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Über den tollpatschigen Versuch, mit der widerspenstigen Sache namens Liebe klarzukommen.
Peter Wawerzineks umwerfender Roman über Lebenslieben und -lügen, Familiensehnsucht und -flucht. Und über das Festhalten und Verschwinden. Erzählt in einer musikalisch-bildreichen Sprache, wie dies nur Peter Wawerzinek kann.
»Die Liebe, ach Junge, besser du lässt die Finger davon«, hatte sein Opa ihn gewarnt, da war er gerade vierzehn. Menschen wie sie könnten da nur Schiffbruch erleiden. Wären sie Vögel, so der Opa weiter, dann würden sie zur Spezies der Trottellummen gehören. Trottellummen seien
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Produktbeschreibung
Über den tollpatschigen Versuch, mit der widerspenstigen Sache namens Liebe klarzukommen.

Peter Wawerzineks umwerfender Roman über Lebenslieben und -lügen, Familiensehnsucht und -flucht. Und über das Festhalten und Verschwinden. Erzählt in einer musikalisch-bildreichen Sprache, wie dies nur Peter Wawerzinek kann.

»Die Liebe, ach Junge, besser du lässt die Finger davon«, hatte sein Opa ihn gewarnt, da war er gerade vierzehn. Menschen wie sie könnten da nur Schiffbruch erleiden. Wären sie Vögel, so der Opa weiter, dann würden sie zur Spezies der Trottellummen gehören. Trottellummen seien in der Luft grandiose Segler. Doch beim Landeanflug offenbare sich ihr eigentliches Problem: Da seien sie plötzlich unbeholfen, wirkten fast schon trottelig. Und das setze sich dann bei Paarung, Nestbau und Brutpflege nur noch fort. Trottellummen, so der Opa, neigten zu kompliziertem Beziehungsverhalten.

Als der Opa dies erklärte, konnte der Ich-Erzähler in Peter Wawerzineks Roman Liebestölpel noch nicht wissen, dass er tatsächlich gerade kurz davor stand, seine erste amouröse Bruchlandung hinzulegen: Seine Kindheitsfreundin Lucretia, mit der er seit seinem dritten Lebensjahr fast jede Minute verbrachte, wird sich bald darauf lieber mit dem Fleischergesellen statt mit ihm treffen. Ja schlimmer noch, ohne jede Vorwarnung wird sie einfach von einem Tag auf den anderen verschwinden.
Autorenporträt
Peter Wawerzinek wurde 1954 in Rostock geboren. Seine Mutter floh in den Westen als er drei Jahre alt war und ließ ihn und seine jüngere Schwester unversorgt zurück. Peter Wawerzinek wuchs daher im Kinderheim an der Ostsee auf. Seit 1988 freier Schriftsteller, Regisseur und Hörspielautor. Veröffentlichungen u.a.: Moppel Schappiks Tätowierungen (1991), Das Kind, das ich war (1994). Sein Roman Rabenliebe (2010) war ein sensationeller Erfolg, 2014 erschien der ebenfalls hochgelobte Roman Schluckspecht, 2019 folgte Liebestölpel. Peter Wawerzinek erhielt zahlreiche Stipendien, zuletzt das Autorenstipendium der deutschen Akademie Rom Villa Massimo 2019.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Frauke Meyer-Gosau klappt Peter Wawerzineks neues Buch traurig zu. Traurig macht sie nicht etwa Ereignislosigkeit, ein bekanntes Problem bei autobiografischen Mehrteilern, sondern dass der Ich-Erzähler nicht herauskommt aus seiner nicht unbedingt selbst verschuldeten, doch die Erzählung nachhaltig prägenden Unmündigkeit. Dass dem "Liebestölpel" im Buch ein Liebesleben lang immer wieder die eine Femme fatale in die Quere kommt, der er bedingungslos ergeben ist, ist der Rezensentin einfach zu wenig Stoff für ein ganzes Buch, selbst wenn außerdem im Text gern gut gezecht wird. Etwas Entwicklung hätte der Autor seinen Figuren gern zugestehen könne, findet sie, dann hätten auch Sprache und Bilder im Buch sicher besser gezündet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.2019

