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Dorothea Schröder bietet in ihrer kleinen Biographie einen konzisen Überblick über Leben und Werke Georg Friedrich Händels. Wichtige Aspekte der anregenden Darstellung sind Händels musikalische Ausbildung, seine Erfahrungen in Italien, die frühen Jahre in London und seine Karriere am Hof des englischen Königs, seine Persönlichkeit und sein soziales Umfeld, seine großen Werke und sein Nachruhm.

Produktbeschreibung
Dorothea Schröder bietet in ihrer kleinen Biographie einen konzisen Überblick über Leben und Werke Georg Friedrich Händels. Wichtige Aspekte der anregenden Darstellung sind Händels musikalische Ausbildung, seine Erfahrungen in Italien, die frühen Jahre in London und seine Karriere am Hof des englischen Königs, seine Persönlichkeit und sein soziales Umfeld, seine großen Werke und sein Nachruhm.
Autorenporträt
Dorothea Schröder lehrt am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg sowie am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Göttingen. Die Musik des Barock bildet einen ihrer Arbeitsschwerpunkte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2008

Wie die Sonne, die aus einer schwarzen Wolke hervorbricht
Orchesterdiktator und Superstar: Neue Biographien über Georg Friedrich Händel von Franzpeter Messmer und Dorothea Schröder
Georg Friedrich Händels biographische Kontur lässt sich weniger scharf umreißen, als man meinen könnte. Einmal blieb das Privatleben auch der Großen im Barock des frühen 18. Jahrhunderts tatsächlich privat. Daher gibt es kaum Aufzeichnungen jenseits der öffentlichen Funktion. Darüberhinaus wird die tatsächliche historische Gestalt auch noch überstrahlt vom blendenden Ruhm des grandiosen Komponisten, der von Halle an der Saale aufbrach, die Welt zu erobern.
Erste Lorbeeren verdiente er sich in Hamburg als Opernkomponist und brillanter Cembalo- und Orgelspieler. Doch um künstlerisch und menschlich weiter zu wachsen, machte er sich nach Italien auf, imponierte in Florenz und Rom als Kantatenschreiber und wiederum als Tastenvirtuose, bis er in Venedig mit der Oper „Agrippina” seinen Durchbruch erlebte. Doch erst mit der Ankunft in England 1710 wurde im weiteren Verlauf aus dem interessanten feurigen „Sassone” der monumentale Georg Friedrich Händel, Komponist, Opernunternehmer und weiterhin Virtuose.
Dass der Ruhm in seinem Geburtsland Ende des 20. Jahrhunderts wieder eine neue, sein Werk nicht verfälschende, gewaltige Resonanz erreicht hat, liegt an der Wiederbelebung der Barockopern und dem den Staub aufwirbelnden Schwung der Alte-Musik-Bewegung. Endlich hat man verstanden, welch ungeheuren musikalischen Reichtum dieser Großmeister zu bieten hat, welche enormen Ansprüche an Sänger, Musiker und auch Inszenatoren seine Opern erheben und welche wunderbare melodische Einfalls- und kompositorische Organisationskraft seine Musik prägt.
Der Schweizer Musikwissenschaftler und -schriftsteller Franzpeter Messmer unternimmt mit seiner neuen Biographie den Versuch, näher auf Händels Leben als musikalischem europäischen Kosmopoliten einzugehen. Die Quellenlage hat sich allerdings nicht verbreitert, Händel hat keine Autobiographie hinterlassen, die biographischen Haupttexte von John Mainwaring und anderen sind posthum geschrieben worden. Immerhin hat Johann Mattheson, der mit Händel in Hamburg Oper machte, dort sang und spielte und sein Kumpan war bis zu einer veritablen Degenfechterei, bei der Händel womöglich draufgegangen wäre, hätte ihn sein Jackenknopf nicht vor der tödlichen Degenspitze Matthesons bewahrt, aus eigenem Erleben über den großen Kollegen berichten können. Ansonsten gibt es Briefe Händels, die in ihrer fast steifen Form nicht sehr viel hergeben über Charakter, Temperament und Emotionen des Schreibers, und Korrespondenz von meist englischen Zeitgenossen, die etwas mehr über den Menschen Händel mitteilen. Über Kindheit und Jugend oder aus der Italienzeit gibt es sonst jedoch fast nur Material aus zweiter und dritter Hand.
Dabei stieg Händel in London zweifellos zum Superstar auf, zu einer einmaligen freien Künstlerexistenz nach eigenem Maß und manchmal luxuriösem Tarif, wie sie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nur die Weltstadt London ermöglichen konnte. Messmer versucht in seiner biographischen Erzählung seinem Helden nahe zu kommen, fühlt sich ein in dessen Gemütslage während des Italienaufenthalts, wagt staunende „Händelsche” Blicke aus der Kutsche auf die menschenüberfüllten kotigen Straßen bei der Ankunft in London und riskiert wiederholt Vermutungen über die mögliche Homosexualität des Komponisten. Doch die Tragfähigkeit dieser nachspürenden oder -fragenden Annahmen bleibt ziemlich bescheiden.
