegeln diese Themen in einem anderen Licht: Die Arbeitsmarktpolitik und ihre Folgen werden ebenso thematisiert wie die Erosion der Vorurteilsrepression beim Antisemitismus.
Autorenporträt
Heitmeyer, WilhelmWilhelm Heitmeyer, geboren 1945, war von 1996 bis 2013 Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld und arbeitet dort jetzt als Forschungsprofessor. In der edition suhrkamp gab er u. a. die Reihe Deutsche Zustände heraus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2003

Alltägliche Barbarei
Und ihr Gegengift:
Ein Band über deutsche Zustände
Wenn rechtsextreme Gewalt durch statistische Manipulationen der Polizei herabgespielt wird; wenn ein Richter die dunkle Hautfarbe eines Gewaltopfers als mildernden Umstand für den Täter geltend macht; wenn, wie ein Vertreter der Schill-Partei in Hamburg, ein Politiker in eine verantwortliche Position kommt, der vorschlägt, Aids-Kranke in Internierungslager zu stecken – dann müssten Stürme öffentlicher Entrüstung losbrechen. Leider nimmt der Sensationswert solcher Vorfälle mit ihrer Häufigkeit ab. Sonst kämen wir aus den Entrüstungsstürmen auch gar nicht mehr heraus.
Die Anlässe dazu sind zu einem alltäglichen Bestandteil dessen geworden, was der Herausgeber des hier vorzustellenden Buchs deprimierenderweise „deutsche Zustände” nennen. Mit Unterstützung der Volkswagen-Stiftung, Der Zeit und des Suhrkamp Verlags beschreiben die von ihm versammelten Autoren den Zustand unserer Gesellschaft. Sie führen Protokoll, um das Skandalöse nicht unbemerkt vorbeigehen zu lassen.
In der Mehrzahl sind sie Sozialwissenschaftler und arbeiten mit wissenschaftlichen Methoden. Ihr Gegenstand zwingt sie allerdings, aus der teilnahmslosen Position des distanzierten Beobachters herauszutreten. Sie betrachten die Auflösung sozialer Ligaturen mit Sorge und wollen dazu beitragen, fatalen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Unter dem Begriff „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” versuchen sie eine Reihe von Einstellungen und Verhaltensweisen zu subsumieren, die bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus, Heterophobie (die Abwertung aller Abweichler) und Etabliertenvorrechte (die Benachteiligung von Zugezogenen). Diese Phänomene stehen, wie die Untersuchungen zeigen, oft miteinander in Zusammenhang, sind aber in der Gesellschaft nicht gleichmäßig verteilt. Frauen sind die größeren Fremdenfeinde und Rassisten, Männer die größeren Antisemiten und die größeren Sexisten. Die diskriminierenden Denkweisen variieren sehr stark mit dem Bildungsniveau: Je weniger man über Ausländer, Juden, Moslems, Sinti weiß, desto mehr hasst man sie.
Präsentiert werden hauptsächlich die Ergebnisse einer Befragung von 3000 repräsentativ ausgewählten Personen, die Motive und Ursprünge von Diskriminierung und gruppenbezogener Gewaltbereitschaft aufzudecken helfen. Sehr viel Neues wird nicht zutage gefördert, aber manche intuitive Einsicht wird wissenschaftlich bestätigt.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist eine Begleiterscheinung der Erosion sozialer Bindungen, die ihrerseits dadurch verursacht ist, dass Geld zum wichtigsten Mittel des Erwerbs von Anerkennung geworden ist. Zu vielen Menschen fehlt Anerkennung, was zu Anomie, dem völligen Mangel an Identifikation mit der Gesellschaft, führt und zu der Bereitschaft als schwach, marginal und anders angesehene Gruppen zu diskriminieren.
Deutlich wird auch die große Bedeutung von Aufklärung und gezielt herbeigeführten Kontakten. Der Schule wachsen hier wichtige Aufgaben zu. Informationen über Fremde haben positive Effekte, und Integrationsprogramme, die Angehörige verschiedener Gruppen zur Zusammenarbeit zwingen, führen den Beteiligten vor Augen, dass niemand nur Repräsentant einer Gruppe ist.
Das Buches zeigt konkrete Ansätze auf, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu begegnen, statt sich nur angeekelt abzuwenden. Man wünscht ihm viele Leser, muss aber fürchten, dass es nur bei den Bekehrten auf Interesse stößt. Wenn der Herausgeber die nicht von Wissenschaftlern sondern von Journalisten geschriebenen Fallbeschreibungen an den Anfang statt ans Ende gestellt hätte, würde dieses wichtige, aber recht trockene Buch wahrscheinlich ein größeres Publikum ansprechen.
FLORIAN COULMAS
WILHELM HEITMEYER (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge 1. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. 2002. 302 Seiten, 11 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Antisemitismus, Einwanderungspolitik und die Folgen der Arbeitsmarktreform bilden nach Auskunft von Rezensent Claus Leggewie den Schwerpunkt der dritten Folge der von Wilhelm Heitmeyer herausgegebenen "Deutschen Zustände". Wie er berichtet, sucht das Team empirischer Sozialforscher um den Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Heitmeyer in einem zehn Jahre veranschlagten Langzeitprojekt ein "objektives Bild des sozialen Klimas" und insbesondere der "Nachtseiten der politischen Kultur des vereinten Deutschland" zu entwerfen. Als Generalthema nennt Leggewie "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" mit den Elementen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Heterophobie, Etabliertenvorrechte, Islamophobie und Sexismus. Vorliegender Band biete die Auswertung der jüngsten repräsentativen Erhebung, angereichert mit Fallgeschichten, Porträts und vertiefenden Analysen zu den Folgen der Arbeitsmarktreform, zur Einwanderungspolitik und zum Antisemitismus. Ein Ergebnis der Studie sieht Leggewie im Zusammenhang von wachsender Polarisierung zwischen Reich und Arm und den Vorurteilen und Feindseligkeiten gegen Schwache und Fremde. "Überraschend" findet Leggewie die aus dem Survey gewonnene These, Frauen seien nicht nur besonders islamophob, sondern generell fremdenfeindlicher und rassistischer als Männer, was sich bisher weder im Wahlverhalten noch in Gewaltakten gegen Fremde und Muslime wiederspiegle. In puncto Antisemitismus vermerke der Band einen Rückgang des klassischen Antisemitismus, während ein sekundärer, als Antizionismus oder Israelkritik daher kommender Antisemitismus auf dem Vormarsch sei. Insgesamt sind die Deutschen weder antisemitisch noch islamophob, resümiert Leggewie, aber die krisenhafte Desintegration der Gesellschaft lasse vorhandene Menschenfeindlichkeit stärker hervortreten.

© Perlentaucher Medien GmbH
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