Ein armer Vogel, nicht zu heilen
Peter Wawerzineks "Liebestölpel" ist ein weiterer Roman über eine Verlorenheit, von der es keine Erlösung gibt

"Mein Leben lang bin ich zerstört, fühle mich von allen Menschen verlassen, atme auf, fühle mich frei." In der vermeintlichen Widersprüchlichkeit dieses Satzes offenbart sich das ebenso verzweifelte, liebesdürstende wie flatterhafte Wesen von Peter Wawerzineks auch in dessen jüngstem Roman "Liebestölpel" unverkennbar autobiographisch grundiertem Erzähler-Ich. Nicht nur die gefiedernahen Titel sind geblieben von Vorgängerromanen wie "Rabenliebe" und "Schluckspecht", auch das Schicksal des Protagonisten, der, wie sein Autor, von der Mutter, die in den Westen floh, zurückgelassen wurde und in einem Waisenhaus in der DDR aufwachsen musste.

Der Vogel steckt auch in Wawerzineks jüngstem Roman nicht nur im Titel, sondern wird zum Sinnbild. Der Tölpel zeichnet sich - ähnlich der im Roman als in ihrem Beziehungsverhalten als äußerst kompliziert beschriebenen Trottellumme - durch den ungeschickt und wacklig anmutenden Gang auf festem Boden aus, wohingegen er ein exzellenter Segelflieger ist. Ähnlich steht es um den Erzähler, der in einem mit Märchen- und Liedgutgirlanden durchzogenen Präsens durch die Jahre und Jahrzehnte seines Lebens rast und der in ebenjenem ins Straucheln gerät, sobald der Stillstand droht. Ob nun sein Verdingen als Hilfsarbeiter, seine ersten Schritte als Schriftsteller oder der Untergang der DDR - Wawerzineks Erzähler stürzt durch die Ereignisse.

Vielleicht ist "Liebestölpel" der tragischste der drei Romane Wawerzineks, und das nicht etwa, weil sich an den Mutterverlust eine punktuell erfüllte, aber immer wieder sich entziehende, abbrechende Liebe anschließt. Lucretia heißt die Angebetete, die im selben Heim wie der Erzähler aufgewachsen ist. Ein Schicksal, das die beiden lebenslang verbindet, wenngleich Lucretias Rastlosigkeit noch weitaus stärker zu sein scheint als die seine. Schon als Kind wird sie für ihn die ewig enteilende Verführerin: "Ich bin auf meinem Dreirad unterwegs, setze den Zöpfen nach. Feste Zöpfe. Glänzende Strippen an ihrem runden Kopf, wie bei hoppelnden Häschen. Sie läuft mir voraus mit ihrem Lachen. Die Zöpfe rufen mir zu: Fange uns ein! Wie hundert Münder nicht rufen."

Eindringlicher als der Ruf von hundert Mündern wird die Verlockung durch die unstete Lucretia bleiben. Keine andere Beziehung, die der Erzähler eingeht, ist vor ihr sicher. Selbst die Familie samt zwei Neugeborenen nicht, in die der Erzähler mehr hineingerät, als dass er sie gründet. Sobald Lucretia wieder einmal auftaucht, will er unmittelbar alles andere aufgeben. Die Kindheitsfreundin selbst ist es, die ihn zu Stetigkeit ermahnt: "Ich lebe mit ihr nur zusammen, weil Lucretia sagt, ich solle nach Hause gehen. Petkowitsch, du sollst dich nun um die Familie kümmern. Nur um Lucretia zufriedenzustellen, gehe ich zu Eris und meinen Kindern und führe in vielerlei Hinsicht ein Doppelleben."

