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Im Gespräch mit Betroffenen und Fachleuten beleuchtet Tina Soliman erstmals, welche ungeahnten Ausmaße das Ghosting heute schon angenommen hat. Warum breitet es sich weltweit und auch in Deutschland so rasant aus? Die Expertin zum Thema »Kontaktabbruch« lässt Ghosting-Betroffene und »Ghosts« zu Wort kommen und zeigt, wie zwischenmenschliche Beziehungen durch Ghosting gefährdet oder zerstört werden.
Bewegend berichten »Ghosting«-Betroffene, wie das Schweigen auf sie wirkt, so als hätten sie bei den Verschwundenen mit einem Geist oder Gespenst zu tun gehabt. War der Andere überhaupt da? War
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Produktbeschreibung
Im Gespräch mit Betroffenen und Fachleuten beleuchtet Tina Soliman erstmals, welche ungeahnten Ausmaße das Ghosting heute schon angenommen hat. Warum breitet es sich weltweit und auch in Deutschland so rasant aus? Die Expertin zum Thema »Kontaktabbruch« lässt Ghosting-Betroffene und »Ghosts« zu Wort kommen und zeigt, wie zwischenmenschliche Beziehungen durch Ghosting gefährdet oder zerstört werden.

Bewegend berichten »Ghosting«-Betroffene, wie das Schweigen auf sie wirkt, so als hätten sie bei den Verschwundenen mit einem Geist oder Gespenst zu tun gehabt. War der Andere überhaupt da? War alles nur Einbildung? Clara wird von ihrem Freund Julius von einer Minute auf die andere verlassen. Sein Telefon ist abgemeldet, seine E-Mails kommen zurück und sie muss nach einigen Wochen feststellen, dass er sein Verschwinden monatelang minutiös geplant hat. Plötzlich steht sie vor dem Nichts. Und doch muss, wer »geghostet« wird, weiterleben, als hätte es den Einbruch des plötzlichen Schweigens, diese vollständige, abrupte Trennung, nie gegeben. Unser durchdigitalisierter Alltag begünstigt diese erschreckende Entwicklung. Mit viel Einfühlungsvermögen spürt Tina Soliman die Hintergründe auf, vor denen sich das Phänomen Ghosting abspielt.

Autorenporträt
Tina Soliman ist Journalistin, Autorin und Regisseurin. Sie volontierte bei der 'FAZ'. Seit den 90er-Jahren hat sie preisgekrönte TV-Dokumentationen für die ARD und das ZDF realisiert. Tina Soliman erhielt u.a. den '6. Marler Fernsehpreis für Menschenrechte' von Amnesty International, den 'Katholischen Medienpreis der Deutschen Bischofskonferenz',  die Silbermedaille bei den New York Festivals sowie zahlreiche Nominierungen, u.a. beim 54.  FESTIVAL DE TELEVISION DE MONTE-CARLO. Ihre Dokumentationen werden weltweit ausgestrahlt. Sie arbeitet als regelmäßige Autorin für die ZDF-Sendereihe '37 Grad', 'Die Story im Ersten' (ARD) und für das Politikmagazin 'Panorama' (ARD).Wenn Sie Fragen an Tina Soliman haben: tinasoliman@yahoo.de
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.12.2019

Auf dem Partnermarkt ist das Regal stets voll
Elektronischer Kontaktabbruch: Tina Soliman über Menschen, die verschwinden, und jene, die darunter leiden

Mit neuen Kommunikationsmitteln entstehen neue Wege, diese zu nutzen - und auszunutzen. Ein nicht vorher über Textnachricht angekündigter Telefonanruf wird von jüngeren Leuten mittlerweile oft als aufdringlich angesehen. Heute, wo viele Menschen nicht nur die Telefonnummer des anderen haben, sondern auch auf Instagram, Facebook, Telegram, WhatsApp, FaceTime, Snapchat, TikTok, vielleicht sogar auf LinkedIn, mit ihm verbunden sind, ist das Ablehnen der Kommunikation, wenn sie nicht mehr gewollt ist, komplizierter geworden. Sie muss konsequent auf mehreren Kanälen ignoriert werden, und dieses Verfahren hat einen Namen: "Ghosting".

