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Eine Bar in den Docks von Brooklyn, bevölkert von einer Ansammlung seltsamer Gestalten, Seeleute, Einwanderer, Ausgestoßene, allesamt Heimatlose, von den Widrigkeiten der Welt an diesen Ort gespült, wo sie unter ihresgleichen ein Stück Heimat wiederzufinden hoffen. Der Kapitänstisch ist reserviert für Gal Ackerman, einen Schriftsteller, der mit dem Roman seines Lebens eine einzige Leserin zu erreichen sucht: Nadja Orlov, seine seit Jahren verschollene große Liebe. Gals Existenz umgibt ein großes Geheimnis, das Raum und Zeit übergreift, zurückreicht bis in die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs.…mehr

Produktbeschreibung
Eine Bar in den Docks von Brooklyn, bevölkert von einer Ansammlung seltsamer Gestalten, Seeleute, Einwanderer, Ausgestoßene, allesamt Heimatlose, von den Widrigkeiten der Welt an diesen Ort gespült, wo sie unter ihresgleichen ein Stück Heimat wiederzufinden hoffen. Der Kapitänstisch ist reserviert für Gal Ackerman, einen Schriftsteller, der mit dem Roman seines Lebens eine einzige Leserin zu erreichen sucht: Nadja Orlov, seine seit Jahren verschollene große Liebe. Gals Existenz umgibt ein großes Geheimnis, das Raum und Zeit übergreift, zurückreicht bis in die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs. Nach seinem Tod ist es an seinem Freund Ness, das Geheimnis seines Lebens Stück für Stück zu entschlüsseln und auf diese Weise seinen Roman zu Ende zu schreiben."Brooklyn soll mein Name sein" entwickelt einen unheimlichen Sog, der einen nicht so schnell wieder loslässt. In selten eindringlichen Bildern erzählt er von Freundschaft, von Liebe und abgrundtiefer Einsamkeit, die selbst die Freundschaft nicht heilen kann, und, wie sollte es anders sein, von Brooklyn.Für seinen ersten Roman erhielt Eduardo Lago aus dem Stand den renommiertesten spanischen Literaturpreis Premio Nadal. "Brooklyn soll mein Name sein" gilt als einer der wichtigsten spanischen Romane der letzten Jahre und wurde bereits in viele Sprachen übersetzt.
Autorenporträt
Eduardo Lago, geboren 1954 in Madrid, ist Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker, der für seine Interviews mit den bedeutendsten nordamerikanischen Schriftstellern für >El País< vielfach ausgezeichnet wurde. Nach vielen Jahren als Direktor des Instituto Cervantes in New York arbeitet er inzwischen als Professor für Literatur am Sarah Lawrence College nahe Manhattan.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2021

Buch der Getriebenen
Der spanische Journalist Eduardo Lago hat die größten Schriftsteller interviewt – und dann selbst einen Roman geschrieben, um es mit ihnen aufzunehmen
Das Buch eines Toten, sein Name ist Gal Ackerman, ruht neben seinem Schöpfer, in Fenners Point auf dem kleinen Dänischen Friedhof an der amerikanischen Ostküste, in einer Schatulle, extra angebracht neben dem Grab. Dort haben Gals Freunde den Roman seines Lebens deponiert, an dem er viele Jahre arbeitete, in dem er dieses Leben reflektierte und das seiner Vorfahren und der Frauen, die er geliebt hatte, Nadja Orlov vor allen, die Pianistin. Für sie war das Buch gedacht, er hat es selber nicht fertiggeschrieben. „Brooklyn“ sollte sein Titel sein.
Eduardo Lagos Roman „Brooklyn soll mein Name sein“ ist dieses Buch und zugleich die Geschichte dieses Buchs. Zwei wichtige spanische Literaturpreise hat Lago bekommen, als es 2006 erschienen ist. Nach Gals Tod hat dessen Freund Néstor Oliver Chapman sich das Konvolut vorgenommen, „die letzte Ruhestätte“, den „Manuskript-Friedhof“ hat Gal es sarkastisch genannt, und in jahrelanger Arbeit das Buch „erlöst“, hat eine Unmenge Material aussortiert und vernichtet.
Als Modell für eine solche Prozedur spuken durch das Buch die Aktivitäten des Pfarrers und des Barbiers, die im „Don Quijote“ die schädlichen Ritterromane des toten Ritters aussortieren. Die Geschicke, die Bücher haben ... Von Néstor stammt auch der Bericht darüber, was nach Gals Tod geschah – wie Gals Buch von seiner Ruhestätte entwendet und von wem es gelesen und zurückgeschickt wurde.