Die Trennung von Eris folgt dennoch - und ein Fortleben als abwesender Vater, entgegen dem Rat eines Freundes, der ihn mahnte, den Nachwuchs besser zu betreuen, als es ihm selbst im Heim widerfahren ist, denn womöglich könne er auch sich selbst auf diese Weise zumindest ein Stück weit heilen.

Aber die Wunden des Erzählers bleiben. Und nicht nur diese. Offenbar kann er nicht anders, als auch andere zu verletzen, indem er dem eigenen Schmerz vor allem mit Freiheitsdrang begegnet. Eben noch verzweifelt, jetzt schon wieder aufatmend. "Die Kinder tun mir manchmal leid, dass sie so auf ihren Vater verzichten müssen." Manchmal, immerhin.

Auch mit Lucretia wird Petkowitsch, wie diese ihn nennt, noch ein Kind bekommen. Aber nur wer die existentielle Versehrtheit nicht wahrhaben will, könnte für Momente annehmen, dass dadurch nun doch etwas befriedet wird. Die eigentliche Katastrophe, die die Tragik dieses Romans ausmacht, steht noch aus. Denn während der Erzähler, wie es gleich auf der ersten Seite von "Liebestölpel" heißt, sich fester und unwiderruflicher gepackt und gefangen gesetzt von Lucretia meint, als die stärksten Hände es könnten, merkt er lange Jahre nicht, dass ihre Fluchten voll abgründiger Verzweiflung sind, auch wenn, wie die erste kindliche Verfolgungsjagd, Lachen sie begleitet.

Mag sein, er hätte sie ohnehin nicht retten können. Vielleicht hat er aber auch zu sehr auf die eigenen Verletzungen geschaut. Lucretias letzte Flucht wird eine endgültige sein. Womöglich muss der Erzähler deshalb so rasen, weil ihm bevorsteht, das unerhörte Ereignis, auf das alles hinausläuft in diesem Roman, aussprechen zu müssen, und weil er diese als übermächtig erscheinende Klippe möglichst bald hinter sich bringen möchte.

WIEBKE POROMBKA

Peter Wawerzinek:

"Liebestölpel". Roman.

Verlag Galiani Berlin,

Berlin 2019.