Von ihm handelt Tina Solimans Buch. "Ghosts" sind Menschen, die untertauchen, aufhören zu kommunizieren, nicht mehr erreichbar sind - und somit einseitig das Ende einer Beziehung entscheiden. Soliman beschreibt anhand von Berichten "Betroffener" sowie Gesprächen mit Psychologen und Soziologen verschiedene Verhaltensmuster und Facetten von Beziehungsangst, die auf Narzissmus, Selbstschutz und einigen anderen Motiven beruhen. Zu Wort kommen Menschen, die verschwinden, wie auch jene, die unter dem Verschwinden leiden: Sie erzählen von den Ursachen eines solchen Kontaktabbruchs und den Folgen des Ghostings, das für manche schwer zu verarbeiten ist.

In pauschalisierendem Tonfall schreibt die Autorin von Beziehungen im digitalen Zeitalter, von denen viele auf Dating-Plattformen entstünden. Die Liebe sterbe einen "Erstickungstod", wenn Gefühle und Nähe durch Algorithmen kalkuliert und berechnet würden. Die "Liebe auf den ersten Blick" sei durch jene "auf den ersten Klick" ersetzt worden. Auf dem Partnermarkt sei das "virtuelle Regal" stets mit weiteren Möglichkeiten - vulgo: Menschen - gefüllt, es gelte das "Bestellprinzip" auch in Beziehungen und die Möglichkeit, eine unpassende Person "retour" zu senden. Laut Soliman und den meisten Wissenschaftlern und Psychologen, die sie bemüht, verbreitet sich Ghosting immer weiter und spiegle das Schicksal von Beziehungen in der Konsumkultur. Wessen Liebe über Online-Dating-Portale begonnen hat, ende oft auf dieselbe Weise: "ereignislos".

Soliman stolpert in ihrem Buch von einem kulturkritischen Gemeinplatz zum nächsten: "Die Liebe kennt keine Algorithmen", es gebe keine Instagram-Filter für das echte Leben, alle seien ständig auf der Suche nach immer besseren Partnern, Oberflächlichkeit und Unzuverlässigkeit seien die Konsequenzen. Dass Online-Dating "Nähe auf Knopfdruck" produziere, ist aber wohl eine bewusste Übertreibung der Autorin. Tinder, OkCupid und ähnliche Netzwerke sind erst mal Kommunikationsplattformen. Nähe entsteht, wenn überhaupt, im Aufeinandertreffen: Das Virtuelle simplifiziert die Verabredung im analogen Leben. Sicher können solche Kontexte das Phänomen des Ghostings vereinfachen und bedingen, doch ohne belastbare Studien und Zahlen wird das Buch mehr eine Sammlung privater Eindrücke denn eine wissenschaftliche Auseinandersetzung.

Vielleicht sind digitale und analoge Verhaltensmuster enger miteinander verwandt als oft angenommen wird. Oberflächlichkeit kann bei der Partnersuche in der Bar, im Freundeskreis oder eben im Internet eine Rolle spielen. Bilder, die Menschen auf Datingplattformen von sich hochladen, sind Selbstinszenierungen: Dass sie täuschen können und die Fotografierten nicht ihr Leben mit Champagnerglas im Whirlpool verbringen, wissen jedoch die meisten User. Und Beziehungspartner, die mal eben Zigaretten kaufen gingen und nie wieder auftauchten, gab es schon lange vor dem Internet.

LILI HERING

Tina Soliman: "Ghosting". Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter.

Klett-Cotta Verlag,

Stuttgart 2019.

358 S., br., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Wie die Feigheit des Verschwundenen die Psyche des Abgehängten zerrüttet, zeigt die Autorin mustergültig wie bewegend auf.« Hendrik Werner, Weser-Kurier, 24.10.2019 »In [...] eingängiger Art bekommt man tiefe Einblicke in einen abgründigen Teil der Welt voller Schmerzen, Scham und menschlichem Versagen. So düster das sein mag: Soliman gelingt es zu erhellen, wer hier warum geistert und wie Menschen damit umgehen können.« Andreas Kremla, Falter, 09.10.2019