Lagos Buch steht in der großen Tradition der labyrinthischen, zirkulären Erzählungen, die spanische und lateinamerikanische Schriftsteller lieben, Borges oder Julio Cortázar oder Enrique Vila-Matas, der ein Freund von Eduardo Lago ist und mit ihm den Orden del Finnegans gründete, der sich der Verehrung des Werks von James Joyce widmet. Das Erzählen, in dem das Erzählen selbst reflektiert wird, Gegenstand immer auch das Erzählen wird, gibt es bereits bei Cervantes oder bei Boccaccio und dessen Decamerone. Ein Erzählstrang in „Brooklyn“ zieht sich bis in den Ort Certaldo, wo Boccaccio die letzte Zeit seines Lebens lebte und dann starb.
Es gibt eine Zeittafel und eine Personenliste, die der Orientierung des Lesers dienen könnten, doch Ordnung ist eher subjektiv. Die Verwandten von Gal sind dabei, und Frank Otero, Besitzer des Oakland, wo Gal viele seiner Texte schrieb, weiterhin Niels Claussen, ein Offizier der dänischen Handelsmarine, der desertiert, aber auch O. Henry oder Edgar Lee Masters, Thomas Wolfe oder Dylan Thomas, weil sie alle mal im Chelsea Hotel residierten – ja, auch die Geschichte des Chelsea wird ausführlich erzählt in Gals Roman –, Thomas Pynchon, als er noch in New York unterwegs war und in einer Jazzbar Thelonious Monk hörte.
Oder Manjit Singh, der Taxifahrer, der Gal bei einer Rückkehr nach New York vom LaGuardia-Flughafen in die Stadt bringt. Es gibt Erinnerungen an den Prozess und die Hinrichtung im Jahr 1927 von Sacco und Vanzetti, und ein Kapitel in Gals Buch behandelt den Suizid des Malers Mark Rothko.
Es ist ein Buch der Getriebenen, die sich suchen und finden und verlieren, die aussteigen und desertieren, die im Abseits leben und in der Verweigerung. Wie Leopold Bloom mit Dublin ist Gal mit New York und besonders mit Brooklyn aufs Engste verwachsen, schon durch den Vater Ben und den Großvater David Ackerman, der beim Brooklyn Eagle Setzer und Korrektor war und auch eine Zeit lang eine Kolumne über New York verfassen durfte. Mit dem Großvater erkundet der junge Gal Brooklyn, Cooper’s Corner und die Nautilus Avenue, schließlich auch Coney Island, die „Insel der Träume“, die Schießbuden und Liebestonnen, die Cyclone-Achterbahn und natürlich den Fallschirmsprungturm.
Llámame Brooklyn ... Call Me Brooklyn, der spanische und der englische Titel sind lakonischer und genauer als der ein wenig pathetische deutsche. Zwei große amerikanische Romane klingen an, die Lago wichtig waren, Melvilles „Moby Dick“ mit seinem ersten Satz „Call me Ismael“ und Henry Roths „Call It Sleep“. Wie viele spanische Autoren, mit Borges angefangen, liebt Lago die angelsächsische Literatur, hat viel ins Spanische übersetzt, Sylvia Plath und Henry James, Hamlin Garland und Charles Brockden Brown, und mit vielen zeitgenössischen Autoren Interviews geführt für El País und Madrid Review of Books, Philip Roth und David Foster Wallace, Don DeLillo und Joyce Carol Oates, Salman Rushdie und Toni Morrison, Edward Said und Norman Mailer. Lago war von 2006 bis 2011 Direktor des Instituto Cervantes in New York, lehrt heute am Sarah Lawrence College.
Natürlich ist „Brooklyn“ auch ein historisches, ein politisches Buch, über (linke) Ideale und militantes Engagement. „Du hast eine offene Rechnung mit der Vergangenheit ...“, und Gal weiß, was das bedeutet, mit seiner dunklen Haut und seinen mediterranen Gesichtszügen. Der Name trügt, er ist Spanier, Anarchistenkind, von Amerikanern adoptiert. Die Mutter starb bei der Geburt, das war in der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs. Mit dem ist die Geschichte der Ackermans eng verknüpft, mit der Lincoln Brigade, in der viele Amerikaner kämpften. Mit der Kombination von kräftiger Kolportage und zarter intellektueller Reflexion schafft Eduardo Lago eine aufregende Version des magischen Realismus, stärker noch inspiriert als die lateinamerikanische vom „Ulysses“ von Joyce, der wichtig ist für Lago – in einer preisgekrönten komparativen Studie hat er die drei Übersetzungen des „Ulysses“ ins Spanische verglichen – ist nicht auch „Ulysses“ ein politisches Werk?