304 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2020

Der verhinderte Liebhaber
Manische Reim-Rappeligkeit außer Rand und Band: In Peter Wawerzineks Roman „Liebestölpel“ wird es immer noch ein bisschen schräger
Warum eigentlich nicht? Warum sollte ein Schriftsteller seine eigene Lebensgeschichte nicht alle paar Jahre neu erzählen, mit jeweils anderem Schwerpunkt? Allerdings muss das biografische Material den multiplen Anhieb auch hergeben – „Mein Leben als Autoverkäufer in Bad Tölz“, gefolgt von Band zwei in Wanne-Eickel und Nummer drei in Travemünde wäre da vermutlich nicht so ergiebig.
Erzählerische Ödnis aber ist das Problem des 1954 in Rostock geborenen Peter Wawerzinek, buntes und umtriebiges Gewächs der einstigen Literaturszene am Prenzlauer Berg und spätestens seit seinem Erfolg mit dem Roman „Rabenliebe“ (2010) eine feste Größe im deutschen Literaturbetrieb, bisher nicht gewesen. Auf „Rabenliebe“, die autobiografische Geschichte des von seiner Mutter verstoßenen Kindes und seiner zerstörerischen Heim- und Adoptionskarriere, folgte vier Jahre später „Schluckspecht“, Wawerzineks Trinker-Biografie. Und nun kommt „Liebestölpel“, nach Rabe und Specht der dritte titelgebende Vogel, der auch gleich signalisiert, worum es hier gehen soll: der Autor als komisch unbeholfener Liebender.
Mit der rasenden Fahrt des Dreijährigen auf seinem Dreirad durch den Wald nimmt alles seinen Anfang. Sie gilt einem „wilden Mädchen mit der klobigen Brille, ein Brillenglas von innen her mit Heftpflaster zugeklebt“, ihr Name ist Lucretia. Beide, der kleine Verfolger und sie, sind Insassen desselben Kinderheims: „Lucretia und ich sind angeschossene Kinder mit Bleikugeln, die sich in unsere Herzhäute eingewachsen und eingerichtet haben. Wer auf uns angelegt hat, die genauen Hintergründe dieser Verbrechen, das wird niemals aufgeklärt, geblieben allein mein schriftstellerisches Bemühen all die Jahrzehnte lang, in diese Urzustände hineinzugeraten, von denen her all unsere bitteren Belange stammen.“ Der kleine Peter, von Lucretia „Petkowitsch“ genannt, wird in Sachen Liebe „ewig der kleine Junge auf dem Kinderdreirad“ bleiben, unablässig auf der Suche nach seiner Lucretia. Taucht sie wieder auf, wird er immer wieder versuchen, sie zu halten. Anders gesagt: Dieses Kind wird größer, aber es entwickelt sich nicht – jedenfalls nicht, was die Fähigkeit anlangt, ein liebevolles und verantwortliches Leben mit einem anderen Menschen, womöglich mit einer eigenen Familie zu führen.
Was aber, glaubt man dem Ich-Erzähler, nicht an ihm liegt, sondern eben an Lucretia, der großen Zerstörerin. Wann immer er eine Beziehung eingeht, die glücken könnte, „taucht (sie) absichtlich auf, um meine Pläne zu durchkreuzen. Sie weiß, dass ich ihr hilflos verfalle, wenn sie es will“. Doch das will sie nur dann, wenn es um sein Glück geht. Lucretia ist eine „Lulu“-Figur mit rasantem Männer-Verbrauch, auftretend in immer neuen Erscheinungsformen, mit einer Zerstörungslust, die nur einem gilt: Petkowitsch. „Sie erobert mich mit den einfachsten Mitteln“, klagt er. „Ich bin für sie durchsichtig. Sie kann mich allzeit einplanen, in Besitz nehmen, mir den Platz zuweisen, der von mir eingenommen wird. Ich unterliege ihrem Charme.“ Und als beide schließlich auf Lucretias Initiative hin den Versuch unternehmen zusammenzuleben, wirft sie nach elf Tagen sein neues Manuskript aus dem Fenster, die Blätter segeln hinunter, einige bleiben unauffindbar. Ein gemeinsames Leben kommt also auch nicht infrage, ein gemeinsames Kind allerdings schon.
So geht das hin mit den Frauen. Mit „Eris“, deren Name nicht von ungefähr „Streit“ bedeutet und mit der Petkowitsch drei Kinder hat, später dann mit „Epona“, benannt nach der keltischen Göttin der Fruchtbarkeit. Sie hat schon zwei Kinder aus einer ersten Ehe, würde gern auch noch Petkowitschs und Lucretias Tochter mit aufnehmen, fast leben sie schon alle zusammen an der Ostsee – da taucht Lucretia auf, und alles ist wieder kaputt. Wie soll so etwas enden? Der Ich-Erzähler hat es in der Mitte des Buches angesagt: „Wir stammen aus einer verlorenen Zeit, sind in einer einsamen Gegend groß geworden. Das verbindet uns, bis dass der Tod entscheidet, wer zuerst geht.“ So wird es kommen. Und die Entscheidung wird, wie immer, von Lucretia ausgehen.