Solche und ähnliche Überlegungen werden ja immer erst dort interessant, wo sie erhellen, aufklären und Erkenntnislichter aufstecken über das Entscheidende: über Händels Werk, das schließlich den Anlass für alle biographischen Anstrengungen gibt. Messmer schildert die italienischen Höfe geistlicher und weltlicher Fürsten, bei denen der feurige „Sassone” als virtuoso und Tonsetzer Furore machte; er vermag auch die politischen Verwicklungen darzustellen, im Zuge derer Kurfürst Georg Wilhelm von Hannover zum englischen König Georg I. wurde. Und man kann die Sympathie spüren, mit der er den alten kranken, gleichwohl bis zum Schluss Haltung bewahrenden Händel begleitet.
Trotzdem will sich Händels Leben und Streben Messmers vielleicht Skandalösem, raunendem Ansatz nicht recht fügen. Und seine Charakteristik der verschiedenen Werke bleibt seltsam blass, obwohl dabei ständig von „Sinnlichkeit, Schönheit” und Feuer die Rede ist.
Da liest sich der knappe, gut geordnete, Distanz wahrende wie immer auch faszinierte Empathie zeigende Aufriss des Händelschen Lebens und Werks, wie es die Hamburger Musikwissenschaftlerin Dorothea Schröder tut, wesentlich stringenter und klarer. Auch sie geht im Kapitel über Händels Persönlichkeit kurz auf die Thesen zur angeblichen Homophilie ein, hält die Möglichkeit aber für wenig wahrscheinlich: „Es ist allerdings kaum vorstellbar, dass eine solche Neigung den erbarmungslos satirischen, zum Teil auch offen gegen Händel eingestellten Londoner Zeitungsschreibern entgangen sein sollte – entsprechende Hinweise finden sich jedoch nirgends.” Hingegen würden Beziehungen zu Sängerinnen in Privatbriefen erwähnt. Immerhin schrieb König Georg III. in sein Exemplar von John Mainwarings Biographie: „Händel verachtete alle Ratschläge außer jenen von der Frau, die er liebte. Seine Affären dauerten nie lange, und hielten sich immer innerhalb der Grenzen seines Berufs.”
Auch Händels Werk tritt im Schröder-Buch in seinen verschiedenen Facetten deutlicher ins Licht. Und wenn es um Händel als Orchesterleiter geht, dann betont Messmer das diktatorische Regime des Komponisten, während Schröder Charles Burney zitiert, der unter Händel gespielt hatte. Burney schildert ihn als machtvolle, charismatische Persönlichkeit, die dem Orchester und den Sängern mit jener misstrauisch-mürrischen Wachsamkeit begegnete, die alle bedeutenden Dirigenten auszeichnet. Nette Kapellmeister sind keine guten, heißt es bei den Musikern. Händel biss bei Schlamperei also streng zu, kommentierte sängerische Selbstüberschätzung sarkastisch und konnte bei Lethargie und Routine zornig aufbrausen. „Aber”, so Burney, „wenn er einmal lächelte, war es wie Feuer, wie die Sonne, die aus einer schwarzen Wolke hervorbricht. Solch ein plötzliches Aufleuchten von Intelligenz, Witz und guter Laune, wie es aus seinem Gesicht strahlte, habe ich selten jemals wiedergesehen . . .”
HARALD EGGEBRECHT
FRANZPETER MESSMER: Georg Friedrich Händel. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2008. 286 Seiten, 19, 90 Euro.
DOROTHEA SCHRÖDER: Georg Friedrich Händel. C.H. Beck Verlag, München 2008 (Reihe Beck Wissen). 128 Seiten, 7,80 Euro.
Der Komponist Georg Friedrich Händel (1685-1759), gemalt von Thomas Hudson. Foto: Blanc Kunstverlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Auf die schwierige Quellenlage kann Harald Eggebrecht gar nicht oft genug hinweisen. Die hinterlassenen Briefe etwa findet er allzu steif, als dass sich daraus auf das tatsächliche Temperament Händels schließen ließe. Wenn Franzpeter Messmer in seiner Biografie also versucht, sich in des Meisters Gemütslage einzufühlen, ist Eggebrecht gewarnt. "Wiederholt" hat es der Rezensent mit "bescheidenen" Vermutungen zu tun. Und die Sympathie des Autors für sein Objekt klingt für ihn mitunter allzu "raunend". Trotz allem gewinnt der Meister als musikalischer Kosmopolit nicht so recht an Farbe. Die Charakteristik der Werke, findet Eggebrecht, bleibt ebenso blass. Das Gerede des Autors von Feuer und Sinnlichkeit scheint ihm nicht eingelöst zu werden.

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