„Brooklyn“ ist ein Buch der Strandungen, ein Exilroman über die Americaniards, eine kleine Gemeinschaft mitten in Brooklyn, die durch die spanische Sprache die Verbindung zur Heimat hält. Was aber ist Gals Muttersprache? Er spricht perfekt Spanisch, und fuhr oft in Länder, um sich diese Perfektion zu erhalten, gerne nach Oaxaca, mit Nadja. Gal und Nadja, das ist eine unglaublich dichte Liebesgeschichte, und natürlich muss auch diese enden in der Unverbindlichkeit. Zum letzten Mal hatte Nadja Gal Anfang 1987 geschrieben, eine Postkarte aus Las Vegas. Sie hatte geheiratet, hatte eine Tochter.
Das Bleibende und das Flüchtige stehen nicht im Widerspruch in diesem Buch, was überleben soll, muss sich verflüchtigen. Der verschwenderisch leichte Umgang mit Texten (von Gal wie von Néstor) verleiht ihm eine tolle Schwerelosigkeit. Geschichten werden schnell geschrieben und verschenkt, aus Zeitungsmeldungen werden Geschichten fabriziert, ein Brief wird dem Adressaten persönlich hingereicht und von ihm nicht angenommen, und am Ende gibt es einen Austausch von Mails, in denen der Absender seine Identität nicht preisgibt. Ein Gedicht auf Zigarettenpapier schreiben und dann rauchen ... so sieht dieses Schreiben aus.
Ein Schreiben für sich ... das Veröffentlichen ist absolut sekundär. „Ich weiß, dass ich mich nie wieder mit dem auseinandersetzen werde, was ich gerade niederschreibe. Es wird hier bleiben, gefangen im Papier, aber mein Gedächtnis wird danach rein sein.“ Eduardo Lago erzählt in einem Nachwort, wie solches Schreiben auch von ihm praktiziert wurde, furios hat er Kladde auf Kladde gefüllt mit Beobachtungen, aber nicht für andere bestimmt.
Solitäres Schreiben, eine Kommunikation, die nicht den üblichen Definitionen entspricht, deren Triebkraft die Zirkulation ist. Ein Schreiben, das dem Schweigen ganz nahe ist – die Psychoanalyse hat es seit Jahrzehnten erforscht. „Ich reise mit Taschen, die angefüllt sind mit Schweigen, inmitten von riesigen, farblosen Löchern, tonlosen Abgründen, wortlosen Gängen, in denen sich das Licht verliert, wie ein Morgenstern, der mich Richtung Abenddämmerung zieht ... Die Formen habe nicht ich erfunden, sie kamen mich in der Nacht besuchen.“ Eine Passage aus Gals Erzählung vom Selbstmord des Malers Mark Rothko. „Die Lebenden klammern sich an die Worte und suchen in ihnen geheime Bedeutungen. Nichts ist sauberer und eloquenter als das Schweigen.“
FRITZ GÖTTLER
Das Bleibende und
das Flüchtige stehen hier
nicht im Widerspruch
Er gründete den Orden „del Finnegans“ und leitete das Instituto Cervantes New York: der spanische Schriftsteller Eduardo Lago.
Foto: Pascal Perich
Eduardo Lago:
Brooklyn soll mein Name sein. Aus dem Spanischen von Guillermo Aparicio,
in Zusammenarbeit mit Carlos Singer.
Kröner Verlag,
Stuttgart 2021.
462 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Victoria Eglau möchte den Mikrokosmos von Eduardo Lagos Buch "Brooklyn soll mein Name sein" nach Beenden des Lesens am liebsten nicht mehr verlassen. Der spanische Autor erzählt in diesem Roman von einem Journalisten, der kurz vor dem Tod des Schriftstellers Gal Ackerman von ebendiesem den Auftrag bekommt, seine Lebensgeschichte fertigzuschreiben, damit dessen verlorene große Liebe Nadja Orlov sie lesen kann, erklärt Eglau. Die Bestandteile des Buches, die von der Lebensgeschichte Ackermans geprägt sind, wirken der Rezensentin zufolge zwar auf den ersten Blick nicht zusammenhängend, doch am Ende fügen sie sich zu etwas Ganzem zusammen. Eglau ist dankbar, dass der Autor dem Roman nachträglich noch ein Personenverzeichnis und eine Ereignischronologie hinzugefügt hat, denn die Lektüre erfordere doch ein hohes Maß an Konzentration. Ein poetisches, spannendes Buch von einem talentierten Erzähler, resümiert die Rezensentin.

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