Eingebettet sind Petkowitschs Frauen-Geschichten in die aus Wawerzineks früheren Büchern geläufigen Zusammenhänge: in die DDR-Provinz an der Ostsee und in Plauen, dann geht es nach Berlin, Hauptstadt der DDR, „die Gegend ist verfallen, brüchig und bröcklig wie alles in Berlin damals. Gesperrte Balkone, Einschusslöcher“. Und während der Staat seinem Ende entgegenrottet, wird aus dem Ich-Erzähler erst ein unfähiger, zunehmend unwilliger Familienvater, dann ein einzelgängerischer Wohnungsbesetzer und allmählich ein Künstler. Kuriose Ereignisse begeben sich allenthalben, und als die Mauer fällt und er mit seinen Kumpels vom frisch ergatterten Begrüßungsgeld in der Potsdamer Straße eine wohlmeinende Rentnerin zu alkoholischen Getränken einlädt, wird es gleich noch mal ein bisschen schräger. Ansonsten wird viel gereist, nach Budapest und Venedig, nach Mallorca, Kuba oder Stromboli, gegessen und getrunken wird natürlich auch kräftig, und so kommt man sich auf die Dauer vor wie bei einer Diashow oder einem Videoabend: alles so schön bunt hier. Allerdings mit einem zunehmend düsteren Grundton, denn es ist ja die Lucretia-Geschichte, die währenddessen auf ihr Ende zusteuert.
Mit zweien seiner zentralen Figuren verlässt Wawerzinek in „Liebestölpel“ den Boden des skurrilen Realismus, auf dem seine Texte sonst zu Hause sind: zum einen mit „Opa“, der dem Ich-Erzähler mal idealtypisch lenkender und alles verzeihender Vater, mal auch nährende Mutter ist und dem er angeblich seine charakteristische Wawerzinek-Sprache verdankt, die hier in ihrer manischen Reim-Rappeligkeit mitunter außer Rand und Band gerät. Zum anderen aber mit Lucretia, die sich konträr zu ihrem römischen Namensvorbild verhält und eben nicht die tugendhafte Gattin ist, die sich nach ihrer Entehrung selbst entleibt, sondern die männerfressende Mega-Überfrau, mit „Peter-Pan-Nase“ und doch atemberaubend attraktiv, mal Boxerin, dann „Hippiegirl“ oder Französisch parlierende Diva mit Riesensonnenbrille (alle Fremdsprachen fliegen ihr zu, Geld offenbar auch). Mit ihnen schafft Wawerzinek zwei Wunschfiguren von archetypischer Substanz, und das tut dem Roman auf die Dauer nicht gut. In all dem witzigen und zeitweilig auch traurigen Gewusel bricht sich an diesen beiden Monolithen immer wieder der Erzählstrom: Nicht nur entwickeln sie selbst sich nicht, sie lassen auch bei ihrem Gegenüber keine Entwicklung zu, allenfalls einen Aufprall.
Sodass also von einer ulkigen Tölpelhaftigkeit seitens des verhinderten Liebhabers Petkowitsch in Wahrheit gar nicht die Rede sein kann, vielmehr herrscht eine auf die Dauer auch den Leser quälende emotionale Abhängigkeit und die damit verbundene beklemmende Lust an der Selbstdestruktion. Auch das Ende fällt hilflos aus: „Schmetterling sprich, was fliehest du mich, warum so eilig, von jetzt fern und eben noch ganz nah? (…) Oh, bleib bei mir alle Zeit, als wäre ich ein Blümchen, komm zu mir geflogen, setze dich nieder, sei gut zu mir.“ Nicht die autobiografische Wiederholung, die Bindung an den Gehalt der eigenen Lebensgeschichte zeigt sich hier also schließlich als Grundproblem, sondern die Vermeidung der Konfrontation mit der eigenen, aktiven Rolle des Ich-Erzählers – die Blockierung der eigenen Verantwortlichkeit. Traurig zu sehen, wie darüber dann auch Sprache und Bilder schlappmachen.
FRAUKE MEYER-GOSAU
Peter Wawerzinek: Liebestölpel. Roman. Galiani Verlag, Berlin 2019. 300 Seiten, 20 Euro.
Nach den Romanen „Rabenliebe“ und „Schluckspecht“ ist der „Liebestölpel“ im Werk von Peter Wawerzinek schon der dritte titelgebende Vogel.
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Die Geschichte ist wunderbar erzählt. Man fläzt sich wohlig in Erinnerungen, wird von einer Liebesgeschichte hin und her gerissen und wünscht, es könne Seite um Seite um Seite so weitergehen. Thomas Bruhn neues deutschland